Burnout Paradise Remastered im Test

Wer Burnout Paradise nicht kennt, hat die Geburt von Open-World-Racern verpennt! Zu gut erinnere ich mich an die vielen Stunden, welche ich in dieses Game gesteckt habe. Der Spielspaß und das Konzept dahinter waren so genial einfach, wie einfach genial. Und gerade in einer Zeit, in der Remastered-Spiele wie Blumen aus dem Boden sprießen, ist es ja schon fast klar, dass auch EA und Criterion auch ihrem damals perfekten Arcade-Racer wieder neues Leben einhauchen wollen. Doch wenn man das schon machen will, dann sollte man sich auch von der Masse abheben und Qualität abliefern. Ein Vorsatz an den man sich hier leider nicht gehalten hat. Auf den Spielspaß selbst hat das zwar keine Auswirkungen, aber auf seine Kosten kommt man leider nicht wirklich, besonders XBox Spieler!

Wir schreiben das Jahr 2009, die Geburtsstunde von Bunrout Paradise. Ein Spiel, das es in dieser Form noch nicht gab. Als andere Studios noch mit Brainstorming zu solchen Konzepten am Schaffen waren, hatte Criterion es bereits geschafft, ein simples, aber doch ansprechendes Open World Rennspiel zu erschaffen. Story, unwichtig – gibt es keine! Stattdessen packt man einfach viele andere Aktivitäten, die sowohl online und offline begeistern können, in das Gameplay. Lust darauf einfach nur ein paar Rennen zu fahren, verrückte Stunts zu wagen oder einfach nur die, für damalige Zeiten, riesige Map zu erkunden und Objekte einzusammeln? Alles kein Problem, dieses Game hat all diese Dinge für euch!

Kaum jemand glaubte seinen Augen als die hübschen Karossen in flüssigen 60 FPS, angetrieben von der PS3 oder XBox 360, über den Bildschirm flitzten. Doch Criterion hatte es geschafft und sich damit in eine tolle Position gebracht. Es gab einfach nichts vergleichbares am Markt. Heute sieht das leider schon ein wenig anders aus. Die Konkurrenz ist stark, also warum solltet ihr nochmal einen Abstecher nach Paradise City machen? Oder zahlt sich ein Trip dorthin vielleicht gar nicht mehr aus?

Bin ich relevant?

Eine Frage, de nur sehr schwer zu beantworten ist. In einem Markt mit Spielen wie The Crew, Forza Horizon oder Need for Speed hat es auch ein legendäres Burnout nicht einfach. Die Maps sind heutzutage um ein vielfaches größer, es gibt dynamische Wettereffekte und mehr als genügend Aktivitäten in solchen Games. Die Entwicklung hat einen großen Sprung nach vorne gemacht, Burnout Paradise gehört da halt einfach zum alten Eisen. Keine Wegpunkte auf der Map, keine Linie, die einem den Weg vorgibt. Dinge, die zwar irgendwie das Spiel ausmachen, aber in einer Remastered auch gerne für das neue Publikum eingefügt hätten werden können. Was Burnout Paradise immer noch perfekt kann, eure Boliden in Sekunden zu hübschem Metall-Origami werden lassen. Mehr Dinge die das Spiel von anderen abhebt, gibt es aber leider nicht,

Das ändert zwar nichts am Spielspaß, der ist nach wie vor extrem hoch, aber irgendwie fehlt es mir an dem gewissen Etwas was mich zu einer Neuanschaffung reizen würde. Natürlich gibt es jetzt nicht so viele Open-World Arcade-Racer, dass ein Genre-Fan hier nicht seine Freude damit hätte und sowieso zuschlagen wird, besonders wenn ihr eine PlayStation euer Eigen nennt. Aber wenn ihr im Besitz einer XBox One seid und noch vielleicht das alte Burnout Paradise von der 360 habt, dann könnt ihr das Spiel eigentlich schon ohne „Remastered“ dank Abwärtskompatibilität genießen. Dank anisotropischer Filter und Skalierung läuft da nämlich bereits das Original absolut flüssig und in recht hübscher Grafik. Wie relevant eine Neuauflage dann ist, entscheidet wohl was sich unter der Haube getan hat.

Remastered ist ein dehnbarer Begriff!

Und genau das ist das Problem. Nochmal viel Geld für ein Spiel ausgeben, das es eigentlich fast in der selben Form immer noch für weit weniger zu kaufen gibt. Da müssen schon schlagkräftige Argumente her, eine super optimierte Grafik, oder zumindest ein paar neue Features. Fehlanzeige! Videos in 720p sehen hochskaliert in FullHD/4k einfach mies aus. Ist aber noch verkraftbar. Aber gerade in 4k kommen die Schwächen im Gameplay noch deutlicher zum Vorschein, da hilft auch keine PS4 Pro oder XBox One X mehr. Das heißt immer noch nicht, dass das Spiel nicht absolut gut ist, ich möchte das nur ins Gedächtnis rufen. Ich suche nur verzweifelt immer noch nach der Rechtfertigung, dass da nun ein „Remastered“ hinter dem Titel steht. Die Suche geht weiter! Ein paar Dinge habe ich ja doch gefunden!

Burnout Paradise Remastered hat zum einen schärfere Bodentexturen spendiert bekommen, über denen zusätzlich Texturen aufgetragen wurde, welchen diesen dann künstliche Tiefe verleiht. Asphalt-, Sand- und Kiesoberflächen wirken dadurch ein ganzes Stück schärfer und plastischer. Außerdem wurden alle 2-D Elemente gegen hochauflösendere Varianten getauscht und mit einem kleinen Trick wurden 2-D Objekte in 3D verwandelt. So zum Beispiel bei Gartenzäunen oder Schienen. Die Texturen sind so gezeichnet, dass obwohl das Objekt zweidimensional ist, der Anstrich für eine optische Täuschung sorgt. Zu guter Letzt wurde ein wenig am Farbspektrum gedreht, ein wenig mit Filtern gespielt und fertig war das „Pimp My Grafik“ Erlebnis. Wäre das Ganze ein wenig günstiger, dann würde ich es verstehen, aber bei diesem Preis blick ich einfach nicht dahinter. Selbst die Echtzeitschatten zittern wie schon 2009, wenn sie wandern und wirken kaum schärfer. Das darf in 2018 einfach nicht mehr passieren!

Soll ich trotzdem?

Die Alternative liegt da sehr Nahe. Nämlich ums Eck beim nächsten „Laden, dessen Namen wir nicht nennen“ bei dem es gebrauchte Games gibt. Für etwa ein Achtel des Preises der Remastered Version bekommt ihr dort die XBox 360 Version, die dann wunderbar auf eurer XBox One emuliert wird. Klar, ihr müsst da mit einer Auflösung von 720p vorlieb nehmen, aber einen großen Unterschied an Details werdet ihr bei rasanten Fahrten kaum merken. Okay, aber 4k ist euch trotzdem lieber und die Auflösung ist euch den Preis wert? Dann muss ich euch aber noch verraten, dass die hohe Auflösung auch zu ein paar Problemen in der Geometrie führt. Diese werden zwar vielleicht noch mit einem Patch versorgt, trotzdem möchte ich es erwähnt haben.

So habt ihr nun beispielsweise das Problem, wenn ihr einen Berg nach oben fährt, dass sich deutlich Steigungskanten zeigen, die dazu führen, dass die Kamera kurzzeitig immer wieder ruckartig nach oben zieht, wenn eure Reifen über ein Polygon fahren. Fühlt sich ein wenig nach Achterbahn an, war im Original zwar auch schon so. Da ist es aber mit einer Auflösung von 720p deutlich weniger ins Gewicht gefallen. Und die letzte Kleinigkeit, die mir noch aufgefallen ist, ist der Soundtrack. Dieser ist zwar hervorragend zusammengestellt, aber undynamisch abgemischt. Ebenso die Effekte. Diese sind leider immer noch sehr flach gemixt wie schon anno dazumal. Es sind einfach viele kleine Dinge, die bei diesem Remastered ein wenig schief gelaufen sind, aber die Summe macht es für mich dann aus. Also wenn ich eine XBox daheim habe, dann würde ich eher zur Alternative greifen, als PlayStation Besitzer kann man aber wohl oder übel trotzdem auf seine Kosten kommen, wenn man mit dem abgedrehten Gameplay den dieses Spiel bietet, zufrieden ist und alles andere in den Hintergrund legt.

FAZIT

Nachdem ich den Download von Burnout Paradise Remastered gestartet hatte, machten sich die ersten Zweifel in mir breit und mein Bauchgefühl verhieß nichts Gutes. Weniger als 10GB für einen Remastered Open-World Racer? Wie viel hat sich da tatsächlich getan? Und dann die große Ernüchterung. Die grafischen Verbesserungen beschränken sich auf bessere Texturen mit etwas mehr Schärfe und Plastik, ein paar Detailverbesserungen und eine allgemein höhere Auflösung. Aber das war es auch leider schon. Ich hatte da deutlich mehr erwartet! Da stellt sich dann natürlich vor allem für XBox Zocker die Frage, ob man da wirklich das Geld in die Hand nehmen soll oder lieber nach einem gebrauchten 360 Original sucht. Da ist nämlich fast kein Unterschied zu finden – bis auf die Auflösung. Die Abwärtskompatibilität der Xbox One macht die Wahl verdammt schwer. Je schneller ihr im Spiel unterwegs seid, desto weniger fallen die Verbesserungen auf. PlayStation-Fans haben leider aufgrund der fehlenden Backwards-Kompatibilität keine andere Wahl, sofern sie nicht ihre alte PS3 wieder herausholen und am TV anschließen wollen.

Fakt ist, ich habe in den vorangegangenen Zeilen fast kein gutes Blatt an diesem Spiel gelassen. Aber ich kann euch versichern, am Spielspaß ändert das alles nichts! Burnout Paradise ist und bleibt einer der besten Open World Arcade Racer. Er ist zwar eindeutig ins Alter gekommen, Spaß macht mir die Neuauflage auch heute noch, genauso wie vor neun Jahren. Mit einer Spielzeit von etwa 30 Stunden bekommt man auch einiges geboten. Holt man sich noch ein paar Freunde mit an Bord für ein paar Online-Sessions, kann man schon auf 70-80 Stunden kommen. Wer also über die technischen Defizite hinwegsehen kann und kein Problem damit hat, dass es „Remastered“ heißt aber kaum „Remastered“ ist, der kann trotzdem getrost und ohne Bedenken zugreifen und wird es letztendlich auch nicht bereuen!

Ein Gastartikel von A. Wittek

[image src=’https://www.gamers.at/wp-content/uploads/2018/03/Burnout_Cover.png‘ width=’140′ height=’140′ title=“ align=’left‘]
Was ist es? Remastered Version eines Arcade-Racer Klassikers!
Plattformen: PS4, Xbox One
Getestet auf: PS4, Xbox One
Entwickler / Publisher: Criterion / EA
Release: 16. März 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.6

Einzelwertungen: Grafik: 4 | Sound: 6 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test