Black Mirror im Kurztest

Mit Black Mirror: Der dunkle Spiegel der Seele wurde 2004 der erste Teil der Point & Click Reihe ins Leben gerufen. Dreizehn Jahre später wagt sich das in Bremen beheimatete Entwicklerstudio King Art an einen Reboot der Saga rund um den Fluch der Familie Gordon. Black Mirror kann eine spannende Geschichte, knackige Rätsel und eine tolle Atmosphäre aufweisen. Doch sind diese Pluspunkte stark genug um über eine Steuerung aus der Hölle hinwegzutäuschen?

Klassische Gruselgeschichte in Black Mirror Castle

Schottland im Jahre 1920. Die Aussicht auf sein Erbe und die Möglichkeit die wahren Umstände hinter dem feurigen Freitod seines Vaters zu erfahren veranlassen den jungen David Gordon dazu, in die dunklen Gemäuer des Black Mirror Castle, dem unheilvollen Sitz der Familie Gordon, zurückzukehren. Dort angekommen wird David von seiner Großmutter Margaret empfangen. Die Dame mit dem Charme einer kalten Winterbrise heißt ihn willkommen und das Abenteuer beginnt. Es kommt nicht nur zu einem Wiedersehen mit seiner Großmutter, nein, auch sein tyrannischer Großvater Edward treibt in den alten Gemäuern sein Unwesen. Soweit, so vermeintlich uninteressant. Wäre da nicht die Tatsache, dass Edward schon vor Jahren ins Gras gebissen hatte und sich nach Davids Ankunft grausame Morde in den Schatten von Black Mirror Castle ereignen.

Die Geschichte von Black Mirror hat mich mit seiner an Edgar Allan Poe angelegten Stimmung durchaus zu fesseln gewusst. Sie baut einen guten Spannungsbogen auf, den sie aber zum Ende hin verliert. Gerade das Finale und die Auflösung des Mysteriums fand ich persönlich leider etwas schwach.

Cool fand ich, dass man als Kenner der Serie so manche Anspielungen auf die Originalreihe entdecken wird. Dies ist durchaus eine Aufwertung der Spielerfahrung. Es finden sich aber auch Neulinge in der Geschichte von Black Mirror zurecht, da nicht zwingend Vorwissen verlangt wird.

Auf den Spuren von TellTale

Spielerisch entfernt sich Black Mirror von den Point & Klick Wurzeln der Reihe und begibt sich auf die Pfade der TellTale Spiele. So steuert man David aus der Third Person Perspektive. Die Kamera ist dabei, ähnlich wie in den klassischen Resident Evil Spielen, meist statisch in Räumen platziert. Dies schadet leider nicht selten der Übersicht. Auch das Dialogsystem ist klar an die großen Vorbilder der TellTale Games angelehnt. So klicken wir uns oft durch lineare Dialoge, welche gelegentlich mit Entscheidungen garniert werden. Leider fallen die Auswirkungen jener Entscheidungen in Black Mirror eher gering aus und münden in der Regel meistens in einer kurzen Erwähnung in späteren Dialogen. Leider erinnert Black Mirror auch im Bereich des Gameplays sehr an die TellTale Spiele. Denn dieses fällt ähnlich dünn aus. Meist suchen wir dunkle Räume nach Hinweisen ab. Gelegentlich werden Quick Time Events eingestreut, welche sich leider auch eher selten als fordernd erweisen. Lobend erwähnt sollten allerdings die knackigen Rätsel von Black Mirror werden. Diese gestalten sich im Vergleich zu Genre-Kollegen als wirklich spannende Hirngymnastik. Dabei wechselt das Spiel in die Egoperspektive und es gilt kleinere Bereiche nach Hinweisen abzusuchen. Oft wird hierbei umdenken verlangt und ich erwischte mich dabei, wie ich mir für ein Runenrätsel Notizen mit der Hand machen musste. Sehr schön!

Steuerung aus der Hölle

Bei Lichtstimmung und Atmosphäre braucht sich Black Mirror nicht zu verstecken.  King Art inszeniert gekonnt mit Black Mirror Castle eine schaurig-schöne Kulisse, welche angenehm an Geschichten von Edgar Allen Poe, oder HP Lovecraft erinnert. Leider fällt die Animation der Figuren in Black Mirror nicht ganz so positiv aus. Mimik und Bewegung wirken oft sehr hölzern und puppenhaft. Der Sound von Black Mirror geht dagegen mehr als in Ordnung. Er unterstreicht das Szenario angenehm ohne dabei aufdringlich zu wirken.

Der größte Schrecken von Black Mirror verbirgt sich allerdings nicht in der Burg, sondern in seiner Steuerung. Ich habe Black Mirror mit Maus und Tastatur gespielt. Die Steuerung gestaltetet sich leider oft sehr ungenau und schwammig. Gerade in den wenigen schnellen Momenten war es ärgerlich, wenn ich aufgrund der ungenauen Steuerung drei Versuche benötigte um in eine Kurve zu kommen. Auch die Maussteuerung verlangt sehr viel Geduld bei der Untersuchung von Objekten. Da muss King Art dringend nach patchen!

FAZIT

Inzwischen dürfte schon relativ klar sein, dass ich eine Schwäche für das Gruselgenre habe. Insofern fühlte ich mich im Szenario von Black Mirror äußerst wohl. Auch gefiel es mir, dass das Setting von den 1980er Jahren in die 1920er verlegt wurde.  Dadurch entsteht eine tolle Atmosphäre im Geiste der Geschichten von HP Lovecraft. Die Geschichte von Black Mirror mochte ich trotz schwachen Ende auch sehr und vor allem die starken Rätsel wussten mich zu begeistern. Leider halten mich technische Schwächen und die furchtbare Steuerung von einer höheren Wertung ab. Abschließend lässt sich sagen, dass Black Mirror ein durchaus schönes Spiel für Freunde des Genres ist. Bringt man noch etwas Geduld mit steht diversen spannenden Winterabenden nichts mehr im Wege.

Gesamtwertung: 6.0

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 8 | Handling: 4 | Spieldesign: 6 | Motivation: 6

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