Ara: History Untold im Test

Mit Ara: History Untold nimmt ein weiteres Spiel die beliebte Civilization Reihe ins Visier und versucht den Genrekönig vom Thron zu stoßen. Dabei bietet Ara: History Untold einige einzigartige Spielmechaniken die es von den anderen Genrevertretern abheben soll. Doch machen diese auch Spaß und können einen tatsächlich begeistern?

Mit den Xbox Game Studios als Publisher veröffentlichte der Entwickler Oxide Games am 24.09.2024 sein 4X Rundenstrategiespiel Ara: History Untold für PC. Zwar sind die Oxide Games bislang ein weniger bekanntes Entwicklerstudio, welches auf eine überschaubare Zahl an Veröffentlichung zurückblicken kann, jedoch hat sich ein Teil der Gründer der Oxide Games im Rahmen der Entwicklung von Civilization V kennengelernt und haben diese dadurch bereits Erfahrung im rundenbasierten Globalstrategiegenre sammeln können.

Spielstart & Ende

Zu Beginn einer Partie von Ara: History Untold entscheidet Ihr zunächst mit welcher historischen Persönlichkeit Ihr Euer Abenteuer starten möchtet. Es stehen Euch hierzu über 30 Anführer zur Verfügung, die Euch verschiedenste globale Boni für Eure aufstrebende Nation gewähren. Aufgrund der Masse an möglichen Anführern sollte für jeden Spielstil etwas dabei sein.

Das Ziel in Ara: History Untold ist das Erlangen von Prestigepunkten und stellt dies auch die einzige Siegesbedingung dar. Wie ihr das macht ist dabei grundsätzlich Euch selbst überlassen und gibt Euch Ara: History Untold im Spiel mit einer jederzeit abrufbaren umfassende Aufstellung detailliert Aufschluss darüber, wie sich Euer Prestige Punktestand jeweils aktuell zusammensetzt. Sowohl kulturelle, militärische, wissenschaftliche oder religiöse Errungenschaften sowie das schlichte Verbessern Eurer Stadt, etwa durch den Bau von sogenannten Triumphen (einzigartigen Spezialgebäuden) oder bestimmten Stadteinrichtungen, können Euch Prestige einbringen. Ara: History Untold ermöglicht Euch sowohl eine bestimmte spezialisierte Strategie zu verfolgen und so viel Prestige in einem einzigen Bereich anzureichern, als auch ohne einseitige Spezialisierung durch viele kleine Maßnahmen Eure Nation zum Erfolg zu führen. Als besonderen Twist verknüpft Ara: History Untold das Prestigesystem noch mit einem abgewandelten Battle-Royale-System. Es wird nach jeweils vier Zeitaltern – diese stellen dann jeweils einen von drei Akten dar – eine Art Zwischenbilanz gezogen und werden die unbedeutendsten Nationen die es nicht geschafft haben ausreichend Prestigepunkte zu erwirtschaften aussortiert. Dies führt dazu, dass man sich schon von Beginn des Spiels an um Prestigepunkte kümmern muss und auch stets ein Auge auf die Entwicklung der anderen Nationen haben sollte.

Aufbau eines Imperiums

Die vorrangige Spielmechanik von Ara: History Untold liegt wie auch bei vielen anderen rundenbasierten 4X Globalstrategiespielen darin, zunächst unbedeutende Siedlungen durch verschiedene Zeitalter zu führen und zu einer erfolgreichen und angesehenen Nation auszubauen. Dazu könnt Ihr in Euren Siedlungen jeweils verschiedenste Gebäude errichten, die Euch Ressourcen besser abbauen lassen oder andere Boni bieten. Mit steigender Bevölkerungszahl in Euren Siedlungen könnt Ihr dann auch jeweils das Stadtgebiet auf dem Spielfeld ausdehnen. Anders als in vielen anderen Globalstrategiespielen, insbesondere im Vergleich zur Civilization Reihe, wird die Spielwelt von Ara: History Untold dabei nicht in ein starres Gerüst von Hexfeldern eingepfercht sondern in organisch wirkende Regionen. Jede in Euer Stadtgebiet eingegliederte Region verleiht Euch mehr Ressourcen für Eure Stadt und bietet Euch eine unterschiedliche Zahl an Bauplätzen auf denen Ihr wiederum weitere Gebäude oder auch Triumphe errichten könnt.

Eine Besonderheit von Ara: History Untold ist in diesem Zusammenhang, dass viele Gebäude Verbrauchsgüter und Waren produzieren können. Diese können einerseits genutzt werden um Eure Stadt für eine gewisse Zeit zusätzliche (mächtige) Boni zu verleihen oder werden für die Verbesserung von Gebäuden, für die Produktion von Einheiten oder weiterer Waren und Verbrauchsgütern benötigt. Je weiter Ihr im Spiel durch die Zeitalter voranschreitet und dabei neue Technologien erforscht desto komplexer werden die Warenketten und verkomplizieren sich dabei der weitere Aufbau und die Verwaltung Eurer Städte.

Leider ist das ganze Warenkettensystem dabei nicht einsteigerfreundlich aufbereitet und erfordert es einiges an Einarbeitungszeit dieses zu durchschauen, zumal Ihr Euch dessen Funktionsweise vor allem durch das Lesen vieler Texte selbst erklären müsst. Eine vereinfachte grafische Darstellung von Warenketten fehlt bedauerlicherweise ebenso wie eine komfortable Bedienung um die vielen Rädchen bei jedem einzelnen Stadtgebäude einzustellen. Zwar gibt es durchaus Ansätze für Komfortfunktionen, jedoch wird man dennoch sehr oft von der Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten erschlagen. Beispielsweise könnt Ihr nach dem Bau eines landwirtschaftlichen Hofes diesen in vier Slots für Waren verbessern. Dabei erfährt Ihr jedoch erst nach einem Klick auf einen Slot welche Art von Waren benötigt wird. Im ersten Slot könnt Ihr dann ausschließlich einen Pflug oder schweren Pflug ausrüsten, im zweiten ausschließlich Dünger, im dritten nur Energie und Brennstoff und im letzten einen Traktor. Die möglicherweise ausrüstbaren Waren werden Euch dabei unabhängig davon angezeigt, ob Ihr diese bereits erforscht habt, sodass Ihr nicht sicher sein könnt, ob ihr schlicht noch die Produktion in einem anderen Gebäude beauftragen müsst oder Ihr die Waren mangels Technologie noch gar nicht produzieren könnt. Wer sein persönliches Glück im umfassenden Mikromanagement eines jeden Teils seiner Stadt findet und sich auch von einer herausfordernden Einarbeitungszeit nicht scheut, wird trotz der Komfortmängel sicherlich viel Spaß in dieser Spielmechanik finden.

Erkundung und Kampf

Neben dem Aufbau einer herausragenden Nation mit Hilfe Eurer Städte gehört auch die Erkundung der Spielwelt und nötigenfalls das Führen von Kriegen zu den Aufgaben eines Anführers. Wie bereits erwähnt setzt Ara: History Untold hierbei auf organische Regionen statt auf ein regelmäßiges Raster. Dies sieht nicht nur hübsch aus, sondern hat auch spielerisch Einfluss, wenn Ihr Eure Einheiten über die Spielwelt ziehen lässt und dadurch manche Wege etwas kürzer oder länger werden als es auf den ersten Blick vielleicht aussieht. Dabei sind mit Ausnahme von (für Landeinheiten) unpassierbaren Bergen in Ara: History Untold alle Land- oder Seefelder gleich viel Wert und macht es keinen Unterschied ob Eure Einheiten über einen Fluss ziehen, auf offenen Graslandschaften umherwandern oder sich durch einen dichten Wald schlagen müssen. Alles kostet Euch immer gleichviel Bewegungspunkte und vereinfacht das  Mikromanagement in diesem Bereich des Spiels.

Grundsätzlich funktioniert das Verschieben von Einheiten zwar auch wie erwartet, jedoch fehlt es Ara: History Untold in diesem Zusammenhang auch hier an mancher grundlegender Quality of Life Funktion. Wenn wir beispielsweise eine Einheit von Punkt A nach B schicken möchtet, dann seht Ihr, bevor Ihr den Befehlt erteilt habt, nicht wie weit das gewünschte Ziel entfernt ist und wie lange Eure Einheit brauchen wird um an den gewünschten Zielpunkt anzukommen. Lediglich nachdem Ihr den Befehl erteilt habt könnt Ihr Euch – sobald Ihr mit der Maus über die Einheit fährt – den eingeschlagenen Weg und die erforderliche Rundendauer anzeigen lassen. Gerade wenn Ihr Euch im Krieg mit einer anderen Nation befindet und mehrere Einheiten koordiniert über das Schlachtfeld wandern lassen möchtet, fällt das Fehlen einer komfortableren Anzeige doch spürbar auf.

Eine Besonderheit von Ara: History Untold ist, dass dieses nicht in aufeinander folgenden Runden abläuft, sondern simultane Züge durchgeführt werden. Sowohl Ihr selbst als auch Eure Mitspieler legen dabei zunächst alle Befehle Eurer Einheiten fest und werden diese am Ende jeder Runde gleichzeitig ausgeführt. Wenn Ihr beispielsweise in den Kampf mit einer gegnerischen Einheit treten möchtet und dann am Ende einer Runde in jene Region zieht, in welcher die gegnerische Einheit bislang stand, kann es passieren, dass sich diese bereits an eine andere Position bewegt hat, da ja auch die Bewegungsbefehle dieser gegnerischen Einheit gleichzeitig ausgeführt werden. Im Rahmen von Gefechten erzeugt dies eine sehr spannende Ungewissheit und erfordert ein Antizipieren der Handlungen Eurer Mitspieler. Als positiven Nebeneffekt reduziert die simultane Ausführung aller Züge die Wartezeiten zwischen diesen merklich.

Davon abgesehen modifiziert Ara: History Untold auch den klassischerweise erwarteten Einheitenbau in einer interessanten und zeitsparenden Weise. Erschafft Ihr in Eurer Nation beispielsweise in mehreren Städten militärische Truppen, so erscheinen diese nicht einfach nach deren Fertigstellung auf der Karte in diesen Städten, sondern werden zunächst in die Reserve geschickt. Dort verbleiben Eure Truppen solange, bis Ihr diese dann in einer beliebigen Stadt zur Musterung ausheben lässt und dort platziert. Auch erst mit diesen Zeitpunkt müsst Ihr für den Unterhalt dieser Truppen aufkommen. Ebenso wie die simultane Zugfolge bietet dieses System für Euch einige taktische Möglichkeiten. Die Umsetzung dieser Spielmechanik ist Ara: History Untold gut gelungen.

Atmosphäre ohne Story

Als mehrere Zeitalter umfassendes Globalstrategiespiel verzichtet Ara: History Untold, wie auch viele seiner konkurrierenden Genrekollegen, auf eine Storykampagne und müsst Ihr Euren Eintrag in die Geschichtsbücher selbst verwirklichen.

Grafisch ist die Spielwelt von Ara: History Untold sehr ansprechend gestaltet. Auf der Hauptkarte könnt Ihr relativ frei hinein und hinaus zoomen und je näher Ihr mit Eurer Kamera auf der Karte pickt auch allerlei Details entdecken. Ob dies umherfliegende Vogelschwärme, freilaufende Wölfe oder schlicht die Bewohner Eurer Stadt sind – die Spielwelt von Ara: History Untold wirkt in diesen Momenten sehr belebt und bietet was fürs Auge. Auch die verschiedenen Biome fügen sich hier gut in das Gesamtbild ein und lassen mit großen und kleinen Bergen, Tundra, Wüsten-, Gras- und Waldlandschaften, Steppen oder Urwald, keine Langeweile beim Betrachten aufkommen. Die Entwickler haben hier viel Liebe ins Detail gesteckt. Ein Wehrmutstropfen bleibt dabei jedoch, denn spielerisch macht es wenig Sinn in dieser Detailstufe zu versuchen Ara: History Untold in irgendeiner Weise zu spielen. Die meiste Zeit werdet Ihr soweit heraus gezoomt haben, dass Ihr die vielen Details überhaupt nicht mehr erkennen könnt und die meisten Spielelemente abstrahiert durch Icons dargestellt werden.

Im Gegensatz zur Spielwelt ist das Design des User Interface geradezu minimalistisch gestaltet und wirkt eher funktional. Über Geschmack lässt sich aber bekanntlich nicht streiten. Sehr positiv ist in diesem Zusammenhang jedoch die Barrierefreiheit hervorzuheben und können beispielsweise Schriftgröße, Kontrasthintergründe zu Texten oder auch die Skalierung des User Interface individuell eingestellt werden.

Redaktioneller Hinweis: Die getestete PC-Version von Ara: History Untold wurde uns vom Publisher zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung gab es nicht und es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

Zusammenfassung

Passende Beiträge

Gewinnspiel: Nintendo Switch OLED + Super Mario Party Jamboree

X-Out: Resurfaced für 2025 angekündigt!

Gewinnspiel: 25 Jahre Gamers.at