Darksiders 3 im Test

Nach dem Erscheinen von Darksiders 2 im Jahr 2012, wurde es für lange Zeit sehr still um die Reihe rund um die apokalyptischen Reiter. Lange Zeit wagte niemand, auf einen dritten Teil zu hoffen, denn noch Ende desselben Jahres meldete THQ, der damalige Publisher, Insolvenz an. Das Unternehmen wurde zerschlagen und während andere Marken, wie Metro oder Company of Heroes, bei anderen Publishern unterkamen, fand sich für Darksiders kein Käufer – bis sich 2014 Nordic Games den Namen THQ, einschließlich aller noch vorhandenen Marken, unter den Nagel riss. Und so können wir nun, sechs Jahre nach dem letzten Teil, endlich erfahren, was Wut, der Schwester von Krieg und Tod, so alles widerfährt.

Die sieben Todsünden

Nachdem der in die Irre geführte Reiter Krieg vom feurigen Rat gefangen genommen wird und sich für das vorzeitige Auslösen der Apokalypse verantworten muss, ruft dieser seine Schwester Wut zu sich und erteilt ihr einen heiklen Auftrag: Inmitten der heftigen Gefechte zwischen Engeln und Dämonen soll sie die personifizierten sieben Todsünden wieder einfangen, die sich anscheinend in den Wirren des Krieges aus dem Staub gemacht haben. Widerwillig macht sich die übel gelaunte Zeitgenossin auf den Weg zur Erde, um die Unruhestifter aufzuspüren – wobei sich schon recht bald herausstellt, dass nicht nur ihr Bruder, den sie vor dem Rat noch mit Freuden verspottet hat, sondern auch sie selbst Opfer einer alle Reiche umspannenden Verschwörung geworden ist. Was für Wut anfangs nur ein Auftrag war, wird ganz schnell zum persönlichen Feldzug.

Die Handlung von Darksiders 3 spielt sich also mehr oder weniger zeitgleich mit der des ersten Teils ab, was natürlich auch Überschneidungen und einen gewissen Wiedererkennungswert in den Settings mit einschließt. Die Mannen von Gunfire Games, unter denen sich viele der ursprünglichen Macher der Darksiders-Reihe tummeln, bleiben der bisherigen Linie treu und spinnen die Story um biblische Mythen und andere Legenden in gleicher Richtung weiter. Leider nimmt die Handlung erst sehr spät wirklich Fahrt auf und muss sich, im Ganzen gesehen, in diesem Belang hinter seinen Vorgängern einreihen.

Darksoulers?

Ebenfalls weitergeführt wird die Tradition, jeden neuen Titel eine etwas andere Richtung einschlagen zu lassen, was das Gameplay angeht. Während Darksiders als Puzzle-lastiges Action-Adventure gerne als „erwachsenes Zelda“ bezeichnet wurde, begab man sich mit Darksiders 2 mehr in Richtung Open-World und führte ein an Diablo angelehntes Loot-System ein. Hier, im dritten Teil, hat man sich ganz offensichtlich Dark Souls und Bloodbourne als Vorbilder hergenommen. So liegt der Fokus diesmal im Kampf ebenso darauf, Schaden auszuteilen, wie ihm zu entgehen, denn selbst Treffer der kleinsten Gegner zu Beginn des Spiels dezimieren die Lebensenergie unserer Protagonistin spürbar – reines Button-Hämmern wird euch hier nicht weiterbringen. Stattdessen ist Ausweichen angesagt, wobei ein perfekt getimter Dodge die Möglichkeit bietet, einen besonders schweren Angriff gegen das Gegenüber zu starten. Die Widersacher kommen dabei schon recht früh mit verschiedenen Attacken daher, die erkannt und gekonnt umgangen werden wollen. Bei all den Ähnlichkeiten mit seinem geistigen Vorbild, verzichtet Darksiders 3 jedoch auf einen Ausdauer-Balken, was die Kämpfe einerseits Action-lastiger, andererseits aber auch weniger taktisch ablaufen lässt. Ersetzt wird Ausdauer durch eine Art Magieleiste, die sich durch das Töten von Gegnern nach und nach füllt und sich, sobald sie zur Gänze voll ist, in einem einige Sekunden anhaltenden Blutrausch wieder entladen lässt. Zudem kann sich Wut im Verlauf des Spiels nach und nach verschiedene Elementar-Formen aneignen, zwischen denen sie frei wählen darf. Diese verschaffen ihr nicht nur Zugriff auf je eine spezifische Waffe, die zusätzlich zur Standard-Peitsche verwendet werden darf, sondern wirken sich auch auf ihre Manövrierfähigkeit aus. So kann sie beispielsweise im Feuer-Zustand durch Lava laufen oder im Blitz-Zustand durch die Luft schweben. Hierum drehen sich auch die meisten der, wie auch schon im zweiten Teil, leider recht dünn gesäten Puzzles. Wer sich eine Rückkehr der Rätsellastigkeit aus Teil eins gewünscht hat, wird also wohl enttäuscht werden.

Bloodsiders?

Auch die Levelstruktur ist sichtlich an die From Software Games angelehnt, obwohl sie nie wirklich deren Qualität erreicht. So finden sich in jeder Ecke versteckte Items, schwer zu entdeckende Nebengänge, die zu gut bewachten Schätzen führen, oder Abkürzungen zu zuvor durchwanderten Gebieten. Letztere haben allerdings nicht denselben Stellenwert wie in den Vorgängern, da Darksiders 3 auch eine recht komfortable und gut ausgebaute Fast-Travel Funktion bietet. Vulgrim, der Dämon und fahrende Händler, der auch in den Vorgängern seine Dienste anbot, ist hier das Pendant zum Lagerfeuer in Dark Souls. Bei ihm lassen sich die durch das Töten von Gegnern gesammelten Seelen entweder gegen diverse Items tauschen oder man investiert diese in Level-Aufsteige. Die so erkauften Levelpunkte lassen sich dann auf die nur drei Werte von Wut aufteilen: Lebensenergie, physischen sowie magischen Schaden. Außerdem kann man zwischen Vulgrims Verkaufsständen beliebig hin und her teleportieren. Ein weiterer NPC ermöglicht es uns abschließend, im Eintausch gegen gefundene oder bei Vulgrim gekauft Materialien unsere Waffen zu verbessern.

Gesammelte Seelen bleiben übrigens bei einem Ableben an Ort und Stelle liegen, wohingegen sich Wut, bei der als letztes besuchten Außenstelle des dämonischen Händlers wiederfindet. Alle getöteten Monster, mit Ausnahme von Bossen und vereinzelten Zwischengegnern, respawnen. Auch diese Mechanik ist aus den Vorbildern bekannt, jedoch ist Darksiders 3 etwas gnädiger zu seinen Spielern: Hier bleiben liegengelassene Seelen nämlich auch nach erneutem Ableben an anderer Stelle weiterhin zum erneuten Einsammeln bereit – vorausgesetzt, man grast alle zuvor beschrittenen Wege ab, müssen also keine bereits eingesammelten Seelen endgültig als verloren aufgegeben werden.

Überhaupt wirkt das ganze Spiel wie eine Light-Version von Bloodbourne: Auflevelbare Stats, aber nur drei davon; eine verwinkelte und in sich geschlossen wirkende Spielwelt, die aber bei Weitem nicht die Komplexität des Originals erreicht; Gegner, die bewusst und manchmal auch gemein in den Levels verteilt sind und nur beim Ableben der Spielfigur wieder auferstehen, aber nur selten die Finesse und Gefährlichkeit eines Dark Souls erreichen. Und auch das Upgrade System funktioniert sehr ähnlich, ist aber weit weniger komplex.

Ein tatsächlich großer Unterschied zum großen Vorbild, ist der bei Darksiders 3 einstellbare Schwierigkeitsgrad. Im Standard-Modus kommt dieser an ein Dark Souls zwar nicht heran, wird aber mit zunehmendem Fortschritt merklich härter. Da dies aber nur die zweite von vier Schwierigkeitsstufen ist, sollte das echte Liebhaber des Schmerzes nicht allzu sehr abschrecken. Positiv fällt zudem auf, dass man auch in Darksiders 3 ganz unvermittelt irgendwo in einem Seitengang auf einen hammerharten Mini-Boss stoßen kann, der selbst den Boss der Zone erblassen lässt.

Und die achte Todsünde …

Technisch präsentiert sich Darksiders 3 leider sehr gemischt. Während der aus den Vorgängern bekannte Grafikstil beibehalten wird und weiterhin mit seinen markanten, comichaften Charakteren punkten kann, schwankt die Qualität der zu durchlaufenen Welt doch massiv. Das grundsätzliche Design derselben ist zwar durchwegs gelungen, doch an vielen Stellen bleiben die Umgebungen unangenehm detailarm und öde. Dass trotz dieser Mängel die Engine immer wieder überfordert wirkt und die Framerate einbricht, mag eine optimierbare Kleinigkeit sein, ist aber nichtsdestotrotz sehr schade.

Schlimmer als ein paar Performance-Einbrüche sind eine Handvoll schwerer Bugs, mit denen ich in der ungepatchten Pre-Release-Version zu kämpfen hatte. Einer davon hat meinen Speicherstand mit über 20 Spielstunden einfach aufgefressen und mich gezwungen, von vorne zu beginnen. Die ersten Patches sind zwar mittlerweile aufgespielt, ob dieses Risiko aber dennoch weiterhin besteht, kann ich nicht sagen. Dafür scheinen andere Probleme, wie ein Memory Leak oder eine kaum funktionierende Tastatur-Steuerung, inzwischen behoben zu sein.

Für die Ohren wird vor allem, wie auch schon in den Vorgängern, erstklassige Sprachausgabe geboten, die sich hinter aufwendigen Animationsfilm-Produktionen nicht zu verstecken braucht. Auch musikalisch wird hohe Qualität geliefert, wobei sich die Melodien an sich aber nur wenig vom Gewohnten abheben. Ausnahme sind die dramatischen Stücke in Bosskämpfen, die den ohnehin schon hohen Adrenalin-Pegel, während dieser Sequenzen noch weiter in die Höhe treiben. Geräuschkulisse und Sounds sind ebenfalls sehr gut gelungen, vor allem diverse Waffenhiebe klingen sehr überzeugend. So gibt es also im Audio-Bereich kaum etwas an dem Game auszusetzen.

FAZIT

Ob einen die enge Anlehnung von Darksiders 3 and die Dark Souls-Reihe nun gefällt oder abstößt, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Für mich als Fan beider Franchises war diese Tatsache in jedem Fall eine positive Überraschung. Auch wenn das Game in keinem Aspekt so ganz an das Vorbild herankommt, Spaß macht die Sache allemal und für mich persönlich reiht sich Darksiders 3 damit zwar nach dem ersten Teil ein, aber noch vor Teil 2. Neben den schmerzlich vermissten (weil viel zu seltenen) Rätseln, sind die mitunter schweren technischen Probleme, die mit der von mir getesteten Version mitgeliefert wurden, der größte Kritikpunkt. Wer die Vorgänger mochte und mit den genannten Veränderungen leben kann, wird ganz sicher auch mit den Abenteuern von Wut seine Freude haben.

Was ist Darksiders 3? Die lange erwartete Fortsetzung der Action-Adventure Reihe rund um die apokalyptischen Reiter
Plattformen: PC, PS4, Xbox One
Getestet: PC
Entwickler / Publisher: Gunfire Games / THQ Nordic
Release: 27. November 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Empire of the Ants im Test

Phasmophobia im Test

Horizon Zero Dawn™ Remastered im Test