Castle of Heart im Test

Körper aus Stein – Herz aus Gold. So könnte der Untertitel von Castle of Heart lauten. Auf der Suche nach eurer Geliebten halten euren steinernen Recken nicht mal die fiesesten Monster und Fallen auf – oder etwa doch?! Der Action-Plattformer fordert euch einiges an Können ab, belohnt aber eure Hartnäckigkeit. Die Entwickler des Krakauer Indiestudios 7Levels haben sich einiges ausgedacht, um eure Quest zu erschweren, bieten aber knackige Herausforderungen zum günstigen Preis.

Der Fluch des Zauberers

Eure Geschichte beginnt in einem mittelalterlichen Dorf, deren Bewohner von einem bösen Zauberer versteinert werden. Alle, bis auf eine holde Maid, deren Träne einen edlen Ritter – euch – wieder Leben einhaucht. So könnt ihr gerade noch mitansehen, wie sich der Bösewicht mit der Dame von dannen macht. Sofort bricht der stolze Kämpfer auf, um die junge Frau zu retten und den Zauberer niederzustrecken. Doch leider konnte die Träne den Bann nicht brechen: euer Ritter ist immer noch versteinert und muss seine ständig schwindende Lebensenergie stets auffüllen, um dem Bann nicht anheim zu fallen. Und genau hier liegt auch ein grundlegendes Problem von Castle of Heart: das Spiel ist reichlich schwer.

Gegner tauchen meist in Scharen auf, oft auch von hinten.

Heart aber herzlich

Okay, eure Spielfigur ist aus Stein gemacht. Leider bewegt sie sich auch dementsprechend schwerfällig. Das ist für einen Plattformer nicht gerade ideal und in manchen Passagen des Spiels ausgesprochen (nerv-)tötend. Ihr habt keine Möglichkeit zu sprinten (eine schnelle Rolle vorwärts steht euch zur Verfügung) und müsst euch trotzdem pausenlos von Plattform zu Plattform bewegen. Immer wieder ist es dabei nötig massenhaft, großteils gleichzeitig und oft von hinten auftauchende Gegner zu metzeln. Zusätzlich müsst ihr auf viele verschiedene Umgebungsgefahren achten. So bewegt ihr euch beispielsweise mit einem brennenden Aufzug nach oben (nicht zur Nachahmung empfohlen) oder flieht durch eine flutende Höhle über wegbrechende Bretter. Manche Gegner halten dermaßen viele Schwerttreffer aus, dass ihr an eurem Fluch sterbt, wenn ihr sie nicht mit anderen Hilfsmitteln bekämpft. Die zahlreichen Rücksetzpunkte in den Levels sind absolut notwendig, um überhaupt ans Ziel zu kommen. Macht euch jedenfalls darauf gefasst, einzelne Passagen immer und immer wieder zu spielen.

Castle of Heart ist also definitiv nichts für Gelegenheitszocker. Dem gewillten „Profi“ bietet das Spiel aber abwechslungsreiches Leveldesign und einige spannende Twists zum klassischen Plattformer. Parallelen zur Castlevania Serie sind genauso angebracht, wie der Vergleich zu Dark Souls. Gerade deshalb müsst ihr aber eine ordentliche Portion Masochismus mitbringen, um das Game bis zum Ende zu zocken. Dennoch haben sich die Entwickler des Krakauer Indistudios 7Levels bemüht, genügend Anreize zu schaffen, damit ihr den Controller nur schwer wieder aus der Hand legt. Es wird allerdings nicht empfohlen, den Handheld-Modus der Switch einzusetzen. Zu groß ist die Gefahr, dass ihr im Falle eines Wutausbruchs die Konsole in die Ecke werfen könntet. Am Ende jeder der vier Welten, die aus jeweils fünf Levels bestehen, wartet dann auch ein knackiger Endboss auf euch, der die Fähigkeiten eures Ritters auf eine harte Probe stellen wird. Nur gut, dass euch dafür (spät aber doch) auch ein Arsenal magischer Fähigkeiten zur Seite gestellt wird.

Waffenarsenal, Energie und Extras

Wie bereits angesprochen, stehen eurem Ritter neben seiner Primärwaffe, einem Schwert, auch andere Möglichkeiten zur Verfügung, Schaden auszuteilen. Oft ist es notwendig, eure Umgebung geschickt auszunutzen, um Gegner zu vergiften oder in Brand zu stecken. Manche eurer besiegten Widersacher hinterlassen euch deren Waffen, darunter Knüppel, Säbel, Armbrüste und Lanzen. Voraussetzung für den Einsatz einer Zweitwaffe ist allerdings, dass ihr auch noch beide Arme eures Ritters zur Verfügung habt…

Sinkt nämlich eure Gesundheit unter einen bestimmten Grenzwert, fällt dem armen Recken der zweite Arm einfach ab. Praktischerweise wird eure Energie bei jedem Checkpoint gänzlich aufgefüllt und auch jeder besiegte Gegner hinterlässt euch etwas Energie. So kann ein verlorener Arm auch schnell mal nachwachsen. Zusätzlich habt ihr die Möglichkeit, neben den roten Energieorbs auch blaue Orbs einzusammeln. Habt ihr genügend davon gefunden, erweitert sich eure Energieleiste. Das erleichtert das Abenteuer zwar nicht wesentlich, aber ermöglicht es euch immerhin, überhaupt weiterzukommen. Außerdem findet ihr immer wieder Schatztruhen oder schwer zugängliche Geheimverstecke, die neben Bomben und Wurfmessern auch einen violetten Kristall beinhalten können. Insgesamt sind in jedem Level fünf dieser Kristalle versteckt und sollen so den Wiederspielwert von Castle of Heart erhöhen. Ob das wirklich gelingt, ist ob des hohen Schwierigkeitsgrades von euch selbst abhängig.

Dunkle Passagen führen oft zu versteckten Extras…

FAZIT

Wenn ihr vor einem knackigen Schwierigkeitsgrad nicht zurückschreckt und euch auch eine nicht ganz ideale Steuerung nicht aufhält, ist Castle of Heart definitiv sein Geld wert. Für jene, die schnell mal zum Frust neigen, können wir aber keine Empfehlung abgeben. Das Game ist wirklich hart und erfordert Geduld, Anpassungen in der Strategie und jede Menge Selbstbeherrschung, um nicht Partner, Haustiere und Nachbarn durch Frustgeschrei zu verjagen. Die Grafik geht für ein Indie-Game in Ordnung, auch wenn sie ein bisschen an PC-Spiele aus den späten 90er Jahren erinnert. Geräusche und Musik sind insgesamt stimmungsvoll, halten sich aber im Hintergrund und auch das Voice Acting ist in Ordnung. Ein einstellbarer Schwierigkeitsgrad hätte aber wohl geholfen, das Spiel einer breiteren Masse zugänglich zu machen und steht vermutlich dem Erfolg etwas im Wege. Schade, denn Castle of Heart hat einiges zu bieten.04

Was ist Castle of Heart? Action-Plattformer in mittelalterlichem Setting.
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: 7Levels / Nintendo
Release: 23.03.2018
Link: Offizielle Website

Gesamtwertung: 6.4

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 6

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