Brawlout im Test

Nachdem die Nintendo Switch eher mit einem überschaubaren Line-Up gestartet ist, kann sich in der Zwischenzeit der Spielekatalog durchaus sehen lassen. Mit Zelda sowie Super Mario haben sogar zwei der großen Franchises bereits ihr Debüt auf der Hybrid-Konsole gefeiert und mit Yoshi, Kirby sowie Metroid wurden ein paar weitere zumindest schon einmal angekündigt. Eine Spielreihe glänzt aber aktuell aber noch mit Abwesenheit: Super Smash Bros. Diese Lücke will Indie-Entwickler Angry Mob Games schließen und veröffentlicht mit Brawlout ein Party Fighting Game ganz im Stile des berühmten Vorbildes.

Wer das Spiel Super Smash Bros. oder vielleicht sogar das Playstation Pendant All-Stars Battle Royale kennt, dem sind auch die Spielmechaniken von Brawlout bekannt, denn das 2D-Fighting Game versucht erst gar nicht etwas anders oder vielleicht sogar besser zu machen, sondern orientiert sich in seiner Gesamtheit ziemlich eng an der Vorlage. In dynamischen und teils sogar zerstörbaren Arenen stehen sich bis zu vier Spielfiguren gegenüber und verkloppen sich, bis nur mehr eine übrig ist. Aber anders als in den meisten andere Beat’Em Ups gibt es keine Lebensenergieleiste, sondern es gilt die Gegner aus dem Bildschirm zu kicken. Hierfür muss man zunächst seine Kontrahenten mit diversen Attacken schwächen. Der erlittene Schaden wir dabei in Form einer Prozentanzeige dargestellt, je höher diese Schadensanzeige ist, desto weiter wird die Figur durch Angriffe zurückgeschleudert und umso schwieriger wird es für sie, wieder zurück auf eine rettende Plattform zu gelangen. Wird man aber dann doch einmal doch aus der Stage gekickt bedeutet das nicht auch gleich das virtuelle Ableben, denn mit diversen Spezialmoves oder -fähigkeiten schafft man es manchmal auch nach einem schwerwiegenden Treffer zurück ins Spielgeschehen.

Grundsätzlich verfügt jede Spielfigur über ein Basis-Repertoire aus Standard-Attacken die diese sowohl im Gehen, Laufen oder auch in der Luft ausführen kann. Bodenangriffe können dazu noch ähnlich wie die “Smashes“ in Smash Bros. aufgeladen werden, was deren Effektivität enorm steigert. Zusätzlich dazu hat jeder Charakter noch jeweils fünf individuelle Spezial-Skills. Hört sich aber jetzt alles komplizierter an, als es eigentlich ist, denn auch wenn die Skills der einzelnen Figuren sehr unterschiedlich sind, so sind dann doch immer sehr ähnliche und vor allem relativ simple Tastenkombinationen notwendig, sodass eine länger Einarbeitungszeit in die Steuerung nicht notwendig ist.

Lootboxen ohne Echtgeld

Der Kader an spielbaren Charakteren in Brawlout fällt zunächst etwas dürftig aus. Lediglich acht Kämpfer stehen von Beginn an zur Auswahl, weitere acht müssen erst freigespielt werden. Weil es sich dabei aber lediglich um diverse Variationen anderer Figuren handelt, ist die Auswahl an Spielfiguren in gesamt ziemlich enttäuschend. Anders als etwa Super Smash Bros. oder Playstation All-Stars Battle Royale konnte man dabei auch nicht auf bekannte Protagonisten zurückgreifen, so befinden sich im Roster hauptsächlich eigens für das Spiel entwickelte Charakter wie etwa der Wrestling-Frosch Paco, das Walross-Pinguin Gespann Olaf & Tyson oder der tyrannische Affenkönig Apu. Zusätzlich dazu konnte man aber mit dem Drifter aus Hyper Light Drifter und Juan Aguacete aus Guacamelee zwei bekannte Helden von Indie-Hits lizenzieren. Zumindest unterscheiden sich die acht Basis-Kämpfer optisch als auch spielerisch sehr deutlich voneinander. Auch die Anzahl der Arenen lässt zu wünschen übrig, sind diese zu Beginn auf lediglich drei eingeschränkt, weitere neun können aber freigeschalten werden.

Grundsätzlich ist dieses „Freischalten“ von zusätzlichen Inhalten gängige Praxis, aber bei Brawlout erinnert vieles an ein typisches Free to Play-Spieles mit Ingamekäufen. So gibt es etwa einen eigenen Store, in dem man Loot-Boxen in Form von Piñatas erwerben kann. Bevor jetzt wieder alle verärgert los schreien, sei gleich mal klar gestellt: Entwickler Angry Mob auf die Möglichkeit echtes Geld in neue Kämpfer, Skins etc. zu investieren komplett verzichtet und es kann ausschließlich mittels Ingame-Währung bezahlt werden. Die bekommt man etwa für Spielfortschritte oder für das Erledigen diverser Aufgaben. Weil man hier aber nicht gezielt Inhalte entsperren kann, sondern auch der Zufall eine große Rolle spielt, gestaltet sich das Freischalten aller Inhalte als eine sehr zähe Angelegenheit. Vor allem bei einem Party-Spiel, welches möglichst kurzweilige und abwechslungsreiche Unterhaltung bieten soll, hätte man dieses System nochmals überdenken sollen. Zumindest die Arenen kann man genretypisch mit dem Erreichen bestimmter Levelstufen einzelner Charaktere entsperren.

Solo für Vier

Denn obwohl der Fokus bei Brawlout natürlich auf dem lokalen Mehrspielermodus liegt, verfügt das Spiel auch über einen Arcade-Modus, also quasi eine Single-Player Kampagne. Dabei handelt es sich aber lediglich um eine Aneinanderreihung von mehreren Kämpfen, die von sehr spartanischen Texteinblendungen eingeleitet werden. Je nach gewählter Schwierigkeitsstufe tritt man dann gegen einen oder mehrere Gegner an, als Belohnung winken neben der Ingame-Währung auch Erfahrungspunkte. Aber sehr viel mehr als eine umfangreichere Trainingseinheit ist diese Arcade-Variante leider nicht. Herzstück ist natürlich der Mehrspielermodus und da vor allem dann, wenn man im TV-Modus der Nintendo Switch gemeinsam vor dem Fernseher spielt. Zwar verfügt Brawlout auch einen Online-Modus und im Gegensatz zur PC-Version findet man auf der Switch in der Regel nach wenigen Minuten einen passenden Gegner, aber ich hatte während meiner Testphase teilweise grobe Probleme und mit schwerwiegenden Lags sowie Netzwerkproblemen zu kämpfen.

Spielt man aber gemeinsam vor einer Konsole oder verbindet mehrere Nintendo Switch-Konsolen lokal miteinander, läuft Brawlout flüssig und ohne gröbere Ruckler über die Bildschirme. Optisch hinterlässt das Spiel mit seiner kunterbunten Grafik sowie dem fantasievollen Charakterdesign sowieso einen sehr guten Eindruck und trotz des spielerisch hohen Tempos wird es auch bei vier Spielern selten unübersichtlich – vielleicht manchmal etwas chaotisch, aber dann auch im gleichen Maße auch spaßig.

FAZIT

Am meisten Spaß macht Brawlout natürlich im lokalen Mehrspielermodus und vor allem dann, wenn sich vier Kämpfer in den actiongeladenen Prügeleien gegenüberstehen. Dass ich aber vorher einen Großteil der Charaktere und Arenen mittels zähem Grinding erst freischalten muss, nervt etwas. Auch ein etwas umfang- und abwechslungsreicherer Kader mit deutlichen Unterschieden im Kampfstil sowie im Bewegungsrepertoire sowie mehr Spielmodi wäre wünschenswert gewesen. Aber all diese kleineren Defizite werden spätestens dann nebensächlich, wenn man sich in den temporeichen, aber auch witzigen Kämpfen gegenübersteht. Wer aber keine drei Freunde vor dem Bildschirm zusammentrommel kann, der wird mit Brawlout nur die halbe Freude haben, denn für Solisten bietet das Spiel eindeutig zu wenig und der Online-Modus wirkt aktuell noch nicht ganz ausgereift. Aber alles in allem gibt es keine gröberen Probleme, die man nicht mit dem einen oder anderen Patch beseitigen kann und nachdem Entwickler Angry Mob Game bereits angekündigt hat, Brawlout laufend mit Verbesserungen und neuen Inhalten zu versorgen, bin ich mir sicher, dass hier noch deutlich nachgebessert wird. Kurzum eine gute Alternative zu Super Smash Bros., dem aktuell noch etwas der Feinschliff fehlt.

Was ist Brawlout? Farbenfroher 2D Party-Brawler für bis zu 4 Spieler, die sowohl Online, als auch im lokalen Mehrspielermodus gegeneinander antreten dürfen.
Plattformen: PC, Nintendo Switch
Getestet auf: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Angry Mob Games/ Angry Mob Games
Release: 19. Dezember 2017
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 6.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Planet Coaster 2 im Test

Little Big Adventure – Twinsen’s Quest im Test

LEGO Horizon Adventures im Test