Deep Rock Galactic im Test

Zwerge, Bärte, Minen und Bier: der Stoff aus dem epische Abenteuer sind. Ein Garant für brachiale Schlachten gegen riesige Monster in unvorstellbaren Tiefen. Deep Rock Galactic bietet das Fantasy-Gesamtpaket, eingebettet in ein abgedrehtes SciFi-Setting à la Starship Troopers. Auf dem unwirtlichen Planeten Hoxxes IV graben wir mit einem Team von bis zu vier Zwergen nach wertvollen Ressourcen und bekommen es bei unseren Missionen mit Legionen von extraterrestrischen Käfern zu tun. Damit wir nicht als haariges Buffet für die außerirdische Brut enden, hat uns unser Arbeitgeber Deep Rock Galactic jede Menge Feuerkraft spendiert. Also steht einer fröhlichen Graberei nichts mehr im Wege, oder?

In diesem Absatz sollte ich eigentlich etwas über die Story von Deep Rock Galactic schreiben, doch diese ist kaum bis gar nicht vorhanden und lässt sich, wie bei jedem Action-Titel der etwas auf sich hält, in ein bis zwei Sätzen zusammenfassen: „Ihr seid Bergarbeiter des intergalaktischen Konzerns Deep Rock Galactic und baut in deren Auftrag wertvolle Mineralien ab. Dummerweise werden jedoch die Minen von hungrigen Killer-Insekten bewohnt!“ Die hauchdünne Geschichte ist allerdings keine Schwäche das Games. Deep Rock Galactic möchte keine aufwendige Erzählung präsentieren, sondern hat seinen Schwerpunkt in anderen Aspekten, und da kann es auf ganzer Linie überzeugen.

Die absolute Härte sind Zwerge, Gold und Bärte!

Deep Rock Galactic springt in die Lücke, welche Left4Dead hinterlassen hat. Mit einem Trupp von bis zu vier Zwergen könnt ihr, in Kooperation mit anderen Spielern, Missionen in prozedural generierten Leveln absolvieren. Während die Umgebung in den meisten Fällen optisch recht abwechslungsreich ausfällt, ist das beim Missionsdesign leider nicht der Fall. Ihr landet in einer Mine, baut die benötigten Ressourcen ab, bunkert diese in eurem M.U.L.E. (einem Transportroboter mit Spinnenbeinen) und folgt diesem danach wieder zurück zum Extraktionspunkt.

Obwohl es bei den Aufträgen etwas an Variation mangelt, sind diese nie langweilig. Ein Faktum, das diversen Faktoren zu verdanken ist. Da wäre zum einen die immense Kreativität und Varianz bei den Gegnertypen. Von Käfern, Larven und Gewürm ist alles dabei und jedes Monster verlangt eigene Vorgehensweisen. Gerade auf höheren Schwierigkeitsstufen ist daher unbedingte Absprache und Koordination im Team erforderlich. Dank der unglaublichen Anzahl der Monster kommt es trotzdem immer wieder zu herrlich chaotischen Scharmützeln, so das dadurch kein Kampf dem anderen gleicht.

Haben wir eine Mission abgeschlossen, bekommen wir als Belohnung natürlich mächtig Schotter und wenn wir diverse optionale Vorgaben erfüllt haben, können wir in einem Skill-Tree zusätzliche Perks aktivieren. Das verdiente Geld lässt sich in Waffenverbesserungen und allerlei kosmetische Items wie Kleidung und Bärte für unsere Zwerge investieren.

Die fantastischen Vier

Insgesamt gibt es in Deep Rock Galactic vier Klassen mit eigenem taktischen Fokus. Der Späher verfügt über einen Enterhaken und kann mit seinen Leuchtraketen Licht ins Dunkel bringen. Der Bohrer geht in besonderen Tempo allen Arten von Gestein an den Kragen und heizt der krabbelten Horde mit dem Flammenwerfer ordentlich ein. Der Ingenieur macht mit Plattformen schwer zugängliche Mineralien erreichbar und sein Geschütz ist ideal, um unbewachte Eingänge abzusichern. Der Tank wartet mit einer schweren Gatling-Gun auf, was für ordentlich Damage sorgt und mit seinen Seilbahnen können wir auch tiefere Ebenen erreichen, ohne Schaden zu nehmen. Man merkt, dass bei der Gestaltung der Klassen viel Wert auf gegenseitige Ergänzung in der Teamarbeit gelegt wird. Sein spielerisches Potential schöpfte Deep Rock Galactic vor allem dann aus, wenn ich es gemeinsam mit Freunden gezockt habe. Das gezielte balancieren und einsetzen der verschiedenen Zwerge machte mir da am meisten Spaß!

In der Theorie kann man Deep Rock Galactic übrigens auch als Solo-Abenteurer spielen. Hierfür bekommt ihr eine Drohne namens Bosco zur Seite gestellt. Diese verfügt jedoch nur über eine Hand voll von Funktionen, wie z.B. das Ausleuchten von Gebieten, leichtere Angriffe auf Gegner und das Abbauen von Mineralien. Leider geht damit in der Praxis aber das „Wir gegen die!“ Gefühl und damit auch ein großes Stück den Spielspaßes verloren.

Verloren in der Tiefe

Deep Rock Galactic spielt sich aus der Ego-Perspektive. Dadurch steuert es sich genretypisch funktional und weist keine gröberen Macken auf. Die Welten sind in ihrer eigenwilligen Comic-Grafik toll gestaltet und sehr immersiv.

Die Zeitspanne der Aufträge liegt, je nach Komplexität der Levelstruktur und der Missionsvorgaben, zwischen 20 und 40 Minuten. Auch hier sei gesagt: Theoretisch! Denn wenn Deep Rock Galactic aus meiner Sicht eine Schwäche hat, dann ist es die Orientierung in den Minen. Na gut, wenn ich ganz ehrlich bin, sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass ich im Allgemeinen über den Orientierungssinn einer toten Blindschleiche verfüge, aber auch meine Freunde fanden die Wegfindung nicht immer optimal. Das Gebiet in dem man operiert wird via 3D-Holomap dargestellt und erfordert manchmal ein gewisses um die Ecke denken, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn die Gruppe sich trennt ist ein Zusammenfinden alles andere als einfach. Problematisch wird das besonders, wenn ihr die Vorgaben eures Auftrags erfüllt habt und euren M.U.L.E. ruft, damit er das Team extrahiert und zurück zum Startpunkt bringen soll. Dabei geht die Lore mit Beinen exakt jenen Weg zurück, den das Team zuvor gegraben hat. Als Orientierungshilfe stellt die Maschine Fackeln auf. Da die Abholung nach Ablauf einer gewissen Zeit passiert, kommt ziemlicher Druck auf und wenn man dann versehentlich falsch abbiegt oder die Übersicht verliert, dann ist das manchmal etwas frustrierend.

Blöd ist dann auch noch, wenn man zum Ausgangspunkt sprintet, von einer Horde Insektoiden überfallen wird und vor lauter Panik versehentlich seine Freunde abknallt, denn es gibt friendly fire! Wobei das weniger zu Frust als zu den größten Lachern beim Zocken geführt hat.

FAZIT

Deep Rock Galactic hat den Early Access verlassen. Ich hatte schon während diesen sehr viel Spaß damit, aber in seiner fertigen Form ist es schlicht großartig! Ich bin im allgemeinen ein großer Fan von Zwergen, in allen Varianten. Daher hatte mich Deep Rock Galactic schon ab Sekunde Eins am Haken. Die Missionen sind zwar in ihren Grundzügen nicht unbedingt Abwechslungsreich, aber mit ihren prozentual generierten Elementen doch unberechenbar genug um spannend zu bleiben. Die Action in Deep Rock Galactic ist fesselnd, sympathisch chaotisch und verlangt ein funktionierendes Team. Um den großartig designten Monsterhorden Herr zu werden, sind die vier verschiedenen optimal auf die verschiedenen Stärken und Schwächen des Anderen ausbalanciert und ergeben als ganzes eine sich ergänzende Einheit. Im Zusammenspiel mit Freunden ergibt sich dabei ein toller Drive aus Erkundung, Kampf und Sammeln. Ein wenig mehr Optimierung und Übersicht hätte ich mir bei der Orientierung gewünscht. Gerade in den hektischen Endphasen der Missionen ist uns die recht schwer zu lesende 3D Map diverse Male zum Verhängnis geworden. Das ist allerdings eine eher kleine Macke. Das Gesamtpaket ist mit seinem Gameplay, seinem Humor, seiner Selbstironie und der tollen sympathischen Optik so gelungen, dass man trotz kleinerer Macken viele Stunden Spielspaß mit Deep Rock Galactic haben wird.

Was ist Deep Rock Galactic? Ein kreativer Koop-Shooter mit Zwergen.
Plattformen: PC, Xbox One
Getestet:  PC Intel Core i5-6500, 8GB RAM, Radeon RX Vega
Entwickler / Publisher: Ghost Ship Games/Coffee Stain Publishing
Release: 13. Mai 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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