Die Cossacks Spielreihe ist vor allem für eines bekannt: Epochale Massenschlachten mit über 10.000 verschiedenen Soldaten gleichzeitig auf dem Bildschirm. Nach über zehn Jahren Wartezeit soll nun Teil drei die großen kriegerische Auseinandersetzungen auf den Schlachtfeldern des 17. und 18. Jahrhunderts wieder zu neuem Leben erwecken.
Abgesehen von Age of Empire und Empire Earth hab ich im Genre der historische Echtzeitstrategie vermutlich die meisten Stunden mit der Cossacks Spielreihe verbracht. In Erinnerung sind mir die spektakulären Massenschlachten geblieben, bei denen bis zu 10.000 Einheiten gleichzeitig auf der Karte befehligt werden durften. Mehr als zehn Jahre musste ich warten, bis ich endlich wieder in den den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts austoben darf. Mit Cossacks 3 versucht nun Entwickler GSC Game World das Erfolgsrezept der Vorgänger in ein zeitgemäßes Spiel zu verpacken und das mit einer sehr unkonventionellen Methode: Teil drei ist nämlich nichts anderes als eine Neuauflage von Cossacks: European Wars aus dem Jahre 2000 mit etwas besserer Grafik. Fans wird das sicher freuen, denn am klassischen Echtzeitstrategie-Gameplay hat sich somit nicht viel verändert.
Bauern sammeln Ressourcen mit denen wir eine Siedlung aufbauen und Soldaten ausbilden sowie Kriegsgerät produzieren. Als Rohstoffe dienen wie gehabt Holz und Steine die wir entsprechend im Wald oder an Felsvorkommen abbauen. Für Nahrung wird eine Windmühle oder ein Fischerboot benötigt, Eisen, Gold und Kohle werden aus Minen gefördert. In Kasernen und Ställen bilden wir Einheiten aus und Schmieden oder die Akademie ermöglichen uns Forschungen, mit denen wir die Produktion sowie unsere Armee verbessern können. Eine besondere und auch ganz wichtige Rolle spielen Offiziere und Trommler. Genreüblich lassen sich natürlich auch in Cossacks 3 mehrere Soldaten zu einem Verband gruppieren, aber erst diese beiden Einheiten erlauben es einem unorganisierten Haufen Formationsbefehle, wie Reihe, Linie oder Karree, zu erteilen. Spätestens wenn sich mehrere tausend Einheiten auf dem Bildschirm tummeln, sind solche Taktiken kriegsentscheidend.
Historische Kampagnen
Auch inhaltlich bietet Cossacks 3 alt bewährtes. Es gibt zwölf Nationen, 70 unterschiedliche Truppentypen, 100 Forschungsmöglichkeiten und über 140 verschiedene historische Gebäude. Das klingt zwar zunächst nach viel, jedoch unterscheiden sich die einzelnen Völker nur marginal von einander. Nationen spezifische Spezialeinheiten wie englische Highlander oder Pandur-Soldaten die für Österreich kämpfen gibt es zwar nach wie vor, aber einen gewichtigen Unterschied für die Spielweise machen sie kaum.
Die fünf historische Singleplayer-Kampagnen gestalten sich dagegen recht abwechslungsreich. So kämpfen wir beispielsweise als Österreicher gegen die Türken, unter dem Zar und Großfürst von Russland Alexei I. sollen wir dessen Dynastie festigen und als französischer Admiral dürfen wir die Flotte der Grande Nation befehligen. Die einzelnen Missionen bieten dabei aber lediglich Genre-Standardkost. Dazu kommt noch, dass diese keine zusammenhängende Geschichte erzählen und derart staubtrocken mittels Textfenster präsentiert werden, sodass der Grund warum wir etwas tun müssen, ziemlich schnell egal wird.
Bugs und grausame KI
Kenner von Cossacks: European Wars werden sich bei Cossacks 3 gleich heimisch fühlen, denn geändert hat sich nicht viel. Das bedeutet zwar einerseits klassische Echtzeitstrategie, welche bei dem jedem Genrefan das Herz höher schlagen lässt, andererseits gilt das leider auch für die technische Umsetzung. Zwar wurde die Optik etwas aufgehübscht, aber echte 3D-Grafik, so wie vorher angekündigt, gibt es keine. Stattdessen müssen wir das Spielgeschehen, wie schon in den Vorgängern, aus einer isometrischen Perspektive beobachten. Ein freies drehen der Kamera ist nicht möglich und auch der zu geringe Zoomfaktor erschwert uns die Kontrolle von größeren Truppenverbänden. Nahezu 1:1 wurde die Steuerung und das Interface aus dem Vorgänger übernommen. Die war damals schon umständlich und ist heute einfach nur mehr ärgerlich.
Unerfreulich agiert auch die KI. Selbstzerstörerische Verhalten der eigenen Truppen, stark geskriptete Gegner die nur bestimmte Punkte angreifen oder sich gegenseitig blockierende Schiffe sind nur ein paar exemplarische Beispiele. Wirklich schlimm sind aber die zahlreichen Bugs die Cossacks 3 seit dem Release plagen. Am Veröffentlichungstag konnten wir das Spiel auf zwei Testrechnern gar nicht starten, lediglich auf einem alten Notebook funktionierte es problemlos. Zwei Wochen und mehrere Patches später läuft das Spiel nun auf allen Geräten, eine längere Partie ohne einen einzigen Fehler, ist aber selbst jetzt noch eher die Ausnahme. Einen Mehrspielermodus für bis zu acht Spieler gibt es zwar auch, der macht aber im aktuellen Zustand nur wenig Spass und deswegen klammern wir diesen in unserem Test vorerst einmal aus.
Fazit
Cossacks 3 ist streng genommen eine Mogelpackung. Während man etwa beim Genrekollegen Age of Empires II: HD Edition genau weiß was man bekommt, nämlich eine reine Neuauflagen mit höherer Grafik-Auflösung, suggeriert die Nummerierung im Titel von Cossacks zumindest eine überarbeitete, erweiterte Version. Das ist irreführend, denn Teil drei ist tatsächlich nur die Neufassung der Ur-Version des Spiels aus dem Jahre 2000 mit einer geringfügig verbesserten Optik. Als Fan der beiden ersten Spiele bekommt Cossacks 3 dennoch einen kleinen Nostalgiebonus. Da kann man auch über die Tatsache hinwegsehen, dass Steuerung und Interface nicht mehr zeitgemäß sind und die Kampagne so spannend präsentiert, wird wie eine trockene Geschichtsstunde. Ärgerlich sind dagegen die zahlreichen Bugs und auch die mangelhafte KI. Cossacks 3 bleibt aufgrund dieser gravierenden Kritikpunkte weit hinter seinen Möglichkeiten zurück – es wäre weitaus mehr drinnen gewesen, denn das grundlegende Spielprinzip mit historischen Massenschlachten macht nach wie vor eine Menge Spass.
Gesamtwertung: 5.2
Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 6 | Handling: 4 | Spieldesign: 6 | Motivation: 4