In meinen Augen steht die Borderlands-Serie vor allem für drei Dinge: Coop-Spaß, Unmengen an Waffen und Claptrap. Nun steht Borderlands: The Pre-Sequel in den Regalen und bietet vor allem: Coop-Spaß, Unmengen an Waffen, Claptrap und verringerte Schwerkraft. Klingt doch erst mal ganz gut …
Ich bin kein Fan von großer Geheimniskrämerei in Reviews, also lasse ich die Katze gleich mal aus dem Sack: Dass sich das Pre-Sequel (ich mag diese Wortschöpfung übrigens sehr), just die vier in meinen Augen essenziellen Borderlands-Attribute besonders groß auf die Fahnen schreibt, ist nicht nur in der Theorie eine feine Sache. Es ist außerdem ein netter „Hat-Tip“ an die treuen Fans und vor allem auch einfach ein Grundrezept für ein spaßiges Spiel. Jeder, der die bisherigen beiden Teile mochte, wird auch hier viel Freude haben. Allerdings ist der empfundene Spaß auch mit einer gewissen Prise Nostalgie versehen; ist das Pre-Sequel doch irgendwie auch ein wenig eine Hommage an die bisherigen beiden Teile und ein Abschied von der Plattforms-Generation, auf der sie groß wurden. Wenig überraschend kommt somit auch die selbe Iteration der Unreal-Engine zum Einsatz.
Diese produziert, gerade in Kombination mit dem einzigartigen und interessant anzusehenden Borderlands-Stil, zwar immer noch eine ganz ansehnliche Spiel-Optik, über „ganz nett“ kommt man aber eben nicht hinaus. Die angenehme Kehrseite der Medaille: In Zeiten, in denen gerade angekündigt wurde, dass man für das bald erscheinende Assassin’s Creed: Unity MINDESTENS eine Geforce GTX680 oder AMD HD7970 braucht, um das Game überhaupt zocken zu können, erreicht man hier mit der selben Hardware Frameraten um die 100 FPS – natürlich auch dann noch, wenn man alle Qualitätsregler auf Anschlag schraubt (und die Framerate auf „Unlimited“ stellt – diese kann nämlich praktischerweise in mehreren Schritten limitiert werden).
Vier Freunde
Doch zum Spiel selbst: Ihr habt die Qual der Wahl zwischen vier sehr unterschiedlichen Charakteren mit jeweils sehr unterschiedlichen Fähigkeiten. Diese zeigen sich Borderlands-typisch vor allem in ihren Skill-Trees, die im Laufe der weit im zweistelligen Bereich angesiedelten Spielzeit nach und nach erschlossen werden können. Jeder einzelne sorgt für eine Menge Spaß und angenehm unterschiedliche Erfahrungen. Vor allem natürlich Claptrap, der mit Abstand die skurrilsten Skills vorzuweisen hat, euch dadurch aber auch vor ganz eigene Herausforderungen stellt und nicht leicht zu meistern ist. Zumal das Spiel auch ganz prinzipiell nicht unbedingt „leicht“ ist. Zumindest habe ich persönlich durchaus des Öfteren nicht nur das bekannte Wiederbelebungs-Feature (erschieße einen Gegner um weiterkämpfen zu können) auskosten dürfen, sondern auch so manches Mal die glücklicherweise recht fair gesetzten Checkpoint-Respawns beansprucht. Doch genug der schweren Worte zum Gameplay … lassen wir bewegte Bilder sprechen. In einem ersten Pilot-Versuch haben wir uns nämlich mit den Jungs und Mädels von GamersChoice.at zusammengetan. Die haben vor allem Spaß daran „Lets Play“-Videos zu machen … so nun auch zu Borderlands. Hier der erste Streich:
Let’s Play
Ein kleiner Schritt für einen Bad-Ass…
… aber eine gewaltige Arschbombe für eure Gegner. Klingt komisch – ist aber so. Ich will an dieser Stelle nämlich kurz über die zweite große Neuigkeit, neben den Charakteren, sprechen. Die Tatsache, dass der Großteil des Games auf einem Mond stattfindet (was im Video noch nicht so ganz zur Geltung kommt). Das äußert sich vor allem in einer reduzierten Schwerkraft und der Abwesenheit von Sauerstoff. Beides in der Realität ein Problem – in Borderlands aber natürlich ein weiteres Schippchen Richtung „großer Spielspaß“. Es bedeutet nämlich, dass ihr euren Gegnern nicht nur im luftleeren Raum die Oz-Kits (O2-Kits, also im Grunde „Sauerstoffmasken“ – nur cooler) wegballern und ihnen quasi beim langsamen Ersticken zuschauen könnt, sondern auch, dass ihr mittels gewöhnlicher Sprünge meterweit durch die Luft segelt. Witzig ist daran aber vor allem der abrupte Weg nach unten, der mittels „gedrückt halten“ der Crouch-Taste zu einer ziemlich mächtigen Schmetterattacke wird. Also sowas wie einer Arschbombe … auf cool.
Quasi als Zuckerhäubchen gibt’s aber natürlich auch noch die ganzen alten Stärken der Serie: Unmengen (und das meinen wir nicht bildlich, sondern natürlich wortwörtlich) an Waffen und Equipment, witzige Sprüche, jede Menge Claptrap-Humor, ein eingängiges Kampfsystem, viele Side-Quests, eine ganz nette Story und Fahrzeuge … die sich immer noch komisch steuern. Aber seis drum.
FAZIT
Als ich mich so durch die Meinungen im Internet gelesen habe, um Blickwinkel auf das Spiel zu erfassen die sich mir selbst vielleicht verschlossen, fiel mir ein an mehreren Stellen schwelender Disput auf. Es geht darum, ob das Pre-Sequel nun als vollwertiges, eigenständiges Spiel oder doch nur als „aufgeblasenes“ Add-On dasteht. Ich muss gestehen: Mir kam diese Frage nie in den Sinn, immerhin wird in der Tat mehr als genug Content geboten. Aber ich verstehe die Kritiker dennoch irgendwie. Objektiv betrachtet (sofern das bei Spielen möglich ist) ist das Pre-Sequel eben kein wirklich neuer Teil der Serie; weswegen er auch nicht so heißt. Die Optik ist mittlerweile schon etwas angestaubt und obwohl ein paar Neuheiten den Weg in den Code gefunden haben, ist es doch unterm Strich nur „more of the same“. Aber ist das jetzt wirklich etwas Schlechtes? Ich selbst bin jetzt nicht unbedingt der größte Borderlands-Fan der Welt, aber dennoch wurde ich äußerst gut unterhalten. Mein persönliches Fazit ist also folgendes: Fans der Serie, die einfach „mehr“ wollen, werden richtig gut bedient. Einsteigern sei aber einer der Vorgänger ans Herz gelegt – dort gibt’s für weniger Geld gleich viel Spaß. Ist zwar ein für Gaming-Journalisten schon sehr ausgelutschtes Schlusswort – passt aber nun mal einfach. 😉
Gesamtwertung: 7.6
Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 6 | Motivation: 10