“Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien?” Wer diese Frage jetzt mit einem lauten “Nein” beantworten kann, der kennt vermutlich auch die beiden Protagonisten des neuen Beat’em Ups des französischen Publishers Microids ganz genau. In ihrem neuesten, virtuellen Abenteuer Asterix & Obelix: Slap them All! begleiten wir die beiden gallischen Helden auf ihrer Reise durch zahlreiche bekannte Geschichten.
Wie bei vielen anderen Lizenzen, existieren auch bei Asterix und Obelix sowohl gute, aber auch mindestens genauso viele schlechte Umsetzungen für diverse Heimcomputer, Konsolen und Arcade-Automaten. Zur letzten Kategorie gehört beispielsweise Asterix and the Magic Cauldron aus dem Jahr 1986, welches aufgrund eines Bugs nur durch Eingabe eines Cheatcodes gelöst werden konnte. Dementgegen steht dann aber wiederum die deutlich aktuellere Action-Adventure Spielreihe Asterix & Obelix XXL oder das etwas betagterer, aber nicht minder gelungene Jump’n Run mit dem namensgebenden Duo auf dem Nintendo Gameboy. Im aktuellen Spiel der beiden Gallier Asterix & Obelix: Slap them All! begeben sich die zwei nun aber in das Genre der klassischen horizontal scrollenden 2D-Beat ’em Up Prügelspiele. Ihr lauft also von links nach rechts und verprügelt dabei Horden an Römer und anderes Gesindel, die den Helden das Leben schwer machen wollen.
Acta est fabula
Die Geschichte ist in insgesamt fünf Akte unterteilt, wobei sich jeder davon sehr lose an einem der berühmtesten Abenteuer der beiden Protagonisten orientiert. Die gesamte Story umfasst beispielsweise die Bände “Asterix bei den Briten”, “Asterix in Spanien”, “Asterix und Kleopatra” oder auch “Asterix als Gladiator”, wobei diese jedoch keinen echten durchgängigen Handlungsstrang erzählt und leider auch nur durch Standbilder präsentiert wird. Dafür trifft man aber auf der Reise auf zahlreiche alte bekannte, wie etwa dem hispanischen Häuptlingssohn Pepe, dem britischen Krieger Teefax oder auch dem Piratenkapitän Rotbart und seiner Mannschaft. Kenner und Liebhaber der Comic-Vorlage dürfte das besonders freuen, aber auch Neulinge kommen ganz ohne Vorkenntnisse auf ihre Kosten.
Ad gladios
In Sachen Gameplay bietet Asterix & Obelix: Slap them All! zunächst typische Genre-Kost. Das Kampfsystem besteht aus einem großen Repertoire an unterschiedlichen Schlägen, Würfen und Spezialattacken. Erstere werden durch einfaches Drücken der Knöpfe ausgelöst, alle anderen Aktionen können dagegen nur in Kombination mit den Richtungspfeilen ausgeführt werden. Diese verbrauchen darüber hinaus auch noch die sogenannte “Blitzenergie”, welche wiederum durch normale Attacken erneut aufgeladen werden kann. Dieser einfache Kreislauf soll stupides Button Mashing verhindern, stört aber in der Praxis einerseits auch den Spielfluss nicht, andererseits ist die Steuerung insgesamt dadurch auch sehr zugänglich. Der einzig größere Kritikpunkt ist, dass die Eingaben nicht immer präzise und manchmal auch mit spürbarer Verzögerung erkannt werden. Zusammen mit der nicht immer einwandfreien Kollisionsabfrage ist das dann oft etwas nervig. Dafür spielen sich die beiden Protagonisten sehr unterschiedlich. Der kleine, flinke Asterix setzt mit Wirbelattacken und Schleuderwürfen daher auf Distanzangriffe, im Gegensatz dazu bewegt sich Obelix behäbig wie Bud Spencer durch die Level und nimmt die Gegner in den Clinch und verteilt Ohrfeigen.
Bis repetita non placent
Aufgelockert wird das kampfbetonte Gameplay durch verschiedene Mini-Spielchen wie beispielsweise Wettrennen, die jedoch nur sehr wenig spielerischen Mehrwert bringen. Darüber hinaus wird leider nur wenig Abwechslung geboten. Die verschiedenen Gegnertypen wiederholen sich sehr oft und stellen meist nur aufgrund ihrer großen Anzahl und der damit resultierenden mangelnden Übersicht ein Problem dar. Selbst die Bossgegner werde teilweise recycelt und können ebenfalls ohne spezielle Taktiken überwunden werden. Hier ist definitiv großes Potenzial auf der Strecke liegen geblieben. Im Einzelspielermodus von Asterix & Obelix: Slap them All! kann übrigens jederzeit im Spiel zwischen den beiden Helden gewechselt werden, verliert aber einer davon seine ganze Lebensenergie ist die Partie vorbei und man muss den Spielabschnitt wieder von vorne beginnen. Im Couch-Koop-Modus schlüpft dagegen ein Spielerin oder ein Spieler in die Rolle von Asterix, der zweite übernimmt seinen kräftigen Kompagnon und man verprügelt gemeinsam die Widersacher. Das funktioniert bedauerlicherweise nur lokal, auf eine Online-Variante wurde verzichtet. Habt ihr das Abenteuer durchgespielt, dann wird auch der Freispielmodus freigeschalten. Dann könnt ihr auf Highscore-Jagd gehen und versuchen so viele Goldmünzen wie möglich zu sammeln. Durch einen Mangel an freischaltbaren Elementen oder erkundbaren Gebieten, hält sich hier die Motivation aber in Grenzen.
Major e longinquo reverentia
Was die optische Umsetzung betrifft, dürften selbst die Asterix-Erfinder René Goscinny und Albert Uderzo zufrieden sein. Sämtliche Grafiken wurden handgezeichnet und speziell für das Spiel angefertigt. Auf den ersten Blick sind Unterschiede zur Comic-Vorlage kaum zu erkennen und der Charme der alten Bücher, Hefte und Filme wird hier sehr ansprechend auf den Bildschirm transferiert. Im weiteren Spielverlauf wird der erste Gesamteindruck dann doch etwas getrübt, da sich die verschiedenen Assets und Hintergründer doch zu oft wiederholen und auch hier auf Dauer sehr wenig Abwechslung geboten wird. Auch hier hat man oft das Gefühl, dass die fehlende Entwicklungszeit durch häufiges recyclen kompensiert wurde. Darüber hinaus sind die Animationen der Spielfiguren nicht immer flüssig und wirken teilweise abgehackt. Alles in allem nicht schlimm, aber schade.
Ähnlich verhält es sich bei der akustischen Gestaltung. Zunächst freut man sich über die deutsche Sprachausgabe, nur um nach kurzer Zeit festzustellen, dass sich die coolen Sprüche zu häufig wiederholen und dann einfach nur nerven. Die restliche Soundkulisse ist ebenso repetitiv und die Geschichte selbst wird obendrein ohnehin nur in Standbildern von einem Erzähler präsentiert. Passt aber irgendwie zur Comic-Vorlage und ist jetzt auch nicht als großer Kritikpunkt zu werten.
Wer übrigens großartige technische Einstellungsmöglichkeiten, etwa für Grafik, Sound oder Steuerung sucht, der sucht sowohl auf PC als auch in den Konsolenversionen vergeblich. Unter den Optionen findet man lediglich das Tutorial, die Credits und die freigeschaltenen Videosequenzen. Die Bildschirmauflösung oder die Tastenbelegung ändern, das geht in Asterix & Obelix: Slap them All! schlichtweg nicht.
Zusammenfassung
Grafik
Die handgezeichneten Grafiken sind erstklassig und noch nie war ein Asterix-Spiel so nahe an der Comic-Vorlage wie Asterix & Obelix: Slap them All! Lediglich bei den Animationen muss man mit Abstrichen rechnen, denn diese wirken manchmal doch etwas abgehackt und nicht immer flüssig.
Sound
Die Geschichte selbst ist nur sehr spartanisch vertont und die Zwischensequenzen werden lediglich von einem Erzähler erläutert. Während der Prügeleien gibt es darüber hinaus nur sehr wenige Sprachsamples, die sich dann auch noch oft wiederholen und auch der Soundtrack dudelt repetitiv im Hintergrund dahin.
Handling
Auch wenn die Kollisionsabfrage nicht immer optimal und spürbare Input-Lags manchmal etwas lästig sind, kann die Steuerung aber durchaus als o.k. bezeichnet werden. Dass Asterix und Obelix jeweils über ein eigenes Schlag-Repertoire und Spezial-Attacken verfügen, ist ein großer Pluspunkt.
Spieldesign
Standard Beat’em Up-Gameplay, ohne jegliche Höhepunkte oder Alleinstellungsmerkmale. Vor allem die geringe Gegner-Variation oder das Fehlen von herausfordernden Boss-Kämpfen trüben den Spielspaß gewaltig.
Motivation
Insgesamt 50 Spielabschnitte hört sich zunächst nach viel an, leider sind diese sehr repetitiv und auch relativ kurz. Wenn man nach etwa 4-5 Stunden am Ende angelangt ist, dann ist einzig und alleine das gemeinsame Zocken im lokalen Koop-Modus ein Grund, das Spiel erneut zu starten.
FAZIT
Heureka und beim Teutates! Die handgezeichneten Grafiken von Asterix & Obelix: Slap them All! sind eine echte Wucht und werden bei jedem Fan das Herz höher schlagen lassen. Noch nie war ein Asterix-Spiel so nahe an der Comic-Vorlage! Aber bei all dem gebotenen Fan-Service wirkt das restliche Spiel etwas unfertig. Das beginnt bei der technischen Umsetzung, wie den abgehackten Animationen oder der manchmal etwas ungenauen Steuerung, und dem sehr abwechslungsarmen Gameplay ohne jegliche Highlights. Eine etwas größere Gegner-Vielfalt oder zumindest Bosskämpfe, die den Namen auch wirklich verdient haben, hätten die Motivation deutlich nach oben geschraubt. So steht Asterix & Obelix: Slap them All! also ganz unter dem Motto “ In medio stat virtus – Die wahre Tugend liegt in der Mitte“, denn insgesamt wird leider nur durchschnittlicher, kurzweiliger Spielspaß für Fans geboten, der aber zumindest etwas höher ausfällt, wenn ihr mit einem Kumpel gemeinsam die Römer verprügelt.