Dead Cells im Test

Roguelite, Metroidvania und Souls-like, das sind Begriffe, bei denen so manchem Fan das Wasser im Mund zusammenläuft. Dead Cells ist ein 2D-Platformer im Pixel-Look, welcher alle Charakteristika solcher Genrevertreter vereint und von Entwickler Twin Motions als Begründer des RogueVania-Spielprinzips bezeichnet wird. Nichtlinearer Spielfortschritt, Permadeath und freie Erkundung der Spielewelt sind dabei nur ein paar Features, die den Titel nicht nur einzigartig, sondern vor allem zu einem großartigen Spiel machen.

Wo wir normalerweise mit der Zusammenfassung der Hintergrundgeschichte beginnen, gehen wir bei Dead Cells gleich in medias res. Als grüner, schleimiger Klumpen finden wir uns in einem dunklen Verlies wieder und schlüpfen augenblicklich in einen herumliegenden, toten Korpus. Weil der aber keinen Kopf mehr hat, fehlt uns ein wichtiges Körperteil, um uns zu artikulieren: die Zunge. Das erschwert unsere Aufgabe natürlich ungemein, denn unser stummer Held soll nun das Geheimnis der sich ständig verändernden und scheinbar verfluchten Insel aufdecken. Spielerisch bleibt die Geschichte eher nebensächlich, auch wenn man immer wieder ein paar Story-Brocken in Form von Items findet, welche Hinweise zu den Geschehnissen enthalten.

Ein wichtiges Element ist aber die bereits erwähnte sich verändernde Spielwelt. Typisch für einen Vertreter des Rougelite-Genres wird jedes der etwa 20 Gebiete zufällig generiert und ändert sich bei jedem neuen Durchlauf. Die Reihenfolge der verschiedenen Biome sowie der darin befindlichen Gegnertypen inklusive der Bosse bleibt zwar grundsätzlich gleich, die Anordnung einzelner Elemente ist aber immer anders. Dazu kommt noch ein, dank diverser Abzweigungen sowie geheimer Räume und versteckter Durchgänge, grundsätzlich nichtlinearer Levelaufbau, der außerdem den Drang zur Erkundung befriedigen soll.

Der Tod ist eindgültig

Ein weiteres, für Rougelite charakteristisches Feature ist der Permadeath. Es gibt im gesamten Spiel keinen einzigen Checkpoint; sinkt euer Lebensenergie auf null, startet ihr mit einem neuen Körper wieder am Ausgangspunkt. Genretypisch wird dabei auch euer Spielfortschritt gelöscht. Ihr verliert somit nicht nur sämtliche gesammelten Waffen, sondern auch die gesteigerten Charakterwerte. Eine Ausnahme bilden dabei Upgrades, die ihr anhand von Blaupausen freischalten könnt. Zusätzlich zum Gold, welches ihr in diversen Shops für temporäre Items ausgeben dürft, verlieren erledigte Gegner eine weitere Währung, die titelgebenden Dead Cells. Diese können am Ende eines Spielabschnitts beim Collector für Upgrades in den vier Bereichen Allgemein, Mutationen, Waffen, sowie Skills eingetauscht werden. Einmal mittels Blaupause und der vorgegebenen Anzahl an Zellen freigeschaltet, bleiben solche Fähigkeiten und Items auch nach einem Ableben erhalten. Selbiges gilt für Runen, die euer Bewegungsrepertoire erweitern, wodurch ihr dann, wie in einem MetroidVania-Game üblich, weitere und vorher unzugängliche Spielabschnitte erreichen könnt.

Natürlich ist es manchmal etwas frustrierend, wenn man sich in mühevoller Kleinstarbeit diverse Upgrades und Ausrüstung freigeschaltet hat, die dann wegen einer kurzen Unachtsamkeit wieder futsch sind. Außerdem kommt noch der Faktor Zufall hinzu, denn aufgrund des prozeduralen Level-Designs fallen manche Durchgänge leichter aus als andere. In einem besonderen Fall bin ich sogar in einer Sackgasse gelandet, von der es kein Weiterkommen gab. Abhilfe schaffte da nur der Freitod und ein neuerlicher Start vom Ausgangspunkt. Und trotzdem funktioniert das Gameplay von Dead Cells in seiner Gesamtheit sehr gut, was vor allem an der durchwegs motivierenden Jagd nach Upgrades liegt. Einzig das Grinden nervt auf Dauer etwas. Für die höchste Stufe im Bereich der Healing Potions sind beispielsweise 700 Zellen notwendig, und diese zu beschaffen, ist mehr als mühsam.

Fight, Die, Repeat

Unser namenloser Protagonist verfügt über insgesamt vier Slots, in denen er zunächst jeweils zwei Waffen gleichzeitig aufbewahren kann. Diese unterteilen sich in Nahkampfwaffen (Schwerter, Hammer, Lanzen, Peitschen), Fernkampfwaffen (Bogen, Armbrust, Zauber) sowie Schilde mit aktiven und passiven Effekten. Die von Gegner fallen gelassenen Items unterscheiden sich oftmals in ihren Attributen und Spezialfähigkeiten. Weiters wird zwischen normalen sowie legendäre Gegenständen differenziert, wobei letztere natürlich weitaus effektiver sind. In den letzten weiteren Slots lassen sich dann noch zwei Skills platzieren. Diese unterteilen sich in die Kategorien Fallen, Granaten und Power. Jeder Waffe und jedem Skill ist zusätzlich noch eine Farbe zugeordnet, die jeweils für eine bestimmte Gruppe steht: rot für Brutalität, Taktik ist grün und lila Überleben. Findet man ein sogenanntes „Pergament der Macht“, so lassen sich diese Farben verbessern und damit auch die Items des entsprechenden Couleurs. Damit aber noch nicht genug, darf sich der Held auch noch ein Amulett umhängen. Dieses verleiht ihm dann bestimmte Boni, wie etwa Schadensreduktion oder verbesserte Charakterwerte.

Obwohl Dead Cells eigentlich nur rudimentäre Rollenspiel-Elemente enthält, lässt sich unser Charakter anhand von Items und freigeschalteten Skills, Updgrades und Mutationen sehr gut der individuellen Spielweise anpassen. Insgesamt stehen dazu mehr als 90 Waffen und Zauber zur Verfügung. Aber auch die verschiedenen Gegner erfordern unterschiedliche Vorgehensweisen und Taktiken, um sie zu besiegen. Die Entwickler haben sich dabei von den Kämpfen der Souls-Reihe inspirieren lassen, was gleichzeitig auch bedeutet, dass der Schwierigkeitsgrad dementsprechend hoch ist. Und abermals muss hier erneut der Kritikpunkt „Zufall“ angeführt werden, denn mit der entsprechenden Ausrüstung und passenden Skills sind manche Gegner leichter auszuschalten als mit anderen – nur leider findet man diese nicht bei jedem Durchgang. Auch Schade: Es gibt insgesamt nur vier Boss-Gegner; diese haben dafür aber sehr unterschiedliche Stärken und Schwächen.

Pixelkunst und Ohrenschmaus?

Der Pixel-Look von Dead Cells ist natürlich Geschmackssache, aber die 2D-Optik ist stimmig und erzeugt eine stilgerechte, etwas bedrückende Atmosphäre. Dazu sind die Animationen flüssig und das Artdesign der gesamten Spielwelt sehr abwechslungsreich ausgefallen. Manchmal wird es aufgrund der schier unzähligen, knallbunten Grafikeffekte und aufpoppender Objekte zwar etwas unübersichtlich, zum Glück wirkt sich das jedoch nur unwesentlich auf die Spielerfahrung aus. In solchen Situationen konnte ich vor allem auf der von mir getesteten Nintendo Switch Version dann deutliche Einbrüche in der Bildrate bemerken. Sprachausgabe gibt es keine und auch die Musik dudelt eher unauffällig im Hintergrund.

FAZIT

Wenn ich ehrlich bin, bevorzuge ich stets handgemachtes Level-Design statt prozedural generierte Spielabschnitte und Dead Cells zeigt mir genau, warum das so ist, denn hier ist nicht (nur) mein Können ausschlaggebend, sondern oftmals entscheidet auch der Zufall, ob ich das nächste Biom erreiche oder einen Gegner eliminieren kann. Zusammen mit den fehlenden Speicherpunkten und dem Permadeath kann das sehr frustrierend werden. Aber genau das sind die Merkmale eines Rougelite und weil die einzelnen Spielelemente immer zum Weiterzocken animieren und die Jagd nach immer neuer Ausrüstung stets motiviert, macht Dead Cells seine Sache sehr gut. Also wenn ihr dieser Art von Spielen etwas abgewinnen könnt und eine echte Herausforderung sucht, dann solltet ihr unbedingt zugreifen – alleine schon wegen der hervorragenden Pixel-Optik, des ausgeklügelten Kampfsystems sowie des enormen Wiederspielwerts.

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Was ist Dead Cells?  Metroidvania 2D-Platformer mit Anleihen an Dark Souls.
Plattformen: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Motion Twin/ Headup Games GmbH
Release: 16. August 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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