2016 wurde mit dem Marktstart der HTC Vive und Oculus Rift die (neue) VR-Revolution eingeläutet. Beide Systeme blieben aber hinter der Erwartungen zurück und so wurde die PSVR zum Hoffnungsträger der Branche. Nun zwei Jahre später sprechen einige Analysten bereits vom Tod der Sparte und wieder ist es Sony die diesem Abwärtstrend entgegenhalten wollen. Einerseits indem sie bereits vor einigen Monaten den Preis ihres VR-Headsets gesenkt haben, andererseits mit einem Qualiäts-Offensive im Spiele-LineUp. Astro Bot Rescue Mission ist dabei so etwas wie ein kleiner Hoffnungsschimmer und beweist, dass VR-Games weit mehr, als nur eine aufwändige Tech-Demo sein können.
Wenn etwas gratis, dann hat es meist auch den fahlen Beigeschmack, dass es sich dabei vermutlich um qualitativ minderwertige Ware handelt. Nicht so bei PlayRoom VR, denn das konnten PSVR-Käufer nicht nur als kostenloses Zusatz-Goodie aus dem PSN-Store downloaden, sondern diese kleine Minispiel-Sammlung entpuppte sich dazu auch noch als eine ziemlich spaßige Angelegenheit. Zwei Spiele blieben mir dabei besonders in Erinnerung. Zum einen die Monsterflucht, in der man als riesige, tobende Kreatur alles in Schutt und Asche legt, was einem in die Quere kommt. Das witzige Gimmick: Man tritt dabei gegen bis zu vier Mitspieler an, die zunächst vor dem Spieler mit der VR-Headset davon laufen mussten, um ihn dann im finalen Kampf entgegenzutreten. Das zweite Spiel hatte den einfachen Titel „Roboter retten“. Man steuerte dabei mittels Dualshock Controller eine kleine humanoide Maschine, die in einer 3D Welt rund 20 seiner Kumpels retten muss. Beide Titel sind nicht nur wirklich unterhaltsam, sondern eignen sich auch perfekt dazu, VR-Neueinsteigern mit der Technologie vertraut zu machen.
Das zuletzt genannte Spiel kam anscheinend nicht nur bei mir gut an und so gibt es nun mit Astro Bot Rescue Mission quasi eine Vollversion davon. Nun müssen wir mehr als 200 Kameraden finden, die über fünf verschiedene Welten verstreut sind. Eine Hintergrundgeschichte gibt es natürlich aus: Nachdem ein riesiges grünes Ungeheuer unser Raumschiff zum Absturz gebracht hat, liegt es an Captain Astro seine Crew zu retten.
Jump’n’Run in VR
Grundsätzlich spielt sich Astro Bot Rescue Mission wie ein herkömmliches 3D-Jump’n’Run. Ihr steuert mittels Controller den kleinen Helden, hüpft durch bunte Levels und befreit seine Artgenossen. Am Ende eines Spielabschnitts wartet dann ein Boss-Gegner auf euch, der nur mit ganz speziellen Taktiken besiegt werden kann. Also Business as usual. Aber anders als in herkömmlichen Genrevertretern befindet ihr euch Mitten in der Spielewelt, was eine 360-Grad Rundumsicht ermöglicht. Der Controller fungiert außerdem nicht nur als reines Steuerungsgerät für unseren Roboter, sondern verfügt zusätzlich auch über eine Vielzahl an anderen Interaktionsmöglichkeiten. So dient er etwa als Aufbewahrungsbehältnis für die eingesammelten Bots. Das ist vor allem ein nettes, optisches Gimmick, denn wenn die kleinen Knirpse aus dem Touch-Pad herauswinken und am Ende eines Spielabschnitts in Richtung Ziel hüpfen, ist das wirklich herzallerliebst anzusehen.
Im fortgeschrittenen Spielverlauf können wir dann den Controller auch mit einem Enterhaken ausrüsten. Mit dem darf man nicht nur Feinde eliminieren, sondern auch Seile über größere Abgründe spannen, auf dem dann Astro balancieren kann. Ebenso wird er etwas später mit einer Wasserspritze ausgestattet, um damit Pflanzen zu bewässern, die danach neue Wege frei geben. Apropos Wasser: Natürlich darf auch ein Spielabschnitt im feuchten Element nicht fehlen. Hier wird dann unser Controller kurzerhand mittels Propeller zum Scooter umfunktioniert, der uns dann in flotter Geschwindigkeit über den Meeresboden entlang zieht. Knifflig wird es dann im Ninja Level, wenn wir mittels Gesten-Steuerung Wurfsterne abfeuern müssen, die dann unser kleiner Held als Plattformen benutzen kann, um so an bislang unerreichbare Ort zu gelangen. Generell gilt auch bei Astro Bot Rescue Mission: Während die ersten Level noch relativ einfach sind, steigt der Schwierigkeitsgrad im weiteren Spielverlauf deutlich an – der aber stets auf einem moderaten Niveau bleibt. Die insgesamt 20 Levels sollten selbst nicht ganz so geübte Spieler in 5-6 Stunden durch haben, wer danach noch immer nicht genug hat, der kann sich an diversen Challenges beweisen.
Voller Körpereinsatz
Als Spieler ist man aber nicht nur auf die Interaktionen mit dem Controller beschränkt, sondern man befindet sich mitten im Spielgeschehen. Um eine besser Übersicht zu bekommen, oder auch damit wir versteckte Objekte erspähen, müssen wir den Kopf bewegen und drehen. Ebenso müssen wir Gegner ausweichen, die uns etwa mit einer klebrigen Substanz vollschleimen wollen und so unser Sichtfeld einschränken und auch bei den lästigen, mechanischen Bienen sollte man einen Schritt zur Seite machen, bevor sie mit ihren Stacheln Risse in unser Visier stechen. Und wenn mal ein größeres Hindernis im Weg steht, dann können wir dieses ganz einfach mit einem kräftigen Headbutt aus dem Weg räumen.
Das Highlight sind aber die insgesamt fünf verschiedenen Boss-Gegner, die nur mit viel Geschick und Einsatz der, meist im Level zuvor erhaltenen, Werkzeuge besiegt werden können. Mein persönlicher Favorit ist der Affe, welcher nicht nur versucht den kleinen Astro zu fressen, sondern aus seinem Maul kleine fiese Roboter spuckt. Um ihn zu besiegen müssen wir zunächst jeden einzelnen Zahn zerschlagen, damit wir diesen danach mit unseren Enterhaken ziehen können. Und das ist nur einer der zahlreichen kreativen Einfällen und ein exemplarisches Beispiel für das fantasievolle Gegner-Design.
Verrenkungen für die Übersicht
Jump’n‘ Run Spiele, welche den Schritt in die dritte Dimension gewagt haben, plagt oftmals ein gröberes Problem: Die fehlende Übersicht. Bei Astro Bot Rescue Mission ist das zunächst nicht viel anders, denn nicht immer sind Plattformen und Objekte auf den ersten Blick zu erkennen. Aber anders als bei den Genre-Kollegen gehört das mit zum Gameplay und mit ein paar Verrenkungen bekommt man den nötigen Überblick. Das funktioniert sogar weitaus besser und vor allem intuitiver als mit der klassischen Kamerasteuerung. Auch in Sachen Präsentation hängt das Spiel seine Mitbewerber klar ab. Zwar bietet es optisch mit seinen bunten Levels die typische, qualitativ hochwertige Standardkost, aber in VR ist natürlich die Immersion einfach um ein Vielfaches höher. Vor allem während den Boss-Kämpfen und in der Interaktion mit den kleinen Robotern kommt dieser technische Aspekt besonders zu tragen. Da lassen sich dann auch kleinere technische Mängel, di e vor allem in hektischen Situationen auftreten, leicht verschmerzen.
FAZIT
Was ist Astro Bot Rescue Mission? Ein Jump’n’Run für die PSVR, bei dem „Mittendrin statt nur dabei“ nicht nur eine leere Phrase ist.
Plattformen: PSVR
Getestet: PSVR
Entwickler / Publisher: Japan Studio (Asobi! Team) / Sony
Release: 4. Oktober 2018
Link: Offizielle Webseite
Gesamtwertung: 9.6
Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10