Age of Empires II: Definitive Edition im Test

Wer wird heuer 20 Jahre alt? Nein, nicht nur Gamers.at entwächst endlich dem Teenager-Alter, sondern auch Age of Empires II wurde vor ziemlich genau zwei Dekaden veröffentlicht. Pünktlich zum Jubiläum bekommt dieses mit der Definitive Edition eine komplette Runderneuerung verpasst. Aber kann man eines der besten Echtzeitstrategiespiele aller Zeiten überhaupt noch besser machen?

Moment mal, gab es nicht bereits vor ein paar Jahren eine Neuveröffentlichung von Age of Empires II? Stimmt, denn bereits die HD-Edition von 2013 hatte nicht nur eine überarbeitete Optik, sondern auch neue Features und eine verbesserter KI im Gepäck. Was also hat die Definitive Edition darüber hinaus noch zu bieten? Zunächst mal sind die Verbesserungen in der audiovisuellen Überarbeitung  zu finden, denn die Darstellung erfolgt nun in 4K-Grafik und der komplette Soundtrack, sowie die Sprachausgabe wurde neu eingespielt, beziehungsweise vertont. Letztere wurde zwar auf den aktuellen Stand der Technik gebracht und auch sehr professionell umgesetzt, lässt aber dann doch irgendwie den leicht schrulligen Charme des Originals vermissen. Dafür ist die verbesserte Optik dank des optionalen „Enhanced Graphics Packs“ ein echter Hingucker. Neben einer Auflösungen von 1.267×712 Bildpunkten bis hin zu 4K, bietet diese dank stufenloser Zoom-Funktion nun auch eine deutlich bessere Übersicht. Das wirkliche Highlight sind aber die komplett neu aufgesetzten Grafiksets. Nicht nur dass sämtliche Einheiten nun geschmeidig über den Bildschirm marschieren, auch die einstürzenden Gebäude sehen einfach nur beeindruckend aus, vor allem wenn man daran denkt, dass dahinter eine alte 2D-Engine ohne jegliche Physikberechnungen steckt. Hier haben die Entwickler von Forgotten Empires (die übrigens auch für den The Forgotten Mod für Age of Empires II verantwortlich sind) ganze Arbeit geleistet.

Ein umfassendes Sorglos-Paket

Die Age of Empires II: Definitive Edition enthält nicht nur das Hauptspiel, sondern auch sämtliche Inhalte der bislang erschienenen Erweiterungen. Das bedeutet, dass die Kampagne von The Conquerors sowie sämtliche Erweiterungen der HD-Fassung, namentlich The Forgotten, The African Kingdoms  und The Rise of the Rajas, sind in dem Paket enthalten sind. Darüber hinaus wird das Spiel durch drei zusätzliche Kampagnen ergänzt, welche in Eurasien im Zeitalter der Mongolen angesiedelt ist und unter dem Titel  „The Last Khans“ zusammengefasst werden. In Zahlen bedeutet das nun insgesamt 27 Kampagnen und durch die vier neuen Zivilisation Bulgaren, Kumanen, Litauer sowie den Tataren steigt die Zahl an spielbaren Völkern auf 35. Eine sehr beeindruckender Umfang, mit dem selbst erfahrene Spieler locker 40-50 Stunden beschäftigt sein sollten.

Aber nicht nur inhaltlich gibt es jede Menge Neuerungen, auch in Sachen Komfortfunktionen hat die Definitive Edition einiges zu bieten. Endlich kann ich gleich am ersten Blick erkennen wie viele Arbeiter welche Rohstoffe abbauen, es gibt nun endlich Produktions- und Forschungsschlangen und meine Felder werden nach dem Abernten automatisch wieder besät. Zusätzlich kommen unter anderem noch neue Funktionen in Sachen Steuerung oder in der graphischen Benutzeroberfläche hinzu. Das klingt jetzt alles nach Kleinkram, verbessert aber das etwas angestaubte Gameplay enorm, denn gerade weil nicht großartig viel verändert wurde, spielt sich auch die Age of Empires II: Definitive Edition nicht viel anders, also vor 20 Jahren – nur halt wesentlich komfortabler. Einen deutlichen Entwicklungssprung hat auch die KI vollzogen, was sich vor allem in der Wegfindung bemerkbar macht. So haben die Einheiten an Engstellen zwar weiterhin ihre Probleme, aber insgesamt stellt sie sich nun wesentlich schlauer an und man wird nicht mehr ganz so oft ärgerliche Situationen. Ebenfalls neu: Die Computergegner schummeln nun nicht mehr, denn sie müssen genauso wie der Spiele Ressourcen abbauen und sehen nun nicht mehr was sich hinter dem Nebel des Krieges verbirgt. Natürlich gibt es weiterhin gelegentliche Aussetzer, etwa wenn die Truppen unter Beschuss stehen, ohne darauf zu reagieren, dennoch ist ein wesentlicher Fortschritt zum Original deutlich erkennbar. Wer den direkten Vergleich sehen will, der kann übrigens in den Skirmish-Schlachten die verschiedenen KI-Stufen (Conquerer, HD und DE) gegeneinander antreten lassen. Dank dem neuen Zuschauer-Modus, welcher wechselnde Perspektiven erlaubt und zahlreiche Statistiken präsentiert, gibt es hier so einige interessante und vor allem aufschlussreiche Konstellationen zu bewundern.

Kein LAN dafür Crossplay

Die Definitive Edition vom ersten Age of Empires gab es bei seiner Veröffentlichung exklusive im Micosoft Store zu kaufen und hatte damals mit massiven Problemen zu kämpfen. Diesen Fehler macht man nun nicht mehr, denn die Age of Empires II Definitive Edition ist nun auch via Steam erhältlich. Nicht nur, dass Besitzer der HD-Variante sogar einen Rabatt bekommen oder das Spiel per Xbox Game Pass ohnehin kostenlos ist, das Spiel unterstützt darüber hinaus Crossplay zwischen den beiden Vertriebsplattformen. Einziger Wermutstropfen: Ein LAN-Modus für lokale Multiplayer-Partien wie damals 1999 fehlt leider. Ganz ohne Probleme läuft aber auch bei Age of Empires II Definitive Edition nicht alles. Vor allem nach der Installation des 16 GB großen „Enhanced Graphics Packs“ kam es zu gelegentlichen Abstürzen und die Performance auf unserem Testrechner, welcher die empfohlenen Systemanforderungen mehr als erfüllt, war besonders bei großen Einheitenmassen teilweise sogar mangelhaft. Hier sollte man dringend mit einem Patch nachbessern.

FAZIT

Was waren das für Zeiten, als ich gemeinsam mit meinen Kumpels und einer Stoppuhr versucht habe herauszufinden, wie man am schnellsten vom Mittelalter in das Imperialzeit kommt oder welche Kombination an Zivilisationen am erfolgversprechendsten ist. Auch wenn das Fehlen des LAN-Modus sehr schmerzlich ist, aber früher war halt doch nicht immer alles besser, was die Age of Empires II Definitive Edition eindrucksvoll unter Beweis stellt. Nicht nur die technischen Verbesserungen sind beachtlich, sondern auch spielerisch wird hier selbst für altgediente Feldherren viel geboten. Auch wenn es sicherlich noch einige Zeit dauern wird, bis endlich der vierte Teil erscheinen wird, die Age of Empires II Definitive Edition verkürzt diese Wartezeit dann doch um etliche Spielstunden. Übrigens: In The Conquerers war die beste Kombination in den 2vs2-Partien eindeutig Teutonen und Byzantiner. Dass ich nun 20 Jahre später mit meinem Freunden wieder vor dem Bildschirm tüftle, um herauszufinden, ob das heute noch genauso ist, das wage ich zu bezweifeln – interessieren würde es mich aber definitiv.

Was ist Age of Empires II: Definitive Edition? Age of Empires II in neuer Grafikpracht in 4K Ultra HD, einem überarbeiteten Soundtrack sowie brandneuen Inhalten.
Plattformen: PC, PS4, XBox One, Nintendo Switch
Getestet: Version 32911 auf PC Intel Core i5-4440, 8GB RAM, GeForce GTX 650
Entwickler / Publisher: Forgotten Empires, Tantalus Media, Wicked Witch / Xbox Game Studios
Release: 12. November 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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