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Das Trauma der Apachen – Eine Hommage an Leutnant Blueberry

Mike Steve Blueberry, Held einer beliebten frankobelgischen Western-Comic Serie, feierte seinen ersten Auftritt bereits 1963 im französischen Comic-Magazin Pilote. Der Cowboy, mit der gebrochenen Nase und dem Alkoholproblem, machte in seinen 57 Jahren etliche Verwandlungen durch. Anfangs noch strahlender Western-Held, wurde das Wesen, wie auch was Erscheinungsbild Blueberrys, immer mehr dem beliebten Italo-Western angeglichen. So wurden seine Abenteuer düsterer und er begann seine und die Rolle seiner Kameraden im Krieg gegen die Ureinwohner zu hinterfragen. Auch sein neuester Auftritt Das Trauma der Apachen – Eine Hommage an Leutnant Blueberry ist in seinem Inhalt finsterer als es der erste Blick vermitteln würde.

Leutnant Blueberry ist auf den ersten Blick nicht das, was man eine zarte Seele nennen würde: er zockt, hat eine Affäre mit der Frau seines Vorgesetzten und seine Motivation hat er schon vor Jahren im Alkohol ertrunken. Und doch liegt in seinem Inneren ein hoch ausgeprägter moralischer Kern. Als er sieht, wie eine Gruppe Jugendlicher vermeintlich von Ureinwohnern angegriffen wird, eilt er, mit seinen Pferd Piggy, zur Hilfe. Bei näherer Betrachtung der Lage wird dem gutherzigen Trunkenbold klar, dass es wohl nicht so war, wie es zuerst schien. Die drei Jugendlichen, zwei Männer und eine Frau, ritten durch die Landschaft, dabei entdeckten sie eine junge Indianerin, welche gerade in einem See badete. Einer der Drei kam auf dumme Gedanken und als sich das Mädchen und deren Mutter zur wehr setzten, wurden sie von der Anführerin kaltblütig erschossen. Dumm nur: bei der Toten handelt es sich um die Frau des Apachen Amertume, welcher dank seiner Gerissenheit und Grausamkeit zur Legende unter den amerikanischen Soldaten wurde. Doch auch die Mörderin ist kein unbeschriebenes Blatt, ist sie doch die älteste und liebste Tochter eines radikal fundamentalistischen Bandenführers. Blueberry, der ungewollt zwischen die Fronten geraten ist, versucht alles, um eine Eskalation zu vermeiden und unschuldige Leben zu schützen

© DARGAUD 2020, by Blain & Sfar, after Charlier & Giraud/ Egmont Comic Collection

Der Italo-Western auf Papier

Die Geschichte aus der Feder von Christophe Blain und Joann Sfar versteht sich als Hommage an die Klassiker. Das Trauma der Apachen – Eine Hommage an Leutnant Blueberry  ist meine erste Begegnung mit dem titelgebenden Helden. Insofern habe ich keine Vergleiche zu vorherigen, klassischen Geschichten der Figur und kann Das Trauma der Apachen – Eine Hommage an Leutnant Blueberry nur für sich stehend werten. Kurz gesagt, fand ich den Comic sehr gelungen.

Auf insgesamt 61 Seiten entfaltet sich eine Wild-West-Story, die auch vor finsteren Themen wie Vergewaltigung, Rassismus, religiöser Fanatismus, ja, selbst vor (angedeutetem) Inzest nicht halt macht. Es gibt in Das Trauma der Apachen – Eine Hommage an Leutnant Blueberry nicht wirklich Gut und Böse. Alle Seiten haben nachvollziehbare Motive, die sie zu ihren Handlungen treiben, und alle meinen im Recht zu sein. Leider gibt es jedoch wohl kaum etwas gefährlicheres, als einen Menschen, der sich im Recht sieht, denn dieser ist in der Lage selbst absolute Grausamkeit für sich zu rechtfertigen, solange der Zweck die Mittel heiligt. Zwischen diesen Fronten haben wir einen Helden, der um diese Tatsache weis, da er selbst einmal dachte, für eine gerechte Sache zu kämpfen. Dieses Wissen ertränkt er in Alkohol, verbirgt es hinter markigen Sprüchen und mimt den Gleichgültigen. Gleichzeitig setzt er sich jedoch mit großer Leidenschaft für eine unblutige Lösung des Konflikts ein und es wird klar, dass sich in der bärtigen, rauen Schale ein sehr empathischer Kern verbirgt.

Ob es Blueberry gelingt die Situation zu lösen, weis man an dieser Stelle noch nicht, denn Das Trauma der Apachen – Eine Hommage an Leutnant Blueberry endet mit einem Cliffhanger. Daher hatte ich am Ende das Gefühl,es mit einem Prolog zu tun zu haben.

© DARGAUD 2020, by Blain & Sfar, after Charlier & Giraud/ Egmont Comic Collection

FAZIT

Ich hatte Das Trauma der Apachen – Eine Hommage an Leutnant Blueberry nicht auf dem Schirm, da ich die Figur nicht kannte. Erst bei meinen Recherchen für den Artikel fand ich heraus, dass es zum Beispiel eine Verfilmung aus dem Jahre 2004 mit Vincent Cassel in der Hauptrolle gab – die aber scheinbar nicht sonderlich gut gewesen sein dürfte. Daher war ich auf den Comic sehr gespannt und hatte eine kurzweilige Zeit damit. Ich bin selbst ein großer Westernfan und ich mochte die finsteren Anleihen der Geschichte. Auch Mike Blueberry als desillusionierter Zyniker mit dem Herz am rechten Fleck funktionierte für mich auf ganzer Ebene. Einzig mit den Zeichnungen von Christophe Blain wurde ich nicht ganz warm, das lag aber rein an meinem persönlichen Geschmack und sagt nichts über die Qualität dieser aus. Ich für meinen Teil bin froh, dass ich mit Das Trauma der Apachen – Eine Hommage an Leutnant Blueberry erweitern konnte und bin gespannt wie die Geschichte weiter geht.

Das Trauma der Apachen – Eine Hommage an Leutnant Blueberry
Sprache: Deutsch

Gebundene Ausgabe: 64 Seiten
Verlag: Egmont Comic Collection;
Release: 02. April 2020 (1. Auflage)
Link: Offizielle Webseite

Die Abenteuer von Leutnant Blueberry erscheinen im deutschsprachigen Raum bei der Egmont Comic Collection.

© DARGAUD 2020, by Blain & Sfar, after Charlier & Giraud/ Egmont Comic Collection

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