ASUS ROG Strix Z590-I Gaming WiFi – der verständliche Test

„Größer ist immer besser“ gilt als mehr oder minder allgemein anerkannte Tatsache. Heißt das folgerichtig auch, dass „kleiner immer schlechter“ ist? Ich wollte das mit dem ASUS ROG Strix Z590-I Gaming WiFi herausfinden: Ein ITX-Board – also ein wirklich, wirklich, WIRKLICH kleines – Mainboard, das aber vermeintlich dennoch absolut alles mitbringt, was sich der anspruchsvolle Zocker von heute nur wünschen kann … oder?

Der verständliche Test – was ist das?

In Sachen PC Hardware ist die Komplexität ihrer Zusammenstellung mittlerweile ebenso unglaublich hoch, wie die Mannigfaltigkeit des Angebots. Viele Magazine und Kollegen machen dabei einen super Job, sich all diesen Details bis ins Kleinste in ihren Reviews zu widmen. Ein Fest für jeden Experten, so etwas zu lesen. Doch zwischen absoluten Laien und knallharten Pros gibt es in meinen Augen auch noch ein großes Mittelfeld: Den interessierten und technisch auch durchaus versierten Gamer nämlich, der bei all diesen Fakten, Abkürzungen und Fachvokabeln aber dennoch irgendwann aussteigt. Für all jene unter euch will ich meine Reviews schreiben. Fundiert, aber fokussiert. Nämlich auf die Kern-Attribute, die ein Stück Hardware für uns Spieler interessant machen – oder eben auch nicht. Das sind unsere „Verständlichen Tests“ im neu wiederbelebten Hardware-Bereich. Lasst mich in den Kommentaren gerne wissen, was ihr darüber denkt.

Der Chip

Nach vielen Jahren quasi totaler Marktdominanz ist Intel in den letzten Jahren in Bedrängnis geraten. AMD hat spätestens mit den aktuellen Ryzen 5000er-Prozessoren auch noch die letzte Bastion von Intel niedergerungen: die Gaming-CPUs. Das lag aber nicht nur an der Leistung der Prozessoren selbst, sondern vor allem auch daran, dass deren dazu passende Chipsätze Intel einiges voraus hatten. Dieser „Missstand“ wird von Intel mit dem Z590 korrigiert, zumindest, wenn man gleichzeitig auf einen Intel-i-Prozessor elfter Generation setzt. So wie auch ich: Intel stellte mir für den Test einen Core-i7 11700k zur Verfügung.

Doch zurück zum Board, bzw. dem Chipsatz: Nur, wenn ein solcher 11th-Gen Prozessor im Sockel sitzt, kann man das volle Potenzial von PCIe 4.0 ausnutzen. Und das nicht nur in Hinblick auf die verbaute Grafikkarte, sondern vor allem auch in Sachen M.2-Speicher. Heißt verständlich ausgedrückt: Wenn ihr das Maximum aus den aktuell schnellsten, verfügbaren NVME-Speichern oder auch Grafikkarten herausholen wollt, ist dieser Chip und dieses Mainboard genau richtig für euch. Dafür braucht es nämlich PCIe 4.0.

Weitere Besonderheiten des Chips:  Er unterstützt den USB 3.2 Gen 2×2-Standard, der Geschwindigkeiten von bis zu 20 Gb/s bietet und offeriert außerdem native Unterstützung für DDR4-Speicher mit 3200 MHz. All das bringt ihn quasi auf ein Level mit AMDs B550-Chip – aber eben auch nicht davor. Fürs Erste reicht es bei Intel also auf dem Papier nur für ein Gleich-, kein Vorbeiziehen. Aber hey: auch gut.

Das Board

Unser Testkandidat hier ist etwas ziemlich Besonderes. Als „ROG“-Mainboard gehört es zur höchsten Gamer-Produktlinie, die Asus in Sachen Hardware überhaupt anbietet. Gleichzeitig ist es ein Mini-ITX-Board – also eines aus der kleinsten Gattung von Hauptplatinen, die im regulären Handel erhältlich sind. Diese Kombination hat mehrere Dinge zur Folge: Zum einen einmal einen natürlich recht selbstbewussten Preis: Die zum Testzeitpunkt von den Händlern aufgerufenen 320 bis gut über 350 Euro sind freilich eine Ansage für so wenig Board. Aber: Es kommt eben nicht nur auf die Größe an (sorry, der musste sein). Klar, ein paar Abstriche muss man im Gegensatz zu großen Boards machen, die meisten davon sind aber für die meisten von uns sicher leicht verschmerzbar. So gibt es etwa nur einen Grafikkarten-Slot. Ist aktuellen Marktdaten zufolge aber ohnehin nur für einen Bruchteil der Gamer relevant. Auch, dass man es bei der Standard-8 Pin-Stromzufuhr für den Prozessor belässt und nicht die Zusatzanschlüsse für ambitionierter Overclocker dazu gepackt hat, dürfte für das Grand der Menschen – vor allem Mini-ITX-Fans – alles andere als schlimm sein. Und selbst mit den „nur“ zwei RAM-Slots kann man sich bestimmt arrangieren. Immerhin traue ich mich zu behaupten, dass die meisten Menschen bei einer Neuanschaffung sowieso zu einer 2-Riegel-Kombi in der bevorzugten Größe greifen … ich zumindest tu das immer.

Anders sieht es bei den verfügbaren USB-Ports aus. Sechs USB-A-Ports und zwei USB-C-Anschlüsse sind schneller belegt als einem lieb ist. Aber hey: Mit dem richtigen Case ist auch das kaum ein Thema, weil dann ja noch so mancher Anschluss an dessen Vorderseite hinzukommt. Und ja, natürlich musste man auch so manches Opfer auf dem Altar der „Zusammenbau-Freundlichkeit“ erbringen. Das ROG Strix Z590-I Gaming Wifi ist definitiv nichts für Selberbauer mit dicken Fingern. Nachdem ASUS nämlich wirklich jeden Millimeter der kleinen Platine maximal ausgenutzt hat (eng gedrängte USB-, Lüfter- und RGB-Anschlüsse auf dem M2-Board ganz knapp über der Grafikkarte sind hier mit der beste Beweis), sollte man sich sehr genau überlegen, wann man was anschließen möchte, weil einem sonst nur allzu schnell etwas im Weg ist. Und apropos „im Weg“: Auch beim CPU-Kühler sollte man darauf achten, dass dieser nicht zu ausladend ausfällt. Ich etwa wollte erst eine AiO-Wasserkühlung von Deepcool verbauen, musste dann aber doch auf einen konventionellen Luftkühler umdisponieren, weil dieser schlicht nur auf das Board gepasst hat, wenn die Schläuche nach rechts, Richtung RAM, gezeigt haben. Und selbst dann ragte er über die erste der beiden Bänke. Aber das war freilich ein reichlich spezifisches Problem.

Das aber bringt uns auch gleich wieder zu einem fetten Pro-Punkt des Boards: Trotz seines kleinen Form-Faktors hat ASUS abgesehen von den zuvor genannten Einschnitten nämlich keine halben Sachen gemacht. Durch geschickte „Sandwich-Bauweise“ etwa bietet das Mini-Board gleich zwei (!) M.2 NVMe-Ports (wobei nur der obere die volle PCIe 4.0-Bandbreite unterstützt) und bringt dabei gleichzeitig technische Feinheiten wie robustes 10-Phasen VRM samt ordentlicher und schicker Kühllösung (ein kleiner, im Betrieb quasi unhörbarer und versteckter Lüfter kommt zum Einsatz), eine dezente RGB-Beleuchtung (Das Logo auf dem M.2-Kühler) und natürlich ASUS wohlbekannt ausgezeichnetes BIOS inklusive Flashback-Funktion mit. Und quasi als Kirsche auf der Torte packt ASUS dann auch noch eine externe WiFi6-Antenne mit angenehm langem Verbindungskabel, einen 2,5 GBit-LAN-Anschluss, einen HDMI 2.0-Anschluss (maximal 4K @ 60Hz) sowie Thunderbolt 4.0 Support drauf. Damit seid ihr also Anschluss-technisch für die nächsten Jahre auf jeden Fall auf der sicheren Seite… vielleicht abgesehen vom HDMI-Port. Aber wer gerne 4K mit 120 Hz und darüber nutzen will, sollte und wird ja ohnehin in eine passende Grafikkarte investieren, nehme ich an.

Fakten, Fakten, Fakten:

  • Format: Mini-ITX (170 x 170 mm)
  • Chipsatz: Intel Z590
  • Sockel: LGA 1200
  • RAM: 2x DDR4 (3.200 MHz, bis zu 5.133 MHz ) max. 64 GB
  • Slots: 1x PCIe 4.0/3.0 x16
  • Speicheranschlüsse: 1x M.2 (bis zu PCIe 4.0 x4) 1x M.2 (PCIe 3.0 x4 & SATA) 4x SATA 6G
  • sonstige Anschlüsse: 1x USB 3.2 Typ C, 2x USB 3.1, 2x USB 2.0, 1x Front Panel Audio Header (AAFP), 1x Thunderbolt Header 1x Speaker Header, 3x Lüfter-Header, 2xRGB-Header
  • Externe Anschlüsse: 1x USB 3.2 Typ C (USB 3.2 Gen 2×2), 1x USB 3.1 Typ A (USB 3.2 Gen 2), 1x USB 3.0 Typ A (USB 3.2 Gen 1), 4x USB 2.0 Typ A, 1x HDMI 2.0, 1x Thunderbolt 4, 2x WLAN-Antenne, 1x 2,5-Gigabit-LAN, 3x 3,5 mm Klinke
  • Herstellergarantie: 3 Jahre
  • österr. Bestpreis zum Testzeitpunkt: 333 Euro

PS: Wer gerne die volle, technische Abkürzungs-Dröhnung haben möchte und alle technischen Details zum Mainboard braucht, schaue doch am besten unter diesem Link auf der Hersteller-Seite selbst vorbei …

Einrichtung und Alltag

Ich habe vorher schon kurz einmal erwähnt, dass quasi jeder freie Millimeter auf dem Board ausgenutzt wurde – unter anderem für Anschlüsse für Lüfter und RGB-Beleuchtung. Natürlich will all das auch verwaltet werden. Prinzipiell geht das beim ASUS ROG Strix Z590-I Gaming WiFi auf zwei Arten: über das Bios oder die Board-, bzw. ASUS-eigene Software mit Namen Armory Crate. Beide gehören dabei zu den besten Lösungen, die ich aktuell kenne. Vor allem das Bios – früher ein Tretminenfeld für unerfahrene Nutzer – hat gerade für unerfahrene Nutzer definitiv seinen Schrecken verloren. Versteht mich nicht falsch: Natürlich kann man hier immer noch sehr viel „kaputt machen“, aber durch die Teilung des ganzen in einen Simple- und einen Advanced-Modus, sowie zahlreiche Automatismen, zum Beispiel eben für die Kühlung oder auch das Overclocking, kann her auch von Laien einiges bewirkt werden. Und fast noch besser: Wer dennoch „Angst“ vor dem Bios hat, kann über Armory Crate ebenfalls wirklich viel beeinflussen. Wie eben die Lüfter-Kurven (also bei welchen Temperaturen welche Lüfter wie stark laufen sollen), die eventuelle RGB-Beleuchtung, wobei diese auch mit kompatiblen Peripherie-Geräten abgestimmt werden kann, oder eben Overclocking.

Kommen wir zum Thema Performance. Natürlich habe ich selbst einige Benchmarks gemacht, nachdem ich allerdings gerade erst angefangen habe mich wieder (zu Gamers.at-Print-Zeiten war ich quasi „Hardware-Chef“) dem Thema zu widmen, gibt es keine aktuellen Vergleichswerte … womit sie nutzlos sind. Ich hoffe ihr glaubt mir aber trotzdem einfach wenn ich sage, dass die Performance, sowohl bei Anwendungen wie Video-Rendering, als auch Games, tadellos war. Tests anderer Kollegen zufolge spielt das ASUS ROG Strix Z590-I Gaming WiFi gar recht problemlos in einer Liga mit den „großen“ Boards mit ATX-Faktor. Selbst in dieser Hinsicht gibt es also keine Einschränkungen, trotz der überschaubaren Größe des Boards.

FAZIT

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