Desperados III Im Test

Es knallen wieder die Revolver! Nach mehr als einem Jahrzehnt seit den letzten Abenteuern erzählt Desperados III, nun endlich die Vorgeschichte von John, Kate und DocMcoy. Soviel sei verraten: Das Warten hat sich gelohnt!

Die Geschichte der Desperados ist selbst eine abenteuerliche. Gegründet im Fahrwasser der Commandos Erfolge, entwickelte Spellbound Studios im Auftrag von Infogrames 2001 das erste Western Commandos namens Desperados: Wanted Dead or Alive. In diesem übernahm der Spieler den Haudegen John Cooper und führte ihn sowie seine Kumpane zu unzähligen Stealth Kills. Das Spiel kam gut an und so folgte auch relativ bald die Fortsetzung „Desperados 2: Coopers Revenge“ 2006. Zu diesem Zeitpunkt unter der Führung von Atari, mit welchem Spellbound Studios jedoch derlei Zahlungsprobleme hatte, dass sie die Zusammenarbeit abbrachen und ein geplantes Add-On namens Desperados: Conspiracy schließlich unter neuem Publisher als eigenes Spiel Helldorados veröffentlichten. An der Qualität der Spiele gingen die Streitigkeiten nicht spurlos vorbei und auch der teilweise sehr knackige Schwierigkeitsgrad war nicht jedermanns Sache.

Dergestalt dauerte es nun satte 13 Jahre bis THQ Nordic den dritten Teil der Reihe unter die Leute bringt. Mit dem simplen Namen „Desperados III“ darf sich das noch recht junge Mimimi Entwickler Studio aus München an der Hoffnung für Real Time Taktiker versuchen. Einige Erfahrungen haben sie immerhin schon mit ihrem 2016 veröffentlichten Shadow Tactics: Blades of the Shogun gesammelt. Dies hat, wie der Name schon verrät, das beliebte Rezept der Schleichtaktiken in das feudale Japan versetzt und dem damals relativ brach liegenden Genre frischen Wind eingehaucht. Folgerichtig haben die Münchner auch die neuen Impulse von Shadow Tactics in Desperados III weiter entwickelt. Während es also inhaltlich zurück in die Vergangenheit geht und als Prequel die Vorgeschichte von Desperados: Wanted Dead or Alive erzählt, kann der dritte Teil der Desperados technisch und gameplaymäßig die Fans mit diversen Neuigkeiten beglücken.

Voodoo, Gatling Guns und Bianca

Die wichtigste ist die sogenannte Showdown Funktion, mit welcher der Spieler nicht nur die Zeit anhalten kann, sondern auch Aktionen planen kann, die daraufhin ausgeführt werden. Im weiteren Verlauf, ist es möglich auf diese Art großangelegte Angriffe aller seiner Mitstreiter zu koordinieren, welches eine Vielzahl an Vorgehen eröffnet. Apropos Mitstreiter – hier kommen mit Hector (seines Zeichens bärenstarker Fallensteller), Kate O´Hara (Spezialistin in Tarnen und Täuschen) und dem immer treffsicherem Doc McCoy (Scharfschütze & Giftmischer) nun auch die mysteriöse Voodoo Priesterin Isabelle Moreau zum Einsatz. Ihre Fähigkeiten stellen ebenso eine willkommene Neuerung dar, kann sie doch die Bösewichte direkt beeinflussen und diese kurzfristig verwirren, oder sogar kontrollieren. Auch eine Voodoo Eigenschaft des Verknüpfens ist verfügbar, sodass einem zweiten Schurken, dasselbe Schicksal erfährt wie seinem Kumpan. Fähigkeiten wie diese sind unterhaltsam und bringen frischen Wind in die – sowieso schon – große Auswahl der Vorgehensmöglichkeiten in Desperados III.

Die Geschichte erfindet das Rad nicht unbedingt neu, zusammen gehen unsere Helden gegen die ebenso korrupte wie gierige und brutale Eisenbahngesellschaft vor. Dafür bieten die Karten eine beeindruckende Größe und ermöglichen viele verschiedene Wege und Vorgehensweisen. Die Übersicht bleibt dank freier Zoom und Drehbarkeit, sowie „Markierung“ benutzbarer Gegenstände ebenso erhalten. Teilweise kann man sich sogar unter Zivilisten mischen und deren Gespräche (oder die der Gauner) belauschen, welche manchmal auch nützliche Hinweise auf mögliche Lösungen bieten. All dies ist auch nötig, da sich die Gegner durchaus intelligent verhalten und je nach Schwierigkeitsgrad (welcher übrigens sehr frei variierbar ist) eine tödliche Herausforderung bieten. Die Steuerung ist komfortabel und meist auch recht genau, sogar die Wegfindung funktioniert generell. Selbst Liebhaber der Gamepads können sich in Desperados III an ihrer bevorzugten Steuerung erfreuen. Das einzig nervige Element, welches mir persönlich auffiel, war die Steuerung einer Gatling Gun, welche ja eigentlich ein Vergnügen sein sollte, da ultimatives Zerstörungswerkzeug. Am Ende habe ich jedoch davon abgelassen und die Mission still und heimlich erledigt. Die verschiedenen Optionen gibt es ja zum Glück fast immer.

High Noon in modern

Grafisch weiß das Spiel jederzeit zu gefallen und die großen Karten werden sehr schön präsentiert. Auch die Sprecher der Helden, die nicht nur in den Cut Scenes auftreten, sondern das Geschehen während der Missionen immer wieder kommentieren, tragen zur unterhaltsamen Schleichstrategie bei. Gerade mit dem sardonischen Doc McCoy macht das unbemerkte Meucheln Spaß. Extra unterhaltsam wird es dann, wenn er mit Trapper Hector eine Wette veranstaltet, wer denn mehr Bösewichte eliminiert. Allzu ernst nimmt sich das Spiel glücklicherweise auch zu keiner Zeit, sodass die zeitweise stressigen Momente immer mit amüsanten abgewechselt werden.

Für Hardcore Strategen kommen noch diverse Extra Herausforderungen für jedes Szenario hinzu, sowie eine Replayfunktion am Ende jeder Mission und eine Aufstellung der benutzten Fertigkeiten und Charaktere. Hingegen werden sie über die automatische Erinnerung an die letzte Speicherzeit wohl nur die Nase rümpfen können. Speichern sollte man als normaler Spieler jedoch viel und regelmäßig. Selbst wenn es nicht automatisch Game Over bedeutet, wenn die Recken doch einmal entdeckt werden. Denn sofern man die unmittelbare Gefahr noch ausschalten und sich schnell verstecken kann, verlassen die Gegner den Alarm Modus nach erfolgloser Suche wieder. Jedoch bleiben die Wachen der Verstärkungsstuben, welche bei Alarm aktiviert werden und in Intervallen neue Gegner auswerfen, weiter auf der Karte und erschweren euch das Meucheln. Im schlimmsten Fall können die Desperados III Helden, es jedoch durchaus mit einer kleineren Truppe an Gegnern im direkten Kampf aufnehmen. Denn – wenn keiner mehr da ist um Alarm zu schlagen, bleibt man auch ungesehen – nicht wahr?

Fazit

Mit dem dritten Teil der Desperados ist den Mimimi Studios ein überraschend amüsanter Western Stealth Taktik Hit gelungen, der sowohl Veteranen, aber vor allem auch Neueinsteiger, welche eventuell bei Commandos HD eher an der Unbarmherzigkeit verzweifeln, anspricht. Die Präsentation ist zeitgemäß, von Grafik bis zu Musik und Sprechern alles versprüht den Westernflair. Vor allem aber macht das neuartige Element des Showdown viele Kombinationen möglich, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Dies abgerundet durch amüsante Präsentation und innovative Fähigkeiten der eigenen Streiter, macht Desperados III zumindest für mich, zum besten Teil der Reihe.

Was ist Desperados III? Ein Stealth Taktik Strategiespiel
Plattformen: PC
Getestet: INTEL Classico QuadCore i7-4770K / 32GB RAM [4×3.50GHz]
Mainboard:[1150] MSI Z87-G45 Gaming
RAM:1600MHz RAM Modul(e)
[NVIDIA] GTX1080 8GB
Entwickler / Publisher: Mimimi Studios/THQ Nordic
Release: 16.Juni 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 9.6

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 10 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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