Die Videospielkultur treibt manch seltene Blüten hervor, heute informieren wir euch über die Ausstellung PIXELPORNO 0.2, die am 27. März in der Linzer Strafsachengalerie eröffnet wird.
Zwei Männer stehen in einem abgedunkelten Raum. Leises Stöhnen dringt aus ihm, unterbrochen von kichernden und klatschenden Geräuschen. Zwei blaue Lichter huschen hin und her. Das Stöhnen wird lauter und lauter, ein Höhepunkt nähert sich.
Wir befinden uns mitten in der Ausstellung PIXELPORNO 0.2, die am 27. März in der Linzer Strafsachengalerie eröffnet wird. Die beiden Männer haben soeben die erste Runde des „Dark Room Sex Game“ absolviert. In dem 2008 vom Copenhagen Game Collective veröffentlichten Spiel geht es darum, zwei Nintendo-Wii-Fernbedienungen im richtigen Rhythmus zu bewegen. Je besser dies geschieht, desto harmonischer und intensiver wird das Stöhnen. Durch die Verlagerung auf eine rein auditive Ebene wird so die ansonsten übliche Dominanz von pornographischen Bildern durchbrochen, die bei Computer- und Videospielen mit sexuellen Inhalten üblicher Weise zu sehen ist. Das gemeinsame Vorgehen auf dem Weg zum Höhepunkt erzeugt dazu eine beinahe erotische Stimmung durch das sensibel aufeinander abgestimmte Spielen.
Das „Dark Room Sex Game“ ist nur eine von 16 Arbeiten aus dem Genre der Game Art, die im Rahmen der Ausstellung zu sehen sind. Zusammengestellt wurde die Schau der experimentellen Zugänge zu Computer- und Videospielen mit sexuellen Inhalten vom Linzer Kunstkollektiv qujOchÖ. Im Oktober 2013 wurde mit PIXELPORNO 0.1 bereits eine Ausstellung im ehemaligen Linzer Puppenmuseum gezeigt, deren Fokus jedoch auf der kritischen Darstellung herkömmlicher Sexgames wie Samantha Fox Strip Poker, Leisure Suit Larry oder Lula 3D lag.
In PIXELPORNO 0.2 geht es hingegen um künstlerische Arbeiten, die sich dem Thema annähern, etwa eine der frühesten Teledildonics-Arbeiten, die „SeXBox“ des US-amerikanischen Künstlers Kyle Machulis aus dem Jahr 2006 oder das Adult-Flash-Game „Ute“ der jungen deutschen Gamedesignerin und Künstlerin Lea Schönfelder aus dem Jahr 2014. Eröffnet wird die Ausstellung mit einem Vortrag von Sabine Harrer vom Indie Bird Game Collective zum Thema „Intime Games: Intentionen, Potenziale und Limitationen spielbarer Pornographie“.
Infos
Freitag, 27. März 2015, 18 Uhr
Strafsachengalerie, Brückenkopfgebäude Ost
Hauptplatz 5-6, Linz
Vortrag:
Sabine Harrer: Intime Games: Intentionen, Potenziale und Limitationen spielbarer Pornographie
Ausstellung:
Robert F. Nideffer: Tomb Raider I + II Nude Patches *** Molleindustria: Orgasm Simulator & Queer Power *** Heather Kelley: Lapis *** Kyle Machulis: SeXBox *** Gazira Babeli: Come to Heaven *** Pierrick Thébault: Cyporn *** Copenhagen Game Collective: Dark Room Sex Game *** Stephane Shibatsuji-Perrin: Porn Hero *** Georgie Roxby Smith: The Fall Girl *** Pippin Barr: Hot Coffee *** Merritt Kopas: Consensual Torture Simulator *** Elizabeth Simins: Manic Pixel Dream Girl *** Yannick Lambelet: Unicorn Pop Porn *** Lea Schönfelder: Ute *** Emmett Butler & Nina Freeman: how do you Do It
Musik:
8-Bit-Sounds by The Horny Plumbers
„Man verweilt dagegen nicht vor den pornografischen Bildern. Sie sind schrill, laut, weil ausgestellt. Ihnen fehlt auch die temporale Weite. Sie lassen keine Erinnerung mehr zu. Sie dienen nur der unmittelbaren Erregung und Befriedigung.“ (Byung-Chul Han, Transparenzgesellschaft, Berlin 2013)
Öffnungszeiten:
Samstag, 28. März – Freitag, 10. April 2015, täglich von 16 – 20 Uhr
Eintritt frei & ab 16 Jahren!