Dead Island 2 im Test

Das Überleben in der Zombie-Apokalypse wird nie fad! Und selten zuvor hat es so gut ausgesehen wie im eben von Deep Silver veröffentlichten Dead Island 2. Das von Dambuster Studios (Homefront: The Revolution) entwickelte Spiel lässt uns das von Zombies überlaufene L.A. erkunden und dabei Zombies auf alle nur erdenklichen Arten (und mit überzogen viel spritzendem Blut) töten.

Der Vorgänger Dead Island aus dem Jahr 2011 war ein recht gutes Zombiespiel, das vor allem auf den Nahkampf gesetzt hat und dessen Story das brutale Gameplay um humoristische Elemente ergänzt hat. Nach einer wilden, alkoholreichen Party auf einem tropischen Inselparadiessind wir völlig verkatert am nächsten Morgen aufgewacht – und so ziemlich alle anderen Menschen haben sich in blutrünstige Zombies verwandelt. Nur unser hoher Alkoholpegel hat uns (und ein paar weitere Überlebende) vor dem Zombievirus bewahrt. Davon ist im zweiten Teil nichts mehr vorhanden – die Zombie Apokalypse ist voll im Gange, und wir haben der tropischen Insel Adieu gesagt und es bis nach Los Angeles geschafft. Das wird gerade evakuiert, nur wir schaffen es leider nicht (weit) aus der Stadt heraus. Aber davon abgesehen ist die Herausforderung die selbe geblieben – wir müssen in einer von Zombies verseuchten (relativ) offenen Welt überleben, wobei der Schwerpunkt weiterhin auf dem Nahkampf liegt. Auch Alkohol trinken wir immer noch gerne.

Zombies kommen in allen Formen und Größen vor. Ich habe noch nie zuvor so viele unterschiedliche Varianten gesehen – hier gibt es nicht nur Zombiemobs und ein paar stärkere Typen – hier gibt es dutzende verschiedene Zombiearten, die nicht nur grafisch ausgezeichnet umgesetzt wurden sondern auch völlig unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. Wirklich beeindruckend.

Sightseeing in Los Angeles

Dead Island 2 ist definitiv kein Spiel für Kinder. Alleine der Weg durch die Wrackteile des abgestürzten Jumbojets gleich zu Beginn des Spieles wird mir länger im Kopf bleiben. Und da rede ich noch nicht von den Zombies. Die tauchen aber dann auch sehr rasch auf. Und das in unglaublich guter grafischer Darstellung. Eigentlich habe ich Zombies noch nie so detailliert in einem Spiel gesehen – und ich habe schon viele Zombie-Games gespielt, erst kürzlich The Last of Us. Die Handlung spielt im von der Zivilbevölkerung weitgehend evakuierten Los Angeles. Viele der Sehenswürdigkeiten bzw. bekannten Gegenden (Venice Beach, Bel-Air, Beverly Hills, Hollywood) können besucht werden, sofern ihr euch nicht von den allgegenwärtigen Zombies fressen lasst. Die meisten Lokationen sind zwar ein wenig beschädigt, aber durchaus noch erkennbar.

Zu Beginn des Spieles können wir aus zwei verschiedenen Charakteren auswählen, die unterschiedliche Charakterwerte haben. Da wäre Amy, die eher schnell und gelenkig ist, aber dafür nicht so viel aushält und nicht so kräftig zuschlägt. Ich habe mich für Jacob entschieden, der zwar behäbiger aber auch kräftiger gebaut ist. Insgesamt können wir im Laufe des Spieles zwischen sechs spielbaren Charakteren wählen. Dead Island 2 ist kein klassisches Rollenspiel, aber ihr sammelt Erfahrungspunkte, und sobald ihr ein Level aufsteigt, verbessern sich eure Werte wie Gesundheit, Stamina oder Widerstandsfähigkeit. Im Laufe des Spieles könnt ihr mit diversen Karten euren Charakter an eure Vorlieben anpassen und so bestimmte Fähigkeiten (Dashen, Schaden beim Blocken zufügen usw.) erlernen. Diese Karten könnt ihr beliebig auswechseln und somit die Fähigkeiten eurer Figur jederzeit abändern.

Over the top Action

Das Spiel ist in mehrere Gebiete mit unterschiedlicher Größe unterteilt. Autos stehen zwar viele umher, leider könnt ihr sie nicht benutzen. Schade drum, gerade wo doch Los Angeles für seinen Höllen-Straßenverkehr bekannt ist. Wir müssen unterschiedliche Aufgaben (Missionen) erfüllen, die überwiegend recht spaßig sind. Eine Anzeige zeigt uns immer die Richtung, eine Übersichtskarte hilft uns bei der Orientierung. Anfangs müssen wir beispielsweise die Tore der Villa schließen, in der wir uns (gemeinsam mit ein paar weiteren Überlebenden) verbarrikadiert haben. Später geht es darum, Lautsprecher zu deaktivieren, die sämtliche Zombies der Umgebung anlocken. Oder wir helfen einem alterndem Hollywood Star, der sich in seiner Villa versteckt hat. In einer besonders schönen Villa schlagen wir unser Hauptquartier auf und geben geretteten NPCs ein sicheres Versteck, während wir zwischen den Missionen unsere Ausrüstung verbessern (bzw. reparieren) können. Dafür müssen wir natürlich vorher die benötigten Materialen (Metallteile, Kabeln, Schrauben, Stoff, Klebeband…) eingesammelt haben, die wir überall in der Stadt verteilt finden können.

Zombies können auf jede nur erdenkliche Art und Weise eliminiert werden. Ob ihr nun Benzin ausleert und anzündet, sobald ein paar Zombies vorbeitaumeln, ob ihr einen ganzen Swimmingpool (voller badender Zombies) unter Starkstrom setzt oder ob ihr nur ein paar Köpfe mit der Katana abtrennt oder dem Vorschlaghammer zermatscht, ihr könnt eure Kreativität voll ausleben. Seit der Dead Rising-Serie habe ich nicht mehr viel Spaß beim kunstvollen Töten von Zombies gehabt. Zombies verlieren schnell mal den einen oder anderen Körperteil, was sich auch auf deren Fähigkeiten auswirkt. Mit nur einem Fuß beispielsweise werden die ohnehin meist eher langsamen Dinger noch ein wenig behäbiger. Insgesamt ist der Nahkampf natürlich vollkommen unrealistisch überzogen, so richtig over the top. Abgetrennte Gliedmaßen, zerquetschte Gehirne und brennende Zombies sind ein regelmäßig wiederkehrendes Spielelement.

Im (online) Koop-Modus (freigeschalten sobald ihr die Villa von Emma erstmal verlasst) könnt ihr euch zu dritt durch L.A. kämpfen und nach einem Fluchtweg aus der Stadt suchen. Ihr könnt das am PC aktuell nur mit einer im Epic Game Store gekauften Fassung machen – dort ist das Spiel nämlich nun ein Jahr lang exklusiv erhältlich, erst danach kommt es auch auf anderen Vertriebskanälen wie Steam.

Zum Verkaufsstart veröffentlicht die irische Brennerei Echlinville in Kooperation mit Deep Silver und Plaion den Dead Island Whisky. Er erscheint als Limited Edition in begrenzter Auflage. Der Dead Island Whisky ist ein irischer Blended Whisky. Er ist eine Vermählung von Potstill-, Malt- und Grain Whisky, den die Destillerie in Ex-Bourbonfässern hat reifen lassen. Abgefüllt hat sie ihn in einer 0,7 Liter Flasche bei einem milden Alkoholgehalt von 40,0 Volumenprozent. Ich habe ursprünglich an einen Aprilscherz gedacht, aber scheinbar könnt ihr den Whiskey wirklich kaufen.

Waffen

Die ersten Waffen, die wir verwenden können sind alles Nahkampfwaffen. Leider halten sie nur eine bestimmte Zeit durch, danach sind sie kaputt und müssen repariert werden. Zum Glück können wir ein paar verschiedene Waffen herumtragen, denn nur mit den Fäusten ist es schwer, sich der Zombies zu erwehren. Neben verschiedenen Waffen (die wir mit phantasievollen Upgrades deutlich verbessern können) finden wir im Laufe des Spieles auch weitere Hilfsmitteln, um uns das Überleben zu erleichtern. Unterschiedliche Bomben, Shurikens, Fleischköder oder Krachmacher helfen uns, die Zombiehorden im Schach zu halten und zu verkleinern. Das ist auch durchaus notwendig, denn die Zombies sind nicht nur zahlreich, sondern auch sehr diversifiziert. Manche sind extrem langsam, andere wieder relativ flink. Es gibt welche, die mit ätzender Säure aus der Entfernung auf uns spucken, andere explodieren wenn wir sie nur ein wenig anstupsen. Besonders witzig sind ehemalige Soldaten, die noch Handgranaten an ihrem Körper baumeln haben. Die Zombies sind zwar zu dämlich, diese Dinger noch zu benutzen, aber wenn wir sie mit einem gezielten Schuss „aktivieren“, ist das Ergebnis recht explosiv. Vielleicht nicht realistisch, aber dafür unheimlich spaßig. Neben Energydrinks oder kleinen Snacks sind vor allem Medkits lebensnotwendig, um unsere Gesundheit wieder aufzubessern.

Die Zensur schlägt zu

Zumindest wenn ihr aus Deutschland seid. In Österreich und der Schweiz ist das Spiel mit keinen „gewaltvermindernden Maßnahmen“ erschienen. Was bedeutet die Zensur für Spieler aus Deutschland? Dead Island 2 in Deutschland ist nicht so erschienen, wie es die Entwickler ursprünglich entworfen haben. Trotz der „ab 18“ Einstufung der USK kam es in Deutschland zu einigen Schnitten, die allerdings das eigentliche Gameplay nicht dramatisch verändern. Während Spieler:innen aus der restlichen Welt tote Zombies in ihre Einzelteile zerlegen können, ist dies für Spieler:innen aus Deutschland nicht möglich. Das wäre ja nicht so schlimm, aber wirklich unangenehm ist es, das Spieler:innen aus Deutschland auch im Mehrspielermodus (auf öffentlichen Servern) nur mit Spielern aus Deutschland gemeinsam spielen können – außer wenn ihr mit Freunden spielt, hier können Freunde aus dem Ausland auch mit euch zusammen zocken, allerdings wird während der Partie dann auch deren Fassung zensuriert. Die Zensur betrifft übrigens die PC Version ebenso wie die Konsolenfassungen. Während es für die PlayStation (internationalen Account erstellen) und die Xbox (Ländereinstellungen ändern) aber durchaus möglich ist, eine internationale Version zu kaufen, so ist die Umgehung der (IP-basierten) Regionalsperre am PC im Epic Store nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Bei Erscheinen des Vorgängers Dead Island Riptide im Jahr 2015 kam es übrigens zu einem kleinen Gaming-Skandal – für die limitierte Auflage der „Zombie Bait Edition“ für Europa und Australien ist eine Statue eines Zombie-Torsos beigelegen. Nach einem Aufschrei in der Presse hat sich Deep Silver dafür entschuldigt und das Ding wieder aus dem Verkehr gezogen. Der kopflose Torso im Bikini war zwar wirklich ekelig, aber wer damit ein Problem hat, sollte generell um das ganze Dead Island Franchise einen weiten Bogen machen.

Releaseverschiebung

Dead Island 2 ist etwas später als ursprünglich geplant erscheinen. Und ich rede hier jetzt nicht von der letzten Verschiebung von Februar auf April dieses Jahres. Die Verspätung ist zwar nicht ganz so dramatisch wie es bei Duke Nukem Forever war, aber Dead Island 2 hätte eigentlich bereits 2015 erscheinen sollen. Dazu ist es aber nie gekommen, denn der Entwickler (Yager Development aus Berlin) hat 2015 (angeblich aufgrund „unterschiedlicher Vorstellungen“ über den Inhalt des Spieles) das Handtuch geworfen und die Produktion wurde eingestellt, auch andere Entwickler (Sumo Digital) konnten das Spiel nicht fertigstellen. Erst 2019 hat Dambuster Studios (ein internes Studio von Deep Silver) mit der Arbeit begonnen, um das Spiel nun auch zu vollenden.

Zusammenfassung

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