Euer Großvater hat euch, kurz vor seinem Ableben, seine geliebte Farm vermacht. Dummerweise wird schon kurz darauf die ganze Umgebung von einer nuklearen Explosion vaporisiert. Im Action-Roguelite-Farming Simulator Atomicrops seid ihr die letzten Lebensmittelproduzenten der Gegend und müsst als solche eure Felder betreuen und zugleich vor einfallenden Mutanten bewahren.
Farm, Marry, Kill
Der neue Titel des schwedischen Indie-Game Studios Raw Fury, welcher von nur 3 Personen entwickelt wird, funktioniert vom reinen Farmaspekt her grundsätzlich wie Stardew Valley: Ihr pflanzt euer Saatgut, düngt und gießt die wachsenden Pflänzchen bis ihr sie ernten und anschließend Geld daraus machen könnt. Nebenbei baut ihr eure Farm aus, freundet euch mit den Dorfbewohnern an und findet vielleicht seltene Items, womöglich auch eure große Liebe. Da hören die Ähnlichkeiten zwischen Stardew Valley und Atomicrops aber auch schon auf, denn eure Farm befindet sich im nuklear verseuchten Ödland und ihr müsst eure wertvollen Pflanzen bis zum Tode mit etlichen Schießeisen verteidigen.
Ihr startet mit einem kurzen Tutorial, in dem ihr das Nötigste lernt: Unkraut jäten, Felder furchen, Samen pflanzen und gießen. Danach geht es ohne weitere Umschweife direkt ins Spiel. Ihr dürft eure Pflanzen nicht zu kurz kommen lassen, andernfalls fehlt euch das nötige Kleingeld für Waffen und Saatgut. Ganz zu schweigen davon, dass sich erfolgreiche Farmer nach jeder Jahreszeit über nützliche Items, wie etwa Leben oder Brückenteile, welche euch Wege in neue Gebiete erschließen, freuen dürfen. Ihr gewinnt das Spiel, sobald ihr 2.000 Punkte gesammelt habt – und glaubt mir, das ist eine große Herausforderung. Holt das Optimum aus eurem Feld heraus, während ihr euch gleichzeitig gegen die regelmäßig angreifenden Mutanten zur Wehr setzt – Multitasking ist Voraussetzung, um eure Farm zum Erfolg zu führen.
Keine Zeit zu verschwenden
Mein persönlicher Tagesablauf als schießwütiger Farmer beginnt wie folgt: Der Tag startet und ich mache mich als erstes auf in die Wüste, um dort möglichst viele der von Mutanten besetzten Camps zu befreien. In diesen gibt es nämlich eine ganze Menge an praktischem Zeugs: Tiere, die bei der Feldarbeit helfen, Ressourcen für den Anbau von Getreide , verschiedenste Ausrüstungsgegenstände oder mächtige Traktoren, die durch Mutanten ebenso mähen wie durch Unkraut. Gegen Abend gehe ich zurück zur Farm, um mit meinen neuen Gegenständen möglichst viel in kürzester Zeit zu pflanzen. Hierbei achte ich darauf, dass ich immer vier Samen derselben Art nebeneinander pflanze, falls genug vorhanden sind. Wenn man die kleinen Pflänzchen dann noch ausreichend düngt, verschmelzen sie zu einer wesentlich ertragreicheren Superpflanze. Sobald die letzte Gegnerwelle ausgeschalten ist, kommt der Rettungshelikopter und bringt mich in die Stadt. Wenn ihr ankommt, bekommt ihr für eure Waren Goldene Bohnen, welche neben Rosen das Zahlungsmittel sind. Dieses „Geld“ bekommt ihr für eure Ernte, Rosen hingegen müsst ihr selbst pflanzen. Mit dem herkömmlichen Geld könnt ihr Brückenteile, Samenkörner und Waffen erwerben – leider halten euer Schießeisen nur einen Tag. Für Rosen bekommt ihr essenzielles Leben, doch mit jedem kauf wird es kostspieliger. Mit Rosen könnt ihr auch in anderen Shops bezahlen und Beziehungen mit manchen NPCs aufbauen – überlegt gut wie ihr sie investiert.
Als mein Vorrat an Wummen, Leben und Korn aufgestockt ist, starte ich den zweiten Tag. Geld ist mein Antrieb und Zeit ist mein Gegner. Bis zur letzten Sekunde bearbeite ich mein Feld, um reichlich Ertrag zu bekommen, den am nächsten Tag wartet ein Boss auf mich. Jahreszeiten dauern nur 3 Tage und am letzten Tag müsst ihr immer einen Bossgegner bekämpfen. Zuvor in der Stadt eine Waffe zu kaufen ist Pflicht – ein Upgrade schadet auch nicht. Falls im Geschäft kein gutes Kampfgerät vorhanden ist, kann man nur hoffen – und es wieder versuchen.
Ein Partner hilft und steht dir bei
Zusätzlich zum Farmen und Töten gibt es im Spiel noch ein drittes, großes Feature: Die Liebe. Leider fällt dieser Aspekt bis jetzt vergleichsweise schmal aus. So habt ihr aktuell nur zwei Romanzen zur Auswahl, die euch allerdings auf verschiedene Art unterstützen. Die taffe Kämpferin Rue, die mit euch Mutanten metzelt und den der friedlichen Zeitgenossen Borage, der euch auf der Farm hilft. Ihr wickelt euren Schwarm um den Finger, indem ihr ihm jeden Tag Rosen im Austausch für ein zufälliges Item gebt. Jedes weitere Mal müsst ihr dabei mehr Rosen springen lassen. Habt ihr eurem Wunschpartner dann genug Rosen gegeben, küsst er euch in einer niedlichen Animation unter einem Hochzeitsbogen – und schon seid ihr verheiratet. Ich schätze, für Romantik ist in der Post-Apokalypse nicht viel Zeit. Die Entwickler haben bereits angekündigt, dass hier noch Updates zu erwarten sind, unter anderem eine weitere Romanze.
FAZIT
Atomicrops hat eine steile Lernkurve und manchmal einen fiesen Zufallsfaktor, aber spätestens, nachdem ihr das erste Mal so viel Geld verdient habt, dass ihr den nächsten Boss mit eurer upgegradeten Superwaffe ohne größere Probleme zum Teufel schickt, ist alles böse Blut schon wieder vergessen. Das brutale Ödland, die netten und doch skurrilen Dorfbewohner und die spannenden Bosskämpfe können euch über Stunden an den Bildschirm fesseln. Die Grafik ist nicht überwältigend, jedoch hat der Pixellook während meiner steigenden Spielzeit immer mehr an Charme gewonnen. Ein paar permanente Upgrades, Freischaltbares und ein bisschen mehr Fokus auf den „Marry“-Teil hätte ich mir schon gewünscht, aber das Spiel befindet sich ja erst seit kurzem im Early Access – da kommt sicher noch vieles mehr. Wer es mag, sich um seine eigene Farm zu kümmert, Mutanten zu Kleinholz zu verarbeiten und keine Angst davor hat, nach jedem Tod von vorne zu beginnen, wird mit Atomicrops sicherlich noch eine Menge Spaß haben.
Ein Gastartikel von Nino Puff
Was ist Atomicrops? Ein 2D-Action-Rougelite-Farming-Simulator im Pixellook.
Plattformen: PC
Getestet: PC, Intel(R) Core(TM) i7-8750H CPU @ 2.20GHz, 8GB RAM, Geforce GTX 1060
Entwickler / Publisher: Raw Fury
Release: 05. September 2019 (Early Access)
Link: Offizielle Webseite