Kind Kaputt sind eine deutschsprachige Indie-Rock Band aus Leipzig, die vieles anders macht als andere Bands. Neben der klassischen Rock-Besetzung ist auch der in Berlin ansässige Videofilmer Fabian Willi Simon fester Bestandteil, der zu Liveshows mit aufwendigen Visualisierungen beiträgt und zu jeder Veröffentlichung auch sehr eindrucksvolle, künstlerisch ansprechende Videos erschafft.
„Zeit“ ist ihr bislang entschleunigster Song, welchen Kind Kaputt erneut gemeinsam mit Matthias Bloech produziert haben, der viele Jahre als Sänger der Stuttgarter Band Heisskalt stil-prägend für die deutsche Musikszene agierte. Das dazugehörige Musikvideo stellt eine Weltreise in Zeiten einer Pandemie dar und ist das erste Musikvideo gefilmt im Microsoft Flight Simulator 2020.
Meine Aufgabe als visueller Künstler sehe ich darin, die Absurdität unser konsumorientierten Lebensweise aufzuzeigen. Um nachhaltig eine Veränderung zu bewirken, ist es mir wichtig, das möglichst unaufdringlich aber bestimmt zu verbildlichen. Seit 2012 beschäftige ich mich daher mit der Aufnahmen von Bildern aus der Luft. Ich erweitere bekannte Orte um eine neue Ebene, schaffe einen Blick, der oft künstlich und so losgelöst vom irdischen funktioniert. Ich verbildliche das, was ich versuche zu bewirken: Aus alten Denkmustern austreten und eine neue Perspektive einnehmen.
Durch diese Kunstform wurde auch seine Arbeit als Art Director der Band Kind Kaputt bereits einige Male befruchtet. Hinsichtlich der heranrollenden Klimakatastrophe, wird es für ihn jedoch immer wichtiger, den Fußabdruck des Menschen, dem Ursprung unseres Daseins, der bindungslosen Schöpfung der Natur, gegenüberzustellen. Hieraus entsprang die Idee des Musikvideos zur aktuellen Kind Kaputt Single „Zeit“. Stark beeinflusst haben Fabian im Prozess die Fotografen Edward Burtynsky und Tom Hegen – vor allem ihr Blick für Formen und der Sinn für Abstraktion, der in ihren Arbeiten steckt.
Doch ein Flugsimulator dreht sich um das Fliegen von Flugzeugen, oder? „Nun bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass der immens leistungshungrige Microsoft Flight Simulator 2020 zu weit mehr in der Lage ist. Während der Dreharbeiten habe ich dieses Medium auf eine ganz andere Art entdeckt. Weit entfernt von meinem eigentlichen Flugzeug, habe ich mit der internen Drohnenkamera die Möglichkeit gefunden, in einem Stil Aufnahmen zu machen, der meinen realen Drohnenflügen sehr nahekommt. Ich lernte die Welt des Microsoft Flight Simulator 2020 als 1:1 Modell unserer Erde zu verstehen und mich in ihr auch so frei zu bewegen. Technisch wurde dies erst durch die Anmietung eines Hochleistungsrechners möglich, um die Illusion perfekt zu machen.
Im dokumentarischen Stil zeigt das Video rohe Landschaften. Von den Gletschern Islands bis zur Wüste Gobi. Malerische Orte, menschenleer, unberührt. Doch es gibt diese andere Seite. New Yorks Wolkenkratzer, VWs Autostadt in Wolfsburg oder die Furchen des Tagebau Hambach. Schnell wird beim Zusehen klar, diese Wunden werden lange bleiben. Eine Heilung scheint beim Anblick der Betonwüsten kaum möglich. „Zeit“ stellt Fragen, ohne eine klare Stellung zu beziehen. Welchen Preis sind wir bereit zu zahlen und wie abhängig sind wir durch die Globalisierung geworden?