Card Battler Special – Teil 2

Mit der Einbeziehung von roguelite Elementen sind Kartenkampfspiele (Card Battler) so richtig im Mainstream angekommen und haben viele Fans gewonnen. Leicht zu lernen, aber schwer zu meistern und dank zufallsgenerierter Erstellung mit hohem Wiederspielwert.

Während ich mich im ersten Teil unseres Card Battler Specials den Grundlagen des Genres und vier gelungenen Genre-Vertretern gewidmet habe, gehe ich im zweiten Teil auf vier weitere aktuelle Kartenkampfspiele ein, mit denen ich in letzter Zeit viel (zu viel) Zeit verbracht habe.

Doors of Insanity

Mit Doors of Insanity hat Publisher Another Indie im Februar einen neuen Card Battler ins Rennen um die Gunst der Spieler geschickt. Das von OneShark entwickelte Spiel schickt uns in das Fegefeuer, um dort gegen die Monster der Hölle zu kämpfen. Es befindet sich im Early Access, die Entwickler planen in etwa einem halben Jahr bereit für den vollen Release zu sein. Zuerst stellen wir uns ein Deck mit 10 Karten zusammen, und schon geht es los und wir betreten durch eine Tür den ersten Raum. Hier wartet auch schon unser erster Gegner auf uns und das erste Kartenduell beginnt.

Das Spiel ist überaus einfach zu verstehen und wird von unserem Helden regelmäßig kommentiert, damit sich auch Anfänger sofort zurecht finden können. Wir spielen also unsere Karten, bis uns das Mana ausgeht, danach ist der Gegner an der Reihe. Nachdem wir den ersten Gegner beseitigt haben, wählen wir eine Beutekarte, sammeln eventuell gefundene Gegenstände ein und wählen eine Tür, um den nächsten Raum zu betreten, und schon geht es weiter. Gefundene magische Würfel können im Angriff oder der Verteidigung eingesetzt werden, Nahrung stellt Lebenspunkte wieder her. Nach einigen Räumen wartet ein knackiger Boss auf uns.

Die Übersicht über euren Helden ist übersichtlich und einfach gehalten: Neben euren Lebenspunkten (die sich zwischen den Kämpfen nicht automatisch regenerieren) hat euer Charakter Werte für Angriff, Verteidigung und eine Chance für kritische Treffer (in Prozent). Von Runde zu Runde haben wir mehr Karten zur Auswahl und verfügen (hoffentlich) über bessere Ausrüstung, um unsere Gegner zu besiegen. Wenn wir sterben, fangen wir von vorne an, allerdings dürfen wir uns zuvor eine Karte aussuchen, die wir zu Beginn des Spieles in unser Deck aufnehmen können. Mit verbliebenem Kristallen können wir zu Beginn eines neuen Runs Ausrüstungsgegenstände kaufen und mit Erfahrungspunkten unseren Charakter (permanent) verbessern, sodass wir im Laufe der Zeit einen immer stärkeren Helden zur Verfügung haben.

Mit 70 Karten ist Doors of Insanity ein relativ überschaubarer Card Battler und kein Schwergewicht wie Slay the Spire oder Monster Train. Die Kämpfe gehen flott von der Hand, machen aber viel Spaß. Der Grafikstil ist von den ganz alten Disney Zeichentrickfilmen inspiriert, ähnlich wie Cuphead.

A Long Way Down

A Long Way Down vom französischen Entwickler Seenapsis (Publisher: Goblinz Publishing) ist vielleicht objektiv gesehen nicht das beste Spiel aller Zeiten, aber es macht mir trotzdem unheimlichen Spaß. Es ist ein Roguelite Card Battler, alle Kämpfe werden durch rundenbasierte Kartenkämpfe gelöst. Bereitet euer Deck mit 15 Karten (und 5 weiteren, die an das Inventar gebunden sind) vor, rüstet euren Charakter aus (Waffe, Helm, Schuhe…) und betretet den Dungeon. Die Levels bestehen aus schwebenden, oft nicht zusammenhängenden Kacheln, so dass ihr zunächst den Boden aufbauen müssen, auf dem ihr euch bewegen könnt. Dazu bekommt ihr zufällige Bodenkacheln, und könnt in den Dungeons weitere Kacheln finden.

Jeder Level ist prozedural generiert, aber zumindest die Endbosse und die Quests scheinen immer gleich zu sein. Es gibt auch einen Dungeon Master, der euch beobachtet, die Monster kontrolliert und auch Bodenkacheln legt, die er von euch gestohlen hat. Und er will euch tot sehen, zumindest sagt er das.

Ihr spielt einen Kerl, der gerade gestorben ist und keine Ahnung hat, warum er nun die Verliese der Unterwelt durchqueren (und den Ausgang erreichen) muss. Die anderen Helden, die er trifft, sind nicht nur aus völlig anderen Zeitzonen, sondern auch völlig ahnungslos. Da spricht ein Priester aus der realen Welt mit euch, er sagt, er führe ein Ritual an eurem Körper durch. Oder so ähnlich. Ihr geht allein durch die Dungeons, aber bis zu zwei weitere Helden können sich euch anschließen, zumindest zeitweise.

Wenn ihr auf Feinde trefft, beginnt der Kampf. Verwendet eure Karten, um anzugreifen/euch zu verteidigen und um Zaubersprüche zu sprechen, bis eure Feinde tot sind. Wenn ihr keine Karten mehr habt, was ziemlich schnell passiert, können ihr nur noch den schwachen Grundangriffszauber (der an eurer Waffe hängt) verwenden. Nach jedem Kampf bekommt ihr Beute, aber eure Gesundheit regeneriert sich nicht. Ihr könnt während des Kampfes Heilzauber verwenden oder Feuerstellen besuchen, um einige Lebenspunkte wiederherzustellen, Heiltränke helfen ebenfalls. Wenn ihr ein Level beendet, werdet ihr auch geheilt, aber während eines Levels werden ihr des Öfteren ziemlich wenig Gesundheit haben. Warum man keine Karten benutzen kann, um sich außerhalb eines Kampfes zu heilen, ist mir schleierhaft.

Wenn man stirbt, verliert man den Inhalt seines Rucksacks (alles, was man im aktuellen Level gesammelt hat), aber nicht, was man trägt oder was man nicht mit in den Dungeon genommen hat. Ihr startet das Level auch neu, es gibt hier also keinen Permadeath. Wenn ihr das Spiel verlasst, während ihr euch in einem Dungeon befindet, wird das Spiel automatisch gespeichert. Das Wiederholen von Leveln zum Grinden ist möglich.

Ihr verbessert den Charakter mit neuer Ausrüstung und neuen Zaubersprüchen, die ihr findet oder aus den toten Händen eurer Feinde reißt, zusätzlich könnt ihr Zaubersprüche oder Gegenstände mit Münzen (Staub genannt) verbessern, die man in den Dungeons findet. Ein bisschen Grinden hilft, das Spiel einfacher zu machen. Das Spiel besteht aus drei Welten mit jeweils ein paar Dungeons. Jede Welt hat ihre eigenen Monster mit ihren eigenen Zaubersprüchen, so dass ihr euer Deck zumindest zwischen den Welten entsprechend anpassen solltet.

A Long Way Down ist ein nicht zu komplexer Card Battler, der eher für Genre-Neulinge interessant ist. Mir hat er jedenfalls gut gefallen. Die Kartenvielfalt ist nicht so extrem hoch, aber das macht das Gameplay entspannend und nicht zu kompliziert.

Ancient Enemy

Ancient Enemy (von Grey Alien Games, U.K.) ist ein weiterer dieser derzeit so angesagten Card Battler. Benutzt es Magic: The Gathering als offensichtliche Inspiration? Oder Slay the Spire? Nein, besser… es orientiert sich an… Solitaire! Ich war auf den ersten Blick ein wenig überrascht, aber da das Spiel so einfach zu verstehen ist, habe ich angefangen zu spielen.

Entfernt eine Karte, die entweder +1 oder -1 im Wert zur führenden Karte ist… einfach. Es werden nur Karten von 0-9 verwendet. Nun, wenn ihr einmal anfangt zu spielen, ist es zu spät – ihr könnt nicht mehr aufhören. Schon bald legt ihr eure Karten wie ein Profi auf den Ablagestapel, ladet auf diese Weise eure Möglichkeiten auf (angreifen, verteidigen, zaubern…) und führt sie dann an euren Feinden aus.

Die Geschichte beginnt, als euer Held in den Ruinen seiner Festung erwacht, besiegt, ganz allein und in einem verwüsteten Land. Er hat keine Ahnung, warum er noch am Leben ist, aber er beschließt, zum Zentrum des Bösen – der Zitadelle – zu gehen, um es herauszufinden. Ich würde einfach weglaufen, aber wer fragt mich schon. Standbilder und ein paar Textzeilen treiben die Geschichte voran. So macht man sich auf auf den Weg, von Kampf zu Kampf, und wählt oft an Weggabelungen auf der Landkarte, welchen Weg man nimmt. Das einfache Solitär-Grundspiel, mit dem man die Kämpfe bestreitet, wird bald verfeinert. Nach erfolgreichen Kämpfen bekommt ihr spezielle Karten und könnt diese verwenden, um Ausrüstung anzulegen oder Fähigkeiten zu erlernen. Mit Erfahrungspunkten könnt ihr euren Helden noch weiter verbessern. Wählt zwischen verschiedenen Angriffen, defensiven Fähigkeiten und Zaubern, die ihr in den Kampf mitnehmt. Eine Art Deck-Building.

Die Kämpfe spielen sich gut, man merkt schnell, dass es nicht so einfach ist, einfach auf eine +1/-1-Karte zu klicken. Um erfolgreich zu sein, müssen ihr ein bisschen mehr nachdenken, bevor ihr klickt, und eure (sich ständig erweiternden) Optionen gut nutzen. Und dann wird man süchtig. Nur noch ein Kampf. Da ein Kampf nur ein paar Minuten dauert, ist das in Ordnung. Leider summieren sich diese kleinen Kämpfe und plötzlich ist es früh am Morgen.

Ancient Enemy ist ein süchtig machendes Kartenspiel mit Solitaire-inspirierten Kämpfen. Wie einst Minesweeper, nur hübscher.

Cardaclysm: Shards of the Four

Ihr könnt nicht genug von diesen süchtig machenden Card Battlern bekommen? Dann kommt Cardaclysm: Shards of the Four vom ungarischen Entwickler Elder Games und Publisher Headup gerade recht, das am 26. Februar nach sieben großen Updates frisch aus dem Early Access gekrabbelt ist. Wir schlüpfen dabei in die Rolle eines dunklen Zauberers, dessen letzte Beschwörung geringfügig schief gelaufen ist.

Wir dachten, die vier Reitern der Apokalypse kontrollieren zu können. Das hat wohl nicht so gut geklappt. „Die ich rief, die Geister, werd‘ ich nun nicht los!“ jammerte schon Goethes Zauberlehrling, nachdem er Dinge beschworen hat, die er nicht unter Kontrolle halten konnte. Mit Magie spielt man eben nicht! Nunja, im Zauberlehrling ist schließlich der alte Zaubermeister wieder nach Hause gekommen und hat alles gerichtet, in Cardaclysm: Shards of the Four dürfen wir darauf jedoch nicht hoffen. Wir müssen also selbst Hand anlegen, um das Chaos wieder zu beseitigen und machen uns auf den Weg, um die von uns beschworenen vier Reiter der Apokalypse zu besiegen. Also eigentlich fliehen wir nach unserer etwas unplanmäßigen verlaufenen Beschwörung durch ein Portal in eine prozedural generierte Welt. Dort sammeln wir Karten (Kreaturen, Zaubersprüche) in deutlich von Magic: The Gathering inspirierten Kämpfen. Wir beschwören Kreaturen, lassen sie Gegner angreifen und schicken noch einen Feuerball hinterher. Und wenn einer der vier Reiter der Apokalypse auftaucht, laufen wir weg. Zumindest anfangs. Irgendwann müssen wir die vier dann in spannenden Bosskämpfen besiegen, um schließlich das Reich des Todes zu betreten und dem Tod selbst gegenüberzutreten.

Bis dahin erkunden wir die isometrischen Level, kämpfen gegen die an fixen Punkten auf uns wartenden Gegner, und verbessern unseren Helden immer weiter. Wir sammeln Goldrunen und Seelenkugeln, um dadurch immer mächtigere Zaubersprüche einsetzen zu können, sowie Artefakte um unseren Helden damit auszurüsten. Unsere Zaubersprüche finden sich im Buch der Magie, das dadurch immer dicker wird. Hier können wir auch Zaubersprüche verbessern, indem wir gleichartige Karten miteinander kombinieren. Sollten wir sterben, können wir im selben Level neu beginnen. Zwischen den Welten können wir ein Pub besuchen, in dem wir (simple) Aufträge annehmen können oder mit dem Goblinhändler Karten tauschen.

Cardaclysm: Shards of the Four ist ein einfach zu verstehendes Sammelkartenspiel, in dem wir unseren Helden mit weit über 200 Karten und über 40 Ausrüstungsgegenständen verbessern können. Dadurch, das wir bei unserem Ableben nicht ganz von vorne beginnen müssen, eignet es sich hervorragend, um mit dem Genre vertraut zu werden.

Weitere Card Battler

Meine Kurztests von Card Battler decken nur einen kleinen Auszug der aktuell erhältlichen Spiele des Genres ab. Viele weitere sind es wert, gespielt zu werden. Da wäre zum Beispiel Griftlands von den Don’t Starve Entwicklern, oder das fernöstlich angehauchte Neoverse, oder Ratropolis, das die Mechanik von Kingdom: New Lands mit einem Card Battler kombiniert, oder das geniale SteamWorld Quest: Hand of Gilgamech, um nur ein paar zu nennen. Mehr als genug Spiele für einen weiteren Artikel.

Wenn ihr keine Lust habt, sofort einen Titel zu kaufen, könnt ihr auch zuerst einmal der Empfehlung von Tom Marks folgen und mit der aktuellen Computerfassung vom Urvater des Genres beginnen. Magic: The Gathering Arena ist free-to-play, und kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

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