City of Gangsters im Test

Nachdem ich bereits im März 2021 in eine Preview-Version von City of Gangsters abtauchen durfte und darüber berichtete, habe ich mir auch die Release-Version des Spiels einem eingehenden Test unterzogen. Also begeben wir uns neuerlich ins Amerika der 1920er Jahre, also die Ära der Prohibition, die der Aufbau- und Wirtschaftssimulation aus dem Hause SomaSim (Project Highrise, 1849) als Setting dient.

Im Gegensatz zu vielen Genrevertretern ist City of Gangsters rundenbasiert. Eine weitere Besonderheit von City of Gangsters ist das Augenmerk auf das Rollen- und Sozialspiel, das die Entwickler so beschreiben: „Die Prohibition schuf einen riesigen Schwarzmarkt für illegalen Schnaps, auf dem alles davon abhing, dass man die richtige Person kannte: Um etwas zu erreichen, musste man ‚einen Typen kennen‘„.

Die Game-Design-Nadel im Management-Heuhaufen

In City of Gangsters steuert man einzelne Charaktere im Gewand einer rundenbasierten Wirtschaftssimulation. Dennoch ist es kein klassisches Tabellenkalkulationsspiel, sondern vielmehr eine Mischung aus Rollenspiel und Wirtschaftssimulation. Im Gegensatz zur Preview-Version ist der Kampf mittlerweile wichtiger geworden, ist aber immer noch eine Randerscheinung des Gameplays. Der Fokus liegt eindeutig auf Sozialstrukturen und Wirtschaft. Und genau das verleiht City of Gangsters ein Alleinstellungsmerkmal im großen Pool der Wirtschaftssimulationen.

Im Spiel pflegt man seine Beziehungen zu anderen Charakteren, verschiebt Waren von Herstellungsort und verkauft diese dann. Der Einflussbereich des eigenen Kartells kann mittels Gewalt, oder mittels guter Taten in der Gesellschaft ausgebaut werden. Desto positiver die Leute gestimmt sind, desto eher sind diese hilfsbereit, zahlen teurere Preise oder helfen einem in einer körperlichen Auseinandersetzung. Dadurch, dass man aber auch mit Gewalt seinen Einfluss sowie die Größe des eigenen Reviers vergrößern kann, bleibt der Kampf relevant. Andere Kartelle versuchen ihre Reviere jedoch ebenso zu erweitern, weswegen man das eigene zugleich verteidigen muss. Aber gerade weil Kampf so nützlich sein kann, ist er auch sehr gefährlich, denn wenn die HP des eigenen Charakters auf null sinken, stirbt dieser. Kampf ist wohl wie das All-In beim Poker: Man setzt viel, um viel zu gewinnen.

Die 13 Jahre der Prohibition

Die Prohibition als Setting, gibt einen Zeitrahmen von nur 13 Jahren vor. Deswegen ist jede Entscheidung so wichtig. Die Anzahl der Städte, in denen man mit dem Hauptspiel spielen kann, wurden seit der Preview zwar nicht mehr aber dafür wurden sie erweitert. Die verfügbaren Gebiete sind aktuell Chicago, Detroit und Pittsburgh. Besitzer des Bourbon Bootlegging DLC, der gleichzeitig mit dem Spiel veröffentlicht wird, haben zudem Zugriff auf Cincinnati. Da ich den DLC aber nicht zum Test zur Verfügung hatte, beschränke ich mich auf die Städte des Hauptspiels.

Die eingeschränkte Auswahl an Städten scheint zunächst zwar den Replay-Value zu senken, doch scheinbar war SomaSim darauf fokussiert, diese wenigen Städte so perfekt zu machen wie möglich. „An jeder Straßenecke ist ein NPC mit dem man interagieren kann. Die Welt wirkt belebt und das Gefühl der 1920er Jahre, wird sehr gut vermittelt“ schrieb ich in meiner Preview. Und dieser Ersteindruck wird im fertigen Spiel nun sogar noch übertroffen: Mehr Gesprächsoptionen, mehr Beziehungen zwischen den NPCs und unterschiedliche Startgebiete, die davon abhängig sind, aus welcher Nation der Spielercharakter kommt. Dies kann man zu Beginn des Spiels wählen. Die Möglichen Nationen sind Amerika, Deutschland, England, Griechenland, Irland, Italien, Jugoslawien, Kanada, Niederlande, Österreich, Polen, Russland, Schottland und Ungarn. Des Weiteren kann man dem eigenen Spielcharakter einen Namen zuweisen und einen von 8 Start-Skills wählen, diese Umfassen zum Beispiel schnelleres Bauen von Lagerhallen, oder bessere Kampffertigkeiten. Alle Skills sind dann auch während des Spiels erlernbar.

Gegenspieler in der City of Gangsters

Wie auch schon in der Preview-Version ist die Polizei immer noch ein überraschend kleines Hindernis auf dem Weg zum Erfolg. Eine kleine Bestechung hie und da, schon hat man eine gefühlte Ewigkeit Ruhe vor den Gesetzeshütern. Dennoch gibt es viel zu tun, denn was die Polizei nicht regelt, regeln verschiedenste andere Gangs. In City of Gangsters ist die Stadt zu Spielbeginn in Gebiete aufgeteilt, die unter keinem Einfluss stehen und Gebiete, die schon von Organisationen beherrscht werden. Im Gegensatz zur Polizei geben sich aber die feindlichen Gangs nicht mit einer kleinen Spende zufrieden. Oft muss man, um andere Gruppierungen aus dem eigenen Hoheitsbereich zu entfernen, einen Gangkrieg beginnen. Wo in der Preview-Version noch einige Gefallen von NPCs gereicht haben, um sich einzuschmeicheln, muss man mittlerweile wesentlich mehr Aufwand betreiben, um andere Gangs in den Ruin zu treiben.

Kein Multiplayer

City of Gangsters wird am 09. August 2021 exklusiv für Windows PC auf Steam veröffentlicht. Es ist kein Multiplayer Modus geplant und auch Portierungen auf Konsolen sind nicht in Aussicht. Das Einzige was der Entwickler noch erwägt, ist eine Veröffentlichung für macOS. Der fehlende Multiplayer ist zwar schade, da es wohl mit den erweiterten Kampf- und Sozial Mechaniken zu spannenden Auseinandersetzungen gekommen wäre. Aber das unfassbar entspannte Spielgefühl in den Multiplayer zu portieren wäre wohl nahezu unmöglich.

Zusammenfassung

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