Cadence of Hyrule – Crypt of the NecroDancer Featuring The Legend of Zelda im Test

Crypt of the NecroDancer, das rythmusbetonte Roguelike ist schon lange kein Indie-Geheimtipp mehr. Doch statt mit einer numerischen Fortsetzung überraschten die Entwickler letztes Jahr in Cadence of Hyrule mit einem Ausflug ins Zelda-Universum. Zuerst nur als Download-Titel im Nintendo eShop erhältlich, gibt es den Titel jetzt auch als Cartridge-Version im Handel – ein guter Zeitpunkt für eine Nachschau…

Nintendo ist bekannt dafür, den Einsatz seiner Charaktere und Marken besonders streng zu kontrollieren, zu reglementieren und ganz prinzipiell selten aus der Hand zu geben. Das Selbstbild als familienfreundliches Unternehmen, schlechte Erfahrungen (*hust* Zelda auf Philips CD-i) und viele andere Gründe stecken hinter dieser Mentalität. Cadence of Hyrule – Crypt of the NecroDancer Featuring The Legend of Zelda – so der vollständige Titel, den wir ab sofort nie wieder ausschreiben werden – ist einer der seltenen Fälle, wo Nintendo externe Entwickler nicht nur an eine seiner Stammmarken lässt, sondern auch noch ein komplett neues Spielprinzip erlaubt.

Hier spielt die Musik

Dessen Grundlage wurde nämlich praktisch 1:1 von Crypt of the NecroDancer übernommen. Bewegung, Angriff, Interaktion, egal ob von unserer eigenen Figur oder den Gegnern, alles folgt dem Taktschlag oder „Beat“ der Hintergrundmusik, welche vorwiegend aus flotteren Remixes bekannter Zelda-Melodien besteht. Die verschiedenen Gegnertypen verfolgen dabei immer dieselben Bewegungsmuster, die man lernen und entsprechend gegen sie nutzen sollte. Zu wissen, wann man ausweicht und wann man angreift, kann überlebenswichtig sein. Die eigenen Aktionen müssen dabei ebenfalls dem Beat folgen: Zu langsam und man verpasst die richtige Reaktion. Zu schnell und das Spiel wird unseren Tastendruck geflissentlich ignorieren.

Wem (musikalisches) Taktgefühl nicht in die Wiege gelegt wurde, darf auf zwei optische Hilfsmittel zurückgreifen: Beim „Beat-Balken“ bringen die einzelnen Taktschläge eine zentral liegende Triforce zum Pulsieren und der „Disco-Boden“ teilt die Spielwelt in ein Schachbrett aus teiltransparenten Kacheln, dessen  Farbe im Rhythmus der Musik umschaltet. Letzteres hilft auch beim Einschätzen, wie weit ein Gegner entfernt ist. Falls man dennoch Probleme damit hat, den Takt zu halten, empfiehlt das Spiel nach einiger Zeit von sich aus den „Ohne-Beat-Modus“. Bei diesem wird der Beat-Balken ausgeblendet und man hat Zeit seine nächste Aktion zu planen, denn die Gegner bewegen sich nur, wenn wir uns bewegen. Das mag offiziell der leichtere Spielmodus sein, allerdings kann man noch eine Alternative probieren: Im Beat-Modus bleiben, aber ganz bewusst gelegentlich einen Taktschlag – oder auch mehrere – auslassen. Die Gegner bewegen sich dann nämlich weiter und rennen uns vielleicht just dann vor bzw. in die Klinge.

Roguelite statt Roguelike

Um auch dem Zelda-Unteruntertitel gerecht zu werden, wurde das Gameplay an vielen Stellen aber auch angepasst und erweitert. Schon was die Ausrüstung betrifft dürfen einige Dinge einfach nicht fehlen: Schwert und Schild sowie Pfeil und Bogen als Bewaffnung; Bomben fürs Grobe; und natürlich Enterhaken, Krafthandschuhe und Co. um neue Wege zu eröffnen. Anders als in der Zelda-fremden Vorlage bleibt uns der Großteil unseres Inventars auch erhalten, selbst wenn wir einmal das Zeitliche segnen. Auch die Spielwelt wird zwar für jeden neuen Spielstand zufallsgeneriert, zumindest die Oberwelt – anders als die Dungeons – verändert sich in Folge dann aber nicht mehr, nur die regulären Gegner respawnen. Cadence of Hyrule ist damit vom Genre her eindeutig mehr ein roguelite als ein roguelike Action-Adventure.

Auch die Geschichte war in der spielerischen Vorlage eher zweitrangig. In einem Roguelike zählt mehr der einzelne von vielen, vielen Runs, als das Erzählen einer Story. In einem Zelda(-Ableger) darf diese aber natürlich nicht fehlen. Cadence of Hyrule mag zwar kein Epos geworden sein, folgt aber einem serientypischen roten Faden: Schurke Octavo macht sich dank einer magischen goldenen Laute ganz Hyrule Untertan. Mit goldenen, bösartigen Zupfinstrumenten kennt sich Cadence, die Heldin von Crypt of the NecroDancer, nur zu gut aus und wird daher von der mysteriösen Macht der Triforce nach Hyrule gerufen. Ihr vorerst einziger Job: Wahlweise Zelda oder Link aus einem Lauten-induzierten magischen Schlummer wecken und dann die Kontrolle übergeben. Mit Hilfe von vier gut bewachten magischen Instrumenten muss unser Held oder unsere Heldin alsdann Octavio herausfordern, das Königreich retten usw. usf. – den Rest kann sich jeder denken.

Spielerisch sind sich Link und Zelda ähnlich, wobei erster mit Schild und Schwert tendenziell eher den Nahkampf sucht und seine Weggefährtin eher Magie aus der Ferne wirkt. Weitere Charaktere – allen voran Cadence – können im Laufe des Spiels freigeschaltet werden und es darf an jedem der großzügig verteilten Speicher- und Warppunkte auch jederzeit gewechselt werden. Ebendort kann man auch nach Belieben in den lokalen Coop-Modus wechseln, bei dem man dann eben zu zweit über den Bildschirm tanzt. Das kann Laune machen, solange man sich nicht gegenseitig blockiert…

Alle DLCs an Bord

Die Cartridge-Version enthält auch alle bisher erschienen Updates sowie die DLCs, die man bei der Download-Version einzeln oder als Season Pass-Paket erwerben musste. DLC 1 ergänzt weitere spielbare Charaktere. Aus Hyrule gesellen sich Leibwächterin Impa, sowie die Schattenversionen von Link und Zelda hinzu. Und mit Frederick (dem singenden Händler) und Aria, der Großmutter von Cadence, kommt auch Verstärkung aus dem NecroDancer-Universum. DLC 2 ist ein Song Paket, das 39 zusätzliche Melodien – teils Remix-Versionen, teils komplett neu – hinzufügt und es auch erlaubt diese für bestimmte Spielzonen festzulegen. Der dritte und letzte DLC liefert unter dem Titel Symphonie der Maske noch eine zusätzliche Mini-Kampagne. Auf einer eigenen, etwas kleineren Karte – ganz Zelda-typisch mittels Zeitreise erreichbar – kann man hier das aus Majora’s Mask bekannte Horror Kid als zusätzlichen Gefährten gewinnen. Dieses erhält zusätzliche Fähigkeiten durch das Tragen unterschiedlichen Masken, die es aber ebenfalls erst zu finden gilt. Hauptproblem des Ausflugs in die Zukunft ist aber Oberschurke Ganon. Der hat sich zwischenzeitlich die goldene Laute angeeignet und sich – wie könnte es anders sein – auf Schloss Hyrule eingebunkert. Also auf ein Neues …

Nicht verwirren lassen: Unabhängig von all dem gibt es noch die kleine Zusatzgeschichte Octavos Ode. Diese wurde in Form eines kostenlosen Updates ergänzt und dreht sich um den Bösewicht des Hauptspiels, seine Motivation und seine Fähigkeiten. Diese – sowie ein neuer Labyrinth-Spielmodus – wird aber erst nach Abschluss der Haupthandlung freigeschaltet.

FAZIT

Kein klassisches Zelda, aber auch kein eben mal „umgefärbtes“ Crypt of the NecroDancer: Nach anfänglichen Startschwierigkeiten aufgrund meines nicht vorhandenen Rythmusgefühls hatte ich dann doch viel Spaß mit Cadence of Hyrule. Hat man den Dreh einmal raus und ein wenig Ausrüstung gesammelt geht es relativ flott voran. Deutlich einsteigerfreundlicher als NecroDancer, können sich auch jene daran versuchen, die den Unterschied zwischen Taktstock und Essstäbchen nie so ganz verstanden haben. Unentschlossene sollten auf jeden Fall die kostenlose Demo im eShop einmal ausprobieren.

Was ist Cadence of Hyrule – Crypt of the NecroDancer Featuring The Legend of Zelda? Ein Rythmusspiel im Zelda-Gewand, das schnell Lust auf mehr macht.

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

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