Von Ägypten zu den Spartanern – am 5. Oktober erscheint der neueste Ableger der Assassin’s Creed-Saga und bringt euch diesmal direkt in die Auseinandersetzung zwischen Sparta und Athen. Wir durften die ersten beiden Kapitel des Spiels bereits jetzt ausführlich anspielen.
Die Qual der Wahl
Wie bereits erwähnt, versetzt euch Assassin’s Creed Odyssey diesmal in die Zeit der spartanischen Kriege, aber anders als in den Vorgängern folgt ihr dabei nicht bloß einer vorgegebenen Story, sondern macht diese zu eurem ganz persönlichen Erlebnis. Umgesetzt wird das Ganze durch jede Menge Entscheidungsmöglichkeiten – und die erste davon trefft ihr bereits ganz zu Beginn des Spiels, indem ihr euren Charakter wählt. Zur Auswahl stehen der Krieger Alexios sowie die Kriegerin Kassandra. Beide starten an gleicher Stelle und mit gleichen Voraussetzungen in die Story, bringen aber, bedingt durch feine Unterschiede im – äußerst gelungenen – Voice Acting, doch ihre eigene Persönlichkeit mit ins Geschehen. In meinem Spiel habe ich mich für Kassandra entschieden.
Nach einer spannenden Intro-Sequenz, die ihr euch auch in unserem Video unten anschauen könnt, startet ihr direkt in die Handlung: Kassandra (oder Alexios) gerät mit den Leuten des Zyklopen, eines einäugigen Bandenführers, in Auseinandersetzung und erfährt – einen Sieg sowie einen kurzen Ritt später – auch wieso: Ihr etwas zu vogelfrei agierender Freund Marko hat sich Geld geliehen, um sich kurzerhand einen Weingarten zu kaufen und kann das Geld nicht zurückzahlen. Auf geht es direkt ins Geschehen …
Bereits während dieser ersten Sequenzen könnt ihr eure ersten Entscheidungen treffen – und müsst mit den daraus resultierenden Konsequenzen leben: Habt ihr die Leute des Zyklopen erstmals vermöbelt, könnt ihr entscheiden, ob ihr sie töten oder noch mal mit dem Leben davonkommen lassen wollt. Entscheidet ihr euch dafür, Gnade walten zu lassen, wird euch das kurz darauf auch schon heimgezahlt: Die beiden lauern euch dann nämlich auf und müssen erneut – und diesmal endgültig – besiegt werden. Viele Entscheidungen im Spiel haben ähnliche Konsequenzen: Kleinere Dinge – die sich im Ablauf des Spiels ändern – und viele ändern auch bloß die Atmosphäre in Gesprächen: Wollt ihr freundlich oder ruppig, herzlich oder abweisend sein? Möchtet ihr geschickt verhandeln oder doch lieber eure Fäuste sprechen lassen? Andere Entscheidungen haben aber auch weitaus schwerwiegendere Folgen: Charaktere können sich euch anschließen oder sich von euch abwenden, andere werden je nachdem, wofür ihr euch entscheidet, überleben und so im späteren Spielverlauf nochmals dementsprechend wichtig werden, oder aber sterben, wodurch euch ganze Sequenzen entgehen könnten – oder sich wiederum andere öffnen. Die Kombination all dieser kleineren bis großen Entscheidungen und ihrer Auswirkungen sorgen dafür, dass kein Assassin’s Creed Odyssey Durchgang genau wie der andere sein wird. Wiederspielwert dementsprechend sehr hoch!
Wichtig war Ubisoft dabei vor allem eines: Keine Entscheidung soll richtig oder falsch sein. Vielmehr soll es darum gehen, euch die Möglichkeit zu geben, eure ganz persönliche Story mit ihrem ganz eigenen Ausgang zu erleben – angefangen davon, wir ihr von anderen Leuten gesehen werden wollt, bis dahin, wie ihr euer eigenes Schicksal durch maßgebliche Entscheidungen beeinflusst. Eben ganz so, wie das auch im echten Leben laufen würde.
Und immer weiter Richtung Rollenspiel
Spätestens mit Odysseys Vorgänger Origins hat die Assassin’s Creed-Reihe erstmalig einen eindeutigen Schritt ins Rollenspielgenre gewagt – mit Erfahrungspunkten, rundum anpassbaren Charakteren, Skill Tree, aufwertbaren Waffen, mehr und abwechslungsreicheren Quests als je zuvor und einer riesigen Open World mit zig Geheimnissen und Überraschungen. Assassin’s Creed Odyssey geht hier jetzt noch einen Schritt weiter, übernimmt viel von Origins, aber baut sowohl die Anpassungsfähigkeiten eures Charakters, die Größe der Open World sowie die Anzahl der Quests nochmals aus.
Beginnen wir bei Kassandras/Alexios Fähigkeiten: Wie im Vorgänger erhaltet ihr für abgeschlossene Quests und Aufgaben Erfahrungspunkte und wiederum gibt es bei Level-ups Fertigkeitenpunkte, die ihr beliebig im Skill Tree verteilen könnt. Unter den ersten Fähigkeiten, die ihr damit erwerben könnt, ist beispielsweise der spezielle Assassinen-Sinn, der euch einmal mehr Schätze und die Position von Gegnern in eurer Umgebung anzeigt, ein Bullen-Angriff, mit dem ihr bei 2,5-fachem Schaden durch eure Gegner brechen könnt, eine Heilfertigkeit, die 25% eurer Lebensenergie regeneriert, oder ein Tritt, mit dem ihr Widersacher aus dem Gleichgewicht bringen und so für Angriffe öffnen oder sie sogar von Klippen und Schiffen befördern könnt.
Während einige dieser Fertigkeiten passiv sind und andere wiederum jederzeit gratis zur Verfügung stehen, müsst ihr für andere Slots eurer Adrenalinleiste opfern. Diese füllt sich während spezieller Aktionen im Kampf, beispielsweise beim Blocken von Attacken oder bei gelungenen Kopfschüssen. Außerdem müsst ihr diese Spezialfertigkeiten euren vier Aktionsbuttons zuordnen und könnt sie nach erstmaligem Einsatz erst wieder nach Ablauf des Cool-Downs nutzen – es gilt also, hier auch etwas taktischer vorzugehen.
Wo wir gerade bei Taktik wären: Was im neuen Assassin’s Creed Odyssey neu ist, ist, dass ihr alle bereits ausgegebenen Skill Points im Menü jederzeit wieder löschen und dann neu verteilen könnt. Der größte Vorteil dabei: Solltet ihr bei einem besonderen Kampf Schwierigkeiten haben, könnt ihr eure Fertigkeiten problemlos anpassen, um euch so bessere Chancen zu sichern. Der Nachteil: All jene, die am liebsten auf eine gezielte Spielart setzen und dabei bleiben, werden höchstwahrscheinlich früher oder später auf Schwierigkeiten stoßen.
Neben euren Fertigkeiten, könnt ihr auch die Waffen auf mannigfaltige Weise anpassen: Ausrüstungsgegenstände können einmal mehr mittels gesammelter Materialien aufgewertet werden und bei Schmieden zudem auch mit zusätzlichen Attributen wie mehr Assassinen- oder Jägerschaden versehen werden. Alles in allem lässt euch das Spiel also nicht nur in Sachen Story, sondern ebenso im Gameplay jede Menge Freiheit, zur Entfaltung eures eigenen Spielstils und eurer eigenen Persönlichkeit.
Auf der Flucht
Wie ihr wohl schon vermutet habt, werdet ihr auch in diesem Assassin’s Creed wieder so manchem euch gegenüber schlecht gelaunten Individuum begegnen – allen anderen diesmal voran: Kopfgeldjäger. Im Menü unter einem eigenen Punkt angebracht, findet ihr diesmal eine Reihe von Personen, die auch in der Story vorgestellt werden und euch aus dem einen oder anderen Grund jagen. Angegeben wird dabei stets ihr Level und eine kurze Info zu ihrem Hintergrund und ihr könnt sie genau wie Quests auf der Karte verfolgen – bei Besiegen winken besondere Belohnungen und natürlich reichlich XP.
Serientypisch sind aber nicht nur diese Kopfgeldjäger auf euren Fersen: Macht ihr euch durch ungesetzliche Handlungen wie Angriffe auf Wachen und Ähnliches unbeliebt, werden auch Söldner auf euch aufmerksam und wollen euch an den Kragen. Um euer Notoritätslevel wieder zu senken, habt ihr nun mehrere Möglichkeiten: Schaltet die Fadenzieher aus oder bezahlt euer eigenes Kopfgeld jederzeit im Kartenmenü.
Große weite Welt
Abschließend fehlt natürlich noch ein Wort zur neuen Welt: War die Karte von Assassin’s Creed Origins schon groß, dürft ihr diesmal eine noch etwas umfangreichere und vor allem noch lebendigere Welt erkunden – und das erstmals auch im neuen Explorer Modus. Wählt ihr diesen zu Spielbeginn aus, werden euch nicht, wie in vorigen Teilen, sämtliche Quest Locations direkt auf der Karte angezeigt, sondern ihr erhaltet stattdessen Hinweise wie „nördlich von XXX“, „an der Küste“ oder „in unmittelbarer Nähe zu yyy“. Die Angaben sind nicht allzu schwer zu kombinieren und seid ihr erst mal in der Nähe, fordert euch ein Prompt dazu auf, mithilfe eures fliegenden Begleiters Ikarus – genau wie in Origins mit Senu – die genaue Questposition ausfindig zu machen. Dennoch fügt das Ganze fügt dem Rollenspiel-Ansatz einen weiteren interessanten Aspekt hinzu und machte während meiner Testsession auch durchaus Spaß.
FAZIT
Die ersten beiden Kapitel von Assassin’s Creed Odyssey machen definitiv Lust auf mehr: Anders als im Vorgänger startet die Story diesmal nicht langsam mit Sammelaufgaben und Ähnlichem in die Handlung, sondern wirft euch direkt in die Action, die während der ersten sieben Stunden Spielzeit auch kein einziges Mal abgerissen ist. Durch die Entscheidungsmöglichkeiten bekommt man schon beim ersten Mal zocken Lust, das Game erneut zu spielen, und auch die Nebenquests sind keine bloßen „Suche, lauf und hole“-Quests, sondern bauen die Handlung und die Charaktere der Welt weiter aus und geben einem so ebenfalls das Gefühl, tatsächlich etwas zu erleben und nicht nur auf XP-Jagd zu gehen. Die vielen Spiel- und Anpassungsmöglichkeiten können indessen nicht nur auf jedermanns konkreten Spielstil abgestimmt werden, sondern motivieren überdies zum Herumprobieren und Taktieren. Einziger Wermutstropfen dabei: Wer sich für gewöhnlich lieber auf einen Spielstil festlegt und dabei bleiben möchte, muss bei Assassin’s Creed Odyssey wohl früher oder später umdenken und doch etwas flexibler werden. Bleibt die Dichte und Qualität der eigentlichen Story im Laufe des Spiels auch jenseits der ersten beiden Kapitel gleich hochwertig, lohnt sich das allerdings auf alle Fälle. Ich kann den Release des Titels am 5. Oktober jedenfalls kaum erwarten!
Was ist Assassin’s Creed Odyssey? Neuester Teil der Assassin’s Creed-Reihe mit noch größerem Fokus auf Action-Rollenspiel-Elemente
Plattformen: PC, PS4, Xbox One
Getestet: PS4-Preview-Version
Entwickler / Publisher: Ubisoft
Release: 5. Oktober 2018
Link: Offizielle Webseite
Und hier findet ihr noch einen Video-Zusammenschnitt aus den ersten Spielstunden inkl. Intro: