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Deliver Us The Moon im Test

2020 scheint die Science-Fiction auf den ersten Blick vollends pragmatisch geworden zu sein und zu ihren frühesten Wurzeln zurückzukehren. Neuerlich dreht sich in dem äußerst stimmigen Action-Adventure Deliver Us The Moon, das nach seiner erfolgreichen Veröffentlichung auf Steam nun auch auf der PlayStation 4 und Xbox One erschienen ist, alles um den steinernen Erdtrabanten sowie die großen Hoffnungen welche die Erdbevölkerung in denselben setzt. Von der neuerlichen Reise zum Mond hängt nichts Geringeres als das Überleben der Menschheit ab. Schienen wir unserem steten nächtlichen Begleiter bereits Mitte des 20. Jahrhunderts all seine Geheimnisse abgelauscht zu haben, belehrt uns KeokeN Interactive eines Besseren.

Die Beschäftigung mit dem Mond als mythischem Sehnsuchtsobjekt geht historisch jedenfalls weit zurück: Bereits im 10. Jahrhundert berichtet eine Geschichte der morgenländischen Sammlung von Erzählungen Tausend und eine Nacht vom Mond und den auf ihm befindlichen herrschaftlichen Behausungen. Auch die älteste japanische märchenhaft-romantische Erzählung aus demselben Jahrhundert dreht sich um eine junge Frau, deren Heimat der Mond ist, wohin sie mithilfe ihrer Zieheltern zurückzukehren gedenkt. 1865 dann trat Jule Verne seine literarische Reise von der Erde zum Mond an und 1902 schoss uns Georges Méliès, in einem nicht unerheblich von Jules Vernes Roman inspiriertem Stummfilm, per Raumschiff in Patronenform auf denselben; unvergessen der konsterniert blickende Mann im Mond mit Projektil im Auge. 1912 war das Ziel Edgar Rice Burroughs‘ dann schon der Mars und von 1966 bis 1969 entführte uns James Tiberius Kirk mitsamt seiner Crew auf dem Raumschiff Enterprise überhaupt in weit entfernte Galaxien, auf der verwegenen Mission dorthin zu gelangen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war. Allererst mit der Einstellung der Originalserie Raumschiff Enterprise, als hätten wir die fiktionale Krücke symbolträchtig von uns zu werfen versucht, holte die Wirklichkeit die Fantasie endlich ein.

Es war der 21. Juli 1969 (um genau zu sein 02:56 Uhr und 20 Sekunden gemäß der heute gültigen Weltzeit UTC oder 04:56 Uhr und 20 Sekunden nach mitteleuropäischer Sommerzeit) als die Menschen vor den Fernseh- und Rundfunkgeräten den Atem anhielten, während sie Neil Armstrong dabei begleiteten, wie er mit einem kleinen Schritt einen riesigen Sprung für die Menschheit vollendete. Mitten in die Wirren des kalten Krieges hinein gelang es den USA den ersten Menschen heil auf den Mond zu befördern. Fortan wurde der Mars als neues Ziel auserkoren und auch die Science-Fiction schritt auf ihrer Suche nach weiter entfernten Zielen voran und landete dabei nicht zuletzt, wie etwa von Stanislav Lem in Solaris (1961) eindrucksvoll festgehalten, inmitten der menschlichen Psyche. Die Abgründe derselben, Suprematie und mit Skrupellosigkeit gepaarte Egomanie, erweisen sich letzten Endes auch als das Ziel von Deliver Us The Moon. Nicht jedoch ohne auch die leisen Töne des Überwürfnisses einer desillusionierten Tochter mit ihrem Vater anzustimmen. Dabei erfindet KeokeN Interactive das Raumschiff weder hinsichtlich der Erzählung noch – und man möchte fast hinzufügen: schon gar nicht – des zugrundeliegenden Gameplays neu und doch schafft das Team ein spannendes und vor allem stimmungsvolles Abenteuer, das mir jedoch gegen Ende die Zornesröte ins Gesicht trieb.

Von Erfolgen und Tragödien, Familien und ihren Zwistigkeiten

Deliver Us The Moon ist wörtlich zu nehmen. Denn das Spiel öffnet mit dem Bericht von einer Energiekrise, in welche sich die Menschheit 2030, aufgrund des drohenden Verbrauchs aller terrestrischer fossiler Brennstoffe, hineinmanövriert hatte. Auf der Suche nach neuen Energiequellen wird die Menschheit auf dem Mond fündig: das Isotop Helium-3 soll es richten. Aus diesem Grund schickt die World Space Agency (WSA) 2032 eine bemannte Weltraummission auf den Mond, um dort eine Kolonie zu errichten und das Helium-3 zur Energiegewinnung abzubauen. 2041 wiederum gelingt es der WSA, unter der Projektleitung von Dr. Isaac Johanson, im Wege der Mikrowellen-Energie-Transmission (der Microwave Power Transmission MPT) die gewonnene Energie über Radiowellen zur Erde zu senden. Nie mehr, so lässt der enthusiasmierte Johanson wissen, werde die Erde neuerlich im Dunklen tappen.

Doch die Euphorie über diesen technischen Fortschritt währt nur kurz. Denn ironischerweise ereignet sich 2054 ausgerechnet auf dem Mond selbst ein folgenschwerer Stromausfall, der nicht nur jegliche Kommunikation zwischen Erde und Mondkolonie kappt, sondern zugleich den Mikrowellen-Energie-Transmitter zum Stillstand bringt; keine Energie wird mehr zur Erde transferiert und mit dem Mond gehen auch auf der Erde neuerlich die Lichter aus. Desillusioniert und nicht minder erzürnt über das Scheitern des MPT-Projekts, der Enttäuschung der durch das Projekt geschürten großen Hoffnungen wegen, wird die WSA bereits im darauffolgenden Jahr aufgelöst. Anstelle in den Sternen nach schnellen Lösungen für selbstverursachte Probleme zu suchen, solle die Menschheit ihren Blick gefälligst auf die Erde selbst richten.

Doch eine kleine Gruppe ehemaliger WSA-Mitarbeiter hält am Mond fest und will, allen öffentlichen Widerstandes zum Trotz, ergründen, was 2054 zum abrupten Abreißen des Energieflusses vom Mond zur Erde geführt hat. In einer geheimen Basis in der Wüste arbeitet die Gruppe unter dem Namen Fortuna an einer neuerlichen Mondreise, die 2059 verwirklicht wird. Als Astronaut übernehmen wir die Aufgabe auf dem Mond nach dem Rechten zu sehen und den MPT neuerlich zu reaktivieren.

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