Dark Souls III – Test

Zahlreiche Gerüchte und Spekulationen sorgten für eine spannende Wartezeit auf den dritten und angeblich letzten Teil der Saga. Wird das eisenharte Gameplay aufgeweicht, um Neulinge nicht zu frustrieren? Gibt es diesmal wieder eine organische, in sich schlüssige Welt? Und hat die Serie nicht schon ihren Zenit überschritten? Eins darf vorweg verraten werden: Wir haben uns umsonst gesorgt.

Das wuchtige, äußerst düstere Intro erzeugt eine Vorahnung: Bei Dark Souls III werden wir wieder tausend Tode sterben. Aber ist es nicht genau das, was Souls-Fans auf der ganzen Welt wollen? Nun, die Reihe ist ja nicht zuletzt für ihren gnadenlosen, aber stets fairen Schwierigkeitsgrad bekannt. Wobei das auch im dritten Eintrag etwas zu relativieren ist: Mit kühlem Kopf und disziplinierter, defensiver Spielweise werdet ihr deutlich seltener das Zeitliche segnen. Leute, die es aus anderen Spielen gewohnt sind, als Superheld durch Gegnermassen zu pflügen, müssen sich dagegen auf eine Extraportion Leid einstellen. Kein Gegner, nicht einmal das gemeine Fußvolk, ist hier zu unterschätzen. Ein falscher Schritt, wildes Button-Smashing oder sonstige Unachtsamkeiten sorgen rasch für ein schnelles Ableben. Wobei es diesmal den mit Abstand sanftesten Einstieg in der Seriengeschichte gibt. Dabei gelang Entwickler From Software der Spagat zwischen „einsteigerfreundlicher“ und „wir halten am unerbittlichen Gameplay fest“. Doch der vermeintliche „Frieden“ hält nicht lange an – schon bald stellt euch auch Teil III sehr hart auf die Probe und nötigt zu sekundenschnellen, wichtigen Entscheidungen: Soll ich mich trotz geringer Energie noch um die nächste Ecke wagen? Oder kehre ich besser um? Diese scheinbar trivialen Fragen sind nicht selten von essentieller Bedeutung, denn einerseits sollte man seine Schäfchen (Seelen, die Universalwährung für Level-Ups und Items etc.) tunlichst ins Trockene bringen, andererseits werden nur Wagemutige den Abspann erleben.

Vertraute, fremde Welt

Der erste Bereich von Dark Souls III erinnert nicht selten an das Startgebiet von Demon’s Souls, dem Spiel, welches den Grundstein für den Serienerfolg legte. Düstere, riesige Burgruinen locken Abenteurer mit Schätzen, die sich in verwinkelten Gemäuern verbergen. Natürlich lauern dort erneut schreckliche Gestalten – inklusive eines besonders übermächtigen Feindes, den Serienveteranen mit Sicherheit kennen. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger fühlt sich der Einsatz von Schwert und Schild (oder sonstiger Waffen) wieder wie beim herausragenden Erstling Dark Souls an – wuchtig, präzise und akkurat. Dagegen wurden Fernwaffen wie der Langbogen merklich modifiziert, was zu einer höheren Schussfrequenz führt.

Spätestens beim ersten „echten“ Boss-Gegner wird man Zeuge, wie From Software mit unserer Angst und unserem sinkenden Mut spielt: Der Kampf scheint aussichtslos, der Feind schlicht übermächtig. Nach einiger Zeit (und dem ein oder anderen Bildschirmtod später) sind seine Angriffsmuster endlich besser zu lesen, und die ein oder andere Chance tut sich auf. Das schier Unmögliche passiert, man gewinnt. Und dieses erhabene Hochgefühl kennen Souls-Spieler seit Serienbeginn: der Lohn für all den Frust, all die Mühen – unbeschreiblich schön. Und schon wird neugierig der nächste Bereich erkundet, um wertvolle Schätze zu bergen – bis einem der nächste große Brocken den Weg versperrt …

Geglücktes Experiment

Als „Dark Souls II“ vor rund zwei Jahren erschien, teilten sich die Meinungen. Sowohl unter Spielern als auch Kritikern bildeten sich zwei Lager. Die meisten spielerischen Neuerungen und die vereinfachte Levelstruktur wurden für den aktuellen Teil über Bord geworfen, lediglich das Warpen zwischen den (nun großzügiger verteilten) Leuchtfeuern ist erneut von Anfang an verfügbar. Und dennoch war die Befürchtung, das Gameplay sei nun endgültig verwässert, unbegründet. Nach einiger Zeit zieht der Schwierigkeitsgrad ordentlich an, und man tut gut daran, sich optimal auf seine Abenteuer vorzubereiten. Heimtückische Feinde fordern ebenso wie waghalsige Sprünge zu (vermeintlichen) Kostbarkeiten, die nicht selten zum plötzlichen Tod führen. Neben der passenden Aufwertung von Waffe, Schild, Rüstung etc., die durch spezielle Items beim Schmied erfolgt, ist das Leveln des Charakters wieder von höchster Wichtigkeit – und erneut eine Klasse für sich. Profis wissen schon zu Beginn, welche Werte sie wann erhöhen; Einsteiger gehen auf Nummer sicher und pumpen ihre hart verdienten Seelen in jene Bereiche, die sie gerade brauchen.

Dass Serien-Mastermind (und mittlerweile Präsident von From Software) Hidetaka Miyazaki endlich wieder mit an Bord ist, zeigt sich an großen und kleinen Details dieser verwunschenen Welt. Wie von Fans sehnlichst erwartet, gibt es endlich wieder eine zusammenhängende, stimmige Welt, die aus einem Guss zu sein scheint. Die Wahl der Waffen hat nun einen noch größeren Einfluss aufs Gameplay; Größe, Gewicht, Reichweite, Move-Set – all das hat eine Auswirkung, kein anderes Spiel ist diesbezüglich so detail- und zahlenverliebt. Erneut ist die Hintergrundgeschichte äußerst vage; und wie die Teile miteinander verbunden sind, muss noch entschlüsselt werden: Durch akribisches Studieren der Umgebung und Item-Beschreibungen. Das mag nicht jedem schmecken, ist jedoch schlicht ein wichtiges Element, das jene albtraumhaften Welten noch geheimnisvoller macht.

Fazit

Die Handschrift von Miyazaki-san ist unverkennbar: Dark Souls III ist erneut ein episches Abenteuer der Superlative, das bis ins kleinste Detail durchdacht ist. Sowohl Gegner- als auch Weltendesign spielen in einer eigenen Liga, und das schweißtreibende, aber stets faire Gameplay sucht nach wie vor seinesgleichen. Für Einsteiger ist der aktuelle Teil definitiv die beste Wahl; dank moderater Lernkurve haben sie größerer Chancen dran zu bleiben. Audiovisuell überzeugt der Titel mit packender Geräuschkulisse sowie stimmungsvoller Musik (die selten ertönt, dann aber perfekt die Atmosphäre verdichtet) und ordentlicher, teils wirklich hübscher Grafik. Leider geht auf PS4 und Xbox One (im Gegensatz zum PC) gelegentlich die Framerate in die Knie; dem großen Spielspaß schadet das jedoch kaum. Ein heißer Anwärter auf das Spiel des Jahres!

Gesamtwertung: 9.6

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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