Mit der Castlevania Anniversary Collection erinnert Konami, anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens des Studios, an die frühen Einträge ihrer Reihe um den Belmont Clan, Dracula und dessen Sohn Alucard. Mit derselben sollte Konami 1997 den zweiten Teil zum heute nicht mehr wegzudenkenden Metroidvania-Genre beisteuern und die Serie somit vollends unsterblich machen. 1986 hingegen, als mit Castlevania der erste Teil der Reihe für den japanischen Family Computer (Famicom, die japanische Version des NES) von Nintendo erschien und der erste Teil Nintendos eigener Metroid Serie noch ein Jahr auf sich warten ließ, war Castlevania ein Side-Scroller Action-Plattformer – oder Jump ’n’ Run – mit dem gewissen Etwas: Horror, Rollenspielelementen und… Treppen.
Die Castlevania Anniversary Collection von Konami wartet mit insgesamt acht Titeln von fünf verschiedenen Konsolen auf:
- Castlevania (1987 für das Nintendo Entertainment System)
- Castlevania Ⅱ: Simon’s Quest (1988 für das NES)
- Castlevania Ⅲ: Dracula’s Curse (1990 für das NES)
- Super Castlevania Ⅳ (1991 für das Super Nintendo Entertainment System)
- Castlevania: The Adventure (1989 für den Game Boy)
- Castlevania Ⅱ: Belmont’s Revenge (1991 für den GB)
- Castlevania: Bloodlines (1994 für das Sega Mega Drive/ Sega Genesis)
- Kid Dracula (1990, unter dem Titel Akumajō Special: Boku Dracula-kun [Dämonenschloss Spezial: Ich bin Kid Dracula] ausschließlich in Japan für den Famicom erschienen und solchermaßen nicht mit dem 1993 auch außerhalb Japans veröffentlichten Kid Dracula für den Game Boy zu verwechseln)
Bei allen Titeln handelt es sich um die eigens für den amerikanischen/ europäischen Markt geschnittenen Spiele, was vor allem die Darstellung von Nacktheit, Blut und Kreuzen betrifft. Konami hat jedoch – was sehr löblich ist – offiziell angekündigt, dass die japanischen Versionen noch nachgepatcht werden, sodass wir bald auch in den Genuss der nicht zensierten Spiele kommen sollten. Für Portierung und Emulation der Spiele auf der Castlevania Anniversary Collection ist das Studio M2 zuständig, das sich bereits seit Jahrzehnten durch hochwertige Emulationslösungen auszeichnet. Darüber hinaus enthält Konamis Anthologie das eBook „The History of Castlevania: Book of the Crescent Moon“, welches nicht nur als Manual für die einzelnen Spiele dient, sondern zudem allerlei Wissens- und Sehenswertes zur berühmten Vampir-Serie enthält. Diese Inhalte lassen sich allesamt von einem ansprechend gestalteten Hauptmenü aus anwählen, in welchem zugleich die ausführlich beschriebene Hintergrundgeschichte der einzelnen Titel nachgelesen werden kann – bei diesen Texten handelt es sich in der Regel um Auszüge aus den Original-Handbüchern die den Spielen beilagen.
Du gehst zu den Vampiren? Vergiss die Peitsche nicht! (Friedrich Belmont)
Bevor wir uns in die einzelnen Serien-Ableger der Castlevania Anniversary Collection vertiefen ein kurzes Wort zu, unter den verschiedenen Titeln nicht großartig variierend, Gameplay und Einstellungsmöglichkeiten der Emulation. Genretypisch laufen wir von links nach rechts, immer wieder jedoch auch von rechts nach links, erwehren uns mit Peitsche, in späteren Teilen Wahlweise auch mit Lanze und unterschiedlichsten Sekundärwaffen – etwa Wurfmesser, Weihwasser oder Wurfstern – Dracula und seiner Schergen, überwinden durch gut gesetzte Sprünge vor uns sich auftuende Abgründe, weichen unterschiedlichsten Hindernissen aus und wechseln über eine Vielzahl von Treppen die zahlreichen Ebenen der unterschiedlichen Levels. Das Grundprinzip könnte einfacher nicht sein, dass die Castlevania Side-Scroller alles andere als das sind sei, trotz einer zentralen Annehmlichkeit für deren Implementierung ich M2 sehr dankbar bin, hier nachdrücklich betont.
Zuckerbrot und Peitsche: Die Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts
Bei dieser Annehmlichkeit handelt es sich um die Möglichkeit zumindest einen Savestate erstellen zu können, wie er von den unterschiedlichsten Emulatoren Mini-Konsolen der letzten Jahre bekannt ist. Ein Savestate stellt gleichsam einen Quicksave-Slot dar, der es uns erlaubt das Spiel jederzeit zu speichern und im Handumdrehen neu zu laden. Das vermindert das Frustrationspotential der Spiele ungemein und ermöglicht einen – größtenteils – unbeschwerten Spaziergang in der memory lane. Einziger Pferdefuß: M2 hat, entgegen dem allgemeinen Usus der meisten Emulatoren, lediglich einen Savestate pro Spiel implementiert, was sehr leicht dazu führen kann, dass ein unbedachter (Ver-)Speichervorgang den Spielstand unbrauchbar macht: entweder, weil zum falschen Zeitpunkt oder aber z.B. anstelle zu laden gespeichert wurde (nicht, dass mir dieses Missgeschick einmal oder gar öfters unterlaufen wäre… *räusper*). Nichtsdestoweniger ist ein Savestate allemal besser als keiner! Darüber hinaus ermöglicht die Emulation von M2 sechs Arten der Bilddarstellung. Zur Auswahl stehen die originale Bildausgabe im Format 4:3 (was jedoch durchgehend nicht in der intendierten Form ausgegeben wird, dazu jedoch weiter unten mehr), eine Pixel Perfect-Option die das Bild in einem verkleinerten Format – mit schwarzen Balken am oberen und unteren Bildschirmrand (und nicht nur seitlich, wie bei 4:3) – ausgibt. Die dritte Alternative besteht in einer äußerst hässlichen 16:9 Zerrung. All diese Darstellungsarten lassen sich mit einem Scanline-Filter kombinieren, was die Nostalgie verströmende Ästhetik eines Röhrenfernsehers simuliert, darüber hinaus jedoch vor allem die harte 8 und 16Bit-Optik etwas glättet. Für meinen persönlichen Geschmack wird der Scanline-Effekt jedoch zu prominent eingesetzt, wodurch das Bild unscharf und deutlich matter und dunkler wirkt als ohne denselben. Die Castlevania Teile für den Gameboy können wahlweise in schwarz-weiß oder mit stark reduzierter Farbpalette – als hätte man das Steckmodul (Cartridge) in einen Game Boy Color geschoben – spielen. Auch die Bildausgabe des original Game Boys lässt sich simulieren und neuerlich können Scanlines dazu geschaltet werden. Dass es die Emulation zusätzlich erlaubt kurze Replays der eigenen Spielesession aufzunehmen, sowie anstelle der schwarzen Balken des 4:3 und Pixel Perfect-Modus zwei unterschiedliche Rahmen einzublenden, sei, der Vollständigkeit halber, zumindest erwähnt. Technisch macht die Emulation mehr als einen soliden Eindruck und ermöglicht ein flüssiges Spielerlebnis mit präziser Steuerung und auch grafische bleibt die Emulation dem Original treu.
Ecken und Kanten der Emulation
Allzu treu bleibt M2 in der Castlevania Anniversary Collection mitunter auch den Performanceschwächen einzelner Titel. Vor allem Castlevania: The Adventur fällt primär durch Zeilenverschiebungen und störende Ruckler auf. Hier hätte man besser eingreifen können. Plattformübergreifend haben sich auch ein paar störende Bugs eingeschlichen. Im Falle der hier getesteten PlayStation 4 Version betrifft dies vor allem die Bilddarstellung. So bleiben bei Wahl der Display-Option Original (4:3) oben und unten schwarze Balken, das heißt das Bild wird nicht auf die volle Vertikale des Bildschirms gestreckt. Dies ist jedoch nur beim Original-Modus der Fall. Sofern der 4:3 Scanline-Modus gewählt wird (also Original mit Scanline-Filter), wird das Bild bis zum oberen und unteren Rand des Fernsehers/Bildschirms gedehnt und die 4:3 Relation ganz normal beibehalten. Da der Scanline-Filter jedoch äußerst gewöhnungsbedürftig ausgefallen ist, würde ich lieber zu einem ungefilterten 4:3-Bild wechseln, vor allem da zu allem Überdruss auch die Pixel Perfect Bildausschnitte der NES Titel sehr klein geraten. Negativ fällt ebenso auf, dass sich die Steuerungsbelegung ausschließlich bei Castlevania: III: Dracula’s Curse für das SNES und Castlevania Bloodlines für das Sega Mega Drive verändern lässt, da dies bereits in den Originaltiteln über das Ingame-Menü möglich war. Das bringt bei den übrigen Spielen der Castlevania Anniversary Collection eine für mich wenig intuitiv wirkende Belegung der Sprung- und Hiebtaste mit sich. Dass Items durch die gleichzeitige Betätigung der Oben- und Hiebtaste zum Einsatz kommen und nicht, wie es etwa bei Super Castlevania IV der Fall ist, vermittels einer der Schultertasten eingesetzt werden können, führt bei mir gerade in hektischeren Momenten zu garantierten Fehlzündungen und in Konsequenz zumeist zu Verlust von Lebensenergie.
Castlevania (Nintendo Entertainment System 1987)
1987 wurde Castlevania, ob seines großen Erfolges auf dem Famicom Disk System, für den NES portiert und 1988 auch außerhalb von Japan verkauft. Die Geschichte des ersten Teils der Reihe trägt sich 1691 zu, ein Jahrhundert nachdem Christopher Belmont mit seiner heiligen Peitsche Vampire Killer Graf Dracula in seine modrigen Schranken verwiesen hat. Währen der 1691 stattfindenden Osterfeierlichkeiten in Transsilvanien schickt sich jedoch eine Gruppe von Kultisten an Dracula durch eine schwarze Messe neuerlich auferstehen zu lassen. Mit ihm kehren auch dessen dämonische Schergen wieder. Doch der einstige Held ist nicht mehr. An dessen statt spielen wir einen seiner berühmtesten Nachfahren: Simon Belmont. In alter Familientradition ist es nunmehr an dem 22 Jährigen, mit Peitsche und unterschiedlichen Sekundärwaffen bestückt, auf Monster- und Vampirjagd zu gehen, um den Frieden im Land wieder herzustellen.
In insgesamt sechs Levels, mit jeweils drei Unterlevels, schnetzeln wir uns in Draculas Schloss durch Horden von mythischen Kreaturen, erlegen am Ende einer jeden Stage einen Boss und treten schlussendlich gegen Dracula höchst persönlich an. Im Zuge dessen sammeln wir Upgrades für unsere Peitsche, Herzen – die als Munition für die Sekundärwaffen dienen – und Punkte, um unseren Score hochzutreiben; nach einer bestimmten Anzahl von Punkten erhalten wir darüber hinaus ein zusätzliches Continue. Dabei kämpfen wir nicht nur gegen das untote Gesocks, sondern ebenso – wie auch in allen anderen Ablegern der Serie – gegen die Zeit. Läuft der Countdown ab, ist es um den Protagonisten geschehen und eines der spärlich verteilten Continues passé.
Castlevania II: Simon’s Quest (Nintendo Entertainment System 1988)
Nachdem wir 1691 mit Simon Belmont Dracula vermeintlich dermaßen vernichtend geschlagen haben, dass sogar sein Schloss einstürzte, stellen sich bereits 1698 grundlegende Zweifel am tatsächlichen Erfolg dieses Unterfangens ein. Wir erwachen im beschaulichen Dörfchen Jova und werden dort zunächst mit völlig Unerwartetem konfrontiert: Dorfbewohnern, die uns nicht ans Leder wollen, sondern mit denen wir sogar plaudern können. Wir erhalten den mysteriösen Hinweise uns schleunigst einen weißen Kristall zu besorgen und erfahren von der Existenz anderer Dörfer, in welchen wir weiterführende Informationen zum uns plagenden Rätsel Draculas bekommen können. Denn im nunmehr sieben Jahre zurückliegenden Kampf gegen Dracula hat der Obervampir Simon mit einem Fluch belegt, der das sichere frühzeitige Ende des nunmehr 29 jährigen Belmont bedeuten würde. Der einzige Ausweg: Simon, auf den Spuren von Anubis und Isis wandelnd, muss die über Transsilvanien – in fünf verschiedenen Herrenhäusern – verstreuten Leichenteile Draculas zusammensammeln, um denselben zur Abwechslung einmal selbst wiederzubeleben. Warum darauf hoffen, dass alle 100 Jahre eine Gruppe fehlgeleiteter Fanatiker eine schwarze Messe abhält, wenn es auch etwas zielgerichteter geht?
Der Spielaufbau divergiert dabei sehr grundlegend von jenem des ersten Teils. Zwar handelt es sich auch bei Castlevania II: Simon’s Quest um einen Side-Scroller Action-Plattformer mit Rollenspielanleihen, doch erstmals sind wir in der frühen Interpretation einer Open-World im 2D-Format unterwegs, die sogar einen dynamischen Tag- und Nachtwechsel aufweist. Hier spielt die Reihe erstmals mit den Adventure-Elementen eines Metroidvania. Im Unterschied zur, in mehrere Instanzen eingeteilten, Spielwelt von Zelda II: The Adventure of Link, die über eine aus der Vogelperspektive begehbare Weltkarte zugänglich sind, erkunden wir das Transsilvanien des zweiten Teils von Castlevania in einer zusammenhängenden Level-Architektonik. Verlassen wir das erste Dörfchen nach links, gelangen wir in einen Wald mit lilafarbenen Echsenwesen, die mit uns kurzen Prozess machen. Versuchen wir unser Glück hingegen rechts von Jova, finden wir uns in einem Wald wieder, der von lilafarbenen Skeletten und blauen Werwölfen unsicher gemacht wird, mit denen nunmehr wir, durch gezielte Peitschenhiebe, kurzer Hand den Waldboden aufwischen. Es sei denn es wird Nacht. Denn in der Nacht belohnen uns erledigte Gegner nicht nur – im wahrsten Sinne des Wortes – halbherzig, nämlich mit nur halben Herzen (diese dienen hier als Währung für unterschiedlichste Waffenupgrades, Sekundärwaffen und Quest-Items, sowie die Erhöhung der Konstitution von Simon), sondern halten auch mehreren Hieben Stand. Ein Stück des Weges über offenes Gewässer und Höhlengänge erreichen wir das erste Herrenhaus. Solcherart erschließen wir uns immer größere Teile der offenen Welt die sich quasi links und rechts von Jova entfaltet und hier sehr schön dargestellt ist.
Castlevania III: Dracula’s Curse (Nintendo Entertainment System 1990)
Der dritte Teil der Serie arbeitet die Wurzeln des Belmont Clans auf und führt uns in das Jahr 1476 und somit 215 Jahre vor die Geschehnisse des ersten Eintrags in die Castlevania-Reihe zurück. Protagonist ist der Urgroßvater von Christopher, Trevor C. Belmont – Castlevania III: Dracula’s Curse ist zugleich die Vorlage für die 2017 gestartete Netflix-Serie Castlevania. Trotz der 215 Jahre Unterschied kommt einem die Geschichte sogleich wohlig vertraut vor: Im Intro erfahren wir von einem gewissen Dracula, der, schwarze Magie praktizierend, danach trachtet die Welt zu verderben und in einen Hort des Bösen zu verwandeln. In ihrer Not wenden sich die gemarterten Bewohner Europas an die Belmont Familie, die schon 1476 berühmt, vor allem aber berüchtigt ist für ihre Expertise im Kampf gegen dunkle Mächte – was zuvor nicht zuletzt dazu geführt hatte, dass sie aus Europa ins Exil vertrieben wurden. Trevor Belmont erbarmt sich der Hilfesuchenden und macht sich auf Dracula das Handwerk zu legen.
Die wenig innovative Hintergrundgeschichte ist jedoch lediglich der Aufhänger für die Einführung neuer Gameplayelemente, die die Serie auch heute noch prägen. Die Adventure-Anleihen des zweiten Teils werden kurzer Hand entfernt, was dazu führt, dass wir neuerlich in abgegrenzten Levels unterwegs sind und nicht mehr in einer offen angelegten Spielwelt. Dennoch kehrt Teil drei nicht zur absoluten Linearität des ersten Serienablegers zurück. Das Spiel besteht insgesamt aus 15 Levels die jedoch nicht alle in einem Spieldurchgang betreten werden können. Ähnlich dem Rouge-lite Metroidvania Dead Cells aus dem Jahr 2017 haben wir in Castlevania III: Dracula’s Curse an mehreren Stellen die Qual der Wahl zwischen zwei möglichen Pfaden, die uns in unterschiedliche Regionen führen. Die Wahlmöglichkeiten erhöhen nicht nur den Wiederspielwert des dritten Serienteils, sondern sind zugleich spielentscheidend. Denn die größte Neuerung von Castlevania III besteht sicherlich darin, dass wir während des Spiels auf Mitstreiter stoßen, die sich, so wir dies wünschen, unserem Kampf gegen Dracula anschließen und uns zu diesem Zweck fortan nicht nur begleiten, sondern auch von uns gesteuert werden können. Auf wen wir treffen hängt jedoch davon ab, welche Abzweigung wir wählen. Zu den Mitstreitern zählen jedenfalls der Dieb Grant Danasty – id Softwares Dr. Malcom Betruger lässt grüßen –, die Magierin und spätere Ehefrau Trevors Sypha Belnades und Adrian Fahrenheit Ţepeş oder kurz Alucard, Draculas eigener Sohn höchst persönlich. Während Simon Belmont neuerlich mit Peitsche und verschiedenen Wurfgeschossen ausgestattet ist, zeichnen sich die drei anderen Mitstreiter durch besondere Fähigkeiten aus: Grant hat eine höhere Gehgeschwindigkeit und erlaubt es uns an Wänden hoch zu klettern, sowie im Sprung die Richtung zu ändern; Sypha verfügt über unterschiedliche Elementarzauber, die es uns ermöglichen Gegner einzufrieren oder zu verbrennen; Alucard wiederum kann sich – ganz der Vater – in eine Fledermaus verwandeln und solchermaßen, gegen den Einsatz von Herzen, abheben, um durch die Levels zu fliegen. Ein gewisses taktisches Moment wird dadurch eröffnet, dass wir pro Level maximal einen unserer Mitstreiter mitnehmen dürfen und in einem Spieldurchgang auch nicht alle drei Personen treffen können. Auch kleine Physik-Spielereien sind enthalten: An verschiedenen Stellen der Levels sind Wippen angebracht, die wir durch gezielte Gewichtsverlagerung so ausrichten müssen, dass sie uns Zugang zu höher gelegenen Plattformen gewähren.
Super Castlevania Ⅳ (Super Nintendo Entertainment System 1991)
Als Remake von Castlevania für das SNES hält Super Castlevania IV Story-technisch keine großen Überraschung bereit: Hauptcharakter ist neuerlich Simon Belmont, der, anstelle Eier zu suchen, Ostern 1691 damit zubringt einen wiederauferstandene Dracula neuerlich in dessen Sarg zu verbannen. Zum Highlight des ersten Castlevanias für das SNES zählt jedoch ohnehin die vollkommen überarbeitete Technik.
Zurückgekehrt zur linearen Abfolge von 11 Stages, die aus mehreren Levelabschnitten bestehen, kämpfen wir uns zunächst zum und anschließend durch das Schloss von Dracula, um demselben das sinistere Handwerk zu legen. Als Waffe nutzen wir neben den üblichen Sekundärfeuerwaffen primär Vampire Killer, unsere treue Vampir-meuchel-Peitsche. Simon ist in der Neuauflage seines ersten Abenteuers jedoch um einiges geübter im Umgang mit seinem Dämonen- und Vampirschreck. So kann er nicht mehr nur nach links und rechts peitschen, sondern in ganze acht Richtungen, also auch nach oben/unten und diagonal. Ebenso kann er seine Peitsche nunmehr schwingen, was es uns erlaubt feindliche Geschosse gekonnt abzuwehren. Vampire Killer dient uns jedoch erstmals nicht nur als Waffe, sondern zusätzlich als beschwingte Abgrundüberbrückung. An manchen Stellen der Levels sind gusseisern anmutende Ringe angebracht an welchen wir unsere Peitsche befestigen können, um uns anschließend über, durch gezielte Sprünge nicht überwindbare, Abgründe zu schwingen. Die Sprungpassagen werden nicht zuletzt dadurch intuitiver, dass wir nunmehr noch im Sprung die Richtung desselben verändern und somit korrigierend eingreifen können. Erstmals ist es auch möglich auf Stiegen zu springen, wenngleich wir noch immer nicht von denselben herunterspringen können.
Auch grafisch macht Super Castlevania Ⅳ, der neuen technischen Möglichkeiten der SNES Hardware wegen, einiges her. Nicht nur die Sprites, die bewegten Figuren, sind dank der 16-Bit Grafik deutlich größer und ansehlicher, erstmals in der Serie werden wir auch mit eindrucksvollem Parallax-Scrolling auf mehreren Ebenen verwöhnt. Dadurch bewegt sich der Hintergrund des zweidimensionalen Spielfeldes nicht einfach mit der gleichen Geschwindigkeit des Vordergrundes, vielmehr entsteht der visuelle Eindruck von zumindest zwei Ebenen, da der Hintergrund langsamer an uns vorüberzieht als der Vordergrund. Stage 4 vermittelt überhaupt den Eindruck, dass wir uns innerhalb eines sich um uns drehenden Zylinders bewegen. Hierbei handelt es sich um einen Effekt des erstmals beim SNES zum Einsatz kommenden Texture-Mapping-Modus Mode 7.
Castlevania: The Adventure (Game Boy 1989)
Damit kommen wir zum sicherlich schwächsten Eintrag in die Castlevania Anniversary Collection, dem ersten Castlevania-Abenteuer für die Hosentasche. 1576, also 100 Jahre nachdem Trevor Dracula verbannen konnte, wird der hartnäckige Graf – unglaublich aber wahr – neuerlich in das Reich der Lebenden zurückgerufen. In vier langen Stages erwehren wir uns als Christopher Belmont Draculas herummarodierenden Schergen und erklimmen Seile, um bis zum Obervampir vorzudringen. Das Spielgeschehen leidet allerdings unter einem sehr langsamen Tempo und damit einhergehenden behäbigen Bewegungsgefühl, als würde Christopher in Sirup waten. Schade ist, dass Konami darauf verzichtet hat zumindest die 2000 erschienene Game Boy Color Version des Spiels als Filter hinzuzufügen, da dies zumindest den Schauwert deutlich erhöht hätte. Performancetechnisch hätte diesem Titel weniger originaltreue bei der Emulation durchaus gut getan.
Castlevania Ⅱ: Belmont’s Revenge (Game Boy 1991)
Schon hinsichtlich der Story bietet der zweite Game Boy-Ableger Castlevanias mehr Substanz als der unmittelbare Vorgänger. Nachdem Christopher Belmont 1576 in die Fußstapfen seines Urgroßvaters stieg und Dracula besiegte, konnte der Fürst der Finsternis (langsam aber sicher gehen mir die Synonyme aus) seine letzten magischen Kräfte dazu nutzen sich in Nebel zu verwandeln und solchermaßen der völligen Vernichtung durch den Belmont-Recken zu entgehen. Stark geschwächt und folglich unfähig sich neuerlich in menschliche Gestalt zurück zu verwandeln sinnt er auf Rache an seinem Peiniger. Bereits 15 Jahre später bietet sich ihm die perfekte Gelegenheit zur Realisierung seiner Pläne. Denn 1591 findet eine feierliche Zeremonie statt mit welcher der Eintritt des 15 jährigen Soleil Belmont, Sohn Christophers, in das Erwachsenenalter begangen und der Titel eines Vampirjägers an ihn ergehen soll. In der auf die Zeremonie folgenden Nacht wendet Dracula die heiligen Kräfte des Ritus jedoch gegen dessen Empfänger, Soleil und verwandelt ihn auf diesem Wege in einen schrecklichen Dämon. Unterstützt von Soleil kann Dracula erneut menschliche Form annehmen und damit fortfahren die Bevölkerung Transsilvaniens zu knechten. Das kann Christopher selbstredend nicht tatenlos mitansehen und macht sich auf zu vollenden, was sein Urgroßvater 1476 begonnen und er selbst 1576 fortgesetzt hatte.
Schauplatz des Geschehens sind fünf Schlösser, die alle von einer Übersichtskarte aus zugänglich sind. Von Beginn an können vier Schlösser in nicht vorgegebener Reihenfolge betreten werden. Erst nachdem alle vier Endgegner besiegt und deren Schlösser dem Erdboden gleich gemacht sind, erscheint in dem, in deren Mitte gelegenen, See das fünfte Schloss, der Hauptsitz Draculas. Draculas Domizil ist dabei selbst in mehrere Spielabschnitte unterteilt . Insgesamt deutlich solider als der Vorgänger ist man auch mit Castlevania II: Belmont’s Revenge einige Zeit beschäftigt. Erneut wurde jedoch leider darauf verzichtet die 2000 erschienene Game Boy Color-Version des Titels mit zu berücksichtigen.
Castlevania: Bloodlines (Sega Mega Drive/ Sega Genesis 1994)
Auf dem Sega Mega Drive macht Castlevania einen Zeitsprung in das späte 19. und beginnende 20. Jahrhundert. Zunächst werden wir davon in Kenntnis gesetzt, dass es 1897 ein gewisser Qunicy Morris, ein Nachkomme aus dem Hause Belmont, war, der Dracula besiegen konnte. Er bezahlte diesen Triumpf allerdings mit seinem eigenen Leben. Augenzeugen dessen werden sein Sohn John und dessen Jugendfreund Eric Lecarde, weswegen es sich die beiden fortan zur Lebensaufgabe machen die Erde von jeglichem dämonischen Ungeziefer zu bereinigen. 1917, ganze 20 Jahre später, wird diese Resolution auf eine erste Probe gestellt. Elizabeht Bartley, eine 1421 zum Tode verurteilte und hingerichtete Vampirin mit royalem Blut, wird durch die Amateurhexe Drolta Tzuentes neuerlich zum untoten Leben erweckt. Bartley, nicht irgendeine dahergelaufene Vampirin sondern Nichte von Graf Dracula, plant nun ihrerseits den berühmten Onkel wiederzubeleben. Während der Irrungen und Wirrungen des ersten Weltkrieges machen sich John und Eric auf Vampirjagd.
In sechs linear aufgebauten Stages kämpfen wir uns wahlweise als John oder aber Eric durch die, über ganz Europa verstreuten, Dämonenhorden Draculas. John Morris ist nunmehr der Träger der Peitsche Vampire Killer, die bis zu viermal verstärkt werden kann, wodurch sie zu einer blau brennenden Feuerpeitsche mutiert. Eric Lecarde hingegen ist mit dem Alucard Speer bewaffnet. Wenngleich derselbe eine größere Reichweite aufweist als Johns Peitsche, so fügt er den Gegner doch weniger Schaden zu. Dafür hat Eric zusätzlich zur größeren Reichweite auch noch die schnelleren Beine. Die Wahl des Charakters zu Beginn des Abenteuers hat darüber hinaus jedoch auch Einfluss darauf, welche Level-Abschnitte wir zu Gesicht bekommen. Denn während John mit seiner Peitsche von der Decke schwingen kann, um größere Abgründe zu überwinden, vermag sich Eric mit seinem Speer in luftige Höhen zu katapultieren, um höher gelegene Plattformen zu erreichen.
Kid Dracula (Family Computer 1990)
Diese Parodie der Castlevania-Serie wurde 1990 ausschließlich in Japan für den Famicom veröffentlicht und hat weder den amerikanischen noch den europäischen Markt offiziell erreicht. 1993 wurde eine überarbeitete Version des Spiels auch außerhalb von Japan für den Game Boy veröffentlicht. Durch die Castlevania Anniversary Collection ist nun jedoch auch das 1990er Original erstmals in Europa und Amerika in komplett lokalisierter Form erhältlich. Nicht nur aus historischen Gründen eine sehr begrüßenswerte Entscheidung von Konami.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Nach einem kurzen Nickerchen von gerade einmal 10000 Jahren gönnt sich Kid Dracula eine Dose Tomatensaft und genießt das Fernsehprogramm. Plötzlich erscheint ihm auf dem Bildschirm der Dämon Garamoth, der Kid Dracula davon in Kenntnis setzt, dass er das Nickerchen Draculas Sohns dazu genutzt habe das Dämonenreich zu erobern, weswegen er fortan der König aller Dämonen sei. Eine solche Frechheit kann sich Kid Dracula natürlich nicht bieten lassen. In den Mantel seines Vaters gehüllt macht sich der Spross Draculas auf die Reise, um sich gegen Garamoth als der einzig wahre Dämonenkönig zu behaupten.
Das Alleinstellungsmerkmal von Kid Dracula für den Famicom ist, innerhalb Konamis Castlevania-Anthologie, sicherlich der Humor. Mit Feuerbällen bewaffnet, die wahlweise auch zu größeren Geschossen aufgeladen werden können, treffen wir auf witzige Gegnertypen, wie etwa weibliche Versionen Frankensteins Monster mit Schleife im Haar, die freudig auf uns losstürmen, sobald sie uns sehen. Durch das Besiegen von Endgegnern erhalten wir neue Fertigkeiten, wie etwa zusätzliche Feuergeschossformen oder auch die Fähigkeit uns in eine Fledermaus zu verwandeln, was uns fortan das Vampirleben deutlich erleichtert.
FAZIT
Alleine die Musik des sehr schön gestalteten Menüs der Castlevania Anniversary Collection und vor allem der Score von Super Castlevania Ⅳ für das SNES, sowie Castlevania: Bloodlines für Segas Mega Drive lösen bei mir nostalgische Gefühle aus, obwohl ich die Castlevania-Serie bis jetzt stets gemieden habe; primär ob des Schwierigkeitsgrades und des damit einhergehenden Frustrationspotentials. Dabei schaffen in der Emulation von M2 jedoch die Safestates Abhilfe – wenngleich pro Spiel nur einer zur Verfügung steht –, weswegen auch ich nun am Gameplay selbst große Freude haben kann. Die Emulation der einzelnen Spiele ist M2 sehr gut gelungen, wenngleich passagenweise schon fast zu originalgetreu; so wurde etwa die maue Performance der Game Boy Titel direkt übernommen. Die Spieleauswahl seitens Konami ist durchdacht, wenngleich ich auch große Klassiker der Serie schmerzhaft vermisse – vor allem das genrebegründende Symphony of the Night (1997) wäre hier zu nennen. Dies lässt jedoch zumindest auf weitere Anthologien hoffen.
Die Entscheidung Kid Dracula für den Famicom, fast 30 Jahre nach dessen ursprünglichen Release, auch außerhalb Japans seinen offiziellen Einstand feiern zu lassen macht die Castlevania Anniversary Collection darüber hinaus auch für Sammler interessant. Das eBook „The History of Castlevania: Book of the Crescent Moon“ ist nicht bloß ein billiges Gimmick, sondern macht einiges her. Dass im Gegenzug bei der Optionsvielfalt und den Einstellungsmöglichkeiten im Emulator gespart wurde kann ich angesichts dessen durchaus verschmerzen. Störender fällt hingegen das Fehlen eines echten 4:3-Formats ohne Scanlines aus, da die als original ausgewiesene Darstellungsoption, ebenso wie der Pixel Perfect-Modus, das Bild doch deutlich verkleinern. Abgesehen davon ist die Castlevania Anniversary Collection Konamis eine schöne Sammlung, die sowohl für Serienveteranen, als auch all jene die es vielleicht werden wollen, einen Blick wert ist.
Was ist Castlevania Anniversary Collection? Eine Sammlung früher Einträge in die Castlevania Reihe zwischen 1987 und 1994 für Famicom, NES, SNES, Game Boy und Sega Mega Drive.
Plattformen: PC, PS4, XBox One, Nintendo Switch
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Konami Digital Entertainment/ Konami Digital Entertainment
Release: 16. Mai 2019
Link: Offizielle Webseite
Gesamtwertung: 7.6
Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 10 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8