BattleMechs sind riesige, teils humanoide, teils avoide und manchmal sogar insekten-ähnliche Kampfmaschinen, die meistens einfachheitshalber nur Mechs genannt werden. Ihren ersten Einsatz hatten sie in BattleTech, welches 1984 noch als Tabletop-Spiel veröffentlicht wurde. Computerspielern ist die Reihe vermutlich besser bekannt unter dem Namen MechWarrior oder auch MechCommander. Fast fünf Jahre mussten sich diese gedulden, bis sie endlich wieder die mechanisierten Kampfkolosse einsteigen können. Das Warten hat sich aber gelohnt.
Die Geschichte des BattleTech Universums zeichnet ein eher düsteres Zukunftsszenario: Im Jahr 2107 bricht die erste FTL-Raumsonde, die TAS Pathfinder, auf, um nach einer 12-jährigen Reise, die ersten Menschen im Tau Ceti System zu abzuliefern. Es folgte die Gründung der ersten extra-solaren Kolonie, der Neuen Erde, auf Tau Ceti IV, sowie eine weitere Welle der Kolonialisierung, welche über die Jahrhunderte anhielt. Es war aber auch gleichzeitig das Zeitalter des Krieges, denn außer der Reichweite der Autorität der „Alten Erde“, entwickelten sich zahlreiche unterschiedliche Machtblöcke, die um die Vorherrschaft im Sonnensystem nicht nur mit diplomatischen und friedlichen Mitteln kämpften.
Das Spiel selbst steigt im Jahr 3025 in das Geschehen ein. Uns ereilt der Hilferuf von Lady Arano, die dringend einen Leibwächter und Beschützer sucht. Sie soll den Thron der Aurigan-Koalition nach dem unerwarteten Tod ihres Vaters erben und nun mittels Krönungszeremonie als offizielle Herrscherin bestätigt werden. Als Commander einer Mech-Söldner-Truppe ist es unsere Aufgabe Lady Arano wohlbehalten zu dem festlichen Akt zu bringen, aber wir geraten in einen Hinterhalt und befinden uns fortan inmitten des Intrigenspiels der verschiedenen Fraktionen. Erzählt wird die ganze Geschichte zunächst nur sehr oberflächlich mittels handgezeichneter, vertonter Standbilder. Aber trotz der sehr minimalistischen Präsentation, merkt man schon von Anfang an, dass es sich dabei nicht nur um eine 08/15 Story handelt, sondern um ein komplexes Konstrukt aus Intrigen und Verrat. Aufgrund seiner zahlreichen Details und Nebenplots erinnert das Ganze schon ein kleines bisschen an Game of Thrones. Nicht nur Kenner des BattleTech Universums kommen somit bei der rund 50 Stunden langen Kampagnen-Story voll auf ihre Kosten.
The Heat is on
Im BattleTech Universum ist eine Staffel, die so genannte Lanze (Lance), die kleinste militärische Einheit, besteht aus insgesamt vier separaten Mechs und wir schlüpfen also in die Rolle eines Commanders, der genau so einen kleinen Trupp befehligt. Genauso wie in der Table-Top Vorlage dürfen wir diese nun rundenweise über das Schlachtfeld steuern. Sicht- und Bewegungsreichweite sind dabei immer begrenzt, deswegen müssen wir bei jedem Zug sehr genau überlegen, wo wir unseren Kampfkoloss positionieren und ich welche Richtung er schauen soll, denn gefeuert wird immer in Blickrichtung. Je nachdem ob wir nun ein freies Schussfeld haben oder nicht, können wir die Gegner etwa mit Energie- und Laserwaffen bekämpfen. Die haben zwar den großen Vorteil, dass sie anders als ballistische Waffen keine Munition benötigen, dafür können sie aber überhitzen und den Mech damit kampfunfähig machen. Kühlung in einem nahegelegenen Gewässer schafft hier aber Abhilfe. Nicht nur zur Verteidigung kann man anhand von Sprints und Schubdüsen-Sprung, den so genannten Jumpjets, auch sehr schnell größere Distanzen überwinden, erhöht damit aber zusätzlich den Ausweichwert der Einheiten, was die Trefferchance der gegnerischen Schüsse verringert. Wird eine Mech dann doch einmal erwischt, dann kommen die verschiedenen Trefferzonen ins Spiel. Jedes Teil der mechanischen Soldaten hat eigene unterschiedliche Panzerungswerte und kann sogar separat Schaden nehmen. Das geht sogar so weit, dass die Wucht der Einschläge den Kampfkoloss sogar zu Fall bringen kann.
Die verschiedenen Mechs unterteilen sich grundsätzlich in verschiedene Klassen eingeteilt, natürlich allesamt mit unterschiedlichen Statuswerten wie etwa Feuerkraft, Geschwindigkeit oder Panzerung. Im gesamten Spielverlauf soll es möglich sein, mehr als 30 verschiedene BattleMechs mit über 120 Waffen- und Ausrüstungs-Teile in vielfältigen Kombinationen zusammenstellen zu können. Die taktischen Variationen sind damit vielfältig, denn nicht nur Waffenauswahl und Spezialfähigkeiten spielen eine wichtige Rolle, sondern auch Terrain, Wetter und Position sind in die Überlegungen miteinzubeziehen. Beschädigte Mechs kann man bis zu einem gewissen Grad wieder reparieren, fallen aber für die Zeit der Instandsetzung aus. Wird ein Kampfkoloss aber zerstört oder stirbt ein Pilot, sind beide für den Rest der Kampagne verloren.
Geld oder Ausrüstung
Obwohl der Fokus aufgrund der Table-Top Vorlage natürlich auch den rundenbasierten Taktik-Schlachten liegt, bietet das Gameplay von BattleTech einen ebenfalls sehr anspruchsvollen Management-Teil. In der Sternenkarte überblicken wir das gesamte Gebiet von Aurigan Reach und können unser Raumschiff befehligen. Im Command Center sehen wir alle verfügbaren Missionen aus dem aktuellen Bereich des Sternensystems. Diese Aufträge können wir nun entweder annehmen oder uns neue in anderen Bereichen des Aurigan Reach besorgen. Als Belohnung warten auf uns entweder Bezahlung oder diverse Ausrüstungsgegenstände für die Mechs unser Lanze. Mit dem erwirtschafteten Geld können wir etwa neue Piloten anheuern, unsere Werkstätten ausbauen und das Raumschiff verbessern, sodass man dann schneller zwischen den Planeten reisen kann.
Grundsätzlich ist es zwar möglich, sich nur mit Nebenmissionen die Zeit zu vertreiben und die Kampagne zu ignorieren, aber gewisse Upgrades erhält man nur durch das Erfüllen bestimmter Story-Aufgaben. Ausserdem ist Geschichte von BattleTech derart spannend und die Missionen abwechslungsreich, sodass man dann doch einiges verpassen würde. Als Alternative gibt es immer noch den Skirmish-Modus, in dem man auf zwölf unterschiedlichen Maps wahlweise gegen die KI beziehungsweise gegen menschliche Gegenspieler antreten darf. Die in der Kickstarter angekündigte Solaris-Multiplayer-Kampagne gibt es bislang noch nicht, soll es aber laut Entwickler Harebrained Schemes irgendwann in irgendeiner Form noch in das Spiel schaffen. Bislang ist der Mehrspieler-Modus zwar eine nette Beigabe, aber aufgrund fehlender Features nicht wirklich spannend.
Technische Schwächen
Das technische Grundgerüst von BattleTech bildet die Unity Engine, die beispielsweise auch schon bei anderen Paradox Interactive Spielen wie Cities: Skylines oder Pillars of Eternity zum Einsatz gekommen ist. Rein qualitativ wird hier auch gute Arbeit geleistet, jedoch wirken die Texturen manchmal etwas detailarm und matschig. Dafür sind die Animationen der Mechs erstklassig und die verschiedenen Grafik-Effekte setzen die Gefechte entsprechend in Szene. Sprachausgabe gibt es übrigens keine, sämtliche Dialoge werden lediglich als Text in englischer Sprache am Bildschirm angezeigt und die Soundkulisse hält sich angenehm sowie unaufdringlich im Hintergrund. Der technisch durchwegs gelungene Gesamteindruck wird aber durch ein paar Schnitzer getrübt. So ist etwa die Kameraposition während den Gefechten nicht immer optimal und kleinere Bugs sowie gelegentliche Performance-Probleme sind auch noch in der Verkaufsversion enthalten. Größter Kritikpunkt sind aber die enormen Ladezeiten. Das Wiederherstellen eines alten Spielstandes, kann das schon mal mehrere Minuten dauern. Hier haben die Entwickler bereits versprochen, diesbezüglich per Update nachzubessern und auch eine deutsche Lokalisierung ist zumindest geplant.
FAZIT
Mit BattleTech hat Entwickler Harebrained Schemes das erste Strategie-Highlight des Jahres 2018 abgeliefert! Alleine die Fülle an taktischen Möglichkeiten lässt das Herz eines jeden Genre-Fans höher schlagen. Diese werden dazu noch durch ein ausgeklügeltes Management-System und eine sehr abwechslungsreiche Kampagne nahezu perfekt ergänzt. In Sachen Präsentation sowie der technischen Umsetzung schwächelt das Spiel zwar etwas und vor allem als BattleTech- und MechCommander-Neuling sollte man dann doch eine etwas längere Einarbeitungszeit einplanen, aber hat man sich erst einmal mit den Eigenheiten der Mech-Kampfführung vertraut gemacht, dann erwartet einen ein herrlich komplexes Strategiespiel mit anspruchsvollem Gameplay, welches dann auch dank der spannenden Geschichte dazu auch noch verdammt viel Spaß macht.
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Was ist BattleTech? Rundenbasierter, taktischer Mech-Combat Simulator, angesiedelt im BattleTech-Universum.
Plattformen: PC
Getestet: Version 1.0.1 auf PC Intel Core i7-6700 CPU @ 3.40GHz, GeForce GTX 745
Entwickler / Publisher: Entwickler: Harebrained Schemes / Paradox Interactive
Release: 24. April 2018
Link: Offizielle Webseite
Gesamtwertung: 8.8
Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10