Bayonetta & Bayonetta 2 (Switch) im Test

Die Ankündigung von Bayonetta 3 im vergangenen Jahr hat für großes Aufsehen und gleichermaßen Freude bei den Fans der coolen Hexe gesorgt. Das liegt zum Teil sicher auch an der holprigen Geschichte der Franchise, die nach Erscheinen des ersten Teils für einige Zeit eigentlich schon als tot galt. Retter Nintendo finanziert nun auch den neuen Teil und bringt, als eine Art Vorgeschmack, die beiden ersten Games auf die Switch Konsole, damit wir uns auf den neuen Titel gebührend vorbereiten können.

Krieg der Welten

Neben der uns bekannten, existieren im Bayonetta Universum mehrere Parallel-Welten. Da wären zum einen Paradiso und Inferno, die einfach als Welten des Lichtes und der Dunkelheit zu verstehen sind. Zudem gibt es dann noch Purgatorio, die als Verbindungsglied zwischen den anderen beiden Welten gilt. Nachdem vor Jahrhunderten ein Krieg die Harmonie zwischen Licht und Dunkelheit zerstört hat, befinden sich die Umbra-Hexen (Inferno) und Lumen-Wesen (Paradiso) in ständigem Konflikt.

Im ersten Teil macht sich eine kürzlich wiedererweckte Bayonetta auf die Suche nach den Augen der Welt. Das sind mächtige Artefakte, von denen sie hofft, dass sie ihre verlorene Erinnerung zurückbringen können. Leider ist sie nicht die einzige Interessentin, denn auch ein mächtiges Lumen-Wesen namens Balder möchte die Augen haben, um Jubileus, den Schöpfer, auferstehen zu lassen und die drei Welten zu vereinigen.

In Bayonetta 2 begibt sich unsere Heldin in die Unterwelt, um die dort gefangene Seele ihre Freundin und Kampfgefährtin Jeanne zu befreien. Dort trifft sie nicht nur auf allerlei Monster, Dämonen und Lumen-Gestalten, sondern auch eine weitere Verschwörung rund um die Augen der Welt und ihre eigene Vergangenheit.

Devil May Smile

Dass die beiden Spiele beim japanischen Studio Platinum Games unter der Riege von Hideki Kamiya, der auch schon die Devil May Cry Reihe entwickelt hat, entstanden sind, lässt sich kaum verbergen. Hier wie dort handelt es sich um ein astreines Brawling-Actiongame, in dem es in überschaubaren Leveln gilt, Horden von Gegnern mit Hilfe von komplexen Kombos und flächendeckenden Special-Moves, auszuschalten. Dazu stehen Bayonetta, neben ihren außergewöhnlichen Kampf-Skills, standardmäßig zudem vier Pistolen zur Verfügung. Zwei in ihren Händen und zwei die an ihren Heel-Boots montiert sind.

So lassen sich Tritte, Schläge und Fernattacken zu gewaltigen Angriffswellen kombinieren. Doch damit nicht genug, denn Bayonetta kann diverse Folter-Gerätschaften erschaffen, um ihre Gegner damit zu malträtieren, ihre magischen Haare zu riesigen, dämonischen Gestalten werden lassen, oder sich selbst zeitlich begrenzt in mächtige Wesen verwandeln.

Und trotz dieser geballten Angriffskraft ist der Ausweich-Salto vermutlich ihr wichtigster Move. Damit schafft sie nicht nur immer wieder dringend benötigten Abstand zwischen sich und den äußerst wehrhaften Gegnern, sondern kann, sofern richtig getimed, die sogenannte „Witch-Time“ aktivieren. Für einige Sekunden verlangsamt sich hierbei die Zeit, fast zum Stillstand. Und die wollen dann freilich genutzt werden, um die wehrlosen Monster zu verdreschen, bevor die Zeit wieder zu laufen beginnt.

Nach jedem Level wird, typisch für Kamiya Games, ein Rang für die gezeigte Performance vergeben. Der richtet sich nach Dingen wie benötigter Zeit, verbrauchten Continues, Kombo-Längen und allgemeinem Style. Einen Einfluss auf das Spielgeschehen haben die Ränge allerdings nicht. Im Kampf eingesammelte Heiligenscheine dienen als Währung und lassen sich in Rodins Bar gegen Waffen-Upgrades oder ganz neue Spielzeuge eintauschen.

Sexy Devil und Stil-Ikone

Was all das trockene Gerede über Spielmechaniken nicht wiedergeben kann, ist der abgefahrene Stil der Bayonetta Spiele. Platinum Games Version von Himmel und Hölle ist kaum mit anderen Iterationen der Thematik vergleichbar. Die Tatsache, dass man sich oder die Handlung zu keiner Zeit ernst nimmt und das Ganze ein wenig trashig wirkt, ist hier keinesfalls als Kritik anzusehen, ganz im Gegenteil.

Doch erst Bayonetta selbst, die Umbra-Hexe mit einer Vorliebe für Dauerlutscher und lasziven Posen, macht die Spiele zum Kult. Auch wenn sie immer wieder gerne als Paradebeispiel für die ausschweifende Sexualisierung weiblicher Spielecharaktere herhalten muss, ist gerade sie das wohl beste Beispiel für eine emanzipierte, starke Frau, die ihre Sexualität und ihre Wirkung auf das andere Geschlecht zu 100% in den eigenen Händen hält. Dabei hat sie ganz offensichtlich Spaß und nimmt sich niemals allzu ernst.

Wie auch immer man zu ihr steht, es ist unbestreitbar, dass sie das größte Zugpferd der Spiele ist. Ihr Gehabe, ihre Lines und ihre scheinbar unzerstörbare Fröhlichkeit machen sie einfach unglaublich liebenswert. Hilfe bekommt die Hexe vom bis ins kleinste Detail spürbaren Style und der „over the top“ Darstellung von…eigentlich allem. Die Moves sind flashiger, die Bosse größer, die Specials aberwitziger als in jedem anderen vergleichbaren Game. Das mag nicht für jedermann sein, gibt den Spielen aber ihre ganz besondere Atmosphäre.

2 ist mehr als 1

Grundsätzlich gibt es, abgesehen von der Story, keine allzu großen Unterschiede zwischen den beiden Teilen. Trotzdem ist Bayonetta 2 eindeutig das bessere und vor allem zeitgemäßere Spiel. In erster Linie liegt das natürlich an der Grafik. Während beide Titel durchgehend flüssig laufen und mit bunten Effekten im Kampfgetümmel nicht geizen, sieht man dem ersten Teil sein Alter (2009) leider durchaus an. Besonders wenn man auf dem Fernseher spielt, wirken die mageren Texturen und die geringe Auflösung doch schon sehr angestaubt. Da macht der zweite Teil eine deutlich bessere Figur.

Aber nicht nur optisch übertrifft die Fortsetzung das Original, auch spielerisch hat man einen Schritt nach vorne getan. So gehen die Kombos flüssiger von der Hand und die gesamte Steuerung wirkt einen Ticken präziser. Dazu kommen neue Moves, mehr Upgrades und Waffen, sowie mehr Abwechslung bei der Gegnervielfalt. Dafür ist die Story des ersten Teils etwas besser und generell schlüssiger, was aber wirklich nur ein kleines Manko darstellt.

Beiden Teilen gemein ist ein recht happiger Schwierigkeitsgrad und das schon ab „Normal“ – wobei der im Nachfolger noch ein wenig höher geworden zu sein scheint. Beide bieten allerdings fünf Einstellungsmöglichkeiten (von „Sehr leicht“ bis „Non-Stop Klimax“). Dazu kann man in den beiden einfacheren den sogenannten Automatik-Modus aktivieren kann, in dem man nur mehr die Bewegungen von Bayonetta steuert, das Kämpfen übernimmt sie selbst.

FAZIT

Besonders Bayonetta 2 ist in seinem Genre ein absoluter Meilenstein den jeder Switch-Besitzer, der mit den Games bislang nicht in Berührung gekommen ist, zumindest einmal angespielt haben sollte. Das anspruchsvolle Action-Feuerwerk, dass nur von den bewusst trashigen Zwischensequenzen und Dialogen unterbrochen wird, macht einfach einen Heidenspass und die namensgebende Heldin tut ihr bestes um diesen Spaß zu unterstützen. Teil eins sieht man sein Alter zwar deutlich an und es wirkt auch insgesamt nicht so ausgereift wie sein Nachfolger, es bleibt aber allemal ein absolut spielenswerter Klassiker. Fans können (und werden) ohnehin getrost zugreifen, um sich stilgemäß auf das dritte Abenteuer der sexy Hexe Bayonetta einzustimmen.

[image src=’https://www.gamers.at/wp-content/uploads/2018/03/81Er7vwvcIL._SY445_.jpg‘ width=’85‘ height=’140′ title=“ align=’left‘]
Was ist Bayonetta? Überdrehtes und kunterbuntes Actiongame, dass sich toll spielt und sich nicht ernst nimmt
Plattformen: Nintendo Switch, Nintendo WiiU
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Platinum Games / Nintendo
Release: 16. Februar 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 10 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test