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Devil May Cry 5 im Test

Devil May Cry is back! Und diesmal weder als Remake noch als Reboot, sondern als waschechte Fortsetzung der Originalserie. Und so viel sei schon mal gesagt: Auch wenn die Charaktere mittlerweile um Einiges gealtert sind, leidet die Reihe nach wie vor auf keinen Fall an Altersschwäche. Hell yeah, Baby!

Neues Spiel, neuer Dämon

Devil May Cry 5 setzt einige Jahre nach dem Ende von Teil 4 an und wirft euch direkt ins Geschehen: Ein riesiger dämonischer Baum, der Qliphoth, hat in der Stadt Red Grave Wurzeln geschlagen und einmal mehr Dämonen den Zugang zu eurer Welt ermöglicht. In der Rolle von Nero, den Serienveteranen schon aus dem Vorgänger kennen, und begleitet von Neuling V, lauft ihr also einige Meter durch dämoneninfizierte Umgebung, um euch dann auch direkt dem zur Erde durchgedrungenen Dämonenkönig Urizen zu stellen – allerdings nicht, bevor ihr ihm dabei zugesehen habt, wie er Dante vor euren Augen gehörig vermöbelt. So weit, so schlecht. Was bleibt euch also übrig, als euer bewährtes Motorsägen-Schwert zu ziehen und auf die Höllenbrut einzuhacken – oder es zumindest zu versuchen, denn die Attacke endet, erwartungsgemäß, in eurer kläglichen Niederlage. Glücklicherweise kommt euch der nun wieder halbwegs fitte Dante aber prompt zu Hilfe und ermöglicht euch und V die Flucht zurück in sicherere Gefilde, um einen neuen Plan auszuarbeiten, dem selbsternannten Adeligen den Garaus zu machen … Und wer war dieser überhaupt noch mal?

Devil May Cry 5 im Test

Devils May Cry

Wie im Intro schon ersichtlich, dreht sich die Handlung diesmal nicht nur um einen zu-cool-um-wahr-zu-sein Teufelsjäger, sondern gleich um drei: Wer bereits ein Devil May Cry gespielt hat, dem brauchen wir Dante wohl nicht näher vorzustellen, Nero aus DMC4 ist nach eindeutigem Anti-Milchbubi-Upgrade auch wieder mit von der Partie, und dann wäre da noch der neue Mitstreiter V, der auf den ersten Blick ein wenig nach Kylo-Ren-Verschnitt aussieht, sich aber schon in den ersten Missionen als definitiv interessanter Charakter entpuppt. Im Laufe des Spiels schlüpft ihr in die Rolle aller drei, wobei jeder von ihnen seinen eigenen Kampfstil und seine eigenen Fertigkeiten mitbringt.

Dante bedient sich einmal mehr seiner eingeschworenen Waffenkombination aus Schwert Rebellion und Zwillingspistolen Ebony & Ivory, die nach und nach um weitere Klingen und Schusswaffen ergänzt werden. Mit Balrog könnt ihr zudem im Beinahe-Dämonen-Zustand Schläge und Tritte austeilen und der Sohn Spardas wäre nicht der Sohn Spardas, wenn er nicht auch dank Devil Trigger Gebrauch von seinen dämonischen Kräften machen könnte. Aktiviert ihr den Devil Trigger, steigen Attacke und Defensive und ihr regeneriert Gesundheit.
Zusätzlich schaltet Dante im Kampf zwischen vier Stilen umher, die respektive seine Schwertattacken buffen (Swordmaster), seine Schüsse stärken (Gunslinger), ihm besondere Schnelligkeit verleihen (Trickster) oder ihn standhafter machen (Royalguard). Im Kampf könnt ihr fließend zwischen diesen vier Stilen wechseln, um euch blitzschnell jeder Situation anzupassen und möglichst stylish zu kämpfen.

Auch Nero bleibt seinem vorherigen Stil treu, allerdings mit einer kleinen Änderung: Oberdämon Urizen hat nämlich Neros Dämonenarm geklaut, und so fällt es nun Badass-Mechanikerin Nico zu, euch regelmäßig neue mechanische Arme mit allerlei praktischen Bonuseffekten zu bescheren, genannt Devil Breaker. Zu Beginn könnt ihr dabei vier davon mitführen, ihr findet aber auch weitere in den Umgebungen – und das ist gut so, denn die Arme gehen regelmäßig kaputt, wenn ihr ihre Spezialfähigkeiten nutzt. Oder aber, wenn ihr sie absichtlich zur Explosion bringt, um eure Gegner von euch zu schleudern und euch so ein wenig Luft zum Atmen zu verschaffen und besonders starke Angriffe zu unterbrechen.
Abgesehen von seinem Nicht-mehr-Dämonenarm stehen Nero auch wieder sein Schwert Red Queen – Kettensägen-Mechanik inklusive –sowie sein Gewehr Blue Rose zur Verfügung.

Als letzter im Bunde fehlt noch der mysteriöse Neuzugang V, dessen Herkunft genauso shady ist wie seine Kampfmethode – und das kann man gerne wörtlich verstehen. V kämpft nämlich eigentlich gar nicht selbst, sondern bedient sich indessen dreier Dämonen: der sprechenden Vogelkreatur Griffon, des Panther-artigen Shadow sowie des Giganten Nightmare. Während Griffon für Luft- bzw. Fernkampfangriffe zuständig ist, kämpft Shadow am Boden. Beide dürfen von V per eigener Taste auf Gegner gehetzt bzw. per Devil Trigger gestärkt werden, um ihren Attacken für kurze Zeit besondere Power zu verleihen. Nightmare kann indessen ab drei vollen Devil Trigger Abschnitten als selbst agierende Superwaffe beschworen werden, die zwar nicht direkt kontrolliert werden kann, dafür aber besonders kräftige Hiebe austeilt.
Haben die drei es gemeinsam oder einzeln geschafft, die Gegner an den Rand des Todes zu bringen, muss ihnen der selbst recht schwächliche V bloß noch den finalen Stoß verpassen, während er sich im restlichen Geschehen besser im Hintergrund aufhält. Es sei denn natürlich, einer seiner dämonischen Begleiter wird von den Gegnern kampfunfähig geschlagen. Die Lebenskraft der Kreaturen regeneriert sich zwar nach einiger Zeit auch von alleine, jedoch kommen sie schneller wieder zu Kräften, wenn sich V in ihrer Nähe befindet.

Devil May Cry 5 im Test

Smokin‘ Sexy Style

Devil May Cry ist vor allem für eines bekannt: seinen – absichtlich – komplett übertriebenen Coolness-Faktor, und natürlich dreht sich auch im neuesten Serienableger wieder alles darum, wie stilsicher ihr in den Kämpfen abschneidet. Je nachdem, wie effektiv, abwechslungsreich und unantastbar ihr in den Kämpfen eure diversen Fertigkeiten kombiniert, erhaltet ihr einen Style-Rang, den ihr jederzeit (sofern ihr zumindest Rang D erreich) seitlich am Bildschirm mitverfolgen könnt.

Um den Style-Rang möglichst hoch zu halten, müssen also coole Kombos her – und diese erhaltet ihr bei Nico. Die dauer-rauchende Mechanikerin kreuzt mit flotten Sprüchen und einem Fahrstil, der selbst Evel Knievil alt aussehen lässt, immer dann auf, wenn ihr eine Telefonzelle findet, und verkauft Dante und Nero Upgrades für ihre Waffen, Stil-Erweiterungen und neue Devil Breakers bzw. V Stärkungen und neue Kombos und Fähigkeiten für seine Kreaturen und den Devil Trigger. Als Bezahlung dient in gewohnter Weise kristallisiertes Blut in Form roter Orbs, die von Gegnern fallen gelassen sowie in der Umgebung zerschlagen und dann eingesammelt werden können.

Alles, was dann noch bleibt, ist die derart erworbenen Kombos und Fertigkeiten gekonnt einzusetzen und euch bis zum SSS-Rang (Smokin‘ Sexy Style!) hochzukämpfen. Wie erfolgreich ihr dabei seid und wie stylish ihr in jeder der insgesamt 20 Missionen generell abschneidet, bestimmt euren allgemeinen Missions-Rang, und dieser wiederum, wie viele rote Orbs ihr als Belohnung abkassiert.

Devil May Cry 5 im Test

Mit Stock, Charme und Pistole

Wer Devil May Cry spielt, der erwartet in erster Linie ein Action-Hack’n’Slay-Game, das auf cineastische Coolness setzt und sich dabei alles andere als ernst nimmt. Devil May Cry 5 reiht sich hier ein, kommt dann aber doch mit einigen sehr positiven Änderungen daher.

Zum einen wäre da die Story: Seit Teil 1 der Serie wurde die Dichte an Handlung mit jedem Teil höher und die Charaktere durchgehend tiefgehender; DMC5 setzt hier nochmal eines drauf und erzählt uns diesmal eine durchgehend fesselnde Story mit großartigem Erzähltempo, die nicht nur als Draufsatz zu den Kampfsequenzen dient, sondern diese wirklich relevant macht, sich auf vorige Teile beruft, ohne nur bereits Gesehenes zu wiederholen, und geschickt mit Rückblenden arbeitet, um den Spannungspegel hoch zu halten. Gleichzeitig ist das Geschehen zwar immer noch lächerlich cool (eben stylish!), aber nicht mehr ganz so over-the-top, wie das bislang zumeist der Fall war – was dem Plot und der Charakterpräsentation durchaus guttut. Einziger kleiner Kritikpunkt an der Sache: Dante wirkt in Teil 5 schon beinahe etwas zahm und seine (englische) Stimme, der es diesmal leider (ob aufgrund der Regie oder des Sprechers, sei dahingestellt) etwas an Biss fehlt, unterstreicht diesen Eindruck nur. Dafür glänzen die anderen Charaktere umso mehr, vor allem V, dessen Voice Actor perfekte Arbeit auf voller Länge leistet.

Die zweite größere Änderung wäre das Missions-Design. Während wir bis inklusive Teil 3 jeweils bloß mit einem Charakter durch die jeweilige Kampagne hack’n’slay-ten und in DMC4 fixe Missionen mit entweder Nero oder Dante bestritten, habt ihr hier nun des Öfteren die Auswahl, mit welchem der Teufelsjäger ihr in die Schlacht ziehen wollt – eigene Wege inklusive. Das sorgt nicht nur für einen hohen Wiederspielwert, sondern ermöglicht noch ein weiteres Feature: Ihr könnt nun im Spiel das Netzwerk aktivieren und so mit anderen Spielern gleichzeitig losziehen. In einer Mission kämpft ihr euch so beispielsweise mit Nero und V durch eine alte U-Bahn-Station; wählt ihr Nero, werdet ihr mit einem V-Spieler gepaart, seht diesen auf seiner Seite der Geleise, und müsst sogar mit ihm zusammenarbeiten, um weiterzukommen. Schneidet der Spieler gut ab, dürft ihr ihn nach Missions-Ende bewerten und ihm somit einen goldenen Orb (quasi ein Gratis-Continue) schenken – und er euch natürlich ebenso. Das Feature beeinflusst das Spielgeschehen nur unmerklich und kann deaktiviert oder so eingestellt werden, dass PSN-Freunde bevorzugt mit euch zusammengewürfelt werden, ist aber ein witziger Bonus.

Devil May Cry 5 im Test

Mensch … oder doch Teufelsjäger par excellence?

Devil May Cry 5 bietet euch knapp 15 Stunden Hauptplot und ist somit eines der längsten Spiele der Serie. Wer die Story durch hat, der hat aber immer noch Einiges zu tun.

Zum einen wären da die serientypischen Geheimnisse, die es zu entdecken gilt: Eine Geheimmission pro Story-Mission, die gefunden werden muss und euch vor besonders harte Herausforderungen stellt, aber auch reich belohnt (einmal entdeckt, dürfen die Geheimmissionen auch vom Hauptmenü aus gestartet werden) sowie versteckte oder schwer zu erreichende Orb-Fragmente (vier blaue werden zu einem neuen Abschnitt eurer Lebensanzeige, vier violette zu einem neuen Abschnitt der Devil-Trigger-Leiste) laden zum erneuten Spielen der Abschnitte ein – genau wie die vorhin angesprochenen alternativen Pfade einiger Missionen sowie freischaltbare Kostüme bei besonderen Leistungen und mehr.

Und dann wäre da natürlich noch der Schwierigkeitsgrad. Zu Beginn des Spiels könnt ihr wahlweise als „Mensch“ (Anfänger) oder „Teufelsjäger“ (Serienkenner) spielen; nach Abschluss des Durchgangs werden jedoch noch weitere Schwierigkeitsgrade freigeschaltet, die auch diesmal wieder von „Sohn Spardas“ (Serienveteran) über „Dante muss sterben“ (Meister) bis hin zu „Himmel oder Hölle“ (Experte) und sogar „Hölle und Hölle“ (Masochist) reichen. So schnell wird begeisterten Dämonenjägern also wohl nicht langweilig werden.

Devil May Cry 5 im Test

STILsicheres Graphikspektakel

Bleibt nur noch, auch über die audiovisuelle Präsentation zu sprechen, und auch hier gibt sich das Spiel kaum Blößen:

Die Umgebungen reichen von den Straßen Red Graves und dessen Hafen über dämonifizierte Tunnelsysteme bis hin zu Bergpässen mit alten Villen und die von Blut und Giger-esquer „Architektur“ bestimmten Äste des Dämonenbaums Qliphoth. Die erste Spielhälfte gestaltet sich dabei zwar etwas abwechslungsreicher als die zweite, von öden Gegenden kann aber auch dann keinesfalls die Rede sein; und auch die Gegner, die diesmal vornehmlich Insekten ähneln, bieten abwechslungsreiche Designs und immer neue Moves, die es zu lernen und kontern gilt. Das wahre optische Highlight des Spiels sind aber die Charaktere, die dank Mo-Cap, Face Scans und des vorhin schon angesprochenen (größtenteils) guten bis sehr guten Voice Actings beinahe schon lebendig wirken. Das restliche Audio baut hingegen auf viele der bekannten DMC-Sounds samt gewohnt fetziger Rock-Songs und bringt einen somit direkt zurück in die Serie.

Was einen leider auch zurück in die Serie bringt – diesmal leider im nicht so positiven Sinn – ist die bockige Kamera in Kombination mit der serientypisch eigenen Sprungdynamik. Der Blickwinkel darf diesmal zwar (meistens) frei gewählt werden, die Kamera will dann aber doch nicht ganz so, wie sie soll – und natürlich gibt es auch wieder so manche Stelle, an der die Perspektive aus Gameplay-Gründen ungünstig fixiert wird. Retrofeeling auf die nicht so prickelnde Art. Das war’s dann aber auch schon mit den Meckerpunkten.

FAZIT

Devil May Cry 5 – wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht, nachdem das Franchise nach Teil 4 rebootet wurde. Umso freudiger hab ich dem fünften Ableger entgegen gefiebert – und siehe da: Ich wurde nicht enttäuscht. DMC5 liefert uns eine durchwegs spannende Story mit für die Serie schon beinahe untypischer Plotdichte und interessanten Charakteren(twicklungen), ein Gameplay, das abwechslungsreicher kaum sein könnte, sowie eine audio-visuelle Präsentation, die im Hack’n’Slay-Genre durchaus ihresgleichen sucht. Und das alles, obwohl sich das Spiel immer noch eindeutig nach Devil May Cry anfühlt. Für mich punktet der Titel jedenfalls auf voller Länge und ich wage zu behaupten, dass wir es hier mit dem bislang besten Teil der Reihe zu tun haben. Nach diesem Comeback hoffe ich nur noch drauf, dass jetzt noch einige weitere Serieneinträge in (mindestens) der gleichen Liga folgen werden.

Was ist Devil May Cry 5? Der unverhoffte 5. Teil des stylishten Hack’n’Slays, das ihr je gespielt habt.
Plattformen: PC, PS4, Xbox One
Getestet: PS4-Version
Entwickler / Publisher: Capcom
Release: 8. März 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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