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Bayonetta im Kurztest

Ganze sieben Jahre ist es nun her, dass Bayonetta ihr Debut gegeben hat – auf der Xbox 360 war das damals noch. Nun wird die sexy Hexe endlich auch auf den PC losgelassen und hat wenig bis gar nichts an Reiz verloren.

Für all jene, denen das Spiel nichts sagt, hier der absolute Kurzabriss: Ihr schlüpft in die Haut der namensgebenden Heldin Bayonetta – einer Umbra-Hexe. Diese hat ihr Gedächtnis verloren und versucht nun herauszufinden wer sie ist, wo sie herkommt, was ihre Bestimmung ist und so weiter … alles, was einen eben so beschäftigt, wenn man nichts mehr weiß, außer dass man eine unglaublich mächtige Zauberin ist. Quasi nebenbei legt sie sich dabei ständig mit den Mächten des Himmels an. Im Grunde geht es hier also auch um den klassischsten Klassiker selbst: Gut gegen Böse. Licht gegen Dunkel. Weiß gegen Schwarz. Nur bleibt es nicht dabei. In den ersten der rund 20 Kapitel werden nicht nur mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, es wird auch nach und nach klar, dass es auch in einem vermeintlichem Kampf von Weiß gegen Schwarz viele Grau-Schattierungen gibt.

Klingt jetzt recht kryptisch, ich weiß. Aber wir wollen ja nix spoilern. Also sei zum Abschluss zur Story noch gesagt: Natürlich ist sie irgendwie heillos überzeichnet, bietet aber dennoch eine in sich äußerst stimmige Welt und unterhält damit, dass sie sich selbst nie zu ernst nimmt. Gerade letzteres, was sich auch in unserer Heldin wiederspiegelt – vom lasziven Lolli-lutschen über das Lack- und Leder-Outfit bis hin zu den eindeutig, zweideutigen Posen – muss einem natürlich liegen bzw. gefallen. Lässt man sich auf das Überzeichnete ein, weiß das Gesamtwerk allerdings von Anfang bis Ende zu überzeugen.

Vor allem, weil auch das Gamedesign perfekt dazu passt. Gegner- (vor allem die Bosse), Waffen- und Level-Design sind mindestens ebenso überzogen und auffällig wie innovativ und kreativ. Was sich hier gelegentlich am Bildschirm abspielt ist nichts anderes als umwerfend und fantastisch.

Zeit zum genießen bleibt einem aber keine: Das Gameplay ist durchaus hektisch und vor allem später im Spiel auch überaus fordernd. Wer dabei allerdings zu Beginn noch denkt, dass er es hier einfach mit einem Quasi-Nachfolger zu Devil May Cry zu tun bekommt, hat nur bedingt recht. Parallelen sind natürlich da (waren ja auch die selben Menschen dahinter), doch der Anspruch ist noch einen guten Tick höher. Bayonetta war eben damals schon kein „einfacher“ Mainstream-Titel und ist es heute auch nicht. Macht euch bereit zu sterben … oft. Das Gute ist aber: Wenn ihr sterbt, ist nie das Gamedesign selbst dran schuld, sondern schon immer ihr. Falsche Taktik, falsche Waffen, zu langsam … wenn man weiß wie, ist jede Situation zu bewältigen. Man darf halt nur nicht das Hirn zu sehr ausschalten.

Das bringt uns nun auch „endlich“ zu den Spezialitäten der nun neuen PC-Version – immerhin musste für diese natürlich die Steuerung angepasst werden. Will heißen: Es gibt nun auch eine Maus/Tastatur-Steuerung … und ja, im Grund funktioniert diese sogar ganz gut. Sowohl die Entwickler als auch wir empfehlen aber dringend, trotzdem mit einem Gamepad zu spielen. Es funktioniert damit einfach besser. Und authentischer anfühlen tut es sich auch.

„Authentisch“ ist auch ein Prädikat, dass man der Grafik attestieren kann … „authentisch 2010“. Immerhin handelt es sich hier wirklich nur um eine PC-Portierung, kein Remake. Die 3D-Modelle sind also noch die selben, ebenso das Leveldesign und die Effekte. Damit sieht Bayonetta unterm Strich zwar ganz nett aus, reißt aber absolut keine Grafik-Bäume aus. Positive Kehrseite dieser Sache: Die System-Anforderungen halten sich angenehm in Grenzen, womit auch der Framerate-Cap von 60FPS zumindest nicht durch irgendwelche Schwankungen noch schmerzhafter wird, als er eh schon ist. Man kann aber davon ausgehen, dass schon bald die ersten Mods aus der Community zur Verfügung stehen werden, die Bayonetta zumindest in Sachen Grafik-Settings etwas auf die Sprünge helfen. Auch die Grafikoptionen sind nämlich äußerst begrenzt. Neben der Texturschärfe und Beleuchtung sind im Grunde nur noch Auflösung (immerhin bis rauf auf 4K) und AA bzw. AF einzustellen. Aber gut: Wo nichts ist, kann man halt auch nichts einstellen.

FAZIT

Mit sieben Jahren ist wohl gerade die richtige Menge Zeit vergangen, dass zumindest ich bei meinem Wiedersehen mit Bayonetta wieder ebenso viel Spaß hatte, wie beim ersten Mal. Story, Gameplay und vor allem Game-Design wissen nach wie vor zu überzeugen, auch wenn die Grafik schon eine ziemlich dicke Staubschicht mit sich herumträgt. Dennoch: In meinen Augen können Fans ebenso noch einmal zugreifen, wie es alle mit einem Faible für Action-Titel tun sollten, die noch nie einen Teil der Serie gespielt haben. Wenn man damit anfangen möchte, dann bitte genau hiermit!

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 4 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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