Beat Saber im Test

Rhythmusspiele sind so eine Sache – die einen lieben sie und können gar nicht genug davon bekommen, die anderen hassen und meiden sie wie die Pest. Beat Saber für PlayStation VR könnte nun jedoch auch letztere Gruppe davon überzeugen, sich das Genre einmal näher anzuschauen – denn wer wollte nicht schon immer mit einem Lichtschwert durch die Gegend tänzeln.

Tanzen wie ein Jedi

Wie eingangs schon erwähnt, handelt es sich bei Beat Saber in erster Linie um ein Rhythmusspiel – anstatt in Genre-üblicher Weise zum Beat der Music auf Knöpfchen zu drücken oder Choreographien vor eurem TV nachzutanzen, dürft ihr euch hier jedoch in weitaus coolerer Weise dem Feeling der Melodien hingeben, und zwar, indem ihr im richtigen Takt Blöcke mit einem virtuellen Lichtschwert durchsäbelt – Vibrationsfeedback und typische Rrrmm-Geräusche inklusive.

Lediglich Blöcke in bester Star Wars-Manier durchzuschneiden, würde sicher für eine Weile Spaß machen – gerade dann, wenn ihr ohnehin schon immer mal Jedi sein wolltet –, der richtige Clou an der Sache und der Grund, warum Beat Saber eindeutig in die Kategorie Rhythmusspiel fällt und auch als solches dauerhaft Spaß macht, kommt aber erst noch: In der VR-Welt rasen die Blöcke im Takt der Musik auf euch zu und kommen überdies in zwei unterschiedlichen Farben sowie mit aufgemalten Pfeilen daher. Die Farben stehen dabei für jeweils eines eurer beiden Schwerter (linke Hand, rechte Hand), während euch die Pfeile die Richtung, in der ihr den Block zersäbeln sollt, angeben. Überdies kommen die Blöcke an unterschiedlichen Stellen des Spielbereichs auf euch zu und werden dabei ab und an auch von Bomben (bloß nicht treffen!) und Hindernissen begleitet, denen ihr durch einen Seitwärtsschritt oder durch Ducken ausweichen müsst. Das alles in Kombination verbindet sich zu regelrechten Choreographien, die dafür gemacht sind, euch nicht nur Kampfspaß per Schwerthieben, sondern auch Bewegungsspaß in Form von Lichtschwert-Tänzen zu bieten – und wenn ich euch eines versprechen kann, dann dass das Konzept das spaßigste Rhythmus/VR-Spiel ist, das ihr jemals gespielt habt.

Trainieren wie ein Sith

Vor dem Bildschirm stehen und Blöcke durchschneiden – wie anstrengend kann das schon sein? Die kurze Antwort: Mehr als ihr denkt. Die lange: Mehr als ihr denkt, aber dabei so befriedigend und kurzweilig, dass ihr das Spiel nicht nur als spaßigen Zeitvertreib, sondern tatsächlich auch als lustigstes Trainingsprogramm ever verwenden könnt. Durch den Einsatz von VR-Brille und der beiden Move-Controller als Schwerter, die sich in der Hand tatsächlich wie Schwertgriffe anfühlen, taucht ihr voll ins Spielgeschehen ein und so eine „Trainings-/Tanz-Session von 30 Minuten oder sogar einer Stunde geht wie im Flug vorüber – und ich wäre sehr verwundert, wenn ihr dabei nicht zumindest ein wenig ins Schwitzen kämet: Konstante Armbewegungen in alle Richtungen (umso größer euer Schlagwinkel und umso genauer in der Mitte ihr den Block trefft, umso mehr Punkte gibt es), ein ständiges Hin- und Herschwenken oder -steigen, um die Blöcke auch wirklich zu treffen und den auf auftauchenden Wänden auszuweichen, sowie häufiges Ducken, um den Überkopf-Hindernissen zu entgehen, sorgen dafür, dass ihr während der Songs ununterbrochen ganzkörperlich in Bewegung bleibt und dabei auch so manche Kalorie verbrennt – und das ist nur der angenehme Nebeneffekt …

Vom Padawan zum Meister

Training, gut und schön, das Konzept klingt super, aber wie sieht es mit dem Langzeitspaß aus? Genau hierfür gibt es in Beat Saber jeder Menge Settings, die dafür sorgen, dass Anfänger nicht verzweifeln und Experten obendrein nicht allzu schnell unterfordert werden.

Zunächst könnt ihr zwischen mehreren Modi wählen: Während ihr in der Kampagne einem (verzweigten) Pfad folgt und dort nach und nach alle möglichen Optionen und Songs erforscht, um weiterzukommen, dürft ihr im Free Play selbst wählen, zu welchen Melodien ihr kampf-tanzt, welchen Herausforderungsgrad ihr dabei wählt – es gibt Leicht, Normal, Schwer und Experte – sowie welche Modifizierungen ihr anwenden wollt. Der Herausforderungsgrad bestimmt dabei, wie viele Blöcke, Bomben und Hindernisse auf euch zukommen und wie kompliziert die Kombinationen sind, während zu den Modifikationen beispielsweise verschwindende Pfeile auf den Blöcken (ihr müsst die Schnittrichtung dann gleich beim Auftauchen der Blöcke registrieren und sie euch merken, da der Pfeilhinweis eben nach wenigen Momenten verschwindet), eine höhere Songgeschwindigkeit, eine Insta-Fail-Option oder auch vereinfachende Optionen wie ein Spiel ohne Bomben/Hindernisse oder ein verlangsamter Song, um womöglich besonders schwierige Passagen mit weniger hohem Tempo zu üben, zählen.

Wer es generell einfacher möchte oder womöglich aus gesundheitlichen Gründen nicht ganz so flexibel ist, der kann übrigens auch generell einstellen, mit nur einem Lichtschwert zu kämpfen (hier dürft ihr dann noch wählen, ob ihr Links- oder Rechtshänder seid), oder ihr ersetzt die Richtungsblöcke allesamt durch generelle Blöcke (können von allen Seiten durchgeschnitten werden).

Als letzten Modus gibt es dann noch den Party-Modus, bei dem ihr mit euren Freunden abwechselnd spielen dürft.

Die Dunkle Seite des Spiels

Wo so viel Spaß und gute Laune herrschen, muss es unweigerlich auch ein paar Schattenseiten geben. Der größte Minuspunkt an Beat Saber ist dabei die Tatsache, dass sich durch einen kleinen Bug ab und an euer linkes Lichtschwert selbständig macht und ihr den Song dann abbrechen müsst. Verhindern könnt ihr dies üblicherweise, indem ihr zunächst beide Move Controller aktiviert, dann PS VR anmacht und erst danach das Spiel startet. Sollte der Fehler dennoch mal auftauchen, deaktiviert ihr am besten alles und beginnt von vorne. Ich hoffe hier auf einen baldigen Patch.

Der Rest der Problemchen ist halb so schlimm: Zu Beginn des Spiels könnt ihr eure Größe einstellen und den Modus wählen – doch einmal im jeweiligen Modus, kommt ihr nur durch einen Neustart wieder zurück zum Hauptbildschirm. Das ist etwas lästig, vor allem dann, wenn man zwischendurch Spieler wechselt und die Bodenhöhe deshalb ändern müsste.

Der letzte kleine Kritikpunkt ist die noch recht spärliche Songauswahl: Im Moment gibt es lediglich 18 Lieder, die zwar super motivierend sind, allerdings leider alle im Elektro-Bereich angesiedelt sind, was Nicht-Fans des Genres womöglich abschreckt. Ab und an kommen hierzu neue (gratis) Songs und zudem wurden DLC-Songpacks (gegen Aufpreis) angekündigt, die demnächst erscheinen sollen, im Vergleich zur PC-Version, bei der mittlerweile unzählige Custom-Lieder zum Download stehen, ist die Auswahl aber dennoch ein wenig enttäuschend. Hoffentlich kommen hier bald neue Melodien, auch aus anderen Genres, hinzu.

Immerhin soll sich auch ein Multiplayer in Entwicklung befinden, der dem Ganzen zusätzlichen frischen Wind einhauchen wird.

FAZIT

Beat Saber ist unumstritten mein bislang liebstes Rhythmusspiel und hat sich in den letzten Wochen auch zu meinem persönlichen Top-VR-Titel aufgeschwungen. Als Schwert- und Degen- sowie obendrein riesen Star Wars-Fan hat mich schon das Lichtschwertkonzept alleine angesprochen, aber in Kombination mit den fetzigen Songs, die das Game zu einem ganz besonderen (und vor allem ganz besonders spaßigen) Tanzerlebnis der anderen Art machen, kann der Titel bei mir wirklich auf voller Länge punkten – und den zusätzlichen Trainingseffekt hab ich dabei noch gar nicht berücksichtigt. Die kleineren technischen Probleme und die Tatsache, dass die Songauswahl noch recht spärlich ist, trüben die Freude dabei nur unmerklich, auch wenn ich sehr hoffe, dass ich bald auch zu weiteren Liedern die Schwerter schwingen darf. Kurzum: Wer PSVR und zwei Move Controller zuhause hat oder auf der Suche nach einem Spiel ist, das (Nerd-)Spaß auf beste Art und Weise mit Sport verbindet, für den ist Beat Saber ein absolutes Must-buy.

Was ist Beat Saber? Spaßige PS-VR-Kombi aus Rhythmus-Spiel und Lichtschwertkampf.
Plattformen: PS4, (alternative Version für PC)
Getestet: PSVR-Version
Entwickler / Publisher: Beat Games / Sony
Release: 20. November 2018
Link: Offizielle Webseite

Und hier könnt ihr euch noch anschauen, wie das so aussieht, wenn ihr eure Freunde bei den schwersten Songs auf Expert begeistert:

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

Passende Beiträge

Planet Coaster 2 im Test

Little Big Adventure – Twinsen’s Quest im Test

LEGO Horizon Adventures im Test