Conan Unconquered im Test

Conan der Cimmerier, aus der Feder von Robert E. Howard, ist so etwas wie der Prototyp eines Barbaren: Übermenschlich stark, ein vorbildlicher Kämpfer und der Mann fürs Grobe. Er ist aber eher weniger als der große Denker bekannt, weshalb man ihn auch nicht unbedingt als einen strategischen Kriegstreiber bezeichnen würde. Trotzdem darf er nun in Conan Unconquered Festung errichten und seine Armeen gegen die wilden Horden befehligen. Eines sei aber vorab schon einmal verraten: Das Handwerk des Feldherren liegt ihm nicht ganz so gut, wie das des mächtigen Kriegers.

Conan Unconquered lässt sich in das Subgenre der Echtzeit-Survival-Strategiespiele einordnen. Das bedeutet, ihr startet stets mit einer kleinen Festung und einer handvoll Einheiten, mit denen ihr immer stärker werdende Wellen an Feinden abwehren müsst. Wie lange euch das gelingt, hängt von euren als Fähigkeiten als Baumeister und Befehlshaber der Armeen ab. Für ersteres gilt es, ganz Echtzeitstrategie-typisch, die vorhandenen Ressourcen wie Nahrung, Gold und Steine oder auch verschiedene Metalle abzubauen und zu managen. Mit diesen können dann einfache Behausungen, Tempel, Armeekasernen und zahlreiche andere Gebäude errichtet werden oder ihr baut Verteidigungsanlagen und bestückt diese mit Fallen, um Angreifer abzuwehren. Das Rohstoffmanagement gestaltet sich aber etwas diffiziler als zunächst angenommen, denn einerseits sind die Plätze an denen Metalle und Holz gewonnen werden ziemlich rar, anderseits ist auch der zur Verfügung stehende Bauplatz stets stark begrenzt. Zwar kann man mit Standarten seinen Einflussgebiet erweitert werden, aber auch dieser will natürlich gegen die gegnerischen Horden verteidigt werden.

Genauso wichtig wie der Ausbau und die Erweiterung der eigenen Festung, ist das Rekrutieren von neuen Einheiten. Ihr beginnt zunächst mit einer handvoll an Fußsoldaten, aber je mehr Gebäudetypen ihr im Spielverlauf freischaltet und mit jeder neu erforschten Technologie, könnt ihr weitere Truppentypen wie Kavallerie oder Magier ausbilden. Der Schwerpunkt von Conan Unconquered liegt somit in einem ausgeglichenen Mix aus Truppen- und Rohstoffmanagement, denn wer den Nachschub an Ressourcen vernachlässigt, der kann sich vielleicht dann später nicht die notwendigen Erweiterungen, Gebäude und Truppen leisten, konzentriert man sich aber zu sehr auf ein funktionierendes Wirtschaftssystem, dann wird man kaum die zweite Welle an Angriffen überleben.

„Wenn Du mit mir Streit anfängst werde ich die schlimmsten Dämonen der Hölle herbeirufen.“

Die Kampagne umfasst insgesamt fünf verschiedene Karten mit stetig steigendem Schwierigkeitsgrad. Vor einer Mission könnt ihr einen von zwei Helden auswählen: Während Conan mit seinem Großschwert dank Barbarenhieb gleich mehrere Gegner im Wirkungskreis Schaden zufügt, verwendet die Piratin Valeria Dolche und verfügt über ein höheres Angriffstempo sowie mehr Schadensresistenz. Besitzer der Deluxe-Edition von Conan Unconquered können darüber hinaus auch noch mit dem magiebegabten Kalanthes in die Schlacht ziehen. Mit diesen Charakteren und den rekrutierten Truppen lassen sich dann die Karten frei erkunden und damit wertvolle Schätze und seltene Ressourcen erbeuten. Welchen Helden man dabei auswählt ist aber ziemlich bedeutungslos, denn die Unterschiede sind einfach zu marginal. Genauso wenig Rolle spielt die Story, denn die wird lediglich in Form eines digitalen Comic-Buches erzählt. Für Fans der gezeichneten Bilder sicherlich eine nette Idee, ich hätte mir aber aufgrund der tollen Fantasy-Vorlage eine deutlich spannendere Inszenierung gewünscht.

Grundsätzlich könnt ihr das gesamte Spiel alleine spielen, einen klassischen Mehrspieler-Modus gibt es aber nicht. Dafür verfügt Conan Unconquered aber über eine sehr interessante Koop-Variante für zwei Spieler. Hier können beide Feldherren zwar ganz eigenständig Gebäude errichten, aber alle Forschungsergebnisse, Mauern und Strukturen werden gemeinsam genutzt. Gespielt werden kann nur online und das auf separaten Karten. Für kurzweilige Partien ist dieser kooperative Spielmodus zwar eine durchaus nette Ergänzung, längerfristig bietet er aber nicht sehr viel Mehrwert. Der Schwierigkeitsgrad von Conan Unconquered kann grundsätzlich als  „fortgeschritten“ bezeichnet werden, wer aber darüber hinaus die Herausforderung sucht, der kann sich die zufallsbasierten Karten anhand verschiedener Parameter zusätzlich anpassen. Hier wird dann auch gleichzeitig ein „Herausforderungscode“ erzeugt, mit dem man die Maps dann auch mit anderen Spielern teilen kann. Hier ergeben sich dann dank der erzielten Highscores motivierende Bestenlisten, die den Wiederspielwert, zumindest für kompetitive Spieler, deutlich erhöht.

„Alles nur ein Blendwerk, das zerfällt.“

Wenn euch die einleitende Gameplay-Beschreibung aus dem ersten Absatz bekannt vorgekommen ist, dann ist euch vermutlich auch das Strategiespiel They are Billions vom Indie-Entwickler Numantian Games ein Begriff. Hier muss man zwar auf einem postapokalyptischen Planeten Zombies abwehren, aber ansonsten ist das Spielprinzip nahezu identisch. So hat man sich beispielsweise sogar die Pausefunktion durch das Drücken der Leertaste von dort abgeschaut. Eigentlich etwas enttäuschend, dass sich so ein erfahrenes Studio wie Petroglyph so dreist an einer anderen Spielidee bedient und dieses nur mit sehr oberflächlichen Helden-Einheiten und einem Koop-Modus versucht aufzuwerten. Noch viel schlimmer: Conan Unconquered erreicht weder die Atmosphäre, noch die spielerische Qualität der Vorlage. Egal ob die antiquierte Optik, die teils unprofessionelle Sprachausgabe, die mangelhafte KI oder die unpräzise Steuerung – das alles ist nicht mehr wirklich zeitgemäß.

FAZIT

Ich mag die Roman- und Comic-Vorlage von Conan und ich liebe Strategiespiele – eigentlich die besten Voraussetzungen, um mit Conan Unconquered meinen Spaß zu haben. Das dem aber nicht so ist, das liegt sicherlich mitunter daran, dass ganz dreist von einem nicht ganz so bekannten Genre-Kollegen abgekupfert wird und man darüber hinaus einfach die Assets des hyborischen Zeitalters über das Gameplay drüberklatscht, ohne der Vorlage auch nur in geringster Weise gerecht zu werden. Das beginnt bei der quasi nicht existenten Story, bis hin zur lieblosen Präsentation, die jegliche Atmosphäre vermissen lässt. Betrachtet man aber das Spiel abseits der Lizenz, dann bleibt ein taktisch forderndes Strategiespiel übrig, das mit einem  gelungenen Koop-Modus auftrumpfen kann. Mir persönlich ist das aber eindeutig zu wenig, um mich länger vor den Bildschirm zu fesseln. Wenn ich das Verlangen verspüre ein Echtzeit-Survival-Strategiespiele zu zocken, dann fällt eine Wahl eindeutig auf They are Billions und will ich mit dem cimmerischen Barbaren in den Kampf ziehen, dann doch lieber wieder mit Conan Exiles.

Was ist Conan Unconquered? Ein Echtzeit-Survival-Strategiespiel in der barbarischen Welt von Conan dem Barbaren.
Plattformen: PC
Getestet: Version 1.x auf PC Intel Core i5-4460S, 16GB RAM, GeForce GTX 745
Entwickler / Publisher:  Petroglyph / Funcom
Release: 30. Mai 2029
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 5.2

Einzelwertungen: Grafik: 4 | Sound: 6 | Handling: 4 | Spieldesign: 6 | Motivation: 6

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