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Bloodstained – Ritual of the Night im Test

England, im 18. Jahrhundert. Der unheimlicher Fluch des Alchemisten. Ein Schloss voller Gefahren und Monster. All das erwartet uns in Bloodstained: Ritual of the Night. Seine Anfänge nahm das Sidescroller-Adventure vom ehemaligen Castlevania-Serienproduzenten Koji Igarashi bereits im Jahre 2015und hat sich durch eine Kickstarter-Kampagne, sowie direkter Einbindung der Fans in die Entwicklung, einen starken Platz im Herz vieler Castlevania Fans erarbeiten können.  Aber kann nun – nach über vier Jahren – der geistige Nachfolger von Castlevania: Symphony of the Night den gewaltigen, auferlegten Erwartungen gerecht werden, welche die Fans auf seine Schultern aufbürden?

Im Kampf gegen einen dämonischen Fluch – die Geschichte

In Bloodstained: Ritual of the Night liegt es an uns, die Menschheit vor einer widernatürlichen Macht zu beschützen. Ein dunkler Fluch breitet sich seit einiger Zeit unerkannt aus und belegt Menschen mit einer unausweichlichen Krankheit. Die Haut fängt langsam an sich zu kristallisieren und führt zum unausweichlichen Tod. Wir schlüpfen nun in die Schuhe von Miriam, einem schwarzhaarigen Waisenmädchen. Sie selbst ist von dem Fluch gezeichnet, plant jedoch alles andere als sich diesem kampflos geschlagen zu geben. Es liegt nun also an uns dem Verantwortlichen für den Fluch und Schöpfer des Schlosses, Gebel, das Handwerk zu legen.

Eine offene Saga von Schwertern, Bögen und Magie

Das Prinzip von Bloodstained: Ritual of the Night ist altbekannt aber effektiv: Es kombiniert das actiongeladene Kampfsystem eines Sidescroll-Adventure-Spiels, mit kleinen RPG-Elementen und den Möglichkeiten der Charakterentwicklung. Wir kämpfen uns also im 2.5D Look durch zahlreiche Monster, entschlossen dem Fluch des Kristalls ein Ende zu bereiten. Bei Beginn des Spiels finden wir uns direkt mitten im Geschehen auf einem brüchigen, dunklem Schiff wieder. In diesem ersten, komplexen Level wird der Spieler direkt mit den wichtigsten, grundsätzlichen Elementen des Spiels vertraut. Man erlernt erste Waffen zu führen, magische Fertigkeiten einzusetzen und mit der interaktiven Umwelt zu interagieren.

Nach dieser ersten Einführung bricht das Spiel jedoch in eine offene Spielwelt auf und es obliegt uns frei, uns in eigenem Tempo durch das Schloss zu kämpfen und dabei jede geheimnisvolle Ecke zu erkunden. Miriam besitzt dabei keinen typischen Skill-Tree, sondern hat einzelne Skills – wie beispielsweise Tempo oder kritischer Schaden – welche gelevelt werden können. Dazu gesellt sich während der Reise ein umfangreiches Arsenal an Waffen, Ausrüstung sowie magischen Fähigkeiten, welche freigeschalten werden können. Diese können im Kampf jederzeit nach Belieben gewechselt werden! Die magischen Fähigkeiten ähneln hierbei den Sub-Waffen von Castlevania, und bringen frischen Wind in das Kampfsystem. Die Entwickler schafften hierbei eine eigene Spielweise für jede Waffe sowie Fähigkeit und ermöglichen es somit jedem seinen eigenen, individuellen Spielstil zu kreieren – dies war wirklich sehr ansprechend! Denn somit entsteht eine unglaublich angenehme Schleife des Gameplays: Es obliegt uns in Miriams Schuhen neue Gebiete zu besuchen, dort Quests zu erfüllen und Bosse zu besiegen. Mit jedem Fortschritt im Schloss werden wir stärker, und können erneut in älteren Gebieten vordringen – deutlich erfolgreicher als wir es vor einigen Stunden noch waren. Dabei kann der eigene Spielstil stets verfeinert und ausgebaut werden.

Etwas Gothic, etwas Horror, und eine Prise Retro im Gepäck – die Grafik

Bloodstained: Ritual of the Night bietet dem Spieler eine ansprechende, grafische Gestaltung im 2.5D – Stil. Der Sidescroller spielt sich in einem düsterem, mysteriösen Schloss ab, welches sehr stark dem Setting bisheriger Castlevania Spiele ähnelt. Die Level die sich uns präsentieren sind riesig und explosiv, und strotzen nur vor bizarren, bunt gestalteten Gegnern die sich Miriam in den Weg stellen wollen. Ob der blutrote Himmel hinter den Schlossmauern, nebelige Tunnel, welche dich unter Wasser locken möchten, oder viktorianische Elemente des 18. Jahrhunderts, die sich als tödliche Fallen herausstellen – die Spielwelt ist lebendig und ansprechend, und wird von einer angenehmen, orchestralen Musik begleitet und in Szene gesetzt. Die Umgebung verändert sich fließend mit dem individuellen Fortschritt im Spiel und zieht spätestens nach der ersten Stunde in ihren Bann – ist dabei jedoch vor technischen Mängeln nicht gefreit. Fehlerfrei präsentiert sich die Grafik in Bloodstained: Ritual of the Night nämlich leider nicht. Durch die längere Entwicklungszeit wurde das Spiel grafisch zwar stark verbessert und überarbeitet, einzelne Gegner überschnitten sich dennoch des Öfteren visuell mit anderen interaktiven Elementen im Spiel und auch während einiger Kampfsequenzen kam es speziell bei Miriams magischen Fähigkeiten zu kleinen Glitches und unschönen Ausreißern.

Kleine Schwächen beim Balancing des Kampfsystems

Doch trotz dem sehr ansprechendem Kampfsystem sowie dem flüssigen Gameplay kann sich Bloodstained: Ritual of the Night aber leider nicht durchgehend von seiner Schokoladenseite präsentieren. Während der knapp zehn Stunden Spielzeit gab es einige frustrierende Momente, in welchen das Balancing der Gegner sehr unausgewogen war. Grundsätzlich war der Schwierigkeitsgrad des Spiels an sich – bereits auf der geringsten Stufe “Normal” – einiges höher als erwartet. Dies hat mich positiv überrascht, und es gab bereits zu Beginn anspruchsvolle Gegner. Teilweise stand man jedoch in einem Level mächtigen Gegnern gegenüber, welche den Spieler mit nur einem Schlag ins Jenseits katapultieren. Nur eine kleine Ecke weiter durfte man sich dann aber mit kleinen Handlangern des Schlosses aufhalten, deren Pfeile Miriam kaum kitzelten. Leider fühlt sich so der Anstieg der Schwierigkeit im Spiel nicht immer natürlich an, und mindert so den Spielspaß doch etwas. Dies steht im ultimativen Kontrast zu der ansonsten so ansprechenden Gameplay-Schleife, welche den Spieler stetig verbessert und stärker macht. Sehr schade und doch für mich ein größerer Kritikpunkt an dem Spiel!

FAZIT – “A trip down memorylane?”

Bloodstained: Ritual of the Night ist ein durchaus würdiger – wenn auch inoffizieller – Nachfolger des Castlevania-Franchises, sowie gleichzeitig ein gut gelungener Vertreter des MetroidVania Genres. Die Spielwelt zeigt sich unerwartet offen, das Gameplay ist ansprechend und flüssig. Dem Spieler wird ein ansprechendes, dynamisches Kampfsystem kombiniert mit einem modernen Look geboten. Dem gelungenen Spielprinzip gegenüber steht jedoch noch das phasenweise misslungene Balancing der Gegner. Hier hätte ein gewisser Feinschliff gut getan und das Spiel besser abgerundet. Manch starker Unterschied in der Schwierigkeit der Gegner stand so doch im starken Kontrast zu der ansonsten unglaublich angenehmen Gameplay-Schleife und schuf einige frustrierende Momente. Gleichzeitig stellte sich bei mir trotz angenehmen Spielerlebnis in manchen ruhigeren Momenten ein gewisses Verlangen nach möglichen Neuerungen ein. Bloodstained: Ritual of the Night setzt auf Altbekanntes und macht dies sehr gut – zeigt dadurch aber auch an manchen Stellen Angst der Entwickler, doch etwas neue Ufer zu betreten. Auch wenn diese Momente nicht oft vorkamen, waren sie dennoch präsent, und sind wichtig nicht außer Acht gelassen zu werden. Trotz dieser Mängel ist der als Kickstarter-Kampagne gestartete Ableger in meinen Augen dennoch definitiv geglückt – und für jeden Fan der Castlevania Reihe definitiv einen kleinen Abstecher wert!

Ein Gastartikel von Natascha Rammelmüller

Was ist Bloodstained – Ritual of the Night? Der geistige Nachfolger der Castlevania-Reihe.
Plattformen: PC, PS4, XBox One, Nintendo Switch
Getestet: Version 1.0 (Steam), auf PC Intel Core i7-6700k 4GHz, 16GB RAM, GeForce GTX 1080
Entwickler / Publisher: ArtPlay / 505 Games
Release: 18.Juni 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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