Closer the Distance im Test

Das Entwicklerteam der Osmotic Studios und Publisher Skybound Games, haben vor uns diesen Sommer ordentlich zum Heulen zu bringen. Die Entwicklerinnen und Entwickler der Orwell-Spiele haben mit Closer the Distance ein neues narratives Werk geschaffen, welches eure emotionale Stabilität auf den Prüfstand stellen will. Wir haben uns die Lebenssimulation mit Trauerfall reingezogen und wollen euch hier erzählen wie wir uns dabei gefühlt haben.

Habt ihr euch beim Sims zocken früher oft gewünscht, ihr hättet eine richtige Story? Vielleicht habt ihr euch auch selbst etwas ausgedacht, um dem Spiel mehr Drama zu geben? Mit Closer the Distance hat der Hamburger Entwickler Osmotic Studios jetzt ein Game geschaffen, das ungefähr in diese Richtung geht. Versteht mich nicht falsch, ich will hier keinen allzu großen Vergleich ziehen, es sollte nur mal erwähnt werden. Denn, Closer the Distance hat so viel mehr zu bieten als „nur“ eine Life-Sim.

Story

Selten habe ich ein Spiel gesehen, das mich gleich zu Beginn so fertig machen will. Conny lebt mit ihrer Familie in dem kleinen und wunderschönen Küstendorf Yesterby. Gleich zu Beginn des Spiels passiert das wohl schlimmste, das sich Eltern nur vorstellen können. Connys Schwester Angie stirbt bei einem Verkehrsunfall. Sofort kommt das Dorf zusammen und versucht zu helfen. Es muss viel organisiert werden und Connys Familie kann jede Unterstützung brauchen. Das ist aber gar nicht so einfach, wenn die anderen Dorfbewohnerinnen und Bewohner selbst unter Schock stehen und jeder auf ihre oder seine eigene Art trauert. Conny versucht trotz ihres Verlustes selbst den Menschen in Yesterby zu helfen, aber auch Angie ist irgendwie noch da…

Gameplay

Wir steuern Conny aus der Iso-Perspektive per Click durch das Dorf und können uns dabei auch frei bewegen. Ab und zu hören wir die Stimme unserer verstorbenen Schwester Angie, die uns Ratschläge gibt oder mit uns in Erinnerungen schwelgt. Hören können nur wir sie und glauben will uns auch niemand so recht, aber egal. Wir besuchen unsere Nachbarn und Freunde, hören ihnen zu und sprechen über unsere Erlebnisse mit Angie. Jeder von uns der schon mal einen geliebten Menschen verloren hat, weiß, was ich hier meine. Nach und nach können wir auch andere Charaktere steuern und so direkt Einfluss auf ihren Alltag nehmen. Insgesamt haben wir hier 13 Charaktere und alle haben ihren eigenen Tagesablauf. Manchmal überschneidet sich der natürlich mit dem von anderen Bewohnern.

In einem kleinen Menü, wovon jeder Charakter sein eigenes hat, sehen wir die Bedürfnisse und Wünsche der jeweiligen Person. Typisch für eine Lebenssimulation, ist natürlich die Grundbedürfnisse zu decken. Essen und Schlafen sind aber nur ein Teil von den Aufgaben die erledigt werden wollen. Jeder Charakter hat seine eigenen ganz speziellen Aufgaben wie z.B. einen Kranz für das Begräbnis herzustellen oder dem Nachbarn mit seinen Schafen zu helfen, je nachdem wie diese zueinander stehen und was sie zum Beispiel beruflich machen. Wir teilen also jeder Person ihre Aufgaben zu und lassen sie dann selbständig agieren. Währenddessen können wir zu einem anderen Charakter wechseln und entweder einfach zusehen, was die so machen und den Gesprächen Lauschen oder gleich die nächste Sache auf der To-do-Liste abhaken, was uns bei den anderen Leuten beliebter machen kann. Durch einen Tag & Nacht-Rhythmus gehen auch alle eigenständig ins Bett und kümmern sich auch um die Nahrungsaufnahme, solange ihr sie nicht dabei unterbrecht. Wollt ihr nicht warten bis die Ingame-Nacht um ist, könnt ihr auch den Schnellvorlauf aktivieren. Sobald etwas für die Geschichte relevantes passiert stoppt dieser von alleine und ihr bekommt eine Nachricht bei welchem Charakter gerade etwas Wichtiges passiert. Ich habe nicht selten die Benachrichtigung ignoriert, um die aktuelle Szene bis zum Schluss mitzuerleben.

Design & Sound

So simpel die Aufgaben und das eigentliche Gameplay auch sind, hebt sich Closer the Distance dennoch von anderen Games mit annähernd ähnlichen Mechaniken ab. Zum einen durch den sehr großen Fokus auf die Geschichte und ihre ernste Thematik, zum anderen durch die grandiose Umsetzung. Das Spiel ist zwar sehr ruhig und vielleicht auch mal etwas langsam, wenn man nicht gerade den Schnellvorlauf nutzt, aber genau das braucht dieser Titel auch. Wie auch im echten Leben braucht die Verarbeitung eines so schrecklichen Ereignisses im Spiel ebenfalls einfach Zeit und Ruhe zum Nachdenken. Lässt man sich in Closer the Distance hineinfallen, ist man bald selbst ein Bewohner von Yesterby und durchlebt die komplette Bandbreite an Emotionen.

Die Texte sind gut geschrieben aber ihr müsst sie nicht lesen. Dank einer wirklich unglaublich guten englischen, vor allem aber deutschsprachigen Synchronisation werden die Charaktere und ihre Emotionen direkt zum Leben erweckt. Hier hat das Studio echt eine perfekte Auswahl getroffen. Zu hören sind unter anderem Flemming Stein, bekannt als Joshua Rosfield aus Final Fantasy XVI oder Daniela Grubert die ihre Stimme Saga Anderson in Alan Wake 2 geliehen hat. Angie wird von Lena Tiemann gesprochen, die sowohl in Filmen und Games mitgewirkt hat, aber vor allem durch Hörbücher bekannt ist und eine Stimme hat, die einfach unter die Haut geht. Die wunderschöne Musik unterstützt das Feeling gleich nochmal. Ihr seht also man hat sehr viel Wert darauf gelegt, das Erlebnis so emotional wie möglich zu gestalten. Jeder hier weiß wie er die richtigen Knöpfe bei euch drückt damit ihr auch ja schön in der Stimmung bleibt. Meiner Meinung nach hätte man da auch nicht mehr rausholen können.

Zusammenfassung

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