Crossout – Angespielt

Free-to-play Online Games sind seit Jahren auf dem Vormarsch und ein Ende scheint nicht in Sicht. Und wie das leider immer so ist mit den Trends, früher oder später werden frische Ideen Mangelware. Das russische Studio Targem Games versucht ausgetretene Pfade zu verlassen und steckt uns in Crossout in ein bis an die Spoilerlippe bewaffnetes Vehikel, um uns gegen die Mitspieler am anderen Ende der Leitung zu beweisen. Wir haben uns die momentan laufende Beta-Version des Spiels einmal genauer angeschaut.

Max, bist du das?

Wenn das für den eine oder anderen nach Mad Max klingt, dann ist diese Vermutung mehr als berechtigt. Es ist tatsächlich nicht schwer zu erkennen, dass sich die Entwickler mehr als nur ein wenig von der Endzeit-Franchsie inspirieren haben lassen. Das soll aber keine Kritik sein, denn für ein Spiel wie Crossout eines ist, bietet sich eben dieser Hintergrund geradezu an. Wir befinden uns in einer nicht weiter spezifizierten Zukunft, in der alles verwüstet und verlassen scheint. Meinungsverschiedenheiten werden in dieser Welt per Auto ausgetragen. Oder, um es genauer zu formulieren: Mobilen Festungen, die sich schwer bewaffnet in teils recht weitläufigen Arenen gegenseitig den Garaus zu machen. Als Team tritt man entweder in PVP-Gefechten gegeneinander an oder in Raids gegen computergesteuerte Bots. Auf diese Weise erbeutet man nicht nur Erfahrung, um im Level zu steigen, sondern auch Rohstoffe, mit deren Hilfe wir Upgrades für unseren fahrbaren Untersatz herstellen oder uns gleich einen ganz neuen bauen können.

Roadwarrior und Mechaniker

Spielerisch lässt sich Crossout in zwei grundverschiedene Parts unterteilen. Zum einen wäre da die eigentliche Action, die per Fahrzeug ausgetragenen Kämpfe. Und die machen richtig Laune. Es gilt entweder alle gegnerischen Fahrzeuge auszuschalten, oder in einer „Capture the Flag“ Variation verschiedene Punkte auf der Karte unter seine Kontrolle zu bringen.

Je nachdem wie der fahrbare Untersatz, mit dem wir unterwegs sind konfiguriert ist, fährt sich das Ding mehr oder weniger träge und langsam. Die Arenen bieten ausreichend Umwege und Abkürzungen, um taktische Herangehensweisen möglich zu machen. Und wenn dann die gegnerischen Wagen endlich in Sicht- bzw. Schussweite sind, geht der Spaß erst richtig los. Denn um die ganze Sache ein wenig interessanter zu gestalten, leert sich bei Beschuss nicht einfach nur ein Energiebalken bis unser Vehikel schlussendlich explodiert, sondern es werden bei Schaden nach und nach Teile unseres Mobils zerstört, beziehungsweise abgesprengt und ja, das kann auch die Räder betreffen. Eine Ausnahme hier sind die Waffen, so sind wir bis zum tatsächlichen Tod zumindest nicht wehrlos. Auch werden wir nie komplett fahrunfähig geschossen, der Verlust von Rädern schränkt in Manövrier- und Bewegungsfreiheit aber schon genug ein. Ganz aktuell haben die Entwickler einen neuen Content-Patch aufgespielt, der weitere neue Modi bietet. So gibt es ab sofort Clan-Kriege und einen Modus, der sich ‚Big Black Scorpion‘ nennt. In dem bekommt jeder Spieler das gleiche Fahrzeug zur Verfügung gestellt, welches mit einer mächtigen, aber sehr langsamen Waffe und Sprungdüsen ausgestattet ist.

Der zweite und komplett konträre Aspekt von Crossout ist dann das Modifizieren und Upgraden seines Vehikels. Hier liegt auch das größte Problem des Spiels begraben, sofern sich an den Mechaniken bis zum offiziellen Start nichts mehr ändert. Neue Teile und Verbesserungen müssen fast ausschließlich gebaut werden (manchmal bekommt man auch fertige Teile als Reward nach einem Match), bevor man sie am Wagen installieren kann. Das birgt zwei Probleme. Zum einen bekommt man die benötigten Ressourcen auf herkömmlichen Wege (sprich: Belohnungen für Kämpfe) nur sehr, sehr langsam. Und zum anderen braucht man, um ein Teil herzustellen, eine Werkbank. Der Zugang zu diesen Werkbänken kostet aber ‚Coins‘, die Prämiumwährung des Games. Diese kann man zwar, neben der Möglichkeit sie mit echtem Geld zu kaufen, auch durch den Verkauf erbeuteter Teile und Ressourcen eintauschen, die Wechselrate ist aber schlimmer als jemer der italienischen Lire in den achtziger Jahren. Zudem sind die diversen Upgrades auf 5 verschiedene Fraktionen verteilt, mit denen man erst seinen Ruf steigern muss um an die begehrten Teile zu kommen.

Dadurch entsteht fast schon ein Zwang, immer wieder Geld zu investieren um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Da es sich hierbei um ein Free-to-play Game handelt, ist das bis zu einem gewissen Grad ja verständlich, der Spieler sollte aber trotzdem nie das Gefühl haben, Geld ausgeben zu müssen. Dabei wäre das Upgradesystem an sich sehr gelungen. Es gibt unzählige Vehikel-Grundgerüste, Waffen, Lackierungen und passive Dinge wie Repair-Kits oder Waffen-Kühlsysteme. Das Umbauen selbst lässt einem viel Freiraum was Platzierung und Ausrichtung der Anbauteile anbelangt.

Schöne hässliche Zukunft

Obwohl das an und für sich recht öde Setting nicht allzu viel hergibt, hat man sich doch sichtlich Mühe gegeben, aus den Spielgebieten optisch so viel wie möglich herauszuholen. Überhaupt sieht das Spiel wirklich gut aus. Schöne Explosionseffekte, herumfliegende Teile und detaillierte Fahrzeugmodelle. Auch technisch gibt es kaum Anlass zur Kritik. Grafische Bugs findet man kaum, Slowdowns passieren äußerst selten und auch dann nur sehr dezent. Der Soundtrack kommt rockig und modern daher, fällt aber nicht weiter auf und hält sich meist im Hintergrund.

Fazit

Crossout kann im derzeitigen Zustand als Online-Action-Shooter auf Rädern absolut überzeugen und Freunden dieses Genres bestimmt auch längerfristig Spaß bereiten. Besonders der frisch implementierte Patch sorgt auch für ordentlich Abwechslung. Einzig das an sich sehr gut gelungene Upgrade- und Levelsystem vermiest den Eindruck durch einen zu starken Fokus auf das Kaufen der Ingame-Währung. Hier sollte vor Release noch nachgebessert werden.

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