Battlefield 4

Ein Panzer rauscht krachend durch eine Wand, gleich daneben liefern sich zwei Jets einen irrwitzigen Dogfight. Und mittendrin? Wir natürlich! Battlefield 4 ist der neueste Ableger der Battlefield Reihe. Mit einer neuen Engine im Gepäck, versucht EA’s Paradeshooter die Spielerherzen zu gewinnen. Diesmal geht es auf chinesischen Schlachtfeldern in hitzige Multiplayerpartien.

Singleplayer

Als großer Call of Duty Konkurrent versucht auch Battlefield 4 eine intensive Singleplayererfahrung zu bieten … und scheitert. Denn die Kampagne gestaltet sich abstrus und nicht nachvollziehbar. Battlefield 4 spielt ein paar Jahre in der Zukunft im beginnenden Konflikt zwischen China und den USA. Wir spielen Sergeant Daniel Recker, Mitglied im „Tombstone Squad“. Mit unserem schweigsamen Helden ballern wir uns in Call of Duty Manier durch Schlauchlevels und den darin enthaltenen Gegnermassen. Die KI ist zweckmäßig und schon nach ein paar Stunden sieht man den Abspann. Großer Schwachpunkt: Eine wirkliche Nähe zu seinen Protagonisten wird selten aufgebaut. Viele Entscheidungen sind nicht nachvollziehbar und wirken unfreiwillig komisch. Kleines Beispiel? Unsere Teammitglieder „Irish“ und „Hannah“ liefern sich immer wieder heftige Wortduelle.  Mitten in der Kampagne ändert sich plötzlich ihr Verhältnis radikal, am Ende wollen die beiden sogar für einander sterben. Nachvollziehbarkeit? Null. Da kam die Geschichte in Battlefield 3 zwar trockener, aber besser rüber. Der Singleplayer wirkt als nette Dreingabe, Kaufgrund ist er keiner.

Multiplayer

Die starke Seite der Battlefield Reihe ist seit jeher der Multiplayer. Bis zu 64 Spieler tummeln sich gleichzeitig auf den Schlachtfeldern. Eine der größten und meist vermissten Neuerungen, die Commo Rose, ist zurück. Ein Tastendruck reicht und wir können Gegner melden, Munition anfordern oder nach neuen Befehlen fragen. Das steigert die Teamarbeit erheblich. Mit der Commo Rose erlebt auch der Commander Modus aus Battlefield 2 ein Revival. Richtig gespielt kann der Commander seinem Team durchaus zum Sieg verhelfen. Aber auch nur, wenn die Squads seinen Befehlen folgen.

Bei den Squads selbst hat sich weniger getan. Bis zu fünf Spieler bilden ein Team. Für gemeinsame Aktionen gibt es Punkte und damit werden nach und nach Verbesserungen freigeschaltet. Etwa mehr Munition oder stärkere Erste-Hilfe-Kästen. Wie in BF3 sind auch in BF4 die klassischen vier Rollen mit dabei: der Assault als Allrounder, der Support als laufende Munitionskiste, der Recon als Scout und der Engineer mit seinen Reparaturskills und Panzerabwehrwaffen. Der Medic fällt weg, diese Rolle übernimmt jetzt der Assault. Der Defibrillator wurde abgeschwächt, das Reanimieren dauert jetzt länger. Mit dieser Designentscheidung wurde den gefürchteten Medic-Squads der Kampf angesagt.

Battlefield 4 bringt viele alte und auch ein paar neue Spielmodi mit sich. Ganz vorne dabei der beliebte Conquestmodus. Dabei spawnen alle Spieler in ihren jeweiligen Bases und von dort gilt es möglichst viele Punkte einzunehmen. Mit jedem Kill und sobald man die Mehrheit der Punkte hält, sinkt die Ticketanzahl der Gegner. Dice hat an diesem Modus nicht viel verändert, er funktioniert einfach. Brandneu im Gepäck sind die Modi „Defuse“ und „Obliteration“. Dabei spawnt auf der Map eine Bombe und es gilt vorgegebene Ziele damit zu zerbröseln. Defuse ist dabei noch einen Tick schwieriger, denn hier gilt: Wer einmal stirbt, ist länger tot – und zwar bis zum Ende einer Partie.

Das Leveldesign ist generell wirklich gut gelungen. Paracell Storm etwa präsentiert sich atmosphärisch dicht und schön gestaltet. Der heraufziehende und immer stärker werdende Sturm ist ein klasse Spielelement. Oder Siege of Shangai mit seinen taktischen Häuserschlachten zieht den Spieler schön ins Geschehen rein.  Ab und An gibt es aber Ausreißer wie Operation Locker, ein Metro Verschnitt aus BF3 mit Engstellen die unter Dauerbeschuss mit M320 oder Granaten liegen. Mit dem neuen Effekt „Levolution“ bekommen die meisten Karten einen schönen Twist. Das Spielgeschehen ändert sich plötzlich und jedes Team steht vor neuen Herausforderungen. Es ist zwar nicht der ganz große Wurf wie von Dice angekündigt aber trotzdem eine gute Idee.

Die neuen Maps sind stärker, als beim Vorgänger, auf Fahrzeuge ausgelegt. Da sind wieder alte Bekannte dabei, wie Panzer, Jeeps, Jets und Helis, aber diesmal liegt ein großes Augenmerk auf Seeschlachten. Ja, richtig gelesen, in Battlefield 4 wird das kühle Nass als Schlachtfeld genutzt. Damit gibt’s jetzt neben Jetskis und Schlauchbooten auch größere Fahrzeuge wie das RCB 90 Angriffsboot. Das spielt sich wie ein schwimmender Panzer mit seiner 25mm Autokanone und hat ähnliche Upgradebäume wie Panzer an Land. Bei Schlachten auf See kommt auch eine neue Technik zum Einsatz namens „Networked Water Simulation“. Vereinfacht gesagt: Jeder Spieler sieht dieselbe Welle am selben Ort zur selben Zeit. Damit bietet rauer Seegang mit hohen Wellenberge eine neue taktische Komponente, Stichwort: Versteckspielen. Damit bei einem Abschuss weit weg vom Land nicht die halbe Mannschaft zum Ufer paddeln muss, kann jetzt auch bequem jeder Insasse aus dem Heck per Jetski abhauen. Eine gute Idee, wie wir finden.

Am Sound gibt es wie schon im Vorgänger nichts auszusetzen. Die Soundkulisse ist schlicht und ergreifend gewaltig und sucht seinesgleichen im Genre. Stereoheadset oder 5.1 System ist hier fast Pflicht.

Wer die Vorgänger kennt, fühlt sich in Battlefield 4 recht schnell wieder wohl. Fast jede Aktion wird mit Punkten belohnt und damit arbeiten sich auch Neueinsteiger rasch in der Rangliste hoch. Mit dem DLC „China Rising“ kommen nochmals vier Maps neue Fahrzeuge, neue Gadgets und der neue Spielmodus „Air Domination“ dazu. Dabei starten alle Spieler in Jets und kämpfen um Checkpoints in der Luft. Was sich spannend anhört, spielt sich aber eher lau. Die meiste Zeit zieht man weite Schleifen am Himmel und sucht sich ein einfaches Ziel an den Checkpoints.

Engine

Damit es dort ordentlich kracht und rummst, läuft Battlefield 4 mit der Frostbite Engine 3. Frank Vitz, der Creative Director bei DICE beschreibt in einem Promovideo Frostbite als „einen evolutionären Prozess“ und Frostbite 3 sei der nächste Schritt. Einer der Schritte vorwärts ist die Zerstörbarkeit der Umgebung, die bis ins kleinste Detail simuliert wird, eine große Stärke der Engine. So kann man etwa eine im Level stehende Waschmaschine soweit zerstören, dass man das Wasser in der Waschtrommel schleudern sieht. Die erweiterte Zerstörbarkeit der Umgebung sorgt für viel Abwechslung. Schnell ballert man sich neue Wege um den Gegner zu überraschen. Wo in Battlefield 3 noch Grundgerüste stehen blieben, fliegt einem in Battlefield 4 schon mal ein ganzes Gebäude um die Ohren.

Frostbite 3 gilt als besonders vielfältige Engine. So kann man nicht nur Shooter umsetzen, auch das RPG-Schwergewicht Dragon Age: Inquisition oder das Rennspiel Need for Speed: Rivals setzen auf das neue Grafikgerüst.

Jeder kennt es: Viele Shooter laufen nach folgendem Prinzip: Erobere Punkt A oder kille Gegner auf Punkt B und laufe dann Punkt A. Um ein bisschen Abwechslung in den Shooter-Alltag zu bringen präsentiert EA mit Battlefield 4 ein neues Feature namens „Levolution“. Dabei werden vorgegebene Elemente auf einer Map durch den Spielverlauf verändert. Es stürzt etwa ein Hochhaus ein oder ein Staudamm bricht und flutet die Straßen. Damit ändern sich die Maps dynamisch und jeder Spieler muss darauf reagieren.

Vor allem im Vergleich zur Frostbite 2, die bei Battlefield 2 zum Einsatz kam, soll die neue Frostbite 3 den Spielern ein noch realistischeres Spielerlebnis bieten. Vor allem die verbesserte Tesselation fällt schnell auf. Dabei werden Objekte näher beim Spieler mit mehr Details dargestellt als entfernte Objekte. Die Umgebungen wirken dadurch um einen Tick realistischer. Frostbite 3 setzt auf modernere PC Systeme, also 64bit und mindestens 4 Gigabyte RAM. Mit dem Day One Patch läuft BF4 zwar auch auf 32 bit Systemen aber die aufgebohrte Engine frisst auch ordentlich Leistung. Auf unserem Testsystem, einem i5 mit einer Geforce GTX 570 und 8 Gb RAM, dauert das Laden annähernd eine Minute.

Dafür sieht Battlefield 4 auch auf den niedrigsten Einstellungen immer noch sehr gut aus. Besitzer von älteren Systemen bekommen eine ansehnliche Grafik geboten, die größten Unterschiede bemerkt man bei Beleuchtungs- und Regeneffekten.

Genaue Unterschiede zeigen wir euch jetzt in unseren Vergleichsboxen.

Einstellungsvergleiche

Schatten

Die Schattendarstellung lässt nur auf der niedrigsten der vier Stufen einen Unterschied erkennen. Während bei Low die Schatten noch deutlich kantig sind, sehen sie auf Medium bereits sehr gut aus. High und Ultra fügen noch eine stärkere Tönung hinzu.

Schatten: LOW | MEDIUM | HIGH

Kantenglättung

Bei der Kantenglättung sieht man nur auf der niedrigsten Stufe klare Unterschiede. Bei zweifacher Filterung verschwinden die meisten Treppen und bei vierfacher Filterung wirkt das Bild schon recht rund. Für wenig Rechenleistung kann man auch noch eine extra Nachbearbeitung hinzufügen. Da bei dieser Funktion das ganze Bild nochmals gefiltert wird, wirkt es weicher.

Antialiasing: OFF | 2x | 4x

Wasser

Keine Extra-Einstellungen gibt es fürs Wasser, das wird über die generellen Grafikeinstellungen geregelt. Bereits auf Low sieht es recht ansehnlich aus, Medium fügt Gischt und Brandung hinzu und bei High sowie Ultra sieht man noch ein paar Details mehr. Gerade auf der Map Paracel Storm kommt das Wasser mit diesen Einstellungen sehr gut zur Geltung.

Wasserdarstellung: MEDIUM | ULTRA

Auflösungsskalierung

Eine interessante Neuerung der Frostbite 3 ist die Funktion „Auflösungsskalierung“. Diesen Regler kann man auf einen Wert zwischen 25 und 200 einstellen. Steht der Regler auf einem Wert unter 100 wird der jeweilige Frame kleiner berechnet und für die Ausgabe auf dem Monitor gestreckt. Bei einem Wert über 100 passiert das genaue Gegenteil. Der Frame wird höher berechnet und neu für die Ausgabe skaliert. Damit lässt sich einiges an Details gewinnen – ein entsprechend starkes System vorausgesetzt. Auf unserem Testsystem bekommen wir bei 25% eine Framerate von soliden 60 Frames, aber das Spiel sieht grottig aus. Bei 200 verkommt das Spiel zu einer Diashow mit 1 bis 2 Frames und wird damit unspielbar. Eine Einstellung von 125 hat sich beim Test bei uns bewährt.

Skalierung: 25 | 200

FAZIT

Battlefield 4 ist ein guter Multiplayer Shooter, der sich durch die weitläufigen Maps vom Konkurrenten Call of Duty abhebt. Die Frostbite 3 ist ein weiterer Schritt in noch realistischere Schlachten, aber bei weitem kein so großer, wie der Übergang von Battlefield 2 auf Battlefield 3. Gerade die zusätzliche Zerstörbarkeit der Umgebung sorgt immer wieder für Überraschungsmomente. Freunde von CloseQuarter-Infanteriegefechten werden eher wenig Freude haben. Die derzeitigen Maps sind großteils für Fahrzeuge ausgelegt, hitzige Infanteriegefechte wie auf „Seine Crossing“ in Battlefield 3 gibt es derzeit kaum. Wer aber ein Fan der Serie ist, kann mit dem neuesten Ableger nichts falsch machen.

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 10 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8

Passende Beiträge

LEGO Horizon Adventures im Test

Sky Oceans: Wings for Hire im Test

E-Scooter NAVEE V40i Pro im Test