Angespielt: Fist of the North Star: Lost Paradise

Sage und schreibe 35 Jahre ist der Manga alt, dessen Videospielumsetzung in knapp einem Monat bei uns erscheinen wird. Es ist zwar nicht die erste, aber sicherlich die vielversprechendste, denn hier waren die Macher der seit Jahren erfolgreichen Yakuza-Reihe am Werk. Auf Einladung des hiesigen Vertriebs von SEGA hatte ich die Gelegenheit, den Titel ausgiebig anzuspielen und mir ein Bild davon zu machen, was uns denn am 02. Oktober so erwartet.

Mad Max auf Japanisch

Nach der nuklearen Apokalypse, die einen Großteil der Zivilisation vernichtet hat, versuchen die Überbleibsel der Menschheit in der unwirtlichen und von Nahrungs- und Wassermangel geprägten Welt zu überleben. Wir treffen auf Kenshiro, Hauptfigur des zugrundeliegenden Mangas und unsere Spielfigur, als er in einer kleinen Siedlung mitten im Nirgendwo eintrifft. Er ist auf der Suche mach seiner Verlobten Yuria, die Jahre zuvor von seinem Widersacher Shin entführt wurde und von der er bis vor Kurzem angenommen hat, dass sie tot wäre. Doch Gerüchten zufolge soll sie in der von Legenden umrankten Stadt Eden aufgetaucht sein – und genau dorthin ist er unterwegs, der Hoffnung folgend, seine Geliebte vielleicht doch noch wiederzusehen.

Wie ein Ei dem anderen … oder doch nicht?

Wer die Yakuza-Spiele kennt, wird nicht lange brauchen, um die enge Verwandtschaft zur Reihe zu erkennen. Zwar ist die Welt von Lost Paradise größer (mehr Open-World als Open-City), Spielprinzip und diverse Mechaniken ähneln sich aber doch gewaltig. Hier wie dort wird die Story in ausufernden Gesprächen und Zwischensequenzen erzählt, die dann üblicherweise in ausschweifenden Martial-Arts-Schlägereien enden. Die sind, ebenso wie bei Yakuza, das Herzstück des Games, was aber hier doppelt gilt – denn eben die spezielle Kampfkunst von Kenshiro ist ein essentieller Bestandteil der Vorlage. Als Meister der Hokuto Shinken Schule, kann er nämlich, allein durch Berührung mit nur einem Finger, jemanden qualvoll töten, oder auch heilen. Umgesetzt wird dieses Prinzip ähnlich wie die sogenannten Heat-Actions in neueren Yakuza-Titeln. Durch das Verprügeln von Gegnern füllt sich ein Balken, was einem dann erlaubt, diverse Special Moves auszuführen. Von diesen gibt es unzählige, da der ausgeführte Angriff nicht nur von des Spielers Controller-Eingaben abhängt, sondern auch von der direkten Umgebung.

All diese schönen Tricks wollen allerdings auch hier erst gelernt werden, was über ein ausgeklügeltes Punktesystem erledigt wird, das dem Vorbild ebenfalls sehr ähnelt. Und auch der Spielablauf zwischen den Prügeleien dürfte so manchem bekannt vorkommen, denn auch hier halten einen, wie im Game-Bruder, zahllose Mini-Games und Neben-Missionen davon ab, die Story weiterzuführen. Wirklich ganz neu sind allerdings Fahrzeuge, die man in Fist of the North Star: Lost Paradise selbst steuern kann. Die Vehikel sind aber, aufgrund der wesentlich weitläufigeren Welt, auch dringend nötig.

Kiryu, bist das du?

Auch wenn die original japanische Sprachausgabe zum großen Teil von denselben Sprechern vertont wurde (Kenshiro = Kiryu) so gibt es dann doch, gerade in diesem Bereich, eine große Neuigkeit – denn für die nun anstehende, weltweite Veröffentlichung wurde erstmals das komplette Spiel in Englisch eingesprochen, auch wenn das hierzulande kaum jemanden beeindrucken dürfte.

Was das Aussehen anbelangt, muss sich Fist of the North Star: Lost Paradise aber keine Vergleiche gefallen lassen. Das Spiel basiert zwar auf derselben Engine wie die jüngeren Yakuza-Titel, sieht aber vollkommen anders aus. Hier hat man sich sichtlich Mühe gegeben, der Vorlage stilistisch so nahe wie möglich zu kommen, was vor allem durch bewusst simpel ausgearbeitete Texturen und einen tollen Cel-Shading-Effekt erreicht wird.

FAZIT

Natürlich kann man die sehr auffälligen Ähnlichkeiten zu den Yakuza-Spielen bemängeln, doch nach ein wenig Einspielzeit, stellt sich schnell heraus, dass die Kombination aus den bekannten Spielmechaniken und der völlig überdrehten Endzeit-/Martial-Arts-Story unglaublich gut zusammenpasst. Gerade die total irren Finishing-Moves von Kenshiro sind in ihrer exzessiven Gewalttätigkeit und zugleich Slapstick-haften Komik zum Schreien. Ob diese dann allerdings nach einigen Stunden immer noch Spaß machen und ob auch Fist of the North Star: Lost Paradise die Menge an Inhalt zu bieten hat, die man vom Studio gewohnt ist, wird erst der vollständige Test zeigen. Im Auge behalten sollte man den Titel aber allemal.

Was ist Fist of the North Star: Lost Paradise? Versoftung eines Manga und Anime Klassikers ganz im Stile der beliebten Yakuza-Reihe.
Plattformen: PS4
Gespielt: PS4
Entwickler / Publisher: Ryu ga Gotoku Studio / Sega
Release: 02. Oktober 2018
LinkOffizielle Webseite

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