Cyanide & Happiness – Freakpocalypse im Test

Da geht man zur Schulärztin, weil man sich krank fühlt – und die sagt einem zur Begrüßung, dass sie hier keine Schönheitsoperationen durchführen. Oder ob wir denn wegen unserer Unterernährung oder dem schrecklichen Körpergeruch gekommen sind … tja, so oder ähnlich ergeht es uns in Cyanide & Happiness – Freakpocalypse andauernd.

Das auf Kickstarter finanzierte und heute auf Steam und Epic für den PC sowie für Nintendo Switch erschienene Cyanide & Happiness – Freakpocalypse basiert auf den düsteren und gleichzeitig humorvollen Explosm Comics. Um sicherzustellen, dass sich der Humor und das Charakterdesign der Comics auch im Spiel wiederfinden, haben Publisher Serenity Forge und Entwickler Skeleton Crew Studios eng mit Explosm und I-Mockery zusammengearbeitet. Ihr werdet viele bekannte Gesichter aus dem Cyanide & Happiness-Universum antreffen, unter anderem kommen Ted Bear, Shark Dad und Señor Cleanfist im Spiel vor. Mit Cyanide & Happiness – Freakpocalypse mit dem Untertitel Hall Pass To Hell ist nun der erste von drei geplanten Teilen erschienen.

Cyanide & Happiness ist ein Webcomic, der seit 2005 auf der Website explosm.net zusammen mit animierten Kurzfilmen im gleichen Stil veröffentlicht wird.  Mit Strichmännchen wird schwarzer und oft surrealer Humor gezeigt, der als „scheinbar ohne jegliche Geschmacksgrenzen“ beschrieben wurde und Themen wie Abtreibung, Selbstmord, Gewalt und Nekrophilie behandelt. Während Cyanide & Happiness bei uns nur Insidern bekannt ist, ist es im amerikanischen Raum überaus populär – die Webseite verzeichnet täglich über eine Million Aufrufe.

Superheld?

Ihr spielt den Superhelden „Super Coop“, während die Netherton High School gerade von Dr. Dropout und seiner Gang überfallen wird, der sich selbst sein Gehirn wegamputiert hat und nun auch alle anderen Schüler zu hirnlosen Vollidioten verwandeln will. Dazu hat er eine geleeartige Masse entwickelt, in die der Kopf seiner Opfer eingetaucht wird – um völlig verblödet wieder herauszukommen. Oder seine Handlanger prügeln einfach jegliche Bildung aus den armen Schülern heraus. Euer Lieblingslehrer Psionic Steve ist leider auch bereits von Dr. Dropout gefangen genommen worden, kann aber mit seinen psionischen Kräften mit euch kommunizieren und Anweisungen geben, wie ihr Dr. Dropout besiegen könnt.

Mobbing an der High School

Leider träumt Cooper nur davon, ein Superheld zu sein und die Schule zu retten. Jeder Tagtraum geht einmal vorbei, und die Realität sieht anders aus. Ihr spielt den Waisenjungen Cooper McCarthy, der ein totaler Loser ist. Die Mädchen ignorieren ihn, die coolen Typen verprügeln ihn, die Lehrer behandeln ihn vollkommen unfair. Niemand will mit ihm auf den Abschlussball gehen, er darf ja nicht einmal auf den Schulausflug mitfahren… wenn er sich nicht etwas einfallen lässt. Dabei ist Cooper McCarthy gar nicht so extrem auffällig – die Netherton High School ist voll mit seltsamen Typen, etwa einem Schüler der sich mit den (hochgiftigen) Ausdünstungen der Permanentmarker zudröhnt, oder einem Lehrer der im S&M Outfit in der Klasse sitzt.

Point-and-Click-Adventure

Wer auf eine Art Action-Adventure, Rollenspiel oder eine Mischung aus beidem gehofft hat, hat Pech gehabt. Cyanide & Happiness – Freakpocalypse ist ein klassisches Point-and-Click Adventure. Um mit der Umwelt zu interagieren, klickt ihr einfach auf das Zielobjekt. Ein Klick auf den Boden, und Cooper macht sich auf den Weg dorthin. Sobald man mit Objekten etwas machen kann, ändert sich der Mauszeiger zu einem Fragezeichen. Anschauen, reden und benutzen stehen dann zur Auswahl. Bei Benutzen wählt das Spiel automatisch die sinnvollste Möglichkeit aus (öffnen, nehmen, ziehen, befummeln…). Das Spiel geht fast immer, wenn ihr eine Person mit „benutzen“ anklickt davon aus, dass ihr sie befummeln wollt. Die Reaktionen darauf sind ziemlich witzig. Der Humor ist oft zweideutig, bleibt allerdings dennoch relativ jugendfrei.

In Cooper’s Notizbuch werden automatisch alle offenen Aufgaben eingetragen und auch wieder durchgestrichen, sobald er sie erledigt hat. Sehr praktisch, wie das Questlog bei einem Rollenspiel. Neben der Hauptgeschichte finden sich auch viele Nebenaufgaben im Spiel, die gelöst werden können – oder auch nicht. Im Notizbuch findet sich auch eine Karte der Umgebung, auch von Räumen die man noch nicht betreten hat. Sobald Cooper die entsprechenden Kleidungsstücke gefunden hat, kann man hier auch sein Aussehen ändern (Mütze, Frisur, Shirt). Eine Auswirkung auf das tatsächliche Spiel scheint das allerdings nicht zu haben, ich bin ewig mit einem toten Frosch am Kopf herumgelaufen und keiner hat das irgendwie seltsam gefunden und kommentiert.

Ein Abspeichern des Spielstandes ist – adventuretypisch – jederzeit möglich. Cloud Speicherstände werden übrigens unterstützt. Cooper kann im Spiel weder sterben noch ist es möglich, sich in eine Sackgasse zu manövrieren. Des Rätsels Lösung liegt also immer irgendwo herum – ihr müsst sie nur finden.

Pixel Hunting

Die Handlung des Spieles beginnt in der Netherton High School, in der bereits eine Vielzahl von klassischen objektbasierten Rätseln zu lösen sind. Im Verlauf des Spieles trifft Cooper fast 100 weitere Personen, die fast alle irgendeinen Dachschaden haben. Ein Absuchen jedes Raumes auf benutzbare Objekte bleibt euch nicht erspart – eine Option zum Anzeigen aller Hotspots gibt es leider nicht. Die meisten Räume sind recht aufwendig gestaltet und voller Objekte (und Personen), es dauert also seine Zeit um die gesamte Umgebung zu untersuchen. Mir als alten Fan von Adventures hat das unheimlich viel Spaß gemacht, auch weil die Beschreibungen fast immer im typischen Cyanide & Happiness Humor geschrieben sind. Für Spieler, die schnelle Action suchen, hat Cyanide & Happiness – Freakpocalypse jedoch nichts zu bieten.

Sprachbarriere

Die Gespräche laufen in Multiple Choice ab, ihr könnt einfach alle Möglichkeiten durchgehen um alle notwendigen (und viele nicht notwendigen) Informationen zu erhalten. Bereits gewählte Gesprächsoptionen sind markiert, können aber noch einmal angewandt werden falls ihr beim ersten Mal nicht alles verstanden oder das Gespräch bereits vergessen habt. Das bringt mich zum nächsten Punkt – die Sprache. Die Sprachausgabe ist vollkommen in Englisch, allerdings sind die Texte ziemlich gut ins Deutsche übersetzt. Der schwarze Humor der Cyanide & Happiness Comics mit den vielen Wort-Spielereien kommt auch in der Übersetzung recht gut herüber. Grundsätzlich sind alle Gespräche und Beschreibungen auch als Text zu sehen. Wer kein Englisch kann, darf die Sprachausgabe auch vollkommen abdrehen.

Zusammenfassung

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