Nachdem wir bereits vorab im Mai im Entwicklerstudio von Deck 13 das Action-Rollenspiel ATLAS FALLEN anspielen durften, haben wir jetzt die finale Version für euch getestet.
Wer unseren Vorschau-Artikel gelesen hat, wird vielleicht schon wissen, das ATLAS FALLEN als Action-Rollenspiel in der Third-Person Perspektive ausgelegt ist, welches nicht wie die vorigen „Soulslike“-Titel von Deck 13, welche sich eher an Profi-Gamer richteten, die es gerne besonders herausfordernd haben wollen, sondern auf eine breitere Zielgruppe fokussiert. So kann zu Beginn aus mehreren Speicherslots gewählt werden um ein neues Spiel zu beginnen. Es stehen dabei 3 Schwierigkeitsgrade zur Verfügung, wobei Einsteiger sich doch eher an „Leicht“ versuchen sollten um nicht bei den herausfordernden Kämpfen frustriert zu sein, wenn die turmhohen Gegner nicht besiegt werden können.
Nach einem Tutorial-Level, welches die grundlegende Steuerung und erste Kampffertigkeiten erklärt, können Spielerinnen und Spieler ihre Figur erstellen und ihr Aussehen definieren. Das ist rudimentär gelöst und unterscheidet sich nicht grundlegend von anderen Action-Rollenspielen, erreicht aber lange nicht die Komplexität seiner Mitbewerber. Das ist aber auch nicht unbedingt notwendig, es gibt ja keine versch. Klassen, es geht wirklich nur um das Geschlecht und Aussehen der eigenen Spielfigur.
Überall Sand, Staub und Felsen
Über die Story von ATLAS FALLEN wollen wir nicht zu viel spoilern, im Prinzip geht es darum das wir als zu Beginn namenloser Held die Vorherrschaft des übermächtigen Sonnengott Thelos auf einem Wüstenplaneten beenden wollen, der die Bevölkerung mit Gewalt unterjocht hat. Die Story an sich ist auch nicht wirklich der Burner und eher nur Beiwerk auf unserer actionreichen Reise durch die Wüstenlandschaft.
Die Welt ist dabei von vielen Ruinen, Felsen und noch mehr Staub und Sand bedeckt und es knirscht dabei an jeder Ecke, wenn wir über den Sand surfen. Ja, ihr habt richtig gelesen, unsere Heldin oder unser Held kann sich zur Fortbewegung über die weiten Sanddünen des Surfens über den Wüstenboden bemächtigen, damit lassen sich auch bequem längere Distanzen überwinden. Das klappt aber nur auf sandigem Boden, nicht auf Stein zum Beispiel. Diese Fähigkeit bekommen wir erst durch einen magischen Handschuh, auch „Gautlet“ im Spiel genannt, den wir praktischerweise gleich zu Beginn des Spiels auf unserem Handgelenk vorfinden.
In diesem mächtigen magischen Artefakt hat sich der Geist und die Quasselstrippe „Nyaal“ eingenistet, die uns fortwährend im Spiel als Stimme begleitet, gute Ratschläge gibt und an und ab auch nervt.
Kämpfe zu Boden und in der Luft
Von Beginn an beherrscht unser Handschuh 2 Waffentypen, nämlich die Axt und eine Peitsche, wobei die Axt bei Angriffen am Boden zum Einsatz kommt, während die Peitsche sich dazu eignet Feinde in der Luft zu attackieren. Später kommt noch ein Nahkampfangriff mit Fäusten aus Sand dazu. Dazu schwingt man sich in die Höhe und kann per „Luftsprint“ sich dem Feind nähern und diesen bekämpfen. Das klappt auch bei mehreren Gegnern sehr gut und man schwingt sich in luftigen Höhen von einer Attacke zur Nächsten. Überhaupt ist das Kampfsystem recht ausgeklügelt und erlaubt versch. Möglichkeiten die teilweise hausgroßen Gegner anzugreifen. Diese haben alle ihre Schwachstellen, die im Kampf auch angezeigt werden. So, gibt es gelb angezeigte Körperteile, die optional abgeschlagen werden können und mehr Belohnungen versprechen und rote die essenziell sind um das Monster zu besiegen.
Dabei besonders wichtig ist es sog. „Momentum“ aufzubauen, angezeigt in einer blauen Leiste unterhalb der roten Lebensleiste. Die ermöglicht es nämlich versch. Essenzsteine, die gefunden und ausgerüstet werden können, im Kampf zu benutzen. Durch erfolgreiche Attacken wird Momentum generiert und macht durch „Aufsteigen“ auch die eigenen Waffen größer und mächtiger. Über den Controller, können diese dann durch versch. Tastenkombinationen ausgelöst werden. Hat man die blaue Leiste bis zu einem gewissen Grad durch Attacken an Gegnern gefüllt, dann lässt sich ein besonders verheerender „Schmetterangriff“ auslösen, der ordentlich Schaden beim Gegner erzeugt. Aber Vorsicht, manche Gegner können uns auch das „Momentum“ wieder entziehen.
Die Waffen können dabei jederzeit gewechselt werden, es gilt pro Monster dessen Schwachstellen zu erkennen um die richtige Attacke zu wählen. Natürlich ist auch das Ausweichen vor gegnerischen Attacken möglich und auch wichtig, genauso wie eine Abwehr im richtigen Moment. Dazu lässt sich die sog. „Sandhaut“ aktivieren, wobei ein kurzes rotes Aufleuchten beim Angriff der Gegner den richtigen Moment verrät, wann die Abwehrtaste gedrückt werden sollte.
Ohne Essenz geht gar nix…
Wie schon im vorigen Teil erwähnt sind die Essenzsteine das Kriterium um in ATLAS FALLEN erfolgreich zu sein. Deren Zutaten können in Truhen gefunden, manchmal bei Händlern gekauft, aber vor allem durch das Besiegen von Monstern erlangt werden. Um einen Essenzstein herstellen zu können, benötigt man einen Essenzkern und weitere Zutaten wie z.B. bestimmte Pflanzen und auch Mineralien wie etwa Erz, sowie eine entsprechende Formel. Das kann dann alles zusammen verschmolzen werden um die Steine herzustellen. Es gibt im Spiel 3 Ränge, wo diese Essenzsteine, je nach ihrer Mächtigkeit dann eingesetzt werden können. Füllt sich dann im Kampf die Momentumleiste können zuerst die gesetzten Steine von Rang 1 eingesetzt werden, dann von Rang 2 und zum Schluss auch die von Rang 3. Es ist also essenziell (welch ein Wortspiel ;)) die richtigen Steine an den richtigen Positionen im „Gauntlet“ zu platzieren. Die Steine können übrigens, wenn neue dazu kommen, jederzeit gewechselt werden und können auch mit der Hilfe von Essenzstaub und entsprechenden Pflanzen und Mineralien weiter aufgerüstet werden. Diesen „Staub“ bekommt man über das Lösen von Aufgaben bzw. das Besiegen von Gegnern.
Mineralien und versch. Pflanzen lassen sich überall in den weitreichenden Landschafen beim Surfen entdecken, können aber auch bei reisenden und stationären Händlern erworben werden. Neben Waffen und Essenzsteinen lässt sich der „Gauntlet“ auch noch durch weiter aufrüsten und zwar mit Hilfe von Amuletten, die der Spielerin oder dem Spieler zur Heilung dienen. Auch diese gibt es in versch. Ausführungen und je nach Amulett ist die Heilwirkung dann eine andere.
Die Ambosse gilt es zu finden
Während man also durch die Lande reist oder surft, Pflanzen und Materialien sammelt, hilft eine jederzeit einblendbare Karte wichtige Punkte auf dem Spielplan zu finden, dazu gehören etwa „Ambosse“, Thelos-Altare, Orte wo Quests gelöst werden können, Siegel-Totems, Wachtürme und noch einiges mehr.
Eine besondere Bedeutung haben dabei die Ambosse, diese müssen zuerst mit dem Handschuh und der Funktion „Enthüllen“ aus dem Sand gehoben werden. Dies funktioniert in den Landschaften auch mit weiteren Objekten, wie Türmen, Tore, Plattformen und sog. ganzen Brücken. Der magische Handschuh ermöglicht durch das Heben der Objekte und deren Benutzung dann auch das Erreichen vorher nicht zugänglicher Bereiche.
Zurück zu den Ambossen, sie ermöglichen nicht nur nach deren Aktivierung das Spiel zu speichern, zwischen den Ambossen gibt es auch eine Schnellreise, es kann die Rüstung, der Gauntlet oder die Momentumleiste verbessert werden, die Leben des Amuletts können wieder aufgefüllt werden und es ist möglich sog. „Perks“ zu vergeben. Das sind passive Skills, die je nach persönlichem Spielstiel gesetzt werden können.
So entdeckt ihr im Laufe eurer Reise auch versch. Artefakte, Teile von Schatzkarten und zahlreiche Schriftrollen, die euch Hinweise zur Historie des Landes und deren Einwohner geben. Apropos Tiere, die solltet ihr nicht töten, sondern sie am besten beobachten. Leuchtet eines dieser Tiere golden auf, so solltet ihr dem Tier möglichst vorsichtig folgen, es führt euch nämlich zu einem vergrabenem Schatz. Diese Schatzkisten sind übrigens überall auf den Karten versteckt und auch teilweise sehr leicht zu finden.
Neben dem dem Lösen von Haupt- und Nebenquests, stolpert ihr bei eurer Wüstentour z.B. auch auf Thelos-Altare, die es zu zerstören gilt, sie gewähren euch große eine Menge an Essenzstaub. Wachtürme wollen ebenfalls besiegt werden, durch deren Zerstörung lichtet sich der umliegende Nebel, der die Karte bedeckt und ansässige Tiere kehren in das Gebiet wieder zurück. Die Quests selbst sind auf Dauer leider etwas eintönig, das trifft auch auf die Gestaltung der Wüstenlandschaft zu und deren Gegner, die sich leider mit Fortlauf des Spiels nicht sehr viel abwechseln und immer wieder plötzlich aus dem Wüstensand auftauchen.
Wer besonders genau sein möchte kann auch noch die Aufgaben sog. Siegel-Totems lösen, da gilt es in einer vorbestimmten Zeit die Lichtstrahlen der Siegel miteinander zu verbinden um am Ende eine Belohnung einheimsen zu können.
Zu zweit könnt ihr spielen
Das Spiel ermöglicht euch, nach einer kurzen Einführung, das Wüstenabenteuer auch zu zweit erleben zu können. Ihr könnt dazu eine Freundin oder einen Freund einladen. Das Spiel zu zweit ist dabei jederzeit nahtlos möglich, wobei es bestimmte Checkpoints gibt, die beide Spieler:innen bestreiten müssen, während sie sonst auch auf eigene Faust durch die Gegend surfen können. Jeder kann dabei seinen Schwierigkeitsgrad im Spiel selbst wählen, ohne die Session verlassen zu müssen. Zu zweit bekommt man allerdings stärkeren und auch aggressivere Gegnern vorgesetzt.
Bezüglich der gewonnen Erfahrung im Spiel behält der „Host“ des Spiels den gesamten Fortschritt, während der Gast die gewonnen Erfahrung nur teilweise übernehmen kann, das hängt davon ab, wie weit fortgeschritten beide Spieler:innen im Spiel sind.
Zusammenfassung
Grafik
Für das grafische Gerüst von ATLAS FALLEN sorgt die hauseigene „Fledge-Engine“, die standardmäßig mit der plattformoffenen Vulkan-API läuft. Diese liefert auch bei hohen Auflösungen eine gute Performance mit mittelmäßigen Systemanforderungen ab. Das Surfen über den Sand ist gut inszeniert, die temporeichen Kämpfe können mit vielen Effekten aufwarten. Weniger gefallen haben uns die nicht so detailreichen Charaktermodelle und deren statischer Gesichtsanimationen.
Sound
Die Geräusche beim Surfen und in den Kämpfen sind recht ordentlich, die deutsche Synchronisation ist durch den Einsatz bekannter Stimmen wie etwa die von Martin Keßler (Nicolas Cage) oder Andreas Fröhlich (John Cusack) recht gut gelungen, hier gibt es nicht viel zu kritisieren, die Musikuntermalung plätschert allerdings eher so vor sich hin.
Handling
Die Entwickler ermöglichen euch die Steuerung des Spiels mit Maus und Tastatur oder Controller. Wobei Deck 13 einen Controller für sein Spiel empfiehlt und wir das nur unterstreichen können. Mit Maus und Tastatur ist das mehr oder weniger unspielbar, am besten einen PlayStation-, oder Xbox-Controller am PC anstecken, das funktioniert wunderbar. Damit klappen sowohl die Kämpfe, als auch die Navigation in den Menüs sehr gut, auch wenn es anfangs durch die vielen Funktionen etwas Einarbeitungszeit benötigt, bis man alle Funktionen findet.
Spieldesign
Grundsätzlich macht das Surfen und die Kämpfe im Spiel durchaus Spaß, man möchte dann doch noch den einen Essenzstein haben, allerdings nutzt sich das Spielprinzip mit einiger Zeit doch sehr ab, die Spielmechanik fokussiert hier deutlich auf den Kämpfen, allerdings wirkt die ganze Inszenierung der Spielewelt, wenn man etwas genauer hinschaut, dann doch etwas altbacken und zündet nicht so recht um unseren Entdeckertrieb so richtig ausleben zu wollen. Oft weiß man auch nicht genau wie man spannende Stellen im Spiel erreichen soll. Man hat zwar die Möglichkeit des Doppelsprungs in Kombination mit insgesamt 3 Luftsprints, trotzdem erscheinen manche Bereiche unmöglich zu erreichen, auch wenn man es noch so oft probiert. Auf der Übersichtskarte wird an dieser Stelle ein Schatz angezeigt, aber es gelang mir in einigen Fällen absolut nicht, diesen auch wirklich ausfindig zu machen.
Motivation
Es gibt anfangs viel zu tun in ATLAS FALLEN, man möchte die Welt und ihre Möglichkeiten kennen lernen. Neben den actionreichen Kämpfen macht dabei die Suche nach besseren Essenzsteinen, Artefakten und Schätzen den Rest der Spielzeit aus. Etwas Abwechslung bringt dazwischen das Zerstören von Altären, Wachtürmen oder das Lösen der Siegel-Totems. Die Haupt- und Nebenquests sind dabei jetzt aber leider nicht spektakulär spannend, auch nutzen sich im späteren Spielverlauf die viele „Springerei“, die doch ziemlich leere Landschaft und die immer gleichen Gegner stark ab.
FAZIT
Das Action-Rollenspiel ATLAS FALLEN hat bei seiner Veröffentlichung vor allem mit einem zu kämpfen, der starken Konkurrenz mit Diablo IV und Baldurs Gate 3, die beide die weit besseren Rollenspiele sind, auch wenn man diese nicht direkt miteinander vergleichen kann. Grundsätzlich macht das Surfen über den Sand ja anfangs auch Spaß, die Kämpfe sind knackig und actionreich und es gibt im Spiel einiges zu entdecken. Allerdings gibt es etliche Abzüge in der B-Note, so ist die Landschaft insgesamt dann auf Dauer doch zu eintönig, die Gegner wenig abwechslungsreich und die Quests können auch nicht so richtig motivieren. Mit insgesamt nur 3 Waffen, ein paar Rüstungen und sonst wenig Equipment bleiben für den upgrade- und sammelwütigen Rollenspieler nur die Essenzsteine für den Handschuh, das ist etwas mager. Ein Lichtblick für ATLAS FALLEN ist wiederum der Koop-Modus, der zusammen mit einer Freundin oder einem Freund wirklich Spaß macht, vor allem im Kampf gegen die Bossgegner.
Mit einer Spielzeit von insgesamt ca. 15-20 Stunden sind wir dann aber auch relativ bald wieder durch. Ein mehrmaliges Durchspielen lohnt leider nicht wirklich. Technisch weiß die hauseigene Engine zwar grundsätzlich zu überzeugen, die Charaktermodelle sind aber leider wenig detailliert, wir stoßen in der „offenen“ Welt immer wieder auf unsichtbare Barrieren und manch kleinere Bugs stören noch unsere Wüstenreise. Alles in allem ist ATLAS FALLEN kein schlechtes Action-Rollenspiel, versenkt aber dann leider doch mögliches Potential im Wüstensand.