Destiny im Test

Dass bisher teuerste Spiel aller Zeiten lockt mit „Next Gen Grafik“ vom Feinsten. Trotz des horrenden Budgets wirkt Destiny jedoch noch sehr unfertig.

Nach mehrjähriger Entwicklungszeit und Kosten von 500 Millionen Dollar ist das Warten auf den MMO Sci-Fi-Shooter von Activision und Bungie endlich vorbei. Wer in der Hoffnung lebte, vor allem ein innovatives Spielerlebnis geboten zu bekommen wird leider etwas enttäuscht. Denn Destiny geht den üblichen Weg aller MMO-Spiele und verzichtet auf die erwartete Revolution des Genres.

Die Geschichte startet in einer postapokalyptischen Zukunft in der finstere Aliens aus dem Weltall das Ziel verfolgen die Menschheit auszurotten. Bis auf Alt-Russland sind alle Städte auf der Erde vollkommen zerstört worden. Und so heißt es für die verbliebenen Menschen nun auf in den Kampf. Als Hüter in Begleitung unseres Roboterfreundes mit dem Namen Geist fliegen wir durch das Weltall um der außerirdischen Bedrohung die Stirn zu bieten.

Auf in den Kampf

Bevor die Spielwelt endgültig betreten wird, muss der eigene Held zusammengebastelt werden. Zu Beginn wählt man zwischen den drei Klassen Titan, Jäger oder Warlock. Jede der Klassen verfügt über eigene Spezialfähigkeiten. Der Titan ist eine Kampfmaschine mit immenser Feuerkraft. Der Jäger hingegen ist ein flinker Fernkampfexperte und als Warlock seid ihr mit magischen Fähigkeiten ausgestattet. Im eingeschränkten Charaktereditor geht es anschließend an die äußerliche Anpassung des Helden unter anderem durch die Auswahl einer beliebigen Rasse. Sobald die Tutorial-Mission abgeschlossen wurde geht es ab ins eigentliche Spielgeschehen. Im Turm, der Basis für Handel und Kommunikation angekommen, läuft man ohne ausreichende Erklärung zunächst etwas planlos durch die Gegend und entdeckt Händler, Postbeamte und weitere Ansprechpartner. Im späteren Verlauf kann man hier Rüstungsgegenstände bzw. Waffen kaufen, Zusatzaufgaben annehmen, die Post lesen, mit befreundeten Spielern abhängen und vieles mehr. Um im Turm von einem NPC zum anderen zu gelangen ist es notwendig ewig lange Gänge abzulaufen, die anfangs wirken als wäre man in einem Labyrinth gefangen. Die unvorteilhaften Laufwege in Kombination mit den teilweise endlos erscheinenden Ladezeiten können auch hartgesottene Spieler an ihre Frustrationsgrenzen treiben.

Zu Anfang gibt es im Turm jedoch wenig zu entdecken, weshalb man sich in den Orbit bzw. auf das eigene Raumschiff teleportiert um den Kampf gegen die fiesen Aliens aufzunehmen. In Alt-Russland, der einzigen Kolonie die auf der Erde verblieben ist, gilt es die ersten Story-Missionen zu meistern. Die insgesamt 20 storybezogenen Missionen bieten allerdings nur wenig Abwechslung. Denn meistens geht es darum Artefakte zu untersuchen, mit dem Geist etwas zu hacken oder neue Gebiete zu untersuchen. Für die durchwegs großen Distanzen zwischen den einzelnen Missionszielen in einem Level hält Destiny den Sparrow-Gleiter, ein futuristisches Motorrad für jeden Spieler bereit. Der Gleiter und das Raumschiff können zwar verbessert werden, jedoch lassen sie sich nur optisch aufwerten.

Shooter-Spaß vom Feinsten

Die Eintönigkeit der Story-Missionen kompensiert Bungie unter anderem mit einem exzellenten Spielgefühl. Die Steuerung ist äußerst intuitiv, weshalb sich eingefleischte Ego-Shooter-Fans sehr schnell heimisch fühlen werden. Die Kämpfe sind dynamisch nicht zuletzt wegen der intelligenten KI der metallbesetzen Aliens. Es kann schon passieren, dass einem eine Horde Außerirdischer plötzlich umzingelt und somit in eine aussichtlos erscheinende Lage drängt. Derartige Situationen lassen sich nur dank des herausragenden Waffenarsenals lösen. Gewehre, Raketenwerfer, Pistolen, und vieles mehr können einerseits im Kampf gewonnen oder im Turm gekauft bzw. aus Artefakten umgewandelt werden. Das gilt auch für die klassenspezifischen Rüstungsgegenstände, die dem Träger zusätzliche Fähigkeiten wie stärkere Abwehrkräfte gegen Schüsse verleihen können. Der Hüter kann zu jeder Zeit im Charaktermenü angepasst werden. Neben der Auswahl der Waffen- und Rüstungsgegenstände enthält das Menü auch einen kleinen, aber feinen Talentbaum. Nach einem Levelaufstieg werden beispielsweise neue Arten von Granaten, der Doppelsprung oder Verbesserungen der klassenspezifischen Fähigkeiten freigeschalten. Ab Stufe 15 erhält jeder Hüter einen zusätzlichen Skill Tree, wodurch die eigenen Talente wieder neu ausgerichtet werden können.

Miteinander oder Gegeneinander

Um Missionsziele zu lösen genügt es in Destiny meist alleine durch die Landschaft zu streifen. Sehnt man sich jedoch wieder nach Gesellschaft, dann bieten das Koop-Gameplay oder der kompetitive Mehrspieler-Modus spannende Abwechslung. Während des Koop-Gameplays metzelt man sich beispielsweise zu dritt durch immer anspruchsvollere Wellen von Außerirdischen, die schlussendlich auch noch einen Panzer auf einen hetzen. In solchen Momenten fehlt es eindeutig an Kommunikation. Es ist zwar vorab über das PS4-Menü möglich eine Chat-Party mit Freunden zu starten, aber es existiert kein spielinterner Kommunikationskanal für Unterhaltungen mit fremden Gamern. Gemeinsame Operationen können aufgrund der fehlenden Abstimmung zum Spießrutenlauf werden. So passiert es, dass Teammitglieder planlos durch die Gegend laufen oder niemand darauf achtet, ob ein Hüter widerbelebt werden muss. Der kompetitive Mehrspieler-Modus hingegen bietet Spaß für jeden Spielertypen. Die meist vorteilhaft gestalteten Karten im PvP-Bereich erlauben es taktischen Spielern genauso wie schussfreudigen Actionsheros ihre Vorlieben in einer Partie auszuleben. Insgesamt stehen in Destiny fünf PvP-Modi zur Auswahl – Kontrolle, Konflikt, Rumble, Gefecht und Bergung. Im Kontroll-Modus müssen in Teams von jeweils sechs Personen nach üblicher Capture the Flag Manier Zonen eingenommen werden. Das klassische Team-Deathmatch zu sechst erwartet einem im Konflikt-Modus. Jeder gegen jeden heißt es hingegen bei Rumble. Im Gefecht stehen sich zwei Gruppen von jeweils drei Spielern in einem Team-Deathmatch gegenüber. Im Vergleich zum Konflikt-Modus spielt man im Gefecht mit kleineren Truppen und die Teammitglieder können wiederbelebt werden. Im letzten der fünf Modi agiert man nicht nur als Jäger sondern auch als Sammler. In Dreierteams sammelt man Relikte, die nebenher gegen die gegnerische Mannschaft verteidigt werden müssen. Während der Duelle bzw. des Koop-Gameplay sammelt man massig Erfahrungspunkte, wodurch der Levelanstieg weitaus schneller erfolgt als während der Story-Missionen. Auch allerhand Rüstungsgegenstände und Waffen gilt es in den kompetitiven und gemeinschaftlichen Modi freizuspielen.

Malerische Himmelskörper

Einer der größten Vorzüge von Destiny ist die liebevolle Next-Gen-Graphik. Die derzeitigen vier Planeten Erde, Mond, Venus und Mars bieten eindrucksvolle Landschaften, die individuelle Gegner bereithalten und erkundet werden wollen. Auf der Erde kämpft man sich beispielsweise durch einen Schiffsfriedhof. Der Mond führt einen unter die Erde in ein Höhlensystem. Pflanzen und Ruinen zieren die Venus und der Mars ist überzogen von rotem Sand. Während den Streifzügen auf den Planeten verliert man gerne mal die Orientierung. In solchen Momenten weist einem der Geist den richtigen Pfad. Eine zusätzliche Umgebungskarte gibt es nicht, obwohl sie häufig doch sehr hilfreich wäre. Aktuell wirken die Landschaften wegen der überschaubaren Anzahl von Gegnern noch etwas unbewohnt und statisch, aber es ist zu erwarten, dass die Spielewelt in den nächsten Monaten erweitert wird. Vielleicht ja auch um den ein oder anderen Planeten unseres Sonnensystems.

FAZIT

Auf den ersten Blick erfüllt Destiny aufgrund der häufig statisch wirkenden Umgebung, der eintönigen Story-Missionen und der zwar spaßbringenden, aber üblichen PvP-Modi, nicht die Erwartungen die im Vorfeld von Activision geschürt wurden. Auch das hervorragende Spielgefühl und die intelligenten NPC’s täuschen nicht darüber hinweg, dass der Spielverlauf bzw. die Umgebung unfertig sind. Aber wenn man den Entwicklern glauben darf, dann ist der derzeitige Inhalt erst der Anfang einer Menge vielversprechender Updates. Dieser Aspekt lässt hoffen, dass Destiny sich von einem durchwegs unterhaltsamen zu einem hervorragenden postapokalyptischen Shooter entwickeln wird.

Ein Gastartikel von Viktoria Dirry

Gesamtwertung: 7.6

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 6 | Handling: 8 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8

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