Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Activision hat den von Treyarch und Raven Software entwickelten sechsten Teil der Call of Duty: Black Ops-Reihe (und das 21. Call of Duty Spiel insgesamt) veröffentlicht. Neben seinem Herzstück, dem Mehrspielerteil, gibt es nun auch wieder eine ordentliche Einzelspielerkampagne, die sich aber teilweise ein wenig anders als bisher spielt. Der erste Teil der Call of Duty: Black Ops-Reihe ist bereits 2010 erschienen und war seit dem der Prototyp eines typischen Militär-Shooters. Als Elitesoldat haben wir in diversen militärischen Operationen gegen andere Soldaten oder zumindest militärisch organisierte Terroristen gekämpft. Was ist nun anders?

Alle 1-2 Jahre bekomme ich Lust, eine Kampagne von Call of Duty durchzuspielen. Ja, eine Kampagne, im Einzelspielermodus. Die Mehrzahl der Spieler denkt bei Call of Duty an die spannenden Online Multiplayer-Gefechte, aber da habe ich noch nie wirklich mithalten können und dementsprechend selten länger als 10-20 Stunden im Onlinemodus gespielt. Die Einzelspielerkampagnen habe ich jedoch allesamt voller Begeisterung durchgespielt, obwohl die oft sogar nur weniger als 10 Stunden gedauert haben. Sie waren allerdings immer voll mit übertriebener 80er-Jahre Popcorn-Action und verblödeten und vor Pathos triefenden Stories voller böser Terroristen, wie es kaum irgendeine andere Serie bieten konnte. Abwechslungsreiche Missionen mit unterschiedlichen Protagonisten, in unterschiedlichen Teilen der Welt, mit unterschiedlichsten Waffensystemen (vom Messer bis zur tragbaren Fliegerabwehrrakete) und hochmodernen (fiktiven) Gadgets. Egal, ob wir uns mit unserem Team (im Regelfall waren wir in den Missionen von KI-Soldaten begleitet) durch die Straßen einer orientalischen Stadt, durch eine weitläufige Villa, durch die Antarktis, ein Hochhaus, Sibirien, Cuba, ein Schiff, den Moskauer Flughafen, den Mond (!) oder durch eine alte Bergfestung geballert haben. Egal ob wir einen Panzer, ein Flugzeug, einen Hubschrauber, eine Drohne oder nur einen Jeep gesteuert haben, irgendwas ist immer explodiert, irgendwer ist immer einen blutigen Tod gestorben und am Ende waren die Bösen besiegt. Und genau so ein Spiel will ich jetzt auch wieder – es ist an der Zeit, die Welt zum wiederholten Mal vom Abschaum zu befreien.

Überraschung 1 – unsere Basis, inklusive Adventure-Rätseln

Call of Duty: Black Ops 6 beginnt auch wie erwartet. Inmitten von brennenden Ölfeldern in Kuwait im Jahr 1991 (die Operation Desert Storm ist gerade angelaufen) jagt eine von einem Kampfflugzeug der fünften Generation abgeschossene Lenkrakete die ersten Fahrzeuge eines Konvois in die Luft, und wir mit unserem Special Ops Team räumen am Boden mit den Überresten auf, um unser Ziel zu ergreifen. Balleraction vor brennender Kulisse, traumhafte Grafik, viele Tote. Genau, wie ich es mir erwartet habe. Der Schwierigkeitsgrad passt auch – wir halten zwar ein paar Treffer aus, aber ein wenig Aufpassen ist schon notwendig (vor allem bei Handgranaten), sonst geht’s zurück an den Start (zum letzten Speicherpunkt). Wenn wir getroffen werden, sinkt unsere Lebensanzeige, die sich aber nach kurzer Zeit automatisch wieder regeneriert. Kein Bedarf an Health-Packs. Wir schnappen unsere Zielperson, absolvieren den nächsten spannenden Ballerabschnitt, flüchten, und werden in einer brutalen Zwischensequenz am Ende der Mission von der Story überrascht. So weit, so Call of Duty.

Aber danach kommt eine Überraschung. Unser kleines Team macht es sich in einer abgelegenen Villa in Bulgarien bequem. Das wird unser neues Hauptquartier. Und wir müssen diese Basis verbessern. Was? Basisupgrades in Call of Duty? Investieren wir unser Geld lieber in den Weapons Bench (zur Verbesserung der Feuerwaffen), die Gear Station (um unsere Ausrüstung, wie die kugelsicheren Westen, zu verbessern) oder bauen wir draußen gar eine kleine Training Area (um zB unsere Lebensenergie zu erhöhen)? Mit den erworbenen Verbesserungen haben wir es in den nächsten Missionen leichter. Das Geld für die Upgrades bekommen wir nicht von der Regierung – das müssen wir uns während der Missionen zusammensuchen. In jeder Mission gibt es immer wieder abgelegene Räume, wo Bündel an Geldscheinen herumliegen, die wir mitnehmen sollten. Sonst wird das nämlich nichts mit den Upgrades.

Zwischen den Missionen seid ihr immer in eurer Basis, in der sich immer mehr Leute befinden, die sich während des Abenteuers eurer Gruppe angeschlossen haben. Außerdem gibt es in der Villa einiges zu entdecken. Call of Duty: Black Ops 6 spielt sich hier tatsächlich wie ein First-Person Adventure, und nicht wie ein Shooter. Die Rätselkette, um den Tresor zu öffnen ist recht lang, und beginnt mit dem Generator im Keller. Auch die Schwarzlicht-Lampe wird an einigen Stellen im Haus benötigt, sie ist aber auch beispielsweise bei den Codepad-Türöffnungs-Minispielen während der Missionen nützlich.

Dazu kommen lange und aufwendige Zwischensequenzen, um die Story voranzutreiben. Die Story erinnert an einen Spionage-Thriller, in der wir die Pläne eines Superschurken durchkreuzen müssen. Wir spielen Elite-Soldaten, die von der eigenen Regierung (oder zumindest von Teilen davon) gejagt werden. Manche Story-Elemente sind jedoch ein wenig… übernatürlich. Zumindest gibt es keine Zombies (in der Kampagne), aber mit den bisherigen (pseudo-realistischen) Hintergrundgeschichten der Serie hat das dann doch nicht viel zu tun.

Überraschung 2 – Hitman

Von unserer neuen Basis geht es dann zur nächsten Mission. Und hier kommt die nächste Überraschung… ich bin alleine, in Zivilkleidung, muss auf einen Kirchturm klettern und von dort mit dem Scharfschützengewehr einen Terroristen erledigen. Schleichen wie in Hitman ist angesagt. Vielleicht nicht gerade klettern wie in Assassin’s Creed, aber durchaus ein wenig klettern, ein wenig unterschiedliche Wege erkunden, Gegner von hinten eliminieren, Verkleidungen benutzen, einen Schlüssel finden (optional)… und am Ende den Ort des Geschehens möglichst unauffällig verlassen. Türschlösser werden in einem Minispiel geknackt. Später werden Funksprüche in einem Minispiel abgehört oder Codes in einem weiteren Minispiel erraten.

Das ist nicht Call of Duty wie ich es kenne. Allerdings ist es auch nicht schlecht, nur vollkommen unerwartet. Wir bewaffnen uns mit einer schallgedämpften Pistole, Wurfmessern, einem Baseballschläger, Betäubungsfallen und dürfen von unseren Gegnern nicht entdeckt werden, sonst ist die Mission gescheitert. Wenn uns Gegner doch entdecken, können wir sie aber immer noch schnell im Nahkampf ausschalten. Solange uns dabei niemand beobachtet, endet die Mission nicht. An die Qualität eines Hitman kommen die Schleich-Passagen aber natürlich nicht heran. In den meisten Missionen dauern sie auch nicht lange, sondern es kommt bald die Information, dass es von nun an egal ist, wie wir weiter machen – weiterhin unauffällig oder indem wir einfach wie Rambo alle Gegner abknallen. Und nachdem ich meistens von jemand entdeckt werde, habe ich die Missionen dann wie in einem Shooter üblich beendet. Die Gegner verhalten sich nicht sonderlich klug, sondern stürmen oft direkt auf meinen vermuteten Aufenthaltsort zu, sodass sich bald Berge von Leichen vor von mir verteidigten Positionen befinden. Der Mafiaboss am Ende einer anderen Mission hat sich fast wie ein typischer Bossgegner gespielt, der Typ hat einige Treffer und Handgranaten ausgehalten und ist dann immer noch weggelaufen… Solche und ähnliche immer wieder vorkommende Aufträge haben sich einfach nicht wie ein typisches Call of Duty angefühlt. Der Elitesoldat von Pantheon hat beispielsweise ausgesehen wir direkt aus Wolfenstein: The New Order.

In einer weiteren frühen Mission müsst ihr einen Gefangenen befreien. Um das zu ermöglichen, müsst ihr euch zuerst die Zugangsdaten zu seinem Gefängnis während einer Galaveranstaltung mitten in Washington besorgen – es gibt dazu mehrere Möglichkeiten. Das Verhörzentrum ist praktischerweise gleich unter dem Veranstaltungsgebäude. Verkleiden, Schleichen, Objekte finden, CIA Agenten ausweichen, verschiedene Lösungswege… erst später kommt dann der Ballerteil der Mission, und selbst der kann wie als Sam Fisher in Splinter Cell lautlos absolviert werden. Spätere Missionen erinnern dann wieder mehr an die alten Call of Duty-Spiele und bieten teilweise recht spektakuläre Massenschlachten wie den Sturm auf einen Palast.

Das Omnimovement-System

Im Mehrspielermodus gibt es 16 neue Karten, darunter 12 standardmäßige 6v6-Karten und 4 Karten, auf denen 2v2 oder 6v6 gespielt werden kann. Call of Duty: Black Ops 6 wirbt mit seinem neuen Omnimovement-System. Ihr könnt nun in alle Richtungen sprinten und euch in vollem Lauf auf den Boden werfen, während ihr euch um eure eigene Achse dreht und ballert. Ob ihr damit irgendetwas trefft, liegt an eurer Geschicklichkeit. Lustig ausschauen tut es jedenfalls. Und es bringt ein wenig neuen Schwung in den Shooter. Ihr könnt ihr euch wie gewohnt in diversen Spielmodi (darunter Team Deathmatch, Control, Search & Destroy und Gunfight) mit anderen menschlichen Spielern messen. Auch ein Zombie-Modus sorgt wieder für Abwechslung.

Call of Duty: Black Ops 6 könnt ihr im Battle.net Client kaufen und spielen. Weil das zu wenige Käufer tatsächlich freiwillig machen, gibt es das Game diesmal auch vom ersten Tag an auf Steam, damit ihr nicht nur einen, sondern gleich zwei Clients zum Spielen benötigt. Ebenso könnt ihr das Spiel auch im Microsoft Store kaufen (Activision wurde ja von Microsoft erworben). Aber auch hier benötigt ihr im Hintergrund den Battle.net Client. Die gute Nachricht ist jedoch, dass Call of Duty: Black Ops 6 im Game Pass von Microsoft enthalten ist. Somit könnt ihr das Spiel ohne Mehrkosten angehen, wenn ihr bereits ein Abo habt. Viele aktive Spieler sind natürlich auch für die Mehrspielermodi des Games positiv – niemand will auf leeren Servern spielen. Call of Duty: Black Ops 6 gibt es auch für die PlayStation 4 und 5 sowie die Xbox One und X|S. Crossplay zwischen allen Plattformen ist möglich.

Zusammenfassung

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