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Citadel: Forged with Fire – im Test

Seit einigen Jahrzehnten sind Rollenspiele fest in den Herzen der Videospiel-Gemeinschaft etabliert und gerade deswegen, werden neue Titel dieses Genres noch kritischer betrachtet, als es zum Beispiel noch bei First-Person-Shootern der Fall ist. Viele RPGs glänzen durch eine aufwendige Story, oder kreativen Innovationen. Viel zu oft denkt man sich: „Hab ich alles schon gesehen?“. Doch Citadel: Forged with Fire, frisch der Early Access Phase entwachsen, will nun seinen ganz eigenen Weg gehen. Dabei vermischt man klassisches Genre-Gameplay mit, für Rollenspiele, unüblichen Elementen und will dadurch viele spannende Stunden Spielspaß bieten.

Wie es sich gehört, startet jedes Rollenspiel, mit der notwendigen Charaktererstellung. Dafür wird auf jedem Server ein eigener Charakter erstellt. Entgegen den üblichen Optionen kann man weder Stats, noch Rasse oder gar eine Klasse auswählen, sondern ihr beschäftigt euch nur mit dem Look eures Protagonisten. Dass ihr weder Klasse noch Werte auswählen könnt, hat einen recht simplen Grund: Bei allen Bewohnern der Welt von Ignus handelt es sich um aufstrebende magische Talente, die daher mit denselben Basisfähigkeiten starten müssen. Dennoch ist die Charaktererstellung nicht von Langeweile geprägt, ihr könnt neben Klassikern wie Geschlecht, Haut- und Haarfarbe, oder Gesichtsausdruck, auch solch spannende Körpermerkmale wie Halslänge, Schulterbreite und Nagelfarbe ganz nach eurem Geschmack gestalten. Durch diese Optionen bekommt man auch die Werkzeuge an die Hand, um sich seine eigene „Rasse“ in der Welt von Ignus zu erstellen. Egal ob es ein großer Trollmagier oder eine kleine Elfenzauberin wird, man möchte fast meinen, dass die einzige Grenze, die eigene Fantasie wäre. Tatsächlich sind jedoch einige Limits gesetzt, denn bei Frisuren und Gesichtern stehen euch jeweils nur vier Stück zur Verfügung, und auch Besonderheiten der Fantasy, wie beispielsweise Flügel, sind leider nicht dabei, was den Spaß dann doch ein wenig einschränkt.

Erzähl‘ mal eine Geschichte…

Eines gleich vorweg: Citadel: Forged with Fire kann als Single- oder Multiplayer bestritten werden. Die Welt von Ignus, die ihr auf eurem Werdegang bereist, ist ein mystischer Ort, voll von real existierenden Tieren, magischen Geschöpfen, Pflanzen und Mineralien. Doch so schön die Welt auch ist, eine spannende Geschichte kann sie nicht bieten. Es gibt nur wenig Infos, über Ignus und seine Bewohner, die ihr im Laufe des Spiels erhaltet. Denn Citadel: Forged with Fire versteht sich als Sandbox-RPG und soll viel Raum für eure persönlichen Geschichten bieten. Nur ist eben dieser Sandbox Charakter von Beginn an das Problem. Man ist komplett auf sich allein gestellt, bekommt zwar in der Schutzzone ein paar kleinere Beginner-Quests, aber unterm Strich muss man sich alles an Information selbst zusammentragen, ohne dabei ein Ziel vor Augen zu haben. Durch das Fehlen diverser Anreize, gestaltet sich der Start ins Abenteuer mehr als lähmend. Und so dauert es nicht lange und mir wird klar, dass ich es schon wieder mit einem dieser – für mich – zähen RPGs zu tun habe.

Lass uns Zaubern lernen!

Wenn man Citadel: Forged with Fire aber eine Chance gibt und sich in die Spielmechanik einarbeitet, dann wird man plötzlich einige Überraschungen erleben. Die erste Faszination bieten die Zaubersprüche, die ihr wirken könnt. Dabei stehen euch nicht nur fix vorgegebene Zauber zur Verfügung, sondern ihr habt auch die Möglichkeit eure ganz eigenen Sprüche zu kreieren. Diese bestehen aus einer Essenz, werden durch verschiedene Zutaten verstärkt und an eine Waffe gebunden. Was etwas kompliziert klingt, gestaltet sich aber eigentlich ganz einfach und ist schnell erlernt. In eurem Inventar habt ihr insgesamt Platz für vier Waffen. Neben Klassikern, wie einem Schwert, könnt ihr auch Zauberstäbe oder gar Werkzeuge, beispielsweise eine Axt, mit euch führen. Habt ihr keinen Zauber an eine Waffe gebunden, so erzeugt diese nur Hieb- oder Stichschaden. Unverzauberte Werkzeuge, dienen nur zum Abbau von Materialien. Von Anfang an, steht euch ein unendlicher Vorrat an arkaner Essenz zur Verfügung, weitere Essenzen können als Belohnungen für Quests, oder in Form von Loot, in euren Besitz gelangen. Um nun einen Zauber zu erstellen, entscheidet ihr euch zunächst für eine Essenz. Anschließend definiert ihr die Art des Zaubers, hiervon stehen vier zur Auswahl – Angriffsschaden, Flächenschaden, Fähigkeit und Nützliches. Zu guter Letzt können noch, spezielle Zutaten in den „Topf“ geworfen werden, um den Effekt des jeweiligen Zaubers zu verstärken. Obwohl es viele Optionen gibt, ist das Kreieren der Magie keine Lotterie, denn die Anzahl der möglichen Zauber ist auf je vier Sprüche pro Essenz beschränkt. Aber Achtung: Wählt den Zeitpunkt der Verzauberung eurer Waffe mit Bedacht, denn ihr könnt nur eine bestimmte Anzahl auf eure Reise mitnehmen!

Lass uns einen Zauberstab schnitzen

Leider kann man nicht einfach schnell zum nächsten Händler an der Ecke gehen, um dort Equipment zu erwerben. Dafür braucht es viele Rohstoffe, damit wir im Schweiße unseres Angesichts, den Großteil unserer Ausrüstung selbst herstellen können. Hierfür bietet uns die Welt eine große Vielfalt an Ressourcen, die nur darauf warten, gesammelt zu werden. Dabei könnt ihr aber nicht unendlich viele Rohmaterialien bei euch tragen. Jedes Item, egal ob Wiesenkräuter oder Eisenerz, hat ein gewisses Gewicht und ihr nur eine limitierte Traglast. Diese kann jedoch mit zunehmendem Level erhöht werden. Ebenso, erhaltet ihr Skill Punkte, die ihr verteilen könnt, wodurch ihr Zugriff auf Baupläne für immer bessere Waffen, Tränke und Rüstungen erhaltet. Auch bessere Produktionsstätten, können erforscht werden, um hochwertigere Endprodukte zu erzeugen. Hier schlägt jedoch wieder das Problem der fehlenden Story oder Unterstützung zu, denn oft ist einem nicht klar wo man einzelne Rohstoffe finden kann, hier hätte ein Tutorial wahre Wunder gewirkt. Hinweise über die Fundorte diverser Ressourcen sind zwar in der Spielwelt verteilt, doch leider stolpert man eher zufällig über diese, als dass das Spiel einen dorthin lenkt.

Schaffe, schaffe, Häusle baue…

Eines der spannendsten Elemente in Citadel: Forged with Fire, ist das Bauen eigener Behausungen. Das gab es zwar schon in einigen Spielen, doch hier erinnert es ein wenig an Fortnite und ist, so weit ich weiß, in dieser Form noch nie in einem Rollenspiel vorgekommen. Wie schon beim Herstellen der Ausrüstung, muss auch das Bauen von Häusern erst erlernt werden. Einzelne Bauteile eures Heims können aus Holz, Stein oder Marmor bestehen. Es gibt aber nicht nur Elemente für den Rohbau, sondern auch euer Können als Innenarchitekt ist gefragt. So sind verschiedene Lichtquellen, Flaggen und Wanddekoration verfügbar, um es zu EUREM Haus zu machen. In eurer Behausung findet sich genug Platz, um alle Produktionsstätten, die ihr erforscht und gebaut habt unterzustellen. Ein Haus, das nicht nur ein Dach über dem Kopf ist, sondern auch einen praktischen Nutzen darstellt. Das einzige, was uns noch zum Glück fehlt, wäre  ein Haustier, oder? Und auch hier gibt euch das Spiel die Möglichkeit, euren Wunsch zu erfüllen. Um ein Tier zu zähmen, müsst ihr erst den entsprechenden Zauber erzeugen. Habt ihr den Zauber erstellt, müsst ihr diesen solange auf euer potentielles Haustier richten, bis sich dieses ergibt. Gefolgstiere haben gewisse Besonderheiten. Sie können euch folgen, durchaus in einer aggressiveren Art und Weise, wodurch sie sofort angreifen, wenn ein Feind sich euch nähert. Ihr könnt die gezähmten Tiere aber auch zur Fortbewegung nutzen, solltet ihr über einen Sattel verfügen. Besonders spaßig ist es natürlich, wenn die Zähmung eines Drachen gelingt. Solltet ihr von einem großen Streichelzoo träumen, muss ich euch aber enttäuschen, denn ihr könnt nur vier Tieren ein Heim bieten.

Die dunklen Seiten der Magie

Die größten Probleme bei Citadel: Forged with Fire sind in meinen Augen das Fehlen einer Story, sowie das sehr beschränkte Tutorial, womit dem Spiel einiges an Potential geraubt wird. Dies sind aber leider nicht die einzigen Mankos, die einem sauer aufstoßen. Vor allem Konsolenspieler werden sich bei der sehr unvorteilhaften Anpassung der Steuerung an den Controller öfters die Haare raufen und feststellen: Das könnte besser gehen! Besonders bemerkbar macht sich das im Charaktermenü und in den Bauoptionen, was mich einiges an Nerven gekostet hat. Zu guter Letzt muss dann auch noch über den, leider sehr lahm gestalteten, Multiplayer gesprochen werden. Rollenspiele machen mir in Gruppen einfach mehr Spaß, doch hier setzen die Entwickler recht einschneidende Limits. Die aktuelle Begrenzung liegt bei fünfzig Spielern, egal ob auf offiziellen oder privaten Servern. Die offiziellen Server sind in PVE oder PVP Varianten verfügbar, gestaffelt mit unterschiedlichen Multiplikatoren für Erfahrungspunkte und Ressourcen. Ihr könnt euch beim deutschen Gameserver-Anbieter G-portal aber auch einen eigenen Server mieten.

FAZIT

Citadel: Forged with Fire hat eigentlich sehr viel Potential, um ein richtig gutes Rollenspiel zu werden, doch leider wird viel davon nicht richtig genutzt. Das beginnt mit der harten und unkontrollierten Einführung, geht über die fehlenden Story-Elemente, schlechte Konsolen-Portierung, bis hin zu stark limitierten Spielerzahlen. Kämpft man sich erstmal durch diese Widrigkeiten, so werdet ihr mit einem überraschend guten Spiel belohnt, doch wer will sich das antun. Nach knapp zwanzig Minuten Spielzeit, war ich so genervt und bereit das Spiel für immer wegzulegen. Doch der Drang nach Recherche für einen guten Artikel half über diese hohe Hürde hinweg. Diese Motivation wird wohl kaum jemand haben. Es wird einem zwar vieles, in Aussicht gestellt, wie das Zähmen eines Drachens oder das Aufsteigen in der „Besenliga“ (eine Quidditch ähnliche Sportveranstaltung der Magier in Ignus), doch dies reicht kaum aus, um seinen Spaß von Beginn an zu finden.

Was ist Citadel: Forged with Fire? Ein Sandbox Rollenspiel
Plattformen: PC, PS4 XBox One X
Getestet auf: XBox One X
Entwickler / Publisher: Blue Isle Studios, Virtual Basement LLC / Blue Isle Publishing
Release: 1. November 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 6.0

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 6 | Handling: 4 | Spieldesign: 8 | Motivation: 4

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