A Bavarian Tale: Totgeschwiegen im Test

Bayern ist für so einiges bekannt, als Standort eines historischen Rollenspiels jedoch eher weniger. A Bavarian Tale – Totgeschwiegen von Active Fungus Studios will diesen Umstand nun etwas ändern und schickt euch auf Mördersuche im tiefsten Ländle.

Wie diese von sich geht und ob Nichtbayern überhaupt etwas verstehen erfahrt Ihr im Test! Aus Gründen der Nachsicht mit der nicht bayrisch sprechenden Bevölkerung, wurde auf eine Verfassung dieses Tests in Bayrisch übrigens verzichtet (Ausgenommen der Zwischenüberschriften, „Zefix“).

Am Land do gibts vü Sünd!

Im Jahre des Herren 1866, wird der Physikatsberichtersteller Valentin Schmitt von seinem Vorgesetzten ins beschauliche Wolpertshofen geschickt. Doch einfach im Wirtshaus das örtliche Gebräu kosten und dabei seinen Auftrag erfüllen spielts net. Schon bevor er überhaupt in das Dorf kommt, bekommt Valentin von einer Räuberplage Wind, die die Dörfler in Aufregung versetzt und sein Leben erschwert. Und dann kommt da auch noch ein Toter ins Spiel, höchstwahrscheinlich ermordet, der Valentins Fähigkeiten als Ermittler fordern wird.

A Gaudi is des!

Das Spiel möchte sich gerne als Open World Rollenspiel verstehen und der Einstieg in die Welt bietet euch auch eine leidlich animierte Landschaft, durch die ihr euch bewegen könnt. Sobald die ersten Gespräche mit den Ureinwohnern stattfinden, zeigt das Spiel denn auch eine seiner Stärken – die urbayrische Dialektsprache, in welcher jeder Charakter vertont ist. Die Qualität der Sprecher abseits ihrer Dialekte schwankt zwar ziemlich von monoton/nervend zu überaktierend, alles in allem ergibt es aber doch eine ganz stimmige zum Thema passende Atmosphäre – sofern man denn alles versteht, was die Dörfler da so von sich geben.

Do wird ma jo narrisch!

Während also Grafik und Sprachausgabe noch zu gefallen wissen, kommen leider auch schon recht bald beim Vorstoß ins bayrische Ländle so einige Schwächen zutage. Das Quest System zeigt gleich zu Beginn mit einem euphorischen „Schwammerl suchen“ und danach einem „Stecken suchen“, dass es wohl eher keine Orginalitätspreise gewinnen wird. Kurz darauf meldet sich dann noch die Pfadsuche der NPCs, dass es die Quests als Tiefpunkt des Spiels gerne ablösen möchte. Die Dörfler bleiben recht gerne an unsichtbaren Ecken hängen und ergehen sich in epileptischen Zuckungen, bespringen sich gegenseitig oder fliegen über den Boden anstatt langweiliger Weise per Fuß zu gehen. Einige verschwinden auch ins Nichts oder kommen aus dem Nichts.. langweilig wird’s also nie in Wolpertshofen.

Die Krone der Antimotivation heimst sich aber doch recht schnell das „Suchsystem“ ein, mit welchem man Valentin an bestimmten Orten nach Hinweisen oder wichtigen Gegenständen suchen lassen kann. Mit einer Art „Batman Spürsinn“ für ganz Arme, kann man das nähere Umfeld in weiße Schlieren tauchen und mit viel Glück einen Gegenstand als noch weißeren Schimmer wahrnehmen. Valentins Spürsinn benötigt übrigens auch Konzentration, welche sich nicht von selbst wieder auflädt, sondern das Essen von Brezeln voraussetzt. Aufgrund der mehr als mühsamen Umsetzung dessen, wird sich der arme Herr Schmitt wohl auch sehr bald den Magen verderben.

Obacht!

Unter den eher skurrilen Eigenschaften des Spiels, fällt dann wohl auch das sogenannte Kampfsystem. Hat ein feindlich gesinnter Bayer Valentin erblickt stürmt er auf diesen zu wie ein wilder Eber (solange er nirgends hängen bleibt) und die beiden dreschen sich auf beste Dorfmanier. Dazu gibt es dann noch eine gaudige Oktoberfest Musi, die Spieler:innen leicht am Ernst der Lage zweifeln lassen kann.

Zwoa Hoibe san aa a Läbakassemme!

Aber genug des Gnauzens – es gibt auch einige Stärken von „Totgeschwiegen“

Die Gespräche mit den Einwohnern sind nicht nur urig, sondern auch ein Hauptbestandteil des Spiels und Valentins Mördersuche. Hierbei kann man sich auch öfters entscheiden welche Vorgehensweise (empathisch, strikt usw.) man auf den jeweiligen Gesprächspartner anwenden möchte. Dies wird dann je nach Valentins Eigenschaften mit einer vierfachen Würfelprobe und etwaigen Modifikatoren ausgerechnet.

Beim honorigen Dorfarzt als auch beim rebellischen Lehrer kommen zum Beispiel gelehrte Töne naturgemäß besser an, als militärische Strenge.

Mithilfe dieser Gespräche ergibt sich nach und nach ein Bild der diversen Bewohner, ihrer Vorlieben und Abneigungen sowie ihrer Beziehungen untereinander. Dies wird auch von Valentin in seinem Notizbuch festgehalten, ebenso wie einige historische Besonderheiten, die sich der interessierte Spieler durchlesen kann. Leider gibt es keine Gesprächsprotokolle als auch nur eine rudimentäre Karten und Aufgabenbeschreibung, welches einem die Aufgabe für Frieden im Dorf zu sorgen nicht unbedingt erleichtert.

Zusammenfassung

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