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Assassin’s Creed Valhalla – Angespielt

Kaum eine historische Völkergruppe erfreut sich größerer Beliebtheit als die nordischen Wikinger, die mit ihren Schiffen auf Kriegsreisen gingen und Dörfer eroberten. Sei es die Animations-Serie Wicki und die starken Männer, die kultige Filmkomödie Erik der Wikinger oder das bitterböse Norsemen – Wikinger sind aus der heutigen Popkultur nicht mehr wegzudenken. Und so nimmt uns der neueste Ableger der Assassin’s Creed-Reihe mit in das 9. Jahrhundert, in dem die nordischen Krieger England einnehmen wollen, und verspricht ein episches Abenteuer.

Willkommen in England!

In Assassin’s Creed Valhalla schlüpft ihr in die Haut von Häuptling Eivor – wahlweise weiblich oder männlich. In meiner achtstündigen Spiel-Session habe ich mich für die weibliche Version entschieden, um England zu erkunden. Das spielbare Kapitel entführte uns diesmal ins englische Ledecestrescire und zeigt den erbitterten Kampf, den die Wikinger bei ihrer Invasion des Inselstaates führen. Die bunten Charaktere und Intrigen der Königshäuser hauchen der Geschichte Leben ein und wecken die Lust, mehr über die Story herausfinden zu wollen. Von eurer Siedlung aus könnt ihr entweder per Langschiff, Pferd oder auch zu Fuß die Landschaften erkunden. Euer Schiff ist, wie auch schon in Assassin’s Creed: Odyssey, anpassbar und die Optik ganz nach eurem Belieben gewählt werden. Unterwegs könnt ihr entweder Liedern der Mannschaft oder aber auch epischen Geschichten lauschen, die ihr wechseln könnt. Gefällt euch also ein Lied nicht, könnt ihr einfach per Tastendruck den nächsten Track starten. Die Bootsteuerung ist intuitiv gestaltet und an den Flussarmen entlangzuschippern fühlt sich tatsächlich sehr episch an.

Das hier ist meine Siedlung. Es gibt viele wie diese, aber diese hier ist meine

Eure Siedlung ist jedoch nicht nur Startpunkt einiger Missionen, sondern stellt auch ein neues Feature der Reihe dar, da ihr diese ausbauen und verbessern könnt. So könnt ihr beispielsweise den kleinen Fischersjungen und seinen Vater unterstützen, die Hütte ausbauen und als Dank eine Angelschnur erhalten. Und ich kann euch nicht sagen, woran es genau liegt, aber Angeln in Spielen kann sehr süchtig machen (wenn ich da beispielweise an Links Awakening denke…) – und dank der vielen Flüsse lädt jedes Ufer zu einem kurzen Angelpäuschen ein. Die Fische lassen sich recht einfach fangen, ein wenig Feingefühl beim Leine einholen und schon dürft ihr das Wassertier euer Eigen nennen! Zusätzlich warten auch Jagd-Challenges auf euch, für bestimmte Beute erhaltet ihr Runensteine mit denen ihr eure Waffen aufmotzen könnt.

In eurer Siedlung befinden sich zahlreiche Hütten, die ihr ausbauen und verbessern könnt – dafür braucht ihr natürlich Ressourcen! Diese findet ihr in kleinen Mengen in der Spielwelt verteilt. In der modernen Zeit würden wir wahrscheinlich in einen Baumarkt gehen – in Assassin’s Creed Valhalla führt der Weg in andere Dörfer, denn Wikinger plündern und rauben nun einmal. Mit eurem Langschiff, das ihr an jedem Ufer per Horn herbeirufen könnt, steuert ihr einfach eine ahnungslose Siedlung an und schlagt zu. Die Ausbeute dieser Raubzüge lohnt sich definitiv. Solltet ihr es ruhiger angehen wollen, könnt ihr euch die Zeit auch bei einer Runde Orlog – einem komplexen Würfelspiel – vertreiben! Und was nie schaden kann: Ein großes Festmahl in der großen Halle, um die Moral eurer Sippe zu heben.

Mystische Welt der Wikinger mit Wiedererkennungswert

Optisch sieht Assassin’s Creed Valhalla sehr einladend und durch die vielen Tiere, wie Füchse, Hirsche oder Wildschweine, die durch die Wildnis streifen, zudem auch lebendig aus. Auch wenn nur ein kleiner Teil der Map erkundet werden konnte, fallen die verschiedenen Umgebungen sehr unterschiedlich aus: von lavendelfarbenen Blumenwiesen, herbstlich roten Laubbäumen, mittelalterlichen Dörfern bis hin zu römischen Ruinen. An manchen Stellen könnte man meinen, man befinde sich im alten Griechenland. Und hier kommen wir auch zu meinem ersten Problem: man merkt, dass hier viel aus dem Vorgänger wiederverwertet worden ist. Zum einen die Ruinen, womit ich leben kann, zum anderen, und weitaus irritierender, die Gesichter einiger NPCs. Gleich zu Beginn war ich der festen Überzeugung Kassandra stünde vor mir, ein wenig später dachte ich Brasidas spreche mit mir, nur ein wenig bartloser. Wenn man bedenkt, dass die Entwickler sich mehr Zeit als üblich für den nächsten Release in der Reihe genommen haben, muss ich sagen, dass die optischen Verbesserungen eher spärlich ausgefallen sind. Die Gesichtsanimationen hätten deutlich besser aussehen (ich sage nur Augenbrauen-Bewegung oder eher das Fehlen derselben) und dem ganzen mehr Gefühl und Atmosphäre verleihen können. Was man jedoch lobend erwähnen muss sind viele kleine Details, wie die optische Gestaltung der Würfel beim Orlog oder kleine Runenverzierungen an Häusern, die im großen Ganzen jedoch ein wenig untergehen. Beim Durchstreifen der Open World tritt ein ähnliches Problem wie in Ghost of Tsushima auf: die technische Leistung der Konsole ist ausgereizt und die Welt sieht aus der Entfernung daher etwas leer aus.

Nichtsdestoweniger ist die Welt von Valhalla atmosphärisch gestaltet, musikalisch sehr passend untermalt und das Erkunden dieser macht großen Spaß. Auf eurer Map befinden sich diesmal keine Fragezeichen, sondern kleine Lichtpunkte, die Geheimnisse markieren. Eine kleine Liste gibt euch Auskunft, wie viele der Lichtpunkte ihr bereits aufgedeckt habt. Neben verschiedenen Quests und versteckten Schätzen stoßt ihr auch mal auf verfluchte Orte. Natürlich liegt es an euch den Fluch zu brechen und die Umgebung wieder in ihren Normalzustand zu versetzen. Optisch hüllt ein mystischer Nebel das befallene Gebiet ein und ihr müsst das Objekt, an den der Fluch gebunden ist, finden und zerstören. Ich muss sagen, dass ich mich besonders an diesen Stellen auf den Fotomodus des Spiels freue, der jedoch in der Testversion noch nicht verfügbar war, um diese schaurig schönen Szenen in Zukunft einfangen zu können!

Wikinger-RPG

Wie auch schon der Vorgänger setzt Assassin’s Creed Valhalla neuerlich auf stärkere Implementierung von Rollenspielelementen. So könnt ihr euch nur mittels Nahrung, die ihr in der Spielwelt findet, heilen oder eure Ability-Leiste aufladen – also achtet immer darauf genügend Vorräte mitzuhaben, sonst könnte der ein oder andere Kampf etwas schwerer ausfallen. Auch das Skillsystem ist bei weitem komplexer und größer als bisher. Je nach eurem persönlichen Belieben könnt ihr mit diesem euren persönlichen Kampfstil finden. Leider ist der Skilltree verhüllt und erst nach Freischalten eines Punktes öffnet sich der weitere Weg und es wird ersichtlich, was genau geskillt werden kann. Ich finde so etwas immer schade, denn ich weiß meistens schon im Vorhinein, wie ich mein Gameplay gerne hätte und skille nicht gerne die Katze im Sack. Und wo wir gerade bei Stubentigern wären: ja, ihr könnt sie tatsächlich auf den Arm nehmen und eine Runde mit ihnen knuddeln – definitiv eines meiner absoluten Highlights als Katzenbesitzerin.

Wie auch schon in den beiden Vorgängern hat euer Protagonist die Fähigkeit Abilities zu lernen und auszurüsten. Vom Pfeil, der durch die Wand fliegt, bis hin zu einer aggressiven Doppelaxtattacke, habt ihr einige Auswahlmöglichkeiten. In der Open World sind sogenannte Books of Knowledge verteilt, durch die ihr die Abilities lernen oder verstärken könnt. Diese sind meist gut versteckt, oder von einem stärkeren Gegner geschützt. An manchen Stellen wirkt die Gegner-KI noch etwas unausgereift und die feindlichen Angreifer lassen zu schnell ab, oder verhalten sich nicht so, als würden sie wirklich Lust auf eine Schlacht haben – aber ich bin sicher, dass dies für die Endversion noch angepasst werden wird.

Während Raids oder der Invasion feindlicher Siedlungen kommt es zu sogenannten Assaults – also das Steuern eines Rammbocks, mit dem ihr durch Blockaden wie Tore brettert. Das fühlt sich sehr spaßig an und auch das Adrenalin steigt hier, denn auch wenn ihr gerade den Rammbock steuert, prasseln weiterhin Pfeile auf euch ein, vor denen ihr euch mit dem Schild schützen müsst. Dies ist eine willkommene Erneuerung des Kampfsystems und fühlt sich innovativ an. Neu hinzugekommen ist auch die Möglichkeit größere Siedlungen mehr im Stealth Mode zu erkunden: einfach die Kapuze auf und in der Menge verschwinden. Ihr könnt aber auch Betrunkene zur Ablenkung nutzen!

FAZIT

Assassin’s Creed Valhalla bietet euch abwechslungsreiches und spaßiges Gameplay, das euch tatsächlich wie ein echter Wikinger fühlen lässt. Das Problem: der Assassine blieb dadurch in manchen Teilen ein wenig auf der Strecke. Inwieweit sich die Story weiterentwickelt und wieviel Spaß das Ausbauen und Versorgen seiner Siedlung auf Dauer macht, bleibt natürlich abzuwarten und lässt sich nach acht Stunden Spielzeit schwer beurteilen. Der Titel hat definitiv seine Stärken und Schwächen, die jeder für sich selbst abwägen muss. Ich persönlich habe meinen Ausflug ins verregnete England sehr genossen und ich freue mich schon, wenn ich die Welt per Fotomodus einfangen kann! Besonders das Kämpfen, ob Instant-Kill, tödliche Pfeile oder ein Ability-Move, machen großen Spaß und verleihen ein gewisses Gefühl der Stärke. So ganz ist Ubisoft von seiner Formel noch nicht weggekommen, aber die innovativen Elemente des Titels sind gut gelungen und sorgen für unterhaltsame Spielstunden.

Was ist Assassin’s Creed Valhalla? Wikinger Openworld-Action-RPG und neuester Titel der Assassin’s Creed-Reihe
Plattformen: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X
Getestet: Xbox One
Entwickler / Publisher: Ubisoft Montreal / Ubisoft
Release: 10. November 2020
Link: Offizielle Webseite

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