Darkest Dungeon II im Test

Ganze sieben Jahre hat es gedauert, bis Red Hook Studios aus Kanada endlich den Nachfolger zu ihrem sadistisch schweren Rogue-like Rollenspiel Darkest Dungeon final veröffentlicht hat. Seit 8. Mai ist es so weit: Liebhaber von dunklen Gothik-Rollenspielen können wieder in den Kampf ziehen und in Darkest Dungeon II versuchen, die Apokalypse aufzuhalten und dabei erleben, wie ihre Party langsam dem Wahnsinn verfällt.

Nach 19 Monaten im Early Access ist Darkest Dungeon II nun in der Version 1.0 erschienen. Zusammen mit der Early Access Periode ist auch die Epic Store-Exklusivität zu Ende gegangen und das Spiel auch auf Steam veröffentlicht worden. Darkest Dungeon II ist wie der erste Teil ein herausforderndes, rundenbasiertes Roguelike-Rollenspiel, das einen Fokus auf die geistige Verfassung eurer Helden legt. Wenn eure Helden zu viele schreckliche Dinge erleiden, drehen sie völlig durch und werden unzurechnungsfähig. Und die Situation im Spiel ist schlichtweg beängstigend – die Welt steht am Rande der völligen Vernichtung, nur eure Gruppe von Abenteurern kann die Apokalypse noch aufhalten. Dazu muss aber erstmals eine lange und gefahrvolle Reise zum Berg geschafft werden und dort schließlich der finale Endgegner besiegt werden – und das wird nicht einfach!

Rogue-like

Darkest Dungeon II ist kein Spiel für Weicheier. Es geht darum, das beste aus einer beinahe ausweglosen Situation zu machen. Oftmals gelingt das nicht – und das kann frustrierend werden. Wenn es aber gelingt, ist die Befriedigung umso größer. Ihr spielt eine Gruppe von vier Abenteurern, die in einer aus dem Gleichgewicht geratenen Welt in einer Kutsche unterwegs sind. Ihr Ziel ist es, das Licht der Hoffnung (Glimmer of Hope) zu ihrem Ziel zu bringen. Dazu müsst ihr euch auf einer Karte entlang eines Weges von Punkt zu Punkt bewegen, wo an den meisten Stationen hammerharte Kämpfe auf euch warten. An einigen Stellen könnt ihr auch verschnaufen und müsst Entscheidungen treffen oder Rätsel lösen. Manchmal spaltet sich der Weg, und ihr könnt wählen, welche Abzweigung ihr nehmt. Zurück geht es jedoch niemals, immer nur voran, bis zum Endgegner des jeweiligen Abschnittes. Insgesamt gibt es fünf Abschnitte zu durchfahren. Nachdem ihr zwischen den Kämpfen nicht automatisch heilt, wird es normalerweise von Kampf zu Kampf immer herausfordernder. Erst im Gasthaus am Ende jedes Abschnittes kommt es zu einer Erholung für eure Truppe. Hier könnt ihr unter anderem Gegenstände kaufen, eure Kutsche verbessern und sogar neue Helden rekrutieren, wenn ihr am Weg Verluste erlitten habt. Wenn eure gesamte Party tot ist, werdet ihr wieder an den Anfang des Spieles zurückgesetzt. Der Tod ist dauerhaft, ihr könnt auf keinen während des Runs gespeicherten Spielstand zurückgreifen, allerdings gibt es einen Meta-Fortschritt, weil ihr bestimmte Verbesserungen auch aus euren erfolglosen Versuchen mitnehmt, die euch bei allen zukünftigen Spielen mehr Möglichkeiten geben. Wer schon bisher das eine oder andere Rogue-like gespielt hat, wird mit diesen generellen Spielmechaniken bereits vertraut sein.

Stress führt zu Wahnsinn

Eure Helden verfügen über unterschiedliche Fähigkeiten, im Laufe des Spieles könnt ihr zusätzliche freischalten. Jeder Charakter hat aber auch seine Eigenarten, sowohl positive als auch negative. Es ist echt mühsam, mit einem Helden in den Kampf zu ziehen, der ein Sauberkeitsfanatiker ist und bei jedem Schmutzfleck gleich alle Zustände bekommt. Oder mit einem unaufmerksamen Schlafwandler, der zu Beginn jedes Kampfes mental noch ganz woanders ist (und daher reduzierte Werte hat). Neben den Lebenspunkten ist der „Stresslevel“ jedes Charakters wesentlich. Ein bedeutender Aspekt des Spieles dreht sich um Stress und seine Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Ihr startet relativ entspannt und ohne Stresspunkte. Negative Erfahrungen führen zu Stresspunkten, sobald ein Charakter 10 davon angesammelt hat, dreht er durch, was natürlich unangenehm für ihn und die restliche Gruppe ist. Im Laufe der Reise freunden sich die Helden miteinander an oder gehen sich gegenseitig auf die Nerven, was entweder zu dringend benötigten Kampfsynergien oder zu gröberen Reibereien innerhalb der Gruppe führt. Managt den Stress, um das Team bis zum bitteren Ende zusammenzuhalten.

Kämpfe erhöhen den Stress

Während der Kämpfe werden unsere Helden ebenso wie die Gegner in der Seitenansicht gezeigt. Wenngleich nicht vollkommen neu, so war es vor allem der Vorgänger Darkest Dungeon, der diese Art der Darstellung in rundenbasierten Rollenspielen populär gemacht hat, die seit dem von vielen Nachahmern (beispielsweise Iratus: Lord of the Dead oder Vambrace: Cold Soul) aufgegriffen wurde. Auch Darkest Dungeon II verwendet wieder diese Ansicht, und stellt eure Charaktere nacheinander auf. Das ermöglicht die Nutzung bestimmter Angriffe oder Fähigkeiten, wenn sie an bestimmten Stellen stehen; Charaktere in der vorderen Reihe können starke Nahkampfangriffe verwenden, aber mehr Schaden einstecken, während Charaktere in der hinteren Reihe besser geschützt sind, aber nur schwächere Fernkampfangriffe nutzen können. Die Nutzung von Gegenständen und Fähigkeiten ist ein absolutes Muss, um mehr als nur ein paar Kämpfe zu überleben. Im Regelfall solltet ihr eure Gegner aggressiv bekämpfen und möglichst rasch eliminieren, ein vorsichtiges Taktieren macht selten Sinn. Anfänger werden den Eindruck bekommen, dass der Ausgang der Kämpfe oft vom Zufall abhängt, aber wer geschickt die eigenen Stärken (Fähigkeiten, Gegenstände, Kombos) ebenso wie die Schwächen der Gegner ausnützt, kommt bald ganz gut voran.

Kein Stress bei den Hardwareanforderungen

Die Steuerung des Spieles erfolgt mit Maus und Tastatur, Gamepads werden nicht unterstützt. Der Text ist deutsch (und in anderen Sprachen), die gut gemachte Sprachausgabe (eingesprochen von Wayne June) ist allerdings nur auf englisch. Erhältlich ist das Spiel derzeit nur auf Steam und im Epic Store. Ultrawidescreen wird nicht unterstützt (funktioniert aber problemlos mit schwarzen Balken an den Seiten). Die höchste mögliche Auflösung ist 2560×1440. Eine besonders tolle Grafikkarte oder schnelle CPU braucht ihr natürlich auch nicht, eine 10 Jahre alte CPU, eine GTX 950 und 8 GB Hauptspeicher sind völlig ausreichend, um das recht bug-freie Spiel zu genießen. Eine leicht masochistische Charakterstruktur ist jedenfalls hilfreich und bei diesem Spiel wichtiger als ein High-end Spielerechner.

Zusammenfassung

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