Broken Sword – Shadow of the Templars: Reforged im Test

Paris im Herbst – Liebe, Clowns, explodierende Bomben und ein Schaf… wer je Broken Sword gespielt hat, wir das nie wieder vergessen. Wer es jedoch noch nie gespielt hat, der kann es nun mit Broken Sword – Shadow of the Templars: Reforged erstmals genießen, in einem liebevollen Remaster mit hochauflösender Grafik. Fast beneide ich die Adventure-Neulinge, die das Spiel nun zum ersten Mal angehen können…

Ich habe mich letzte Woche noch beeilt, den bisher letzten Teil der Serie, Broken Sword 5 – the Serpent’s Curse, endlich durchzuspielen, um nun bei Erscheinen von Broken Sword – Shadow of the Templars: Reforged  mit meinem Backlog fertig zu sein und alle bisherigen Abenteuer von George und Nico abgeschlossen zu haben. Es ist ohnehin Zeit geworden, immerhin habe ich das 2013 erschienene Broken Sword 5 damals auf Kickstarter unterstützt, wie lange wollte ich denn noch mit dem Spielen warten? Obwohl, ich habe auch das 2006 erschienene Broken Sword 4 – the Angel of Death im letzten Jahr erstmals durchgespielt, da war der Zeitraum seit Erscheinen ja noch viel länger. Nun bin ich jedenfalls mit allen fünf Spielen der Serie fertig, habe auch das von Fans entwickelte (und gar nicht so schlechte) Broken Sword 2.5 gelöst – und bin bereit, die Geschichte mit der Reforged Fassung vom original Broken Sword neu zu starten.

Remaster

Denn genau das ist Broken Sword – Shadow of the Templars: Reforged – ein Remaster des ersten Teiles. Der ist damals bereits im Jahr 1996 erschienen, im deutschen Sprachraum unter dem Namen Baphomets Fluch. Das war eine Zeit, als noch einige recht gute Point and Click Adventures erschienen sind, bevor das Genre nach solchen Meisterwerken wie Gabriel Knight 3, Simon the Sorcerer 3D oder dem kommerziell nur bedingt erfolgreichen (aber guten) Grim Fandango für viele Jahre in einen komatösen Tiefschlaf verfallen ist und gute Spiele nur noch in homöopathischen Dosen erscheinen sind. Broken Sword, ebenso wie sein fast genauso guter Nachfolger Broken Sword 2 – the Smoking Mirror, haben es jedoch geschafft, so ziemlich alles richtig zu machen. Das Setting war spannend, die Rätsel waren gelungen, die Grafik war für die damalige Zeit echt gut, und der Spielfluss hat einfach gepasst – Broken Sword wurde zu Recht einer der ganz großen Kult-Klassiker im Genre. Nicht ganz so bekannt und populär wie Monkey Island, aber gleich danach in der zweiten Reihe der wirklich guten Point and Click Adventures und auf so gut wie jeder Bestenliste der gelungensten Vertreter des Genres.

Mystery Thriller

Broken Sword ist ein Mystery Thriller. Unser Held George Stobbart ist eigentlich nur ein amerikanischer Tourist, der in Paris Urlaub macht, als er in einen Kriminalfall hineingezogen wird, der Morde, einen Geheimbund, eine hübsche Frau, exotische Orte auf der ganzen Welt, übernatürliche Kräfte – und nicht zu vergessen ein bösartiges Schaf – beinhaltet. Verschwörungstheorien, uralte Artefakte, Verschlüsselungen, christliche Themen, die Tempelritter – und all das Jahre, bevor Dan Brown mit seinem Roman „The Da Vinci Code“ (erschienen 2003) mit einem sehr ähnlichen Themenkreis reich geworden ist. Wenn ich Charles Cecil, (Chef von Revolution Software) gewesen wäre, hätte ich Dan Brown damals verklagt. Wobei, wer weiß wo die Autoren von Broken Sword abgeschrieben haben. Ich hatte das Glück, auf der Gamescom eine halbe Stunde lang ein Interview mit dem unheimlich sympathischen Charles Cecil führen zu dürfen und habe ihn einige peinliche Dinge gefragt, aber nicht wo er die Story von Broken Sword abgeschrieben hat. Wahrscheinlich besser so.

George Stobbart wollte nur in Ruhe seinen Espresso in einem kleinen Pariser Café trinken, vielleicht noch ein wenig mit der hübschen Kellnerin flirten, als ein älterer Mann mit einer Aktentasche das Cafe betritt. Kurz darauf kommt ein Clown in das Café, lässt sein Akkordeon fallen und läuft mit der Aktentasche des alten Mannes davon – das Sekunden später von einer Bombenexplosion zerstört wird. Der alte Mann ist tot, die Kellnerin und George bleiben unverletzt. Nach einem Gespräch mit der Polizei trifft George erstmals auf Nico – eine Fotoreporterin, die sich eigentlich mit dem alten Mann treffen wollte, der ihr etwas erzählen wollte… und so beginnt eine der ikonischsten Adventure-Serien aller Zeiten…

Abschaltbare Hilfsfunktionen

Das Gameplay entspricht einem typischen Point and Click Adventure. Mit der Maus auf einen Hotspot klicken erlaubt ihn zu manipulieren oder ihn anzusehen. Klickt auf eine Person, um mit ihr zu reden (nun mit Icons), auf einen Ausgang, um zu einem anderen Ort zu gehen. Klickt auf Gegenstände im Inventar, um sie zu verwenden oder zu untersuchen. Neu ist in Reforged, dass bestimmte Objekte silbern glänzen, wenn sie zum Vorankommen wichtig sind. Ihr könnt diese Hilfsfunktion aber auch abschalten. Und das würde ich euch dringen anraten, andernfalls wird das Spiel nämlich viel zu leicht. Jeder Vollhorst kann auf den blinkenden Hotspot klicken, um voranzukommen, hier fehlt jedes Gefühl, etwas aufgrund der eigenen Auffassungsgabe erreicht zu haben. Das ist kein Rätsellösen mehr, das ist absolut unbefriedigend – zumindest für mich. Wenn ich mich durch ein Spiel ohne jegliche Herausforderung durchklicken will, spiele ich ein (klassisches) Visual Novel.

Wenn ihr noch nie ein Point and Click Adventure gespielt habt, gibt es auch ein Tutorial im Spiel, das euch die grundlegende Funktionsweise erklärt. Mit Druck auf „Tab“ könnt ihr zwischen der originalen (auf heutigen Monitoren recht unscharfen) und der neuen Grafik hin- und herschalten. Die Gespräche sind ebenso voll vertont wie die Kommentare des Erzählers und die Beschreibungen der Gegenstände. Das Spiel macht Spaß, auch wenn die Handlung natürlich an den Haaren herbeigezogen ist, kann man sich irgendwie recht gut in George Stobbart hineinversetzen, der das Rätsel um den mysteriösen Bombenleger und den gestohlenen Aktenkoffer lösen will. Durch Nico kommt auch eine interessante zweite Hauptfigur ins Spiel, mit der George schlussendlich nicht nur Händchenhalten will. Ich würde mich zwar nicht als größten Broken Sword-Fanboy aller Zeiten bezeichnen, aber immerhin habe ich inzwischen alle Teile der Serie durchgespielt, und sehe die Tempelritter mit anderen Augen als noch bevor ich das Spiel gekannt habe. Bei meinem letzten Trip nach Portugal konnte ich es mir beispielsweise nicht verkneifen, die alte Tempelritterfestung in Tomar zu besuchen. Und wenn ich in Paris in einem Straßencafé sitze, halte ich immer nach Clowns Ausschau…

Während das Original aus 1996 noch MS-DOS und 8 MB RAM benötigt hat, braucht ihr jetzt Windows 10 und (nur) 2 GB RAM, also rund 2.000 Mal so viel Speicher. Faszinierend. Steuern könnt ihr es mit der Maus, aber ebenso mit dem Controller. Cloudspeicherstände werden automatisch angelegt.

Zusammenfassung

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