Das Vermächtnis von ATARI

Kaum ein Name ist derart mit dem Medium Videospiele verknüpft wie Atari. Sicher, heute kennt auch jeder Nintendo, Sega, X-Box oder PlayStation, aber angefangen hat alles vor inzwischen 50 Jahren mit Atari. Kann man die Klassiker von Atari eigentlich auch heute noch außerhalb von Ebay kaufen?

Bereits 1972 hat ein pfiffiger Geschäftsmann mit dem Namen Nolan Bushnell den ersten Spielautomaten in einem Pub aufgestellt und damit unwissentlich eine neue Industrie gegründet – die Computerspielindustrie, die heute pro Jahr mehr Geld umsetzt als die Film- und Musikindustrie zusammen. Davon waren wir damals aber noch weit entfernt. Nachdem Atari den Spielautomaten erfolgreich gemacht hat, erfolgte auch der nächste Schritt von Atari – die Spielkonsole für zu Hause. Mit dem Atari VCS kam 1977 die erste Konsole mit austauschbaren Steckmodulen auf den Markt. Auch in diesem Bereich wurde Atari Weltmarktführer – zumindest bis zum großen Branchencrash im Jahr 1985. Danach ging es mit der Marke nicht mehr ganz so erfolgreich weiter, bis schließlich sowohl die letzten Atari Konsolen (Lynx, Jaguar), die letzten Atari Heimcomputer (Atari ST, Falcon) und die letzten Atari Spielautomaten von der Bildfläche verschwanden. Die Marke Atari war aber nicht verschwunden, sondern hat in den darauffolgenden Jahren mehrmals den Eigentümer gewechselt, um nun wieder eine kleine Renaissance zu erleben. Neben einem coolen Rückblick auf die Geschichte von Atari (Atari 50: The Anniversary Celebration), einem Actionspiel voller von den Klassikern inspirierten Minigames (Atari Mania) erscheinen auch regelmäßig neue Spiele, die auf den alten Hits basieren und diese in neuer Aufmachung für kleines Geld auf den Markt bringen (die Recharged Serie).

Atari 50: The Anniversary Celebration

Dieses zum Anlass des 50jähigern Jubiläums von Atari herausgebrachte Spiel ist eine Art Museum mit spielbaren Exponaten, das eine ganze Reihe von (sehr alten) Meisterwerken enthält. Es ist wie ein Buch, ein Buch über eine der kultigsten Computerspielfirmen aller Zeiten. Atari war die erste Firma, die in den frühen Tagen zum Synonym für Computerspiele wurde, bevor Nintendo sie vom Thron stieß (nur um später von Sony vom Thron gestoßen zu werden, aber das ist eine andere Geschichte). Bei diesem Spiel handelt es sich um ein interaktives Buch, das die Eckpfeiler des Markennamens „Atari“ ausführlich beschreibt. Von der Gründung in den frühen 70er Jahren, als die ersten Arcade-Automaten auf den Markt kamen (Pong), bis hin zu den späteren Jahren mit weitaus fortschrittlicheren Arcade-Automaten und verschiedenen Konsolen und Heimcomputern. Der Markenname hat schwierige Zeiten durchgemacht, zunächst nach dem Zusammenbruch der Spieleindustrie um 1985, der zur Aufspaltung von Atari in ein Unternehmen, das Spielautomaten herstellt, und ein Unternehmen, das Konsolen und Computer produziert, führte.

Später wurde die Spielhallenindustrie von Jahr zu Jahr kleiner, da die Konsolen die gleiche Spielqualität für zu Hause bieten konnten. Atari verlor auch den Krieg um die Heimcomputer und seine Geräte wurden, wie fast alle anderen auf dem Markt, von den so genannten IBM-Rechnern mit MS-DOS und später Windows zerstört. Nachdem Atari auch mit seiner letzten Konsole, dem Falcon, gescheitert war, wurde der Markenname einige Male weiterverkauft und schließlich von Infogrames übernommen, die ihr Unternehmen in Atari umbenannten.

In den letzten Jahren hat dieses neue „Atari“ einige seiner uralten Klassiker in „Recharged“-Editionen zurückgebracht, die eigentlich ganz nette kleine Actionspiele sind, vor allem für Spieler, die die Originale schon vor langer Zeit erlebt haben. Atari hat auch ein Spiel namens Atari Mania entwickelt, das ein lustiger Nostalgietrip ist, bei dem sie einen großen Haufen ihrer alten IPs verwenden und sie in Dutzenden von Minispielen in das neue Spiel einbauen – nichts Außergewöhnliches, aber ein erfrischendes Action-Abenteuer mit herausfordernden Action-Sequenzen, das erfahrenen Spielern ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn sie die Helden (oder Schurken) aus den alten Spielen treffen.

Atari 50: The Anniversary Celebration bringt auch so ein Lächeln zurück, denn es enthält etwa 90 (!) vollständige Spiele aus dem alten Atari-Katalog. Dabei handelt es sich um recht gut emulierte Versionen von Spielhallenautomaten, Heimcomputern und Konsolen. Ihr könnt jetzt Spiele spielen, die für das Atari VCS, den Atari 5200 und 7800, für den Atari 800, Lynx und für den Jaguar gemacht wurden… nur ihr kultigster Computer, der Atari ST, fehlt komplett. Natürlich ist nur eine kleine Auswahl all der alten Spiele enthalten, die einst für diese Systeme erhältlich waren, aber es gibt einen schönen Überblick darüber, wie Spiele in den 80er Jahren aussahen und sich spielten. Junge Spieler werden vielleicht schockiert sein über die niedrige visuelle Qualität und den hohen Schwierigkeitsgrad, aber so sahen die Spiele eben aus, als ich ein Kind war.

Als zusätzlicher Bonus sind auch sechs brandneue Neuinterpretationen alter Spiele enthalten. Es handelt sich dabei nicht um emulierte Versionen der Originale, sie sehen eher aus wie aktuelle Spiele und spielen sich auch so, aber man darf nicht vergessen, dass sie immer noch auf dem Gameplay der alten Klassiker basieren. Im Grunde ähneln sie den neu gestalteten Spielen, die im Rahmen der „Recharged“-Serie veröffentlicht wurden.

Atari Mania

Ist dieses Spiel eine weitere Zusammenstellung von emulierten Atari VCS-Spielen? Oder vielleicht ein paar Remakes von klassischen Atari VCS-Spielen? Ganz und gar nicht. Dies ist ein modernes Pixel-Art-Spiel, das eine große Anzahl von sehr kurzen Mikrospielen enthält, die von alten Atari VCS-Spielen inspiriert sind. Ihr schlüpft in die Rolle des Hausmeisters im Atari-Museum, als etwas Böses passiert. Es scheint, dass das Museum von einem toten Pixel angegriffen wird. Ihr müsst euch durch eine Vielzahl von Mikrospielen kämpfen, um im Hauptspiel weiterzukommen. Das Atari VCS (Atari 2600) war die erste wirklich erfolgreiche Spielkonsole, die viele Jahre lang (von 1977 bis 1984) die Welt beherrschte, bis zum großen Zusammenbruch der Industrie. Hunderte von Spielen wurden veröffentlicht, und viele dieser alten Spiele sind in diesem Spiel mit winzigen Actionsequenzen (oft eine Mischung verschiedener Spiele) vertreten. Einige der alten Spiele waren Portierungen von Spielhallenautomaten, aber die meisten waren originale Cartridge-Spiele. Ihr trefft einige der berühmtesten Figuren aus diesen Spielen und müsst sie vor dem toten Pixel retten. Die Mikrospiele sind kurz, aber nicht so einfach.

Recharged

Atari hat hunderte alte Klassiker in seinem Portfolio, die einst Geschichte geschrieben haben, heute aber nur mehr Retro-Fans bekannt sind. Mit der „Recharged“ Reihe werden nun einige dieser Oldies neu aufpoliert und neu auf den Markt gebracht – mit dem Gameplay von damals, aber hübscherer Grafik und für aktuelle Systeme. Online Bestenlisten, neue Spielmodi, neue Herausforderungen, ein lokaler Zweispielermodus und das alles zu einem fairen Preis.

Centipede: Recharged ist die Neuauflage des Klassikers aus 1981, und eines der ersten Computerspiele, das maßgeblich von einer Frau entwickelt wurde. Dona Bailey und Ed Logg haben den Shooter damals entworfen, der mit einem Trackball gesteuert wurde und bei dem man alle Segmente eines Tausendfüßlers abschießen muss, der sich über das Spielfeld schlängelt. Wenn ihr ihn in der Mitte trefft, teilt er sich in zwei Hälften. Achtet auch auf andere Insekten, die euch verletzen können, aber auch Möglichkeiten für mehr Punkte bieten.

Mein Favorit unter den Recharged Spielen ist Yars: Recharged. Es basiert auf dem erfolgreichsten Spiel für die Atari 2600 Konsole, Yar’s Revenge. Die Story ist seltsam, aber das Spiel ist leicht zu verstehen und macht unheimlich Spaß, vor allem im lokalen 2-Spieler Modus. Ihr steuert ein insektenähnliches Wesen namens Yar, das eine Barriere anknabbern oder durchschießen muss, um mit der riesigen Zorlon-Kanone das böse Qotile zu zerstören, das sich auf der anderen Seite der Barriere befindet. Der Qotile kann den Yar angreifen, auch wenn die Barriere unbeschädigt ist, indem er sich in den Swirl verwandelt und über den Bildschirm schießt. Klingt seltsam, aber macht Spaß!

Wenn Jar’s Revenge als eine Art Vorläufer der Bullet-Hell Spiele gilt, dann ist Black Widow: Recharged wohl einer der ersten Twin-Stick Shooter. Verteidigt in dieser Neuauflage des kultigen Originals aus 1982 euer Spinnennetz gegen einen Ansturm von Käfern. Auch hier gibt es wieder einen spannenden lokalen Koop-Modus, der das simple – aber herausfordernde – Actionspiel gleich noch interessanter macht. Power-Ups, ein Challengemodus, Onlinebestenlisten… alles da, um auf Highscorejagd zu gehen.

Gravitar: Recharged ist ein Thrust Clone. Euer Raumschiff sinkt kontinuierlich zu Boden und wird bei Kontakt mit dem Boden zerstört. Ebenso attackieren euch Feinde, und euer Treibstoffvorrat ist sehr begrenzt. Es verlangt einiges an Übung, um das Raumschiff durch ein Höhlenlabyrinth zu navigieren, Gegner auszuschalten, Treibstoff nachzufüllen und zum nächsten Level (von 24) zu gelangen. Was heute ein simples – aber schweres – Actionspiel ist, war bei Erscheinen im Jahr 1982 fast schon ein Komplexitätsmonster. Es hat die Dreh-, Schub- und Feuermechanik von Asteroids übernommen, sie mit der Schwerkraft von Lunar Lander kombiniert und dazu noch Erkundungs- und Höhlenflugelemente hinzu gefügt.

Mit Breakout: Recharged hat Atari einen der allerersten Spielhallenklassiker zurückgebracht. Ok, es wurden seit 1976 ungefähr 800 andere kommerzielle Breakout-Klone auf jedem nur denkbaren Spielsystem und Heimcomputer veröffentlicht, aber das zeigt ja nur wie zeitlos und beliebt das einfache Spielprinzip ist. Es wurde ursprünglich von Steve Wozniak, einem der Gründer von Apple, entworfen. Inspiriert war es natürlich vom allerersten Spiele-Megahit, Pong. Neben dem original Arcademodus gibt es auch in Breakout: Recharged wieder einen Herausforderungsmodus mit 50 Levels, dazu einen spannenden lokalen Zweispielermodus.

Zusammenfassung

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