Die Tage werden kürzer, die Nächte länger und Halloween steht vor der Tür. Passend dazu hat sich das kleine italienische Studio Storm in a Teacup dazu entschlossen, ihr mysteriöses Abenteuer Close To The Sun, am wohl gruseligsten Tag des Jahres, für die PlayStation 4 zu veröffentlichen. Also habe ich einen Ausflug auf das größte und fortschrittlichste Schiff der 30er Jahre gemacht, um Rose Geschichte bzw. Spaziergang auf der Sony-Konsole zu erleben.
Willkommen im Paralleluniversum
Der Wind peitscht gegen die Scheiben des kleinen Bootes, während Rose darauf wartet, auf der Helios – dem wissenschaftlichen Wunderschiff Nikola Teslas – anlegen zu können. Ihre jüngere Schwester Ada arbeitet dort mit hochrangigen Wissenschaftlern daran, eine kostenlose Energiequelle für die Bevölkerung zu entwickeln und hat sie in einem höchst mysteriösen Brief darum gebeten, schnellstmöglich zu kommen. Als Rose das Schiff betritt, merkt sie schnell, dass etwas nicht stimmt. Denn weit und breit ist keine Menschenseele zu entdecken, zumindest nicht lebendig. Und so macht sich Rose daran ihre kleine Schwester zu finden und gleichzeitig den mysteriösen Vorkommnissen auf der Helios auf den Grund zu gehen.
Eine Schifffahrt, die ist lustig
Mein Kollege Roland hat Close To The Sun ja bereits am PC getestet und musste mit einer Reihe von Bugs kämpfen. Während meiner Testzeit auf der PS4Pro, kam es nur zu einem, immer wieder auftretenden, Bug, und zwar, dass Hinweise, wie beispielsweise in Deckung gehen oder Türen öffnen, einfach nicht, oder zeitversetzt, angezeigt wurden. In den sehr selten vorkommenden hektischen Passagen, in denen ihr flüchten müsst, hat mich das einige Nerven gekostet. Etwas problematisch gestaltete sich für mich auch die Kameraführung, die durch ihre sanfte Auf- und Abbewegungen zwar wunderbar den Seegang simulieren, aber meinen Magen damit auch sehr strapazierte. In den Einstellungen lässt sich dieser Effekt jedoch ausschalten, und ihr könnt euren Bootstrip etwas ruhiger fortsetzen.
Das Spiel ist in erster Linie ein Walking Simulator, der seine Optik stark an die BioShock Games anlehnt, aber leider nicht über sich hinauswachsen kann. Als große Schwester fühle ich natürlich besonders bei Rose fieberhaften Suche nach ihrer Ada mit, doch leider gestaltet sich die Geschichte als insgesamt etwas zu unspektakulär, als das ich sie als großes Zugpferd des Spiels bezeichnen könnte. Und gerade als Spannung aufkommt, und ich zum ersten Mal wirklich wissen wollte, was denn jetzt passiert, war es auch auf einmal aus. Dies sollte wohl als Cliffhanger für ein mögliches Sequel dienen, enttäuschend war es aber allemal.
Schiff, Ahoi!
Rose Geschichte hätte mehr Potential, und sollte es zu einem Sequel kommen, würde ich mir wünschen, dass etwas mehr Zeit in die Entwicklung des Spiels gesteckt wird. Denn Close To The Sun leidet besonders am stellenweise sehr faden Leveldesign oder fehlenden Angaben, was denn genau gemacht werden soll. Das Trial and Error Prinzip ist ja schön und gut, aber es fühlt sich in manchen Passagen einfach sehr unpassend, im Vergleich zum Rest des Games, an. Hauptsächlich geht ihr durch die verlassenen Hallen des Schiffs und versucht von A nach B zu kommen und löst auf dem Weg relativ simple Rätsel, wie beispielsweise das Suchen und Finden von Kombinationen oder das Drücken des richtigen Schalters. Eine kleine Prise Horror soll dem Ganzen eine unheimliche Atmosphäre verleihen, aber zum Fürchten fand ich, statt der massakrierten Leichen, eher die Gesichter meiner wenigen Gegenüber, die ich im Laufe des Spiels getroffen habe. Diese sehen sehr verwaschen aus und wirken, besonders im Kontrast zur schönen Optik des Schiffs, als wären sie nicht fertig entwickelt worden.
FAZIT
Close To The Sun ist in erster Linie ein Walking Simulator geworden. Aber leider kein großartiger. Das Spiel stellt sich immer wieder selbst ein Bein, und wie bei meinem Kollegen Roland, war meine Hauptmotivation bis zum Ende dran zu bleiben, tatsächlich die kurze Spieldauer. Die Geschichte ist in ihren Ansätzen spannend, schöpft sein Potential jedoch nicht aus und lässt den Spieler mit einem eher schalen Beigeschmack zurück. Ein Pluspunkt in meinen Augen ist, dass der gute Nikola Tesla in dieser Parallelwelt, die Aufmerksamkeit für seine Leistungen bekommt, die er in unserer Vergangenheit niemals erfahren durfte. Der Physik-Nerd in mir freut sich – der Gamer nicht.
Was ist Close To The Sun? Ein stark von Bioshock inspirierter Walking Simulator
Plattformen: PC, Xbox One, PS4
Getestet: PS4Pro
Entwickler / Publisher: Storm In A Teacup / Wired Productions
Release: 31. Oktober 2019
Link: Offizielle Webseite
Gesamtwertung: 5.6
Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 6 | Motivation: 4