In der Summe aller Möglichkeiten ist kein Ereignis unwahrscheinlich. Gibt es also jenseits unserer Realität Universen in denen sich unsere Ängste, Sorgen, Träume und Hoffnungen manifestieren und ein eigenständiges Leben führen können? Realitäten also in denen das „Was wäre wenn…“ mehr ist als eine bloße Annahme? Wenn dem so wäre, würden dann Inkarnationen unseres Selbst existieren, welche Glücklicher, erfolgreicher, besser aber auch grausamer sind als wir? Wenn wir dieses Gedankenspiel zulassen, und uns diesen Fragen hingeben, stoßen wir auf unserer Suche nach Antworten vielleicht auf ein Universum, in dem selbst jemand wie Batman lacht… sehr zum Bedauern jener die es nicht tun!
Ein scheinbarer Routineeinsatz nimmt für den dunklen Ritter seltsame Züge an, als er auf die Leiche von Bruce Wayne stößt. Der leblose Körper des Milliardärs ist bis zu einem gewissen Zeitpunkt identisch mit dem Batmans. Sie teilen sich diverse Narben, welche darauf hindeuten, dass die Leben der beiden Fledermäuse parallel verlaufen sind, eine Zeit lang zumindest. Denn irgendein Ereignis in der Existenz des nun toten Bruce Wayne führte dazu, dass die gemeinsamen Lebenspfade voneinander abwichen. Der Tote war um die 40, also älter als es Batman zum Zeitpunkt der Handlung ist. Falten im Gesicht deuten darauf hin, dass der Verblichene in seinem Leben mehr gelacht hat, als es für den uns bekannten Batman üblich ist. Auch gibt es Anzeichen dafür, dass die tote Version Waynes glücklich verheiratet war und eine Tochter hatte. Diese Leiche ist der Körper eines Bruce Waynes, welcher seinen Frieden fand und die Fledermaus begraben hatte. Die größte Sehnsucht Batmans liegt vor ihm manifestiert und zugleich tot. Gestrandet in einer Dimension, die nicht die seine ist. Es gibt nur ein Wesen, welches in der Lage ist durch die verschiedenen Realitäten zu reisen und alternative Inkarnationen Waynes zu entführen: Der Batman, der Lacht! Ein Batman, der einst in seiner Dimension den Joker tötete und durch dessen Gas zu einem verstörenden Mischwesen mutierte und darob zum mächtigsten Diener des Fledermausgottes Barbatos wurde. Ein Feind den Batman nur besiegen kann, wenn er selbst zu dem wird, was er am meisten fürchtet.
Ein neuer Stern am Schurken-Himmel!
Der Batman der Lacht, war mit das Beste, was Batman Metal zu bieten hatte. Die groteske Mischform aus Batman und dem Joker, erinnerte mich sofort an Horror-Granden wie Clive Barkers Pinhead und hat sich einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen verdient. Deshalb war meine Freude groß darüber, dass Schöpfer Scott Snyder dieser abgefahrenen Interpretation des dunklen Ritters eine fünf Hefte umfassende Mini-Serie spendierte. Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber von einer Figur, die so verdorben, krank und dunkel ist, dass selbst der Joker zur moralischen Instanz aufsteigt, will ich unbedingt mehr sehen!
Mit Der Batman, der Lacht, tauchen wir tiefer in eine Erzählung ein, welche sich um multiple Dimensionen dreht, in denen die Ängste und Hoffnungen der Menschen Form annehmen. Der Batman, der Lacht entführt die diversen Versionen Waynes nicht nur, um dem „echten“ Batman zu zeigen, dass er die schwächste Inkarnation der Fledermaus ist, sondern weil er (natürlich) einen ganz eigenen Plan für Gotham verfolgt. Dieser – wie sollte es anders sein – soll natürlich auf Chaos, Blut und Gemetzel hinauslaufen.
Gewalt ist die innerste Essenz des Batmans der Lacht und so kommt die Mini-Serie in Sachen Splatter überraschend blutig daher, zumindest für eine Batman-Geschichte. Es werden Köpfe abgeschnitten, Gliedmaßen fliegen durch die Gegend und das Blut fließt in Strömen – Peter Jackson wäre stolz.
Doch bietet die Mini-Serie mehr als nur eine besonders saftige Präsentation des Geschehens. Ich mochte die Geschichte, welche mit ihren „Was wäre wenn…“-Überlegungen durchaus einen Nerv bei mir traf und mit wirklich kreativen Ideen, diese sehr konsequent ausspielt. Wozu wird ein kleiner Bruce Wayne, wenn dieser Joe Chill, unmittelbar nach dem Mord an seinen Eltern, mit seiner eigenen Waffe tötet? Zu einer Art Punisher, dessen Erzfeind nicht der Joker ist – der sieht sich in dieser Realität schon lange die Radieschen von unten an – sondern James Gordon, der den Todesritter mit aller Macht in seine Schranken weisen will.
All diese Zutaten ergeben jetzt kein philosophisches Magnum Opus, aber eine Geschichte die mit ihrem Aufbau, gepaart mit grandiosen Zeichnungen, zu jedem Zeitpunkt Spaß macht; einen starken Magen und ein Herz für coole Antagonisten vorausgesetzt.
FAZIT
Der Batman, der Lacht ist ein unterhaltsames Spektakel. Ich liebe den Joker als Antagonisten, doch das hier präsentierte bizarre Mischwesen, mit seinem Style und dessen höllischem Naturell, könnte dem Clownprinz ernsthafte Konkurrenz in meinem Ranking machen. Ich habe jedes einzelne der insgesamt fünf Hefte genossen. Dieses Gedankenspiel, dass unsere Sorgen und Hoffnungen in anderen Dimensionen real existieren, fand ich sehr ansprechend. Man sollte sich allerdings keine philosophische Auseinandersetzung mit der Idee um alternative Realitäten erwarten. Dieselbe dient lediglich als Rahmen, um eine skurrile, ja, Horror-Geschichte rund um Batman zu entfalten. Es mag nicht jedem gefallen, dass die Gewalt in dieser Comic-Reihe sehr explizit ist, aber ich empfand es als passend, da es viel zur eigenwilligen Atmosphäre beiträgt. Wenn ihr euch aber, wie ich, in jenem Genre zu Hause fühlt, dann wünsch ich euch viel Spaß mit Der Batman der Lacht!
Was ist Der Batman, der Lacht? Eine Horror-Geschichte im Batman-Universum .
Autor: Scott Snyder
Zeichner: Jock
Veröffentlicht und zur Verfügung gestellt von: Panini/DC Comics
Link: Offizielle Webseite